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View Full Version : Overkill



angakok
20-03-07, 12:18
INTRO

Regen fällt auf die riesigen Eingangsportale zur unterirdischen Stadt
Techhaven. Donnergrollen dröhnt dumpf aus der Entfernung heran und Blitze
zucken über den nächtlichen Abendhimmel. Der Schleier aus Regen verhüllt
die Umgebung und reduziert jegliche Sicht auf ein paar Meter.

Ein Lichtkegel taucht aus diesem Vorhang aus Wasser auf, ein Speedbike
nähert sich schnell aus Westen und hält auf die ASG Station zu. Eine Gestalt
steigt ab, der Regen verdampft zischend auf der noch heißen Maschine. Die
Gestalt geht zu Terminal und gibt einen Zugangcode ein, Sekunden später
entmaterialisiert das Fahrzeug, zerlegt in seine atomaren Bestandteile, wartet
es geduldigt auf den nächste Einsatz.

Mit festen, schnellen Schritten geht die Gestalt auf die riesige Rampe zu die
zum Portal in die unterirdische Enklave der Fallen Angels führt. Für einen
Moment hält sie inne, scheint zu überlegen. Sie erinnert sich an frühere
Zeiten, an Zeiten in denen der Techhaven noch fest in der Hand der Fallen
Angels war. Heute befindet sich hier die wohl größte Freihandelszone der
postnuklearen Gesellschaft des 27. Jahrhunderts. Ein Ort der allerlei
zwielichtiges Gesindel anzieht, aber auch ein Ort der Zuflucht und Sicherheit.
Unter dem mächtigen, allumfassenden Schutz der Sicherheitssysteme von TH
können Runner aus den beiden letzten Megacities miteinander Handel treiben.
Dieser Ort ist für viele, die Freiheit und Unabhängigkeit schätzen ihre neue
Heimat geworden.

Die Gestalt betritt nun das Portal und läßt sich in den gewaltigen AntiGrav Lift
fallen, der erst viele hundert Meter tiefer endet. Sie ist zu Hause.

angakok
20-03-07, 12:20
Kapitel 1

Endlose Gänge, matt blaues Licht, geschäftige Gestalten, zwielichtige
Individuen, sanfte Musik - all das nehmen meine Sinne wie durch einen
Schleier war. Ich will zu meinem Appartment, ich will nur noch schlafen. Der
Letzte Auftrag war wirklich hart, die Zielperson mußte irgendwie erfahren
haben, das ich kommen würde. Sie war vorbereitet, ebenso das 6 Mann
starke Sicherheitsteam, das mich sehr unfreundlich empfing. Am Ende starben
sie alle, aber ich hasse es trotzdem, denn wenn man nicht schnell macht wird
es unschön. Und genau so kam es auch. Das Ganze endete in einem Blutbad,
sowas erregt immer zuviel Aufmerksamkeit - mehr als ich brauche.

Ich bin Auftragskiller, ich töte andere Menschen für Geld und ich habe
keinerlei Skrupel dabei. Ich empfinde weder Lust noch Freude am Töten, es
ist ein Job für mich, ein Job und nicht mehr. Vielleicht macht mich gerade das
so kalt ... und erfolgreich.

Endlich habe ich den Lift zu meinem Appartment erreicht, ich gebe meinen Id
Code ein und der Lift bringt mich in meine kleine Wohnung. Es ist nichts
Besonderes, ein einfach eingerichtetes Appartment der Kategorie 2. Es ist
nicht viel, aber es gehört mir. Als ich die Wohnung betrete schaltet sich das
Licht ein, Monitore aktivieren sich und die Musik beginnt leise zu spielen. Mit
einem Zischen öffne ich den Helm meiner Power Armor, eine
Spezialanfertigung eine Typen hier in TH, er hat sie mir aus den Artefakten
gebaut, die einer von Regants Inkarnationen abnehmen konnte, aber das ist
eine andere Geschichte.

Müde hocke ich mich auf meinen Sessel vorm Term und lade die Aufnahmen des
Geschehens der letzten Stunden über einen sicheren Kanal in das Rechnernetz
meines Auftraggebers. Ich greife nach der Packung Zigaretten die auf dem Tisch
rumliegen, stecke mir eine an. Ein tiefer Schluck aus der Flashe Preachers
sorgt für Wärme und bringt Ruhe in meinen Geist. Leichter blauer Dunst steht
im Zwielicht des Raums, ich merke wie meine Glieder schwer werden.
Ein leichtes Summen reißt mich aus dem beginnenden Schlaf, mein Terminal
informiert mich darüber, das soeben die vereinbarte Summe plus eines
stattlichen Bonus auf meinem Konto eingegangen sind. Erledigt.

In der Nasszelle stehend merke ich nun richtig wie übel es mir geht, mein
scheint nur noch aus Schmerz zu bestehen. Hier wird mir wiedereinmal bewußt
welch zweischneidiges Schwert diese Power Armors sind. Solange man drin
steckt halten sie einem am Leben so gut es geht, pumpen einen mit Stimulanzien
voll und unterdrücken den Schmerz. Doch der Schmerz ist nur aufgeschoben und
fordet nun seinen Tribut.

Ich muss schlafen, muss mich erholen. Dann falle ich in mein Bett. Die
integrierte Nanotechnologie wird in den nächsten Stunden alle Hände voll zu
tun haben, mich wieder fit zu machen.

angakok
20-03-07, 13:49
Kapitel 2

Die Sonne scheint, es ist Frühling. Ganz Neocron scheint auf den Beinen zu
sein um den schönen Tag zu genießen. Die Tische vorm Restaurant in
Viarosso 3 sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Mann sitzt mit seinem
Mädchen dort, sie lacht und scherzt, er schaut sie an. Ein Lächeln umspielt
seinen Mund, ein glücklicher Moment, einer dieser Augenblicke die ewig währen
könnten.
Später stehen beide am Geländer, schauen auf das Meer hinunter, sehen die
Sonne hinterm Horizont versinken. Ein inniger Kuss, ein Versprechen für die
Zukunft. Der perfekte Tag. Die Nacht verheißt noch mehr.
Ein plötzlicher Blitz überlagert das Sichtfeld, eine unangenehme Wärme breitet
sich aus. Der Mann sieht seine Geliebte zu Boden sinken, dann fällt auch er.
Das letzte was er sieht bevor er das Bewußtsein verliert, sind die titan-
ummantelten Beine mehrerer Copbots und die Uniformen von einigen NCPD
Beamten.

Stille. Der kleine Tod, das langsame Hiübergleiten in die Ewige Nacht hat
begonnen. Es spielt keine Rolle mehr. Seine Freundin, seine Geliebte ist tot,
er weiß es instinktiv. Und da bricht etwas in ihm, etwas anderes erwacht und
nimmt Besitzt von seinem Geist. Mit ihm kommt der unbändige Drang zu leben.
Zu leben und zu rächen. Er wird leben.

Ein schrilles Piepen reißt mich aus meinem Traum, einem Traum den ich nahezu
jede Nacht seit 5 Jahren habe. Ein Traum, der mein Leben dominiert und meinen
Charakter für immer verändert hat.
Das Piepen kommt von meinem Term und die Intensität weißt auf eine Nachricht
der Priorität Eins hin. Es gibt nur eine Handvoll von Menschen, die mir eine
Nachricht mit dieser Priorität schicken können. Ich will mich aufsetzen, doch
sofort spüre ich den Schmerz wieder, mit ihm kehrt auch die Erinnerung an den
Grund für meine Schmerzen zurück. Ich kann nur hoffen das es wichtig ist.

Die Nachricht ist massiv verschlüsselt und trägt die Signatur des meines Clans.
Einer der von uns kontrollierten Aussenposten meldete vor einigen Stunden
verdächtige Aktivitäten im Sektor. Kurz darauf drangen mehrere Runner eines
feindlichen Clans in den Aussenposten ein und legten die Kommunikation dorthin
lahm. Wir waren gerade dabei eine Einsatztruppe zusammenzustellen.
Der Nachricht entnahm ich Sammelort und Einsatzziele, sowie die taktischen
Informationen zum Zielgebiet.

Ein langer Tag stand uns allen bevor.

Die Power Armor schließt sich zischend um meinen Körper, nur der Helm ist
noch zurückgeklappt, aus der Wand gleitet ein Schrank. In ihm befinden sich
ordentlich aufgereiht, meine "Arbeitsmittel". Ich greife nach der Silent Hunter
und dem Reaper - Sturmgewehr. Die passende Munition wird mir automatisch
angeboten. Einige Survialkits und Naniten vervollständigen mein Equipment.

Im Hintergund summt bereit der Genreplikator. Er bereitet eine Priorität Alpha
Transmission zum Sammelort vor, ein Privileg, das nur den Eignern der
Aussenpostens vorbehalten ist.

Ich trete auf die Plattform, wie immer ist das letzte was ich vorm Transfer
spüre ein leichtes Kribbeln. Als ich die Augen öffne befinde ich mich hunderte
Kilometer tief in den Wasteslands, einem Ort der so fern der Zivilisation ist
das ihn die wenigsten je zu Gesicht bekommen. Hier lauern Gefahren, die aus
Fieberträumen Totgeweihter entsprungen scheinen. Und doch gibt es auch
hier noch eine größere Gefahr, den Menschen. Die Mitglieder meines Clans, die
sich im Augenblick darauf den besetzten Aussenposten zurück zu erobern.

Ich grüße knapp - jeder ist angespannt, kein guter Zeitpunkt für lange
Worte - dann verlasse ich den Untergrund und mein Einsatz beginnt. Ich
gehöre der Vorhut an, die die Lage im und um den besetzten Aussenposten
erkunden soll. Zwei Infiltratoren begleiten mich.

Die Motoren der Speedbikes heulen auf als wir mit halsbrecherischem Tempo
den Aussenposten hinter uns lassen.