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View Full Version : [A Neocron Story] Der Sohn Crahns



Noazbol
18-11-09, 15:36
Hi Leute.

Ich möchte meine Story hier in Teilen veröffentlichen. Jede Woche kommt ein neuer Schnipsel. Die Einleitung fällt hier etwas länger aus, damit ihr zügig in die Story kommt. Viel Spass beim Lesen.


---- Der Sohn Crahns Teil 1 ----
Der Abend dämmerte, die Welt verdunkelte sich und wurde nur noch vom schwachen Schein der radioaktiven Strahlung in der Atmosphäre erhellt. Hier und da huschten nahezu unsichtbare Schatten durch die Wastelands, unheimlich zogen sich Nebelschwaden an Hügeln hinauf und bedeckten den grauen Boden mit seichter Nässe, radioaktivem Kondenswasser, welches die ohnehin schon gebeutelte Gegend nur noch mehr verseuchte. Die Wastelands waren von rauer Natur geprägt, wie zerklüftete Felsen und riesige Wüsten, aber auch von weiten Wiesen im Süden der Welt, rundum die Stadt Neocron. So wechselten sich verseuchte Flüsse und Teiche mit halb verfallenen Wäldern im Osten ab, im Westen durchziehen gefährliche und trickreiche Sümpfe die Ebenen und im Norden waren die Wastelands durch Erosion und radioaktivem Niederschlag am unwirtlichsten. Vereinzelt gab es Städte, wie TechHaven im Zentrum der verfallenen Welt, die sich durch unterirdische Bauten weitgehend der Radioaktivität entzogen und im Nordwesten die Military Base, deren Wände so schwer waren, dass man im Inneren nahezu unbeschwert leben konnte. Der Dome of York im Norden dieser Welt war vor langer Zeit von einer gewaltigen Explosion erschüttert worden und die Überlebenden mussten von da an in einer zerfallenen Stadt hausen und den widrigsten Lebensbedingungen trotzen. Man kann sagen, dass die Bewohner der Stadt Neocron ganz im Süden der Wastelands das bessere Los gezogen haben. Allerdings waren die Randbezirke der Stadt, wie die Outzone und der Pepper Park verschmutzt. Huren, Mutanten und Bettler durchzogen diese Bezirke auf der Suche nach Nahrung und Kundschaft, was oftmals dasselbe bedeutete. In dieser Welt zählte ein Menschenleben nicht viel, die verschiedenen Konzerne und Fraktionen bekriegten sich untereinander und deren Spione und Söldner zögerten nicht Opfer zu bringen. Dies war eine Welt in der der Zweck immer die Mittel heilte und die Schwachen die Schwachen blieben bis sie der Tod erlöste. Der Tod war meist der einzige Ausweg für die dort lebenden Menschen um den Machenschaften der Konzerne zu entgehen und für immer fern zu bleiben. Obwohl Krieg zwischen dem Dome of York und Neocron herrschte, zögerten die Konzerne nicht, auch mit verfeindeten Fraktionen Geschäfte zu machen. Immer wieder gerieten Menschen in diesen schwelenden Konflikt und ein solcher war Lloyd Rayne, dessen Leben sich schlagartig ändern sollte, ohne dass er darauf einen Einfluss hätte haben können.

„Was machst du da Bruder?“
„Ähhh ... ich ähhh, das Citycom hier funktioniert nicht richtig, wie es scheint.“, Lloyd suchte nach einer Ausrede. „Ich wollte mal sehen was, da nicht stimmt!“
„Für so etwas haben wir Techniker, du hast hier eigentlich nichts verloren. Mach dass du fort kommst“ sagte der Bruder in der langen roten Kutte.
Das liess sich Lloyd nicht zweimal sagen und eilte aus der Kommandozentrale des Hauptquartiers. Die grosse Kirche inmitten des Dome of Yorks war die Leitstelle, der Crahn'schen Bruderschaft und so ziemlich das unheimlichste Gebäude der Wastelands. Der Turm ragte hoch in den Himmel, während ein riesiges rundes teilweise zerbrochenes Glasfenster das Mittelschiff in ein schummriges Licht tauchte. Zudem ging auch noch ein stetiger eisiger Luftzug durch die Kirche, welcher Türen und Bänke knarren lies. Der muffige Geruch liess ausserdem darauf schliessen, dass die Brüder Crahns kaum Wert auf Körperhygiene legten.
Puh, dachte Lloyd. Das war gerade noch mal gut gegangen. Wäre der Bruder wenige Sekunden früher gekommen, dann hätte er ihn womöglich beim Hochladen von Informationen bemerkt und das wäre fatal gewesen.
Lloyd Rayne war ein Spion der City Admin, welcher die Bruderschaft infiltrieren sollte. Den Auftrag dazu hatte er vor zwei Jahren erhalten, der eigentlich nur besagte, dass er einen Weg finden sollte der Bruderschaft beizutreten, die Lügendetektortests zu bestehen und dann auf dem schnellsten Weg wieder zurück nach Neocron ins City Admin Hauptquartier zu kommen. Als er sich jedoch die Aufnahme in die Bruderschaft erschlichen hatte, erfuhr er durch Zufall, dass die Bruderschaft an einer geheimen Waffe forschte um die Stadt Neocron vernichten zu können. Als er dies der City Admin mitteilte, wurde veranlasst, dass er das Noviziat antreten sollte um ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft zu werden. Sein neues Ziel war, die Pläne für diese Waffe zu entdecken und eine Schwachstelle in der Verteidigung der Bruderschaft zu finden, um diese zu vernichten.
Damit die Bruderschaft besiegt werden konnte, bedurfte es mehr Mittel, als die City Admin aufbringen konnte, da war sich Lloyd sicher und er konnte auch keine Schwachstelle ermitteln, die zuverlässig genug war, als dass ein Sieg Neocrons hätte garantiert werden können, jedoch konnte er in den zwei Jahren seiner Anwesenheit mehr über die Pläne der geheimen Waffe der Bruderschaft herausfinden.
Die Anhänger Crahns wollten eine Armee aufstellen, welche nur aus Maschinen bestand. Die Idee an sich war nicht neu in dieser Zeit, viele Mächte hatten schon Kriegsmaschinen entwickelt und diese auch mehr oder minder erfolgreich eingesetzt. Die Bruderschaft jedoch wollte diese jedoch mit Psi-Kräften ausstatten, ihnen also die Möglichkeit geben die Elemente zu beeinflussen. Bisher sind nur die Psi-Mönche der Bruderschaft selbst in der Lage gewesen diese Kräfte einzusetzen. Die PSI-Schnittstelle sollte ausserdem dazu benutzt werden an die Spitze der neuen Maschinen einen gentechnisch veränderten Menschen zu setzen, welcher die Maschinen kontrollieren konnte und selbst unvorstellbare Kräfte besass.
Die Aufzeichnungen zu diesen Plänen lasen sich utopisch und normalerweise hätte Lloyd diese als blosse Hirngespinste abgetan, allerdings gab es während seines zweijährigen Noviziats Hinweise auf die tatsächliche Umsetzung der Pläne. So wurden den Novizen, ihm eingeschlossen, diverse Flüssigkeiten gespritzt, ohne dass sie wussten was sie bewirken mochten. Lloyd nahm an, dass dies Substanzen waren um die Probanden, in diesem Fall die Novizen, gentechnisch zu verändern. Jedoch spürte Lloyd kaum Veränderungen an sich, weder wurde er kräftiger noch konnte er Maschinen kontrollieren. Die bisherigen Versuche mussten also Fehlschläge gewesen sein.
Es wäre wohl Ironie des Schicksals, wenn ausgerechnet er die Armee von Maschinen leiten sollte, wo er doch ein Gefolgsmann der City Admin war.
Lloyd war nicht weit davon entfernt seine Ausbildung abzuschliessen um ein richtiger Bruder Crahns zu werden. Er selbst glaubte nicht an Crahn, was er der Bruderschaft selbstverständlich vorenthielt, aber er war den anderen Novizen an Disziplin und Eifer weit voraus und so war es wahrscheinlich, dass er als Nächstes in den Stand eines geachteten Bruders erhoben wurde. Durch diesen Aufstieg in der Karriereleiter, würde es ihm sicherlich möglich sein, tieferen Einblick in die geheimen Pläne der Bruderschaft zu erhalten.
Während seiner Zeit im Dome of York, lernte Lloyd eine Fallen Angels Mitarbeiterin namens Evelyn kennen und sie verliebten sich. Den Novizen war der Kontakt mit Frauen strengstens verboten. Sie schafften es jedoch sich heimlich zu sehen, ohne dass irgendwer etwas davon hätte mitbekommen können. Evelyn wusste nichts davon, dass Lloyd ein Anhänger Crahns, geschweige denn, dass er ein Spion der City Admin war. Lloyd war klar, dass er ihr bald reinen Wein einschenken musste, denn andernfalls konnte ihre Beziehung nicht von langer Dauer sein.
Er ging weiter das Mittelschiff der Kirche Crahns hinunter und gesellte sich zu den anderen Novizen um die allabendliche Gebetsstunde abzuhalten. Morgen sollte er neue Implantate im Tech Haven besorgen und er würde Evelyn besuchen können. Daher freute sich auf etwas Zerstreuung von der sonst so harten Arbeit.
Als er sie am nächsten Tag in TechHaven aufsuchte, wurde ihm die Entscheidung, ihr sein wahres Leben zu beichten abgenommen.

Noazbol
18-11-09, 15:37
„Evelyn, bist du da?“ Lloyd war aufgeregt, sie nach so langer Zeit wieder zu sehen.
Ein Schrei ertönte aus dem Appartment und Lloyd erschrak, als plötzlich die Tür auf ging und ihm Evelyn entgegen sprang. Sie warf sich in seine Arme und weinte vor Glück.
„Ist ja gut.. Ich freue mich auch dich zu sehen.“ Lloyd liebte Evelyn, aber an ihre stürmische Art ihn zu begrüssen, konnte er sich einfach nicht gewöhnen.
„Hach Lloyd, du glaubst nicht wie ich dich vermisst habe. Ich muss dir unbedingt was erzählen.“ Sie drückte ihm einen dicken Kuss auf die Lippen und führte ihn dann in ihr Appartment. Es bestand nur aus einem einzigen Raum mit einem Schreibtisch, einem Goguardian und einem Genreplikator, also der Standardausstattung bei Appartments in Tech Haven. Der Raum war kühl gestaltet, mit blauen halb durchsichtigen Wänden und Streben aus kaltem Stahl. Evelyn hatte versucht mit einigen schönen Grafities, Pflanzen und Bildern aus ihrer Jugend dem Raum etwas Leben einzuhauchen, aber der sterile Eindruck blieb.
Normalerweise zogen sie sich kurz nach Lloyds Ankunft aus und liebten sich dann auf Evelyns viel zu kleinen Bett, aber dieses mal drückte sie ihn in einen Stuhl und setzte sich auf ihn.
„Ach so soll’s diesmal laufen? Na gut von mir aus.“ sagte Lloyd und begann sein Hemd aufzuknöpfen.
„Nichts da!“ Evelyn musste lachen und hielt seine Hände fest. „Es geht um etwas völlig anderes. Naja.. zumindest fast.“ Sie kicherte wieder
„Na rück schon raus mit der Sprache, was ist es?“
„Es.... ist ein BABY!“
„ähh... ein Baby?.. wo?“ Lloyd war nicht ganz klar worauf sie hinauswollte.
„Na hier!“ rief Evelyn und zog seine rechte Hand zu ihrem Bauch. „Ich bin schwanger Lloyd.“
„OH MEIN GOTT!! SCHEISSE!“ Lloyd war ausser sich und stiess Evelyn von sich herunter, aber als er sah, wie sich Evelyns Augen mit Tränen füllten, lenkte er ein.
„Nein, Evelyn du darfst das nicht falsch verstehen. Es ist toll, dass du, ich meine wir, ein Baby bekommen, aber.. aber..“
„Aber was?!“ entgegnete Evelyn schluchzend.
„Es ist nur..., es gibt so viele Dinge die ich dir erklären muss.“ Lloyd sah ein, dass er nun mit der Wahrheit rausrücken musste, egal wie aufgewühlt Evelyn auch gerade war.
„Weißt du, ich bin nicht derjenige, der ich vorgebe zu sein. Ich bin....“ Plötzlich klopfte es an der Tür und er und Evelyn schauten gleichzeitig auf.
„Wer da?“ rief Lloyd, ihm schwante Böses. Bisher wurden die beiden in Evelyns Appartment noch nie gestört.
„Tech Haven Security, machen sie die Tür auf. Wir haben einen Durchsuchungsbefehl!“
„Alles klar, ich komme.“ Während er sprach, holte er schon seine Plasma Pistole aus seinem Reisekoffer.
Evelyn sah, was Lloyd vorhatte und fragte: „Mein Gott Lloyd, was machst du da?“
„Ich gehe auf Nummer sicher.“ Er warf den Tisch um und forderte sie auf sich dahinter zu verstecken. Dann näherte er sich vorsichtig der Tür und schaute auf den Bildschirm des Wandterminals, welcher die Vorhalle zeigte. Es waren insgesamt vier Leute der TH-Security, mit ihren charakteristischen blauen Uniformen und gestickten Fallen Angles Emblemen. Jedoch konnte Lloyd sich nicht sicher sein, dass das alle waren. Der Kameraausschnitt war nicht sehr gut gewählt und verdeckte die Einbuchtungen an den Seiten der Vorhalle. Also konnten es unter Umständen sogar sechs Securities sein. Zu viele um sie alle mit seiner Plasma-Pistole zu erledigen. Er war zwar von der City Admin mehr als genügend ausgebildet worden und besass auch einiges an Kampferfahrung, aber die Securitas des Tech Haven durfte man nicht unterschätzen.
„Machen sie endlich die verdammte Tür auf!“ Die Polizisten wurden ungeduldig.
„Ja, ja, komme ja gleich.“ Lloyd versuchte etwas Zeit zu schinden um sich einen Vorteil zu verschaffen. Er löste mit einem kleinen Messer das Panel unter dem Wandterminal um an die Drähte zu kommen. Das Terminal besass einen Sensor um beim Betreten des Appartments automatisch das Licht angehen zu lassen. Er verband die Käbel des Bewegungssensors mit der Zündeinheit und einem Plasmapack seiner Pistole. So war seine Waffe zwar nicht mehr zu gebrauchen, aber mit etwas Glück würde das auch nicht nötig sein. Er trat von der Tür zurück, lehnte sich an eine Ecke des Appartements und bedeutete Evelyn den Türöffner auf dem Schreibtisch zu betätigen. Kurz zögerte sie, verstand aber die Weisung und öffnete die Türe.
Sofort stürmten sechs Securitas mit Waffen im Anschlag in die kleine Wohnung und schickten sich an sich im Raum zu verteilen.
Die sind aber nicht wirklich gut ausgebildet, dachte Lloyd und wartete bis der erste Soldat den Vorraum betrat, wo dann der Sensor aktiviert werden würde. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Knall und ein grandioser Lichtblitz erhellte für wenige Millisekunden das Appartement. Lloyd drückte sich noch enger an die Wand und sah Blut und lose Körperteile an sich vorbeiregnen, unter anderem einen Kopf der direkt vor ihm liegen blieb und ihn anstarrte. Er kickte ihn achtlos beiseite und duckte sich um die Ecke um den Vorraum auf Lebenszeichen hin zu überprüfen. Ein einziger Soldat war noch am Leben, der verzweifelt versuchte seine Eingeweide unter seiner Bauchdecke zu behalten, welche durch einen grossen Riss in derselbigen heraus quollen.
Lloyd nahm sich ein Sturmgewehr von einem der toten Securitas und hielt dieses an die Schläfe des dem Tode geweihten Polizisten.
„Du bekommst einen schnellen Tod, wenn du mir sagst warum ihr hier seid.“, versprach Lloyd und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Evelyn hinter dem umgestürzten Schreibtisch hervor kroch, das Gemetzel sah und sich sofort erbrach.
Der Polizist stöhnte und schien kaum einen klaren Gedanken fassen zu können, als er plötzlich antwortete: „Ich ... wir wurden geschickt um den Spion zu verhören.“
Das reichte Lloyd und er schoss dem Mann in den Kopf. Sein Gesicht verschmolz zu einer undefinierbaren breiartigen Masse. Hinter ihm schrie Evelyn. Es war erwiesen, dass diese Männer von der Bruderschaft geschickt wurden um ihn zu verhören und schliesslich zu töten.
Er stand auf und ging langsam zu Evelyn um sie in den Arm zu nehmen. Sie schluchzte und stand sichtlich unter Schock. Lloyd umarmte sie, wusste jedoch nicht was er sagen sollte.
„Wer bist du?“, fragte Evelyn plötzlich.
„Ich werde es dir erklären, aber jetzt müssen wir fort von hier. Die Explosion ist mit Sicherheit nicht unbemerkt geblieben. Auf dem Weg erkläre ich dir alles.“, sagte Lloyd sanft und zusammen standen sie auf. Obwohl Evelyn unter Schock stand, lief sie von selbst und folgte Lloyd, der mit der Waffe in der Hand den Lift in die Eingangshalle des Apartment-Komplexes nahm.
Sie folgten den Schildern, die sie zum Ausgang des Tech Haven führten. Lloyd hatte sich allerdings schon vor langer Zeit einen Fluchtplan zurechtgelegt, den er in Notfällen benutzen konnte. Nach kurzer Zeit bog er von dem Hauptweg ab und duckte sich in einen kleinen Wartungsschacht hinein. Er bedeutete Evelyn, dass sie ihm folgen solle. Da er sich sicher, war, dass er hier ungestört reden konnte, fing er an ihr von seinem Leben zu erzählen, während er durch die unterirdischen Gänge des Tech Haven schlich. Nur gelegentlich stellte Evelyn eine Frage, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und ihre Rolle in der Geschichte zu erkennen. Lloyd versuchte kein Detail auszulassen und zu ihrem Glück stiessen sie unterwegs auf keine Securitas mehr, die sich ihnen in den Weg stellen wollten. Er vermutete, dass die echte Tech Haven Security gar nichts von dieser Operation wusste und nun erstmal ein normales Feuerwehrteam zur Explosionsstelle schicken würde. Das Problem war, dass die toten Männer in dem Appartment alle die Tech Haven Security Uniform trugen und damit würde die echte Securitas sofort eingeschalten werden. Lloyd hoffte, dass sie bis dahin einen genügend grossen Vorsprung hatten, um unbeschadet zum ASG, dem Vehikelterminal an der Oberfläche zu gelangen. Dort hatte er seinen Gleiter deponiert.
Noch während er über seinen Fluchtplan nachdachte hörte er plötzlich eine Sirene und er blieb kurz stehen.
„Wir müssen uns beeilen Evelyn. Wir nehmen den Lift zur Oberfläche und von dort meinen Glider.“ Sie willigte wortlos ein und sie rannten die letzten Meter zum Aufzug, der sie an die Erdoberfläche zurückbringen würde. Lloyd hatte immer noch das Sturmgewehr dabei und zur Not würde er dieses auch gebrauchen. Allerdings konnten sie den Lift unbemerkt betreten und während der anderthalb-minütigen Fahrt fragte Evelyn wohin sie denn nun gehen würden.
„Wir werden nach Neocron fliegen und dort der City Admin Bericht erstatten. Die City Admin wird uns beschützen und bei Reza, wir werden von da an eine normales Leben führen können. Ich habe keine Lust mehr auf diese Scheisse.“ Er legte so viel Überzeugung in seine Stimme wie nur möglich, jedoch las er Zweifel aus Evelyns Miene.
Der Fahrstuhl hielt im obersten Geschoss und sie rannten dem Ausgang entgegen. Normalerweise wurde der Eingang von Geschütztürmen bewacht und nicht etwa von Menschen. Allerdings war er offiziell der Bruderschaft und sie den Fallen Angels zugehörig und somit würden die Geschütztürme auch nicht feuern, hoffte er jedenfalls. Es konnte natürlich möglich sein, dass sie bereits als feindlich eingestuft wurden, aber dann wäre es ohnehin schon zu spät. Zu ihrem Glück bewegten sich die Türme nicht, als sie an ihnen vorüber liefen und die riesige Rampe zum Vehikel Terminal hinunter rannten. Lloyd blickte sich zum riesigen Betonklotz, der zur Isolierung des Tech Haven beihalf um und warf dann einen genaueren Blick zum Eingang, konnte aber noch keine Securitas erkennen. Jedoch erschollen schon Rufe von dort, und er war sich sicher, dass ihnen nur noch wenige Sekunden blieben, bis das Feuer auf sie eröffnet werden würde. Lloyd gab einen Code in die Konsole des Vehikel Terminals ein und augenblicklich wurde sein Glider von einem Kran aus der unterirdischen Garage geholt und neben ihm abgestellt. Hinter ihnen erklang auf einmal lautes Gebrüll. Lloyd drehte sich um und feuerte ohne zu zielen auf den TechHaven Eingang. Seine Waffe war ein Gewehr der Pulselaser-Gattung, welche ohnehin schon enorme Streuung hatte, aber er wollte auch niemanden treffen, sondern die Feinde zwingen auf der Rampe zum Eingang Deckung zu suchen.
Er forderte Evelyn auf in den Glider zu steigen, während er noch feuerte. Als sein Magazin leer war, warf er die Waffe weg und sprang ebenso in das Flugzeug. Noch während er den Motor startete und den Antrieb checkte, schossen die Securitas plötzlich zurück. Aber auch das Feindfeuer verflog ohne Wirkung. Die Waffen der Tech Haven Polizisten waren nicht auf weite Entfernungen aufgelegt, da es unterirdisch auch keine längeren Distanzen zu überbrücken galt. Hier auf dem weiten Areal vor dem Tech Haven Eingang waren ihre Waffen nutzlos.
Langsam setzte sich der Flieger in Bewegung und Lloyd steuerte auf eine kleine Startrampe zu um den Glider in die Luft zu zwingen. Der Motor dieses Vehikels war relativ leistungsschwach und es kostete einige Mühe diese Dinger zum Fliegen zu bringen. Währenddessen rannten die Securitas auf das ASG zu, immer noch wild feuernd, aber ohne grossen Schaden anrichten zu können. Weder der Glider, noch dessen Insassen wurden getroffen und nur wenige Sekunden später hob das Paar ab.
Lloyd schaute zurück und beobachtete zufrieden die immer kleiner werdenden Männer, die inzwischen das ASG erreicht hatten. Vereinzelt flogen noch rote Laserkugeln an ihnen vorbei, die ihr Ziel aber weit verfehlten. Sie waren in Sicherheit. Jedenfalls vorerst.

Hoffe es hat euch gefallen. Mehr davon gibts nächste Woche :-)

Drachenpaladin
20-11-09, 01:44
(( joa ganz nett.. aber hier und da kann sicher noch an der formulierung noch etwas feilen.. so aber schonmal nicht schlecht :) ))

Guardian of DoY
15-12-09, 16:19
Bis auf kleine Schreibfehler und Formulierungsfehler sehr spannend. Aber angesichts der Masse an Text werden diese Fehlerchen bedeutungslos :)

Wann gehts endlich weiter? ;) Es ist bereits 1 Monat vergangen 8|


Gruß
Guardian of DoY

Noazbol
15-12-09, 16:25
Hi Guardian und Drachenpaladin.

Danke für die konstruktive Kritik.

Ich hatte bisher keine weiteren "Schnipsel" veröffentlicht weil ich dachte, dass die wirkliche Leserschaft ziemlich gering schien.

Aber natürlich werde ich die Fortsetzung baldigst liefern.

Drachenpaladin
15-12-09, 19:02
"gugge ma risch hinne" wie mein Opa sagen würde^^
der Thread hatt mehr als 500 Aufrufe, reicht dir das nich als wirkliche Leserschaft?!

KahoS
15-12-09, 22:15
lol als ich "der sohn crahns" las mußte ich sofort an RaTmaN denken <-- der schrieb sich doch so !?! dat waren noch zeiten.....btt schön geschrieben :)

Noazbol
15-12-09, 23:49
Mit wirklicher Leserschaft meinte ich auch, dass von den 500 Clicks maximal 5 Leser dabei waren. :-)

Ohne irgendwelche Kommentare kommt man dann ins Grübeln ob man noch mehr veröffentlichen möchte. Aber morgen Mittag gibts die Fortsetzung.

Ghostface_Speak
16-12-09, 09:03
viele wollen auch einfach den thread nicht vollspammen damit du hier geordnet weiterschreiben kannst ;)

urgs,jetzt haste mich aus der reserve gelockt

Noazbol
16-12-09, 11:40
Hier die Fortsetzung. Diesmal etwas weniger. Ich habe versucht, die Verbindung zwischen Evelyn und Lloyd noch etwas zu schärfen. Tja, ob die Flucht von Tech Haven glückt und sie wohlbehalten in Neocron ankommen?
Liest selbst:

Die Strecke zwischen Tech Haven und Neocron konnte man in wenigen Stunden zurücklegen. Theoretisch war es möglich mit einem Hoverbike über das Mittelgebirge bis in Flachland vorzustossen, um dann mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung der Stadt Neocron zu fahren. Mit einem Glider hingegen hatte man zwar keine Probleme das Mittelgebirge zu überwinden, aber auf dem Flachland gab es kaum atmosphärische Strömungen, welche einen weiter nach Süden hätten treiben lassen. So war der kleine Elektromotor der einzige Antrieb, welcher zwar zuverlässig seine Arbeit verrichtete, jedoch war man auch dermassen langsam, dass Lloyd fürchtete, bald eingeholt zu werden. Die doch länger dauernde Reise nutzten Evelyn und Lloyd um sich über ihre Gefühle füreinander klar zu werden und Pläne für die Zukunft zu schmieden. Natürlich ging es in erste Linie um das Kind, welches bald geboren werden würde und sie überlegten sich bereits einen Namen für das Baby. In dieser Welt war das Risiko von Fehlgeburten jedoch enorm hoch, da die Strahlenbelastung zu stark war, als dass Neugeborene eine Überlebenschance gehabt hätten. Allein die Tatsache, dass Evelyn schwanger geworden war, grenzte an ein Wunder. Die künstliche Befruchtung oder das Klonen war für die Bewohner der Wastelands normalerweise die einzige Möglichkeit, um Kinder zu bekommen. Daher war Lloyd auch so von der ungewollten Schwangerschaft verblüfft gewesen.
Die Embryos wurden dann bereits nach 4 Monaten Schwangerschaft aus dem Mutterleib entbunden und in einem strahlungsresistenten Brutkasten ernährt. Das war nötig, weil die meisten Säuglinge nach etwa der Hälfte der Schwangerschaftsperiode starben. Körperteile und Organe konnten sich aufgrund der erhöhten Strahlung nicht richtig entwickeln. Evelyn war nach eigener Aussage schon ungefähr drei Monate schwanger und Lloyd konnte anhand der kleinen Wölbung ihres Bauches bereits die fortgeschrittene Schwangerschaft erkennen. Evelyn würde bald entbunden werden. Er hoffte, dass das Kind die blauen Augen und weissblonden Haare seiner Mutter erben würde, denn seine eigenen Gene waren es seiner Meinung nach nicht wert, weitergegeben zu werden. Die nahezu makellose Schönheit und die fast schon naive Herzlichkeit von Evelyn dagegen waren seltene Eigenschaften, die in dieser Welt kaum zu finden waren.
Lloyd freute sich auf die elterlichen Aufgaben, die vor ihnen lagen. Mit Sicherheit konnte er dem Kind eine gute Perspektive bieten, wenn die City Admin ihn erstmal beschützte und mit allem Notwendigen ausstattete. Höchstwahrscheinlich auch mit sehr viel Geld. Er könnte dann einen normalen Beruf ausüben, fernab jeglicher Spionagearbeit. Wahrscheinlich kämen auch keine Aufträge mehr von der Regierung, da seine Identität beim Feind ja mittlerweile bekannt sein müsste.
Während er mit Evelyn darüber nachsinnte, was ihn für ein neues Leben erwarten könnte, sendete er eine Nachricht an das City Admin Hauptquartier um sein Kommen anzukündigen. Ihm wurde die Erlaubnis erteilt, die Stadt Neocron anzufliegen.
Plötzlich leuchtete ein rotes Licht auf seiner Steuerungskonsole auf und ein monotones Warnsignal erklang aus den Frontlautsprechern.
„Scheisse!“, rief Lloyd.
„Was ist das?“ fragte Evelyn und sah sich nervös im Cockpit um.
„Wir wurden von einem Zielsystem anvisiert. Ich versuche auszuweichen.“ Sofort zog er den Glider nach oben und dann wieder hart zur Seite, während das Warnsignal anschwoll. Es musste eine Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden sein, die auf den zuckenden Glider zuraste. Lloyd zog seinen Steuerknüppel nach hinten und der Glider begann sofort in einen Sturzflug umzuschwenken.
Wenn wir getroffen werden, dann wenigstens in der Nähe des Bodens, damit wir noch ein geringe Überlebenschance haben, dachte Lloyd und leitete schlingernde Ausweichmanöver ein. Evelyn, die hinter ihm sass klammerte sich an seinen Körper, was er durch das Adrenalin in seinem Blut kaum bemerkte. Zuletzt schaltete Lloyd den Motor aus und ging damit in den Gleitmodus über damit die wärmegesteuerte Rakete vielleicht ihr Ziel verfehlen würde. Seitdem das Licht angefangen hat zu blinken waren nur etwa zehn Sekunden vergangen und die Rakete könnte jeden Moment einschlagen. Stattdessen sah er durchs Seitenfenster, dass diese in einem weiten Bogen auf den Glider zugeflogen kam und dann knapp über diesem hinwegraste. Die Rakete hatte ihr Ziel verfehlt, aber ihre Annäherungssensoren schlugen Alarm und so detonierte sie wenige Meter entfernt. Die Druckwelle erfasste den Glider und drückte ihn zur Seite, bis eine Tragfläche plötzlich zerbarst. Der Glider begann zu trudeln und Lloyd versuchte krampfhaft gegenzulenken, schaffte es allerdings nur den Winkel zu verflachen, damit sie nicht mit voller Wucht senkrecht auf dem Boden aufprallen würden. Die übrig gebliebene Tragfläche krachte gegen einen Baum und damit war jegliche Kontrollmöglichkeit dahin. Wir werden beide sterben, dachte Lloyd und Evelyn sah das wohl genauso, denn sie klammerte sich an ihn und schrie ihm schauderhaft ins Ohr. Nicht, dass es noch einen Unterschied gemacht hätte. Wenige Sekunden später schlug das Cockpit auf einer grossflächigen Lichtung umringt von meterhohen Nadelbäumen auf. Als das Cockpit über die verdörrte Wiese rutschte, hinterliess es eine breitflächige Kerbe.. Lloyd und Evelyn krallten sich verzweifelt in die seitlichen Armaturen, während sie sich überschlugen. Das Cockpit kam nach etwa hundert Metern schlitternd zum Stehen.

„Wir haben sie erwischt John.“
„Ja, guter Schuss.“ John war sich sicher, den Rest des Abends von diesem ach so tollen Schuss mit der Lenkrakete hören zu müssen, während Eric, der stämmige Mann mit dem Raketenwerfer auf der Schulter, es ihm immer wieder erzählen würde.
„Danke Mann. Sollen wir nachschauen gehen ob sie noch leben?“ Eric war ein Bär von einem Mann, mit breiten Schultern und kantigem Kinn. Er konnte sich am Morgen rasieren und war mittags bereits wieder mit Bartstoppeln übersäht.
„Nicht nötig. Du hast doch gesehen wie sie in den Wald abgestürzt sind. Das überlebt keiner. Und ich habe ehrlich gesagt wenig Lust durch diese Pampa da zu laufen. Ausserdem ist die Strahlung in diesem Teil der Wastelands ohnehin viel zu hoch.“
Eric zupfte an seinem Overall und sagte dann: „Aber wir haben doch Schutzkleidung an, Mann.“
„Wenn’s dir so wichtig ist, dann geh doch, ich bleibe hier und warte auf dich.“ John war sich sicher, Eric damit überzeugt zu haben, denn dieser ging eigentlich nirgendwo alleine hin. Eric erinnerte ihn immer irgendwie an ein zu gross geratenes Kind, welches einfach nichts alleine hinbekam. Aber auch solche Leute brauchte es und vor allem die Bruderschaft war auf dumme loyale Menschen angewiesen, die sich leicht von irgendwelchen Idealen überzeugen liessen.
Sie stiegen auf ihre schnellen Hoverbikes, drehten die Zündschlüssel und fuhren nach Norden, zurück zum Tech Haven. Ihr Auftraggeber würde erfreut sein, vom Tod der beiden Passagiere des Gliders zu hören.
John konnte schon die ganzen Credits in seine Tasche wandern sehen.

Drachenpaladin
16-12-09, 16:52
((ok eine Sache verwirrt mich noch, du schreibst das Gefährt als Gleiter aber beschreibst es aber wie einen Hovercarrier..
aber so nich schlecht))

The_Shadow
16-12-09, 18:01
(jo, die ganze Sache liest sich so eigentlich recht gut, kleine inhaltliche Fehler, was die fahrzeuge angeht mal außen vor. Aber ich denk mal je mehr du schreibst desto besser findest du dich auch in die Story rein, weiter so !)

Noazbol
22-12-09, 15:32
So. Hier die Fortsetzung von "Der Sohn Crahns". Kurze Zusammenfassung, für all die, die das Obige nicht gelesen haben:

Lloyd Rayne war ein Spion der Cityadmin und damit beauftragt die Crahn Bruderschaft auszuspionieren. Er entdeckte Pläne für eine Superwaffe und stellte Nachforschungen an. Während seiner Zeit bei der Bruderschaft verliebte er sich in die FA Mitarbeiterin Evelyn. Bei einem Besuch von Lloyd im Tech Haven wurden er und Evelyn von Schergen der Bruderschaft, die Lloyd als Spion entlarvt hatten, aufgespürt und fast getötet. Doch Lloyd konnte sich und Evelyn befreien. Sie flohen aus dem Tech Haven zu seinem Glider, mit dem sie sich auf den Weg nach Neocron begaben. Noch während des Fluges wurden sie Opfer einer Lenkrakete, die den Glider vom Himmel holte. So stürzten die beiden in eine Lichtung mitten in den Wastelands.

So geht es weiter:

Langsam öffnete Lloyd die Augen. Um ihn herum war es dunkel. Eine kleine Diode leuchtete direkt vor ihm in stetem Blinken auf. Es war das Warnblinklicht, dass das Fahrgestell des Gleiters nicht eingezogen war.
„Was interessiert mich das Scheiss Fahrgestell zum Teufel!“ fluchte er keuchend und hieb mit seinem unverletzten rechten Arm auf die Armaturen. Langsam drehte er sich um und sah über seine Schulter hinweg nach Evelyn. Sie sass reglos in ihrem Sitz und hatte die Augen geschlossen. Blut rann ihr über die Schläfen, aber sie atmete leise. Vorsichtig löste Lloyd seinen Sicherheitsgurt und überprüfte das Kommunikationsdevice des Gleiters.
Es war nicht mehr zu gebrauchen. Die Hauptenergieversorgung war hinüber und so versuchte Lloyd das Notstromaggregat zu aktivieren. Abermals tat sich nichts.
Er blickte aus dem zerschlagenen Fenster seines Gliders hinaus und bemerkte, dass es inzwischen schon fast Nacht war. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Mit seiner rechten Hand tastete er sich ab. Sein Körper schien offensichtlich einige Schrammen abbekommen zu haben, die leicht bluteten und sein linker Arm war gebrochen, aber er konnte von Glück sagen nicht schwerer verletzt worden zu sein. Er fragte sich, ob Evelyn genauso viel Glück hatte. Also stieg er aus dem Gleiter, löste ihren Gurt und hob sie vorsichtig von ihrem Sitz, was sich als schwierig erwies, da er seinen linken Arm nicht richtig benutzen konnte. Bemüht, keine hastigen Bewegungen zu machen legte er sie neben den Gleiter auf den Boden und untersuchte ihren Körper. Ihre Brust hob und sank stetig und doch war ein leises Rasseln zu vernehmen, das aus ihrem Mund entwich. Es mussten mehrere Rippen gebrochen sein. Vielleicht war sogar die Lunge verletzt. Lloyd holte seinen Communicator raus, sah aber, dass er kein Signal empfing und warf ihn deshalb in den Gleiter.
Er wusste, dass die Strahlenbelastung in diesem Teil der Wastelands enorm hoch war und sie ohne Schutzkleidung nicht länger als höchstens vier oder fünf Stunden in dieser Einöde bleiben durften um nicht zu viel der tödlichen Strahlung in sich aufzunehmen. Aus dem Gepäckfach des Gleiters holte er eine Decke und ein Medikit, breitete die Decke über Evelyn aus und nahm einige schmerzlindernde Spritzen aus einem Fach des Medikits. Das Paratemol und Thyronol sollten ihre Schmerzen lindern und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie weiterhin in einem dämmrigen Zustand blieb. Eine hysterische schwangere Frau war das letzte, was er in diesem Moment gebrauchen konnte. Es war nun wichtig einen klaren Kopf zu behalten und dafür zu sorgen, lebendig aus dieser Scheisse herauszukommen. Für Lloyd war es offensichtlich, dass sie abermals ein Opfer eines Anschlags geworden sind. Mit ein wenig Glück war dieser Vorfall von der Flugbehörde in Neocron aufgezeichnet worden und die Stadt würde Truppen entsenden um sie zu suchen. Allerdings war sich Lloyd nicht sicher, ob ihr Glück nicht bereits schon aufgebraucht worden war.

Und genau in diesem Moment, als hätte eine höhere Macht seine Wünsche erhört, richtete sich ein gleissend heller Lichtkegel auf das Paar und eine schallende, unverständliche Stimme ertönte:
„Mr. Rayne? Alles in Ordnung bei ihnen? Wir werden in wenigen Sekunden bei ihnen landen... wir bringen sie nach Hause!“
Wohl besser erst ins Krankenhaus, dachte Lloyd und hob seine Frau an, ohne auf die Schmerzen, die seinen Arm durchzuckten zu achten. Ein Hovercarrier der City Admin landete unweit des zerstörten Gleiters auf der weiten Lichtung und Soldaten kamen Lloyd entgegen gerannt, der mittlerweile völlig entkräftet und der Ohnmacht nahe war. Er hatte es geschafft. Sie waren in Sicherheit.

In einem Hospital in Neocron, wenige Stunden später:

„Wir müssen sie sofort entbinden!“ rief eine Ärztin, die einen weissen Arztkittel trug, der im krassen Kontrast zu ihrem pechschwarzen Haar stand, während sie mit zwei Helfern die Trage, auf der Evelyn lag in Richtung Operationszimmer schoben. „Sonst stirbt nicht nur sie, sondern auch noch das Kind!“.
„Noch ist sie nicht tot Emma.“, sagte der Chirurg mit Namen Frank, der in diesem Moment aus dem Operationssaal gerannt kam und die Trage das letzte Stück begleiten wollte. Frank war leitender Chirurg und mit Unfallverletzungen bestens vertraut. Seine Frau Emma war die leitende Oberärztin.
„Sie kann nicht richtig atmen und wenn wir sie nicht entbinden, dann stirbt das Baby oder vielleicht sogar beide.“
„Wir haben keine Zeit zu streiten. Zieh dir Handschuhe an und hilf mir die Narkose vorzubereiten.“
„Wir müssen auf den Anästhesisten warten!“ verlangte Emma, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass dieser nicht rechtzeitig auftauchen würde.
„Das geht nicht, sonst stirbt sie uns weg. Wir operieren sofort, entbinden das Baby und du versuchst ihre Atmung wieder in Gang zu kriegen.“ Frank hatte bereits das Skalpell in der Hand und begann den Bauch der schwangeren Frau oberhalb des Beckens entlang aufzuschneiden. Emma begann gleichzeitig die Narkose einzuleiten und eine Krankenschwester legte eine Atemmaske auf den Mund von Evelyn. Frank musste sehr vorsichtig sein, da der kleinste Fehler die völlig geschwächte Evelyn sofort umbringen würde. Es war ohnehin unklar, ob eine Frau in diesem Zustand einen solchen Eingriff überhaupt überleben konnte, aber darauf konnte Frank keine Rücksicht nehmen. Wenn es um das Leben eines Kindes ging, hatte er keine Wahl. Das war nicht nur die Direktive des Krankenhauses sondern auch sein persönlicher Grundsatz und so lag sein hauptsächliches Augenmerk auf das Überleben des Kindes. Er konzentrierte sich weiter auf den Unterleib von Evelyn, gab von Zeit zu Zeit Anweisungen und rieb sich den Schweiss von der Stirn.

Noazbol
07-01-10, 13:21
So hallo.

Weiter gehts in der Geschichte. Schauen wir doch mal wie es Evelyn und Lloyd ergeht:

Lloyd erwachte in einem kleinen Krankenzimmer im dritten Stock des Hospitals. Er konnte sich kaum bewegen denn sein Arm steckte in einem Behälter, der mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt war. Wahrscheinlich um die Genesung des Bruches zu beschleunigen. Der Arm war ihm allerdings scheissegal, er wollte nur zu seiner Geliebten, die in diesem Moment ein Kind zur Welt bringen musste. Lloyd versuchte die Apparatur zu lösen, sank jedoch wenige Augenblicke später erschöpft zurück in sein Kissen und drückte dann die Klingel um die Krankenschwester zu rufen. Lloyd war von Angst und Ungewissheit erfüllt und fragte sich ob er jemals noch einen Moment mit Evelyn würde verbringen können. Ihre Verletzungen waren schwer gewesen und die Schwangerschaft würde ihr wahrscheinlich den Rest geben. Lloyd war den Tod gewöhnt. Er hatte praktisch seine ganze Familie verloren, die bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen ist und dies war auch der Grund gewesen, warum er sich zum Undercover-Dienst gemeldet hatte. Aber jetzt auch noch seine grösste Liebe zu verlieren, das konnte er nicht ertragen. Der Absturz war seine Schuld gewesen und das, da war Lloyd sich sicher, könnte er sich niemals verzeihen.
Die Krankenschwester schaute zur Tür herein, die ihn allerdings nicht von dem Apparat an seinem Arm befreien wollte, aber versprach einen Arzt zu rufen. Wenig später betrat eine Ärztin das kleine Behandlungszimmer, mit einer Holodisc in der Hand.
„Guten Tag Mr. Rayne. Mein Name ist Emma Thomson, ich bin die diensthabende Oberärztin hier im Typherra Hospital. Ich nehme an, sie wollen mich etwas fragen.“
Lloyd nickte und fragte dann: „Wie geht es Evelyn?“
„Sie hat den Eingriff leider nicht überlebt.“
Verzweiflung machte sich in Lloyd breit und ihm traten Tränen in die Augen.
„Warum ist sie gestorben?“
Emma antwortete nicht sofort, sondern legte sich erst die Worte zurecht. Wenn sie die Tatsachen zu deutlich erörterte, dann konnte es sein, dass Lloyd Rayne einen Schuldigen suchte und das wollte um Himmels Willen nicht sie selbst sein.
„Sie erlag ihren schweren Verletzungen. Ihr Brustbein war eingedrückt. Ein Lungenflügel war durchbohrt und wir haben unsere Möglichstes versucht sie am Leben zu halten und gleichzeitig das Kind zu retten. Ich möchte gratulieren, es ist ein Junge. Auch wenn ich wünschte die Umstände seien glücklicher.“ Bevor Lloyd Rayne etwas erwidern konnte, machte sie auf dem Absatz kehrt und verliess das Zimmer.
Lloyd war nun allein mit seinem Kummer und er weinte sich schliesslich in den Schlaf.

Während der folgenden Wochen, bis Lloyd Rayne vollends genesen war und die Ärzte sicher sein konnten, dass er unter keinen schlimmeren Nebenwirkungen der radioaktiven Verstrahlung leiden würde, kamen in abwechselnder Reihenfolge verschieden ranghohe Mitglieder der City Admin bei ihm vorbei um ihn für seine Taten zu würdigen und gleichzeitig ihr Beileid auszusprechen.
Seinen Sohn wollte Lloyd während der ganzen Zeit nicht sehen. Er befürchtete, dass er ihn an Evelyn erinnern würde und das war etwas, was er nicht gebrauchen konnte. Sein Ziel war so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen und in den aktiven Dienst einzutreten. Das Kind würde er an ein Waisenhaus abtreten. Allerdings war er sich seiner Sache nicht allzu sicher. Er bezweifelte, dass Evelyn gewollte hätte, dass er ihren gemeinsamen Sohn in ein Waisenhaus gab und in gewisser Weise war das auch egoistisch. So sehr er auch nicht an sie erinnert werden wollte und wie tief der Schmerz auch sitzen mag, er konnte es nicht übers Herz bringen ihr Kind bei jemandem anderen aufwachsen zu lassen. Dieser Gedanke reifte schliesslich zu einem Entschluss heran und einige Tage später besichtigte er seinen Sohn in einer der Cryokammern des Hospitals. In den Cryokammern wurden die Embryos zu Säuglingen herangezogen und er würde seinen Sohn in wenigen Wochen bereits mit nach Hause nehmen können. Er verspürte keinerlei Freude bei dem Besuch. Wenn er das Kind ansah schlich sich Kälte in sein Herz und er wünschte sich mehr als alles Andere, dass Evelyn überlebt und stattdessen dieses Kind den Tod gefunden hätte. Diese Gedanken waren niederträchtig und tief im Innern wusste er das auch. Aber Lloyd Rayne hatte sich abgeschottet, den Schmerz über den Verlust von Evelyn tief in sich eingeschlossen, wo niemals jemand hingehen konnte und allen voran nicht dieses Kind. In seinen Augen war das Kind schuld am Tod von Evelyn, schuld daran, dass Lloyd sie nie würde heiraten können und eine gemeinsame Zukunft nie würde möglich sein. Dazu war es zu spät.

Drachenpaladin
07-01-10, 17:33
(wieder nett geschrieben :).. aber ob ein Säugling so gut in einer Gefriertruhe herran wachsen kann.. aber ist ja SciFi, da geht sowas^^)

Noazbol
20-01-10, 15:40
Sorry, dass ihr so lange nichts von mir gehört habt. Die Feiertage waren doch ziemlich stressig.

Ich geb euch jetzt ein bisschen mehr zu lesen, weil ich die einzelnen Figuren etwas genauer rausstelle und das sollte man im Kontext lesen.

Viel Spass:

16 Jahre später.

„JA, JA, ich hab es! Sie wollen mich!“ rief Peter laut und eilte in den Wohnbereich des kleinen Apartments.
„Mein Gott was willst du jetzt schon wieder Peter? Hab ich dir nicht gesagt, dass du gefälligst die Schnauze halten sollst, wenn ich eine Telefonkonferenz habe?“ raunte Lloyd Rayne ungehalten zurück.
Lloyd Rayne war mittlerweile schon fast vierzig und fühlte sich noch viel älter. An seinen ergrauten Schläfen erkannte man sein fortgeschrittenes Alter und seine teilweise eingefallenen Züge gaben Aufschluss über seinen bedenklichen Gesundheitszustand. Trotzdem sah er mit seinem ansonsten pechschwarzen Haar, den breiten Schultern und den scharf geschnittenen Gesichtskonturen gut aus, ohne übermässig streng zu wirken.
Peter stand seinem Vater in Sachen Aussehen in nichts nach, was wohl auch der Grund war, warum ihm so viele der Frauen in seinem Alter nachliefen. Seine Augen waren zweifarbig. Das rechte hatte einen Blaustich, wie ihn Peters Mutter hatte, das linke war hellbraun und bei gedämmten Licht leuchtend rot. Seine Haare waren militärisch korrekt rasiert und sein Bartwuchs ordentlich gezüchtigt. Peter war so breitschultrig wie sein Vater, die Muskeln liessen ihn aber trotzdem nicht stämmig wirken. Sein athletischer Körper verhalf ihn in vielen Disziplinen zu ausserordentlichen Leistungen.
„Die 44th will mich wirklich haben... sie wollen mich, damit wir den Dome bekämpfen können!“ Peter war kaum zu halten und seine Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben, nur um wenige Augenblicke später einen ordentlichen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht zu bekommen.
„Hör auf so zu grinsen und verhalte dich wie ein Erwachsener du Idiot. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Jack Red hier reinplatzen würde.“ Sein Vater stellte sich breitbeinig vor ihn.
„Govenor Red war schon lange nicht mehr da und ich glaube auch nicht, dass er noch einmal Lust hat hier her zu k.....“ Und schon bekam Peter den nächsten Schlag ins Gesicht.
„Halt die Klappe Peter und zeig mir die beschissene E-Mail“
Konzentriert las Lloyd Rayne die Email auf der Holodisc, welcher ohne Zweifel vom Department der 44th zu kommen schien.
Die 44th. war eine Spezialeinheit der City Admin, welche Jack Red persönlich unterstand. Sie bildete die Speerspitze im Kampf gegen den Dome of York und deren Anhängern. Ihre Aufgaben waren sowohl innen- als auch aussenpolitisch von essenzieller Bedeutung. Jedoch operierten sie meist geheim und so wussten nur die wenigsten Bürger Neocrons von den wirklichen Einsatzgebieten der 44th. Dass ausgerechnet sein Sohn für diese Organisation ausgewählt worden war, erfüllte Lloyd Rayne mit Stolz. Er wusste um die überdurchschnittlichen, ja fast übermenschlichen Fähigkeiten seines Sohnes. Schon jetzt war Peter um ein Vielfaches stärker als die anderen Jungen in seinem Alter und weder seine Ausbilder noch Lloyd selbst konnten dies erklären. Ein Arzt, der Peter einmal untersucht hatte, stellte fest, dass sich radioaktive Isotope in ihm befanden, die selbst für hiesige Atmosphäre äusserst ungewöhnlich waren. Woher er diese hatte und wieso deren Halbwertszeit nicht annähernd zu bestimmen war, konnte der Arzt jedoch nicht feststellen.
„Endlich hast du mal was Richtiges zustande gebracht Peter“, nickte der Vater „Wurde ja auch mal so langsam Zeit. Weisst du eigentlich, was das für dich bedeutet?“
Peter wusste sehr wohl was das bedeutete, nämlich dass er aus diesem Dreckloch endlich wegkam und sein eigenes Leben führen konnte, aber dennoch war er zunächst überrascht über das plötzliche Lob seines Vaters. Das letzte mal, dass sein Vater so etwas sagte war, als Peter ihm die Drogen von John Wu, dem nächsten Black Dragon Dealer besorgt hatte. Er rieb sich seine gerötete Stirn und antwortet: „Ja Sir, ich bin mir der Verantwortung voll und ganz bewusst Sir.“ Sein Vater, dem die sarkastische Antwort gar nicht aufgefallen war, erbleichte in diesem Moment.
„Nein“, keuchte er „das kann nicht sein“.
„Was ist los?“ fragte Peter.
„Du hast schon einen Einsatzbefehl. Für morgen! Mein Gott du bist doch noch ein Kind!“ Lloyds Gesichtsfarbe wechselte von Weiss in ein dunkles Rot und Peter versuchte ihn zu beruhigen.
„Keine Sorge Dad, ich schaffe das schon. Die Doyler wissen gar nicht was auf sie zukommt!“
Und Peter war durchaus dieser Überzeugung, denn da in der City Admin kein Platz für Schwäche und Mitleid war, wurde er nach militärischen Richtlinien erzogen und schon früh in jeglichen Kampftechniken geschult. Bereits mit 10 Jahren wusste er um die meisten Waffen Bescheid, und konnte diese auch benutzen.
„Nein ich glaube du weisst nicht was auf DICH zukommt.“ Peters Vater war ganz ausser sich und rannte zum Citycom.
„Ich schreibe Jack Red sofort eine Mail. Er soll diese Scheisse verdammt noch mal in Ordnung bringen, oder wir waren die längste Zeit befreundet!“

Zur selben Zeit in einem Büro der City Admin unweit des Hauptquartiers.

Ein Mann in einem sorgsam gepflegten schwarzen Anzug und dunkler Sonnenbrille drehte sich langsam in seinem Stuhl:
„Sind die Rekrutierungserlasse raus und die Einsatzbefehle erteilt Colonel?“
„Ja Sir, wir haben die Briefe verteilt, die 44th. wird bald einsatzbereit sein. Insofern man diese Einheit wirklich „44th.“ nennen kann.“
„Ein Urteil steht ihnen nicht zu Colonel. Befolgen sie einfach ihre Befehle und wir beide haben keine Probleme ist das klar?“
Der Colonel zuckte zusammen: „Ja Sir, wie sie wünschen Sir. Aber was ist mit Red, wird der uns Probleme machen?“
„Um Jack Red habe ich mich gekümmert, der wird uns schön in Ruhe lassen. Machen sie ihren Teil der Arbeit und ich mache meinen. Sie können nun wegtreten. Und leiten sie Phase 2 ein.“ Der Mann wandte sich wieder seinem Monitor zu und widmete sich den Berichten des Tages. In seiner Glatze spiegelten sich die Fernsehbilder.
„Jawohl Sir, Mr. Jones, Sir“ Beim Hinausgehen dreht sich der Colonel noch einmal um und öffnete den Mund, überlegte es sich dann doch anders, schritt aus dem Büro und rief den Lift.
Colonel David fragte sich selbst, in was für eine Scheisse er da wohl hinein gerasselt war. Vor wenigen Monaten noch, war er ein angesehener Repräsentant des Militärs und jetzt wurde er zum Lakai eines geleckten Affen, der zudem noch Zivilist war. Der Colonel war es nicht gewohnt, dass ihm ein Zivilist Befehle erteilte und noch viel weniger war er es gewohnt, diese befolgen zu müssen. Man könnte sich fragen, wie es zu dieser Situation gekommen war, wie es sein konnte, dass eine so mächtige Regierungsfraktion wie die City Admin vor irgendwelchen Konzernbossen niederkniete. Aber er wollte es eigentlich gar nicht wissen, er wollte einfach nur aus dieser beschissenen Situation herauskommen und zwar möglichst unbeschädigt.
Colonel David verliess den Apartment-Komplex und macht sich auf den Weg zum NCPD Hauptquartier. Er hatte noch etwas zu erledigen und zwar schleunigst. Sonst würde das alles in einem riesigen Desaster enden. Und er war sich sicher, dass sein Kopf dann ebenso rollen würde.

Noazbol
20-01-10, 15:41
Die Einsatzbesprechung fand im Hauptquartier der City Admin statt. Einige neue Rekruten, sowie ausgewählte erfahrene Soldaten versammelten sich im 3. Stock des Gebäudes und lauschten den Ausführungen von Colonel David, der an der Taktikkarte die Planung erläuterte.
Unter den Anwesenden war auch Peter zu sehen, der wie hypnotisiert auf den grossen Bildschirm starrte, auf der die Marschroute eingezeichnet war.
„Noch irgendwelche Fragen 44th.?“, erkundigte sich der Colonel.
Peter überlegte kurz. Der Grossteil der 44th. war klug genug um nicht irgendwelche näheren Details zu ihrem Auftrag erfahren zu wollen. Im Prinzip spielte es auch keine Rolle, denn sie wurden meist nur dahin geschickt wo es brannte. Und heutzutage brannte es ja wirklich überall. Laut Colonel David führte es die 44th. in die Wastelands und zwar zum Aussenposten Tristar Uplink, der bis zu diesem Zeitpunkt die nördlichste Bastion der Neocron’schen Allianz darstellte. Von dort aus sollten sie nach El Farid marschieren, einer Oase inmitten der nördlichen Wüste und einen Kontrollgang durchführen. Die Wahrscheinlichkeit auf gegnerische Truppen zu stossen, war laut Colonel David sehr gering. Es sollte ein Routineeinsatz werden, um die Neulinge einzugewöhnen und auf grössere Aufgaben vorzubereiten. Aber genau dieser Punkt machte Peter Sorgen. Soweit er wusste und nach den Erzählungen seines Vaters, machte die 44th. keine „Kontrollgänge“ oder patrouillierte an der feindlichen Grenze. Das war Aufgabe der Söldner- und Securitygruppen und nicht etwa der einer Eliteeinheit.
„Keine Fragen also. Erscheint morgen in aller Früh im Untergrundsystem von Tristar Uplink. Die Genreplikator-Informationen sind in eurem RPOS zu finden. Leichte Rüstung, leichte Bewaffnung. Bis in einer Stunde Soldaten“ Colonel David verliess den Saal und ein Mann nach dem anderen folgte ihm. Peter war einer der letzten, der den lang gezogenen Flur betrat und war noch immer in Gedanken versunken.
Warum wurde nur leichte Rüstung und Bewaffnung angesetzt? Natürlich würde die Marschgeschwindigkeit um einiges erhöht werden und die Chance auf Gegner zu treffen war ohnehin gering. Selbst die Einheiten des Domes hatten keine Lust bei solchen Temperaturen in dieser Einöde herumzuwandern. Aber sollte man denn nicht immer auf das Schlimmste gefasst sein? Vor allem so weit ausserhalb der schützenden Stadt? Peter verliess das Hauptquartier und machte sich auf den Weg zum Büro seines Vaters im Via Rosso Sektor, unweit des NCPD Hauptquartiers. Sein Vater wollte ihm noch etwas mitteilen und Peter konnte sich schon vorstellen was der Alte plante. Jetzt würde wieder dieses „Guter Sohn, böser Sohn“ -Gelabere auf ihn einregnen und schliesslich noch ein oder zwei Schläge.
Peter betrat das Büro seines Vaters und war überrascht niemanden dort anzutreffen. Nicht einmal die persönliche Sekretärin Nicole war zu sehen. Was schade war, denn sie war eine richtige Augenweide und so ziemlich der einzige Grund für Peter das Büro überhaupt zu betreten.
„Bist du das Peter?“ ertönte eine Stimme aus einem Nebenraum, der Peter bis dahin noch gar nicht aufgefallen war.
„Ja Dad“, antwortete Peter. Was machst du denn da drin?“
„Komm rein.. ich muss dir was zeigen“ antwortete Lloyd Rayne, diesmal in etwas geringerer Lautstärke.
Sicherlich nur deine rechte Faust, dachte Peter und betrat mit weiten Schritten den Raum, fest entschlossen seinem Vater Paroli zu bieten. Aber was er in diesem Raum sah, liess ihn seine Aggressionen vergessen. Auf dem Boden des kleinen Raumes, der noch viel enger wirkte durch die Regale und Kisten, welche überall kreuz und quer herum standen, kauerte sein Vater, mit Tränen im Gesicht.
„Dad... was hast du?“
„Nichts Peter, komm her und setz dich.“ wies ihn sein Vater an.
Überall lagen Gegenstände herum, einfache Bilder, Hologramme und Medaillen, welche sein Vater wohl in all der Zeit beim Militär gesammelt haben musste. Etwas erregte Peters Aufmerksamkeit. Direkt neben seinem Vater lag ein Bild von einer Frau, die Peter sehr bekannt vor kam. Es war seine Mutter, allerdings noch in sehr jungen Jahren. Peter hatte dieses Bild noch nie gesehen, obgleich er natürlich einige von ihr besass. Es zeigte sie lächelnd auf einem kleinen Stuhl sitzend, die Beine an den Körper gezogen. Sie war schön und sehr glücklich. Der Ort erinnerte Peter an die Military Base der City Mercs im Nordwesten der Wastelands. Er war dort selbst einige Male gewesen, um zu handeln und neue Ausrüstung zu besorgen. Ausserdem war ein Teil seiner Ausbildung dort verlaufen. Peter fragte sich, wie man an einem solch tristen Ort denn überhaupt glücklich wirken konnte.
Sein Vater begann plötzlich zu sprechen: „Sie war wunderschön nicht? Ich wünschte du könntest dich an sie erinnern. Wie sie war; Wer sie war.“ Abermals kullerten Tränen an der Wange von Lloyd Rayne herunter. „Aber wir wurden unserer gemeinsamen Zeit beraubt. Verdammte Scheisse nochmal, ich war so ein Idiot, wie konnte das nur passieren.“
Während all den 16 Jahren, die Peter seinen Vater jetzt nun schon kannte, hatte er ihn noch nicht einmal weinen gesehen. Und sie hatten auch nie über seine Mutter geredet. Peters baldiger Fortgang schien seinen Vater sichtlich rührselig gemacht zu haben. Der Verachtung die Peter bis zu diesem Zeitpunkt für seinen Vater empfunden hatte, wich Mitleid.
„Du bist nicht schuld Dad, niemand ist schuld.“
„Als könntest du das wissen Peter,“ Sein Vater wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Es war meine Schuld, aber noch viel schlimmer ist das, was ich dir all die Jahre angetan habe.“
„Lass uns jetzt nicht darüber reden Dad.“ Peter war ganz und gar nicht erpicht darauf, dass sein Vater in Selbstmitleid versank, jetzt wo er endlich von ihm loskommen würde. „Ich muss bald los, Colonel David hat den Einsatz auf 17.00 Uhr vorverlegt.“
Plötzlich wich alle Trauer aus dem Gesicht seines Vaters:
„Was? Schon 17.00 Uhr? Warum haben es die Penner vom scheiss Militär denn so eilig?“
„Ich denke einfach sie wollen vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein.“ mutmasste Peter.
„Verdammt und ich dachte ich hätte noch etwas Zeit.“ Lloyd sprang auf und griff sich einen der grösseren Kartons im Eck des kleinen Raumes. Er hatte sichtlich mit dem Gewicht des Kartons zu kämpfen und er fing an zu fluchen:
„Verdammter Dreck, ich war auch schon mal kräftiger.“ Er setzte den Karton direkt vor Peter ab und öffnete ihn.
„Ich möchte dir noch etwas schenken bevor du gehst. Ich weiss, dass ich dir in der Vergangenheit eigentlich nie etwas geschenkt habe und dass ich das niemals wieder alles gut machen kann, aber es würde mich freuen wenn du es annimmst.“
Interessiert richtete Peter sich auf, um in den Innenraum des Kartons blicken zu können:
„Was zum Teufel ist DAS denn?“
„Das ist eine City Merc Tangent Speed Gun, mein Sohn“ antwortete Lloyd mit grossen Augen.
„Die ist ja Schrott!“ Peter musste sich beherrschen, um nicht loszulachen.
„Schrott? Die ist alles andere als SCHROTT. Die hat mir in den schwierigsten Zeiten gute Dienste geleistet. Ich habe sie damals von meinem Vater bekommen, der gleichzeitig mein Ausbilder war. Habe gehört, dass man einiges an Aufwand leisten muss um an ein solches Ding zu kommen. Das ist eine sehr seltene Gatlin, welche etwa 500 Schuss in der Minute verballert. Kann mit Feuer-, Strahlung- und Explosivgeschossen benutzt werden. Ausserdem habe ich nachträglich einen Laserpointer montieren lassen, der einem das Zielen erleichtert.“
„Das ist ja schön und gut“, Peter war noch nicht ganz überzeugt „Aber sie ist alt... Dad wir leben im 26. Jahrhundert.. es gibt Plasma- und Lasertechnologie. Was will ich mit einer Waffe die einfache Kugeln verschiesst?“
„Ganz einfach mein Sohn.“ Lloyds Augen fingen wieder an zu leuchten. „Die Waffe ist so modifiziert, dass sie selbst Duranium-Panzerung mit Leichtigkeit durchschlägt. Auch Rhino-Panzer nehmen dadurch Schaden. Ich habe herausgefunden, dass dazu Technologie benutzt wird, die aus dem bisher gesammelten Ceres-Wissen stammt.“
Peter strich ungläubig über die rostigen 6 Läufe, die von einer kleinen Apparatur zusammengehalten wurden. Ihm fiel auf, dass die Waffe zwar auf dem ersten Blick enorm alt aussah, aber die Innenräume schienen sorgsam gepflegt und poliert worden zu sein. Auch erschienen Verschluss und Abzug in einwandfreiem Zustand. Gatlins erreichten ihre hohe Feuerrate durch die höhere Anzahl an Läufen, was eine Überhitzung bei nur einem Lauf potenziell eindämmte. Die sechs Läufe wurden dann in Rotation versetzt, in diesem Falle durch einen Ionen-Akku, welcher auch die Kugeln in die Feuerkammer beförderte. Dank diesem Prinzip war die Kadenz extrem hoch und die Ausfallrate gering.
„Bitte nimm sie...“ Lloyd drückte Peter die Waffe in die Hand. „Und trage sie heute bei deinem Einsatz.“
„Das geht nicht Dad“ Peter wies die Waffe von sich, war aber von der Leichtigkeit der riesigen Gatlin überrascht. „Wir dürfen nur leichte Rüstung und Bewaffnung tragen. Marschordnung.“
„Du musst sie aber mitnehmen. Bitte! Wenn du es schon nicht für mich tust, dann tu es wenigstens für deine Mutter.“ Seinem Vater kamen bereits wieder die Tränen.
„O...OK“, stotterte Peter. „Ich werde sie mitnehmen.“
Peter war schon fast aus dem Büro seines Vaters gelaufen, als dieser ihm etwas zurief: „Diese Waffe besitzt eine Seele, denk immer daran!“

Manuel Moonez
03-09-10, 03:22
Tolle Geschichte, schade das da nicht weiter dran geschrieben wird ;)
Wann kommt das nächste Update?

Noazbol
05-03-12, 18:18
Da ich bisher davon ausgegangen bin, dass niemand meine Story liest habe ich das ganze ausgesetzt. Aber es gibt noch mehr. :-)
Hier ein weitere Abschnitt:

Titel:
Peter - Auf dem Weg nach El Farid

Tristar Uplink war ein seltsamer Outpost. Das Terminal für die Sicherheitsbarrieren war auf einem Hügel angelegt und daher schwer einzunehmen. Ringsherum waren Gatlin-Türme aufgestellt um Angreifer schon im Ansatz daran zu hindern an das Terminal vorzustossen. Peter bekam eine Ahnung, warum dieser Aussenposten so wertvoll war für die City Admin. Es war eine Bastion im nördlichen Teil der Wastelands, direkt vor dem Dome of York und stellte somit ein eine Versorgung der Truppen an der Front sicher. Ausserdem konnten sich die gut ausgebildeten Hacker der City Admin in das Doy Hacknet einklinken um den Dome auszuspionieren. Hoffentlich, dachte Peter, konnte man sich auf diese Hacker verlassen. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn sie in einen Hinterhalt geraten würden.

"REKRUT RAYNE!" rief eine laute Stimme aus der Richtung des Goguardians, "Träumen sie nicht rum, sondern bewegen sie ihren Arsch hierher!"
"Zu Befehl Sir." antwortete Peter pflichtbewusst und eilte zu seinem Truppenführer.
"Mein Gott Rayne, was tragen sie denn da für ein .. DING .. auf dem Rücken? Wollen sie den Preis für den Kerl mit der beschissensten Waffe abräumen?" Colonel David fand seinen eigenen Witz nicht im Mindesten belustigend, ganz im Gegensatz zu den anderen Soldaten der 44th und kam schnaubend auf Peter zu. "Ja Sir...", Peter versuchte nicht eingeschüchtert zu wirken, "Ähhh ich meine NEIN SIR!".
"Dann will Peter ‚Extrawurst’ Rayne uns alle einfach nur aufhalten?" Colonel David kam dicht an Peters Gesicht heran. Er konnte den sauren Atem auf seiner Haut spüren.
"Nein Sir. Mit Sicherheit nicht Sir. Ich verspreche ihnen, ich werde die Operation nicht gefährden Sir." Peter salutierte präzise und stand still.
"Wenn sie zurückhängen oder aber dieses Ding benutzen müssen und es nicht können, dann bei Reza werde ich sie eigenhändig erschiessen"
Die Ernsthaftigkeit, die in der Stimme vom Colonel mitschwang, lies keinen Zweifel daran, dass dieser die Drohung wahr machen würde.
"Rühren Soldaten," sagte Colonel David zu den wartenden Soldaten. "Wir laufen in 2er Gruppen hintereinander nach El Farid, Rekrut Rayne und ich werden die Spitze bilden."
Der Trupp von insgesamt zehn Mann setzte sich in Bewegung und Peter war überzeugt davon, dass er schon bei seiner ersten Operation auf der schwarzen Liste des Colonels gelandet ist. Das spornte ihn allerdings nur noch mehr an, bei diesem Auftrag sein Bestes zu geben und die Gruppe anzuführen.

Colonel David erteilte noch weitere Befehle über das Helmmikrofon seiner Powerarmor, während sie an abgestorbenen Bäumen und ausgetrockneten Flüssen in Richtung Nordwesten marschierten. Das Tempo war hoch, aber Peter hatte keine Mühe mit dem Colonel Schritt zu halten. Dieser gab den Befehl zur Schlangenformation, als sie auf sandigen Wüstenboden stiessen. Bei dieser Formation wurden die 2er Gruppen aufgelöst und jeder marschierte hinter dem anderen her. Das hatte den Vorteil, dass im Sand versteckte Minen nicht gleich zwei Leute auf einmal erwischte, sondern immer nur den der vorneweg lief. Das war in diesem Falle zu Peters Glück Colonel David, dessen Visier mit einem Minensucher ausgerüstet war. Die Chance trotzdem auf eine Mine zu treten war natürlich immer gegeben, vor allem in den nördlicheren Wüstenregionen. Überhaupt sah der Anzug von ihrem Truppenführer nicht nach leichter Marschrüstung aus. Die Powerarmor war voll ausgestattet und auch mit einer dicken Panzerung versehen. Ebenso war er der Einzige mit einem Wüstencamouflage-Muster und Peter hätte es für sinnvoll gehalten, ebenso eine solche Tarnung zu besitzen. Allerdings war es normal, dass sich ein Anführer vom Rest seiner Soldaten abheben musste, wenn er das nicht schon durch die beträchtliche Anzahl der Orden tat, welche auch Colonel Davids Powerarmor schmückten.

Die Soldaten selbst waren nur mit weissen leichten Powerarmors ausgestattet, welche zwar alle Körperteile bedeckten, aber nur unzureichend schützten. Gegen gewöhnliche Projektile waren diese zwar genügend, aber gegen heisses Plasma und konzentrierte Strahlung war damit kein Blumentopf zu gewinnen. Auch fehlten dieser "Light"-Version einige Funktionen zur Lebenserhaltung und diverse Visiertechnologie. Aber wenn alles wie geplant verlaufen würde, dann waren diese Technologien auch nicht erforderlich.
Etwa einen Kilometer entfernt von der El Farid Oase gab der Colonel den Befehl zum stoppen. Die teilweise noch unerfahrenen Soldaten der 44th. rempelten sich an, da einige den Befehl überhört hatten, verzaubert von der fantastischen Aussicht und Fauna, welche sich ihnen offenbarte.

Die Wüste war an dieser Stelle vom radioaktiven Niederschlag nahezu unberührt. Das Klima verhinderte zwar Pflanzenwachstum und Erosion in den meisten Teilen der nördlichen Regionen, aber das Grundwasser war hier nicht verseucht und daher war die Natur durchaus empfänglich für Regeneration. Ausser Palmen und einigen Sandhütten konnte Peter auch Tiere erkennen. Eine Herde Droms trank am See und ein Alpha Wolf jagte hinter ein paar Vultures her, welche sich gerade daran machten einen Drom Kadaver zu entsorgen, oder was das für diese Aasgeier auch immer heissen mochte. Die verzerrte Stimme von Colonel David aus dem Helmlautsprecher riss Peter von seinen Beobachtungen los:

"Wir werden jetzt die Sandsteinhütten durchsuchen und nach Spuren der Benutzung scannen. Es ist unbedingt erforderlich zu wissen, ob unsere Feinde aus dem Dome diese Oase als Lager nutzen. Bildet 2er Gruppen und fangt an.. LOS JETZT!"

Drachenpaladin
05-03-12, 20:01
Schon sehr gut geschrieben aber...

[..] verzaubert von der fantastischen Aussicht und Fauna, welche sich ihnen offenbarte.

Die Wüste war an dieser Stelle vom radioaktiven Niederschlag nahezu unberührt.

Wüste und Fauna?^^ Aber naja, meckern auf hohem Niveau.

Noazbol
12-03-12, 14:44
Weiter gehts. Peter in seinem ersten Einsatz für die 44th. Ob das gut geht?

Titel:
Ein Rayne hat keine Angst

Der Colonel setzte sich in Bewegung und Peter folgte ihm aufmerksam zu einer der hinteren Sandsteinhütten, welche früher diversen Nomaden und Schmugglern als Unterschlupf gedient hatte. Allerdings waren diese ausgestorben, nachdem es mehrere Vorfälle mit Skorpionangriffen gab. Die Skorpione kamen aus einer nahe gelegenen Höhle und attackierten die ahnungslosen Hüttenbewohner. Durch die radioaktive Strahlung waren die Skorpione teilweise riesig und der Grösste von allen war die Skorpionmutter, welche die Angriffe zu koordinieren schien. Seit diesen Anschlägen waren die Hütten verlassen. Die Skorpione hatten ihr Revier also erfolgreich verteidigt und nur ein paar lebensmüde Spinner oder unwissende Runner wagten sich noch in die Katakomben um die Skorpione zu jagen und die dort gelagerten Schätze auszubeuten. Natürlich kamen nur die wenigsten zurück und die auch meist nur mit leeren Händen.
Colonel David und Peter drangen langsam in das verlassene Haus vor, welches dem See am Nächsten lag. Peter war schleierhaft, warum der Colonel gerade dieses aussuchte, aber er vertraute dem Urteilsvermögen seines Truppführers. Das Haus war mit allerlei Gerümpel voll gestopft, wie alten verfallenden Holzmöbeln und überall lag Müll verstreut. Peter versuchte sein Bestes um dem Colonel beim Beseitigen der umher liegenden Teile zur Hand zu gehen. Dieser sprach jedoch kein Wort und schien genau zu wissen nach was er suchen musste. Peter war sich sicher, dass dieses Haus niemand als Lagerstatt benutzen würde und am allerwenigsten die Truppen des Dome of York, denn selbst dieses Pack hatte gewisse Ansprüche bei der Wohnungssuche. Allerdings wusste Peter wenig über die Wohnsituation in der verfallenen Stadt.

Die beiden Elitesoldaten durchsuchten die ungewöhnlich grosse Hütte, jedoch stiessen sie auf nichts Verdächtiges. Gerade als sie die marode Hütte wieder verlassen wollten, ertönte plötzlich eine gewaltige Explosion. Der Explosionsherd war unweit des vorherigen Sammelpunktes auszumachen und Peter hörte laute Schreie und noch lauteres Fluchen. Ein brennender Soldat kam aus einer eingestürzten Sandsteinhütte gerannt und wälzte sich im Wüstenstaub. Peter schulterte seine Gatlin und eilte dem verletzten Soldaten zur Hilfe. Als er half die Powerarmor zu entfernen, drehte sich Peter nach Colonel David um, aber dieser schien verschwunden zu sein. Urplötzlich schlug neben Peter eine weitere Granate ein und der Soldat, dessen Powerarmor er gerade noch entfernt hatte, war nur noch als zusammengeschmolzene Masse aus Metall und Fleisch zu erkennen. Er wischte sich das Blut und den Dreck aus dem Visier und versuchte den Blick von dem Toten zu lösen. Peter hatte schon früher grausige Leichen gesehen, wie es sie in Neocron nun mal zu Hauf gab, aber noch nie ist ihm die Galle so hoch gestiegen, wie beim Anblick des zerfetzten Kameraden. Er hielt Ausschau nach Colonel David und erwartete halb ihn ebenfalls bei Erste-Hilfe-Massnahmen zu erblicken, jedoch war dieser nirgends zu entdecken. Rauch quoll aus mehreren Häusern, die von Granaten getroffen wurden und überall schrieen verwundete Soldaten. Mindestens drei waren bereits tot und andere litten Höllenqualen. Der Ursprung der Angriffe war nicht zu orten und Peter konnte nicht sagen aus welcher Richtung die Granaten geflogen kamen, als er auf einmal eine riesige Staubwolke hinter einer Hügelkette sah, die sich direkt auf die angeschlagene Einheit der 44th. zu bewegte. Andere Soldaten sahen diese ebenfalls und hielten kurz inne, um einen Augenblick später in die entgegengesetzte Richtung davonzulaufen, natürlich ohne jegliche Koordination. Ihr Anführer war schliesslich auch weit und breit nicht zu sehen und daher war es nicht verwunderlich, dass die noch unerfahrenen Soldaten einfach die Flucht ergriffen, so lange sie noch die Chance dazu sahen. Jedoch erkannte Peter, dass das genau der falsche Instinkt war, dem es zu folgen galt und so ging er hinter einer robust wirkenden Barracke in Deckung um über sein RPOS den Helmcommunicator zu justieren, so dass jeder aus seiner Einheit sein Stimmensignal empfangen konnte:
"Hier Rayne. Verdammt nochmal, FORMIERT EUCH! Wir gehen hinter den Barracken in Stellung und schiessen zurück!" Peter war bewusst, dass die Soldaten eher Colonel David folgen würden als ihm, aber er musste es einfach versuchen:
"Der Colonel ist verwundet und hat mir die Befehlsgewalt übergeben." Er wartete kurz und hoffte insgeheim, dass die Notlüge angenommen wurde, aber die Soldaten waren wohl froh um jede Art der Führung und Koordination und es kamen mehrere "Ja Sir" aus dem Helmlautsprecher zu Peter zurück. Die Einheit tat wie ihr geheissen und rückte zu ihrem neuen Truppführer vor, um hinter der grossen Baracke in Stellung zu gehen....

Fortsetzung folgt