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View Full Version : [OT] Erfahrungen mit Menschenmassen



Raven
04-07-07, 11:33
Hallo Leute!

Mich interessiert, wie eure Erfahrungen mit Menschenmassen aussehen. Unter "Masse" verstehe ich nicht notwendigerweise hunderte Menschen, es können auch bedeutend weniger sein. Zum Beispiel die Menge bei einem Konzert, bei einer Demonstration, die Gruppe am Lagerfeuer, auf der Tanzfläche uvm.

Um die Frage zu präzisieren: In welchen Situationen seid ihr zu einem Teil der Masse geworden, in welchen nicht? Wann habt ihr euch eingliedern und mitreißen lassen, wann habt ihr euch gewehrt, abgegrenzt? Waren die Erlebnisse positiv oder negativ? Wie würdet ihr sie beschreiben, wie habt ihr sie erlebt?

Es würde mich freuen, wenn ihr ein bisschen aus eurer Erfahrung erzählt.


Frage: Wie oft werdet ihr ein Teil der Masse?

Antwort-/ Diskussionsmöglichkeiten:
Ich werde meistens oder immer ein Teil der Masse.
Ich werde manchmal ein Teil der Masse.
Ich werde selten oder nie ein Teil der Masse.

Danke!

Trep
04-07-07, 13:40
Ich werde nicht mehr Teil einer grossen Masse.
Ausser wenn ich mit dicken Frauen zutun habe.

Das letzte mal war ich Teil einer grossen Masse, als PoGo noch als höchste Kunstform des Ausdruckstanzes zelebriert wurde.
Hierbei wurde das "miteinander" jedoch durch abgegrenzte Flächen geschaffen um eine Flucht vermeintlich Schwächerer auszuschliessen:(

Macht sowas nie im Vollrausch!!!

Squish
04-07-07, 14:03
Hmm... verfolgst Du damit irgendeine Studie? Tät mich halt mal interessieren wie Du darauf kommst ;)

Aber um Deine Frage zu beantworten:
Für gewöhnlich meide ich Massen. Bin einer der Sorte die nicht viel unterwegs sind, sondern sich lieber in kleiner Runde zusammen setzen, mit Leuten die man kennt. Ich arbeite auch überwiegend allein, zwar schon mit Arbeitskollegen, aber die Aufgaben an sich erledige ich allein. Ich will mich damit nicht gegen Teamarbeit aussprechen, ich bin sehrwohl teamfähig *g*, bin aber keiner der sich kontaktfreudig in die Menge schmeißt. Bin da recht ... wählerisch ;)

Die letzten "Erfahrungen" mit "Massen" waren auf LAN-Parties, welche ich zwar nicht mehr so regelmäßig wie früher besuche, aber immer noch in unregelmäßigen Abständen (man wird irgendwann zu alt für sowas). Aber auch dort ist es so, dass man da mit der Zeit über die Hälfte der Leute kennt oder sie zumindest schonmal gesehen hat.

/€:
Ergänzend dann dazu: Ich mag keine großen (unbekannten) Menschenmengen. Ich fühle mich da auch nicht unbedingt wohl, selbst nicht unter Alkoholeinfluss ;) Teams oder projektorientierte Gruppen stellen da weniger ein Problem dar, man kennt sich ja untereinander ;) Ansonsten versuche ich Ansammlungen mit "fremden" jeder Art zu meiden, egal ob es sich dabei um eine Party, ne Discothek oder eine Demo handelt. Ich fühle mich da wie gesagt einfach nicht wohl - und sollte ich in eine solche menchenmasse geraten (kann man manchmal ja nicht vermeiden), sehe ich zu dass ich eine Gelegenheit finde mich von dieser zu entfernen. Als einzelner unter vielen kommt man sich verloren vor ;)

Ausnahme bildet da die LAN-Party, welche ich aber wie beschrieben mit meinem Clan besuche. Sind dann auch weniger "fremde" Menschenmassen und sich mit Kumpels zu treffen ist halt ne Sache die Spaß macht (und auch machen sollte ;) )

Raven
04-07-07, 14:10
Hmm... verfolgst Du damit irgendeine Studie? Tät mich halt mal interessieren wie Du darauf kommst ;)
Nein, keine Studie. Ich möchte damit eine These zu diesem Thema überprüfen, die mir in den Sinn gekommen ist.

Danke schon mal für die Antworten. Vielleicht mögt ihr auch beschreiben, wie sich diese Erfahrungen anfühlen - z.B. berauschend, erschreckend, einschüchternd, befreiend, ...?

[LP]Xeuro
04-07-07, 14:22
Beim Bund habe ich an Kontingentausbildungen (Ausbildung für Auslandseinsätze) teilgenommen, bei ihnen ausgebildet und auch als assistierender Stationsleitender fungiert.

Besonders an Stationen wie "Massenanfall von Verletzten" und simulierten Demonstrationen an Checkpoints konnte man die Schlüsselpunktdynamik und Schlüsselfunktionsdynamik von Gruppen beobachten.
Wenn ein Mitglied der Gruppe entschied aus der Norm zu brechen und dabei nur wenige andere Mitreist, dann änderte sich die gesamte Gruppeneinstellung zur Situation. Allerdings funktionierte das nur bei negativen Entwicklungen, das heisst Eskalation und Kontrollverlust (Je nach Stärke des Gruppenführers, Kontigentleitenden, Assistenten). Sobald keine Leitenden festgelegt wurden, oder sich keine dazu berufen fühlte funktionierte dieses lawinenartige Verhalten besser. Die Leute haben sich gegenseitig aufgewiegelt. Sehr oft konnten nur Übungsabbrüche die Situation beenden. Das geschah meistens durch Sirenen, Explosionen oder andere unüberhörbare vereinbahrte Zeichen.
Bei starken Gruppenführern konnte die Versammlung von den Soldaten und/oder ein geordneter partieller Rückzug die Gruppen beruhigen. Sich, während der Eskalation, zwischen die Fronten zu stellen half in den wenigsten Situationen, da die Leute sich nicht alle auf einen Schlag beruhigen ließen. Sobald wieder ein Gruppenteil "aufdrehte" wurde es wieder gefährlich. Weil die anderen wieder mitgerissen wurden.

Beispiel 1: Massenanfall von V.

Durch gezieltes psychologisches Ausschalten der Führer (z.B. durch gezielte mentale Überforderung) konnte man ganz schnell die gesamte Gruppe in der Effektivität mindern. Der Abtransport, die Versorgung und die Betreuung der Verletzten war nicht gewährleistet sobald keine konkrete Einteilung vorgenommen wurde. Sobald die Strukturen verloren gingen rannten die Sannis kopflos übers Feld mit dem Ziel zu helfen. Aber weil keine Anlaufpunkte für besondere Probleme da waren und keine Ansprechpartner zur Verfügung standen konnten diese nicht gelöst werden. An den stellen entstanden Konflikte die meist zur Überforderung führten. Nich weil die Menschen zu dumm waren, sondern einfach weil sie nicht den Kopf dafür frei hatten.

Beispiel 2: Demonstration von Dorfbewohnern an einer Brücke

Sobald ein Dorfbewohner durchdrehte und die Soldaten angriff zog er mehrere mit sich. Wenn eine kleine Gruppe durchdrehte dann zog die Unruhe meist die ganze Gruppe in den Konflikt. Um Verletzte auf beiden zu vermeiden kam nur noch ein Rückzug in Frage und der erneute versuch der Kommunikation durch einige wenige Stellvertreter der Gruppen in Frage. Zu 90% ging die Eskalation von Dorfbewohnern aus... klar bei Soldaten.

Bei diesen Ausbildungen handelte es sich um gestellte Situationen, an denen nur erfahrene Soldaten beteiligt waren. Viele fanden sich in der Erinnerung an reale Situationen in Auslandseinsätzen wieder.

Ich selbst wurde als Auszubildender auch in solche Sitationen gezogen. Gelernt habe ich daraus: Niemals mit zu großen Gruppen mitzugehen, auch der friedlichste Mensch überschreitet in solchen Situationen seine persönlichen Grenzen.

Positives Beispiel: Konzerte
Sicherlich ist jedem schonmal aufgefallen, dass bei Konzerten die Musik immer schöner ist. Besonders krass war es bei einem Konzert von den Admirals. Alle fanden am selben Abend die Musik als sehr schön und wir haben prima Party gemacht. Als wir später mal die Musik von denen im Radio gehört haben stellten wir fest: Die Band hört sich echt sch... an. Niemand war an dem Abend sonderlich betrunken. Aber durch die feiernde Masse an Leuten wurde man eben in diese Stimmung mitgezogen und die Musik rückte in den Hintergrund.

Fazit der Beobachtungen: Gewisse Situationen können Menschenmassen leiten. Nur Leute die offensichtlich eine besondere Position haben können Gruppen beruhigen und sie auch besonders gut "hochpushen". Nur Siationen die Grenzen von einem Großteil der Gruppenmitglieder überschreiten können Gruppen schlagartig beruhigen. Sobald eine Ausseinandersetzung von Gruppen begonnen hat werden automatisch alle Mitglieder reingezogen. Nur wenige Menschen besitzen die Stärke sich in einer solchen Situation dem Gruppenzwang zu widersetzen.

Zusatz (nich gelesen, sorry):


Danke schon mal für die Antworten. Vielleicht mögt ihr auch beschreiben, wie sich diese Erfahrungen anfühlen - z.B. berauschend, erschreckend, einschüchternd, befreiend, ...?
Gruppen könne alle dieser Gefühle auslösen. Man fühlt sich so wie die Gruppe sich fühlt.

Squish
04-07-07, 14:45
Xeuro']Gruppen könne alle dieser Gefühle auslösen. Man fühlt sich so wie die Gruppe sich fühlt.

Jain ... ist es ne Gruppe mit Leuten die man kennt, besteht diese Möglichkeit sicherlich. Aber in einer Ansammlung mit Fremden sehe ich mich eher beobachtend. Egal ob die alle am Lachen oder heulen sind, diese Masse wird mich nicht mitziehen können. Ich schätze aber mal du beziehst das auf eine vorausgesetzte Integration in die Masse. Der Mensch ist halt nicht immer ein Herdentier ... wenn 99 von der Klippe springen, würde ich dennoch oben stehen bleiben und mich fragen ob die wissen was sie tun ;)

YA5
04-07-07, 15:10
Ich war bei ner IGM Demo in Berlin um eigentlich danach nur das Konzert zu erleben. Da wurde dann in der Werner Seelenbinder Halle ne übelste Propaganda Show gemacht und die etwa 6000 Leute gingen da noch mit 8| Ich sass mitm Kumpel in den Rängen und hab nur den Kopf geschüttelt. War eher erschreckend als schön.
Naya ansonsten auf Antifa Demos gemeinsam vor der Polimannzei flüchten ... AUf diversen Konzerten in der moritzbastei (http://www.moritzbastei.de) mit den Leuten die BAnd beklatschen ... bin eher der, der sich abgrtenzt und nicht in der MAsse stehen will bzw. nicht zur Masse dazu gehören will.

[LP]Xeuro
04-07-07, 15:23
Jup, kommt darauf an wie emphatisch man veranlagt ist.

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Viele Leute finden es unangenehm Teil einer Gruppe zu sein weil dadurch der Kontrollverlust droht. Das alleinige "Dasein" von Gruppenzwang löst manchmal direkte Abneigung aus, weil man Angst hat mit der Gruppe zu gehen und einen Teil seiner Situationskontrolle abzugeben.

Oft sieht man das Leute die sich nicht beeinflussen lassen wollen automatisch eine Gegenposition einnehmen. Sie argumentieren oft: "Wie können die ganzen Leute nur dieses Gefühl haben, kann ich nicht verstehen" (sinnbildlich). Wenn es dazu kommt sind sie dann die Gegenpostion, also auch ein Teil der Gruppe und zwar der Gegengruppe.

Ich achte ziemlich viel auf mich und meine Gefühle in Gruppensituationen und konnte immer entsprechende Reaktionen an mir beobachten. Natürlich kommt alles darauf an wie emphatisch der Mensch veranlagt ist. Natürlich löse ich mich nicht in Tränen auf, wenn ein Liebesfilm im Kino kommt und die Mädels den Tränen nahe stehen. Aber ich reihe mich oft zu einem gewissen Teil innerlich in die Gefühlskette ein. Als Mann zeigt man nunmal seine Gefühle nicht offen. Wir sind ja Teil einer Gesellschaftsgruppe... Und damit zeigen wir unbewusst, durch das bewusste vermeiden vom Gefühle zeigen, das wir ein Teil dieser Gruppe sind.

Squish
04-07-07, 15:47
Also sind wir letztendlich doch alle herdentiere? Verdammt :p

Aber das mit dem Kontrollverlust stimmt ... ich würde aber nicht unbedingt den Begriff "Kontrolle" verwenden, das klingt immer so abgehoben. Ich würde eher sagen, ich behalte gerne den Überblick.

Aber ich muss dementieren, ich ordne mich nicht zwangsläufig einer Gegenpartei zu, ich beziehe eine neutrale Position. Gerade in größeren Ansammlungen von Gruppen unterschiedlicher Meinung sind die Gefühlsansammlungen so dermaßen gepuscht, dass so oder so keiner mehr wirklich objektiv sein kann. Und meine Objektivität behalte ich ganz gerne (auch wenn mir manche vielleicht widersprechen mögen, ich bin immer um eine Objektivität meinerseits bemüht ;) ).

Und sicherlich ist das dann auch eine Form von Gruppe, nämlich die der neutral positionierten. Allerdings fallen diese meist nicht unbedingt als Gruppe auf, sondern dienen als Vermittelnde Einzelpersonen oder verschwinden ganz. Oder man entzieht sich der Diskussion einfach ganz und geht seinen eigenen Weg. Meine persönliche Ansicht oder Meinung ist eh nicht von einer Gruppe abhängig oder gar beeinflussbar ;)

braunhaar
04-07-07, 16:27
Ich werde selten oder nie ein Teil der Masse.

Naja, damals war ich oft unter Menschen. Aber irgentwann wurde mir das zu viel, ich wurde nervös, teils aggressiv (habs aber nicht rausgelassen!).

Auch scho bei Einkäufen, wenn der Supermakrt voller wird, werde ich schnell nervös. Auch auf Märkten oder in Discos, wenn gedrängelt wird, geschupst oder ähnliches, fühle ich mehr mich als unwohl.

Ich bin kein agressiver Mensch, eher ruhig und introvertiert, noch nie die Hand ausgerutsch, aber ich mag Menschenmengen nicht mehr.

[LP]Xeuro
04-07-07, 16:30
Raven: Schau dir mal den Film "Das Experiemnt" an. (Glaube der hieß so) Es geht um ein Experiment in dem ein Gefängnis simuliert wird. Dort wird prima dargestellt wie Menschen durch Gruppen, im Zusammenspiel mit Macht, beeinflusst werden.

Zefrian
04-07-07, 16:33
normalerweise meide ich persönlich "Massenansammlungen", und wenns nicht anders geht - "schnell durch!", oder auf z.B. Volksfesten: möglichst da, wo 'Luft' ist. Massen sind mir irgendwie suspekt, und erst recht, wenn's eng wird. Das ist weniger eine Platzangst als vielmehr ein "ich will meinen 'Sicherheits-/Persönlichkeitsradius' von mind. 0,7 - 1,0 m (die normale Gesprächsdistanz) gewahrt sehen.". Wenn diese Distanz unterschritten wird, reizt das - es kommt eine leicht nervöse/agressive/mißmutige Grundstimmung auf.

Achja, und eine Masse reist mich geistig so gut wie gar nicht wirklich mit, vor allem dann nicht, wenn's Fremde sind. - "Soooo , und nun schunkeln wir alle gemeinsam im Takt ....... la la la laaaaa" .... nenene ... nix für mich :D ... ich-bin-ich ... und da eine Masse je nach Situation auch sehr eigendynamisch reagieren kann - eventuell in einer Weise, die meinem Wesen nicht entspricht, koppel ich mich meistens auch nicht mit ihr. Es ist eine gewisse "Wahrung der Individualität/Autonomie".

Wo ich mich "geistig" sehr stark zumauer, sind Massen-Situationen wo uni-sono irgendwas getan wird ... das hat den Hauch von Manipulation an sich - da werde ich SEHR reserviert.

Ich ziehe es vor, mit einer "überschaubaren Anzahl" von Personen zusammenzusein. Ein kleines Lagerfeuer zu 10 Personen an einem sommerlichen warmen Abend am See ... herrlich :) .. aber das ist ja auch keine "Masse".

Oder gemeinsames Wandern in einer Gruppe mit so etwa 30 Personen; auch ganz nett - wobei hier natürlich nach wenigen Tagen beobachtbar ist, dass sich "Untergruppen" bilden. Man hält sich eben die Anzahl der sozialen Kontakte "überschaubar".

Auch Teamarbeit ist mit dieser Einstellung problemlos möglich. Aber ... wir reden ja von "Massen", d.h. 50 Personen und mehr.

[edit 1]

Die Antwort auf die Grundfrage lautet für mich also: "Ich werde so gut wie nie Teil einer Masse."

[edit 2]

meine derzeitige Signatur passt auch irgendwie zum Thema. :)

Squish
04-07-07, 17:04
So viele Antworten sind es ja bisher nicht, aber lass mich raten Raven: Deine These ist "personen, welche in der Realität der Masse eher aus dem Weg gehen sind jene, die sich in einem MMORPG umso heimischer fühlen" ? :D

Diese These würde ich sogar unterschreiben ;)

Skeezie
04-07-07, 17:24
Deine These ist "personen, welche in der Realität der Masse eher aus dem Weg gehen sind jene, die sich in einem MMORPG umso heimischer fühlen" ? :D

Diese These würde ich sogar unterschreiben ;)
wobei der aspekt "menschen sind von natur aus faul" nicht ausser acht gelassen werden sollte. warum rausgehen wenn ich das gleich auch prima zu hause haben kann. bsp: pizza bestellen, mit anderen kommunizieren, kleidung bestellen, mittlerweile auch arzneimittel, hardwareteile, und und und

ich für meinen teil meide die "masse" weil ich es schlichtweg hasse. beispiel. rummel/kirmes
man geht da gemütlich entlang, plötzlich biegt ein pärchen von links schräg nach rechts ab und läuft einem unmittelbar vor die nase. oder vor die stehen 2 muttis, natürlich mit kinderwagen MITTEN AUF DEM WEG und quatschen während die "massen" sich an beiden seiten vorbeizwängen müssen. dann gibts da noch die bummler die in tippelschritten daher schleichen. und wieder kommt mutti mit einer ihrer teppichratten im kinderwagen und rammt dir das teil erstmal volles programm in die hacken. dreht man sich dann um und guckt sie an kommt keine entschulding. nö..."gehts nicht schneller?? *grml"
für mich ist das nichts.

Leon Kowalski
04-07-07, 17:43
Dieses Gefühl in einer Masse zu sein hat man doch schon wenn man z.B. zu dritt irgendwo hingeht. Da geht man Straßen entlang die man sich alleine nicht langtrauen würde oder nur mit einem mulmigen Gefühl. In der Masse ist man stark. Man gibt auch teilweise die Kontrolle ab. Denkt vielleicht nicht mehr als Person sondern als wir. Wenn jemand einen der Gruppe angreift ist das ein Angriff auf einen selbst.

Viele von euch haben gesagt das sie sich in Gruppen abgrenzen. Aber wenn euch mit dieser Gruppe etwas verbindet wird euch das sicher schwer fallen.

trace
04-07-07, 17:52
Um die Frage zu präzisieren: In welchen Situationen seid ihr zu einem Teil der Masse geworden, in welchen nicht? Wann habt ihr euch eingliedern und mitreißen lassen, wann habt ihr euch gewehrt, abgegrenzt? Waren die Erlebnisse positiv oder negativ? Wie würdet ihr sie beschreiben, wie habt ihr sie erlebt?
ich bin oft gerne teil einer masse, egal ob auf demos, konzerten oder bei outdoor(, intellektuell angehauchten) cocktailpartys.
jedes szenario vermittelt n anderes gefühl. auf einer demo hat man einfach das überwältigende gefühl (zumindest unbewußt) das es doch sehr viele gibt die so denken und handeln wie man selbst, alleine deswegen fühlt man sich schon zu diesen leuten hin verbunden (zb G8, Köpi...).
jaaa was soll man zu konzerten sagen, ich lausche gerne den fordernden und intellektuellen klängen der punkrock-kapellen...eine verbindung zur masse entsteht von ganz alleine, denn meist hält kaum einer still wenn zum tanze aufgespielt wird oder man mit einem kühlen drink seinen helden auf der bühne frönt und neue kontakte knüpft.

Raven
05-07-07, 15:48
So, dann will ich mich auch mal zu Wort melden. Ich freue mich schon mal sehr über die Teilnahme. :)

Nun der Reihe nach.
@[LP]Xeuro:
Dein Bericht liest sich interessant. Ich denke, die Eskalationen sind hauptsächlich oder gar ausschließlich auf Massen zurückzuführen, denen die Affektkontrolle nicht mehr gelingt - also z.B. Angst, Zorn. Das ist meines Erachtens sehr "ansteckend", möglicherweise dadurch, daß die Menschen nicht mehr Gebrauch von ihrem (bewußten) Denkvermögen machen, sondern spontan (eben affektgesteuert) handeln. Vielleicht könnte man im Falle von Massen, in denen die Gewalt gegen einen (realen oder eingebildeten) Feind eskaliert, von einer "zielgerichteten Panik" sprechen.

Die Überschreitung von üblicherweise geltenden Regeln wird erleichtert dadurch, daß die Verantwortung des eigenen Handelns an die Masse (respektive den Massenführer - dabei kann es sich um einen Menschen, ein Ideal oder etwas anderes handeln) abgegeben wird. Wird der Führer ausgelöscht, so wird die Masse "kopflos", wenn die trennenden Momente (Angst z.B.) stärker werden als die verbindenden. Im Falle von stark hierarchisch organisierten Gruppen ist, denke ich, das verbindende Moment im wesentlichen der Vorgesetzte, der Befehlshaber.

Zu einer Gruppe Gegenposition zu beziehen - ich denke nicht, daß man dadurch automatisch in die Gegengruppe eingegliedert wid. Natürlich kann man eine Menge als Beobachter teilen in "die einen (pro)" und "die anderen (contra)". Da aber die Gegenposition eine Reaktion auf, in diesem Falle, Beeinflussungsverusche ist, ist damit noch nicht gesagt, daß sich alle, die die Gegenposition beziehen, auch zu einer Masse vereinigen.

"Das Experiment" zu sehen ist bereits geplant. Ich kenne das tatsächlich von Zimbardo durchgeführte Experiment in Grundzügen, auf dem der Film basiert.

@Squish:
"Neutrale Position" ist nach meinem Empfinden bereits ein Widerspruch. "Position zu beziehen" heißt, sich einem bestimmten Standpunkt, einer Meinung zuzuordnen, "neutral" würde ich jedoch verstehen als "unbestimmt", "keinem Standpunkt zugeordnet". Das soll nicht Haarspalterei bleiben, daher anders gesprochen: neutral ist man meiner Meinung nach nur, wenn man von einer Thematik unberührt bleibt, sich raushält. Da deine Einstellung aber ebenfalls Reaktion auf eine andere Einstellung, Massendynamiken usw. zu sein scheint, müßte man wohl eher von einer "gemäßigten" Position sprechen.

Ich glaube zu wissen, was du mit "neutral" gemeint hast und kenne ein ähnliches Verhalten von mir, "extremen" oder "eingleisigen" Positionen generell ablehnend gegenüberzustehen und sich nicht sofort in eine Richtung drängen zu lassen. Mein Beitrag zur Semantik ist also nicht als Widerlegungsversuch zu verstehen, sondern als Versuch zur Sensibilisierung in dieser Hinsicht. ;) Deine persönliche Meinung halte ich aber insofern sehr wohl für von Gruppen beeinflußbar, und sei es nur in der Hinsicht, daß sie dich zu einer Positionierung oder Meinungsbildung veranlassen.

@Zefrian und Leon Kowalski:
In der Tat in der Begriff der Masse nicht so eng zu verstehen, daß die Anzahl der Menschen "groß" (um unbestimmt zu bleiben) sein muß. Es geht vielmehr um die Prozesse, die ablaufen. Masse ist hier also eher ein qualitativer als ein quantitaiver Begriff.

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Ich teile die von einigen hier geäußerte Abneigung gegen Massen in dem Sinne, daß ich mich schnell unwohl fühle, wenn zu viele Menschen auf zu wenig Raum zusammenkommen.

Was die These betrifft: sie hat nichts mit MMORPGs zu tun. ;) Allerdings ist die von dir, Squish, aufgestellte These durchaus interessant, bzw. bin ich etwas überrascht, daß die meisten bisher angegeben haben, sich nicht so leicht in Massen einzufügen. Allerdings ist die Frage, ob das ein Markmal von MMORPG-Spielern ist oder ob solche, die sich mit Massenbildungsprozessen schwer tun, nur geneigter sind, hier ihrer Stimme Ausdruck zu verleihen. Gerade, wenn man bedenkt, daß die auf Eigenständigkeit Bedachten, wäre es verständlich, daß sie ihre Stimme eher zu Gehör bringen, da es ja sonst niemand für sie tut.

Meine eigentliche These möchte ich an dieser Stelle noch nicht preisgeben (die sich ürigens mit der Diskussion bereits ausdifferenziert hat), um weitere Wortmeldungen nicht in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Jedenfalls nicht mehr, als eure Beiträge und der Rest meines Beitrages es ohnehin schon getan haben. ;)

In diesem Sinne würde ich mich über weitere Gedanken freuen!