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View Full Version : Im Dienste Crahns



Philo
04-01-06, 20:53
Auszüge aus dem Leben 2er Runner

>>Authorisationsdaten angeben!<<
>>Tanto Baughman, Mönch des Schwarzen Zirkel des Crahn, Registrar.<<
>>Authorisation bestätigt, was wünscht Ihr zu tun?<<
>>Computer, rufe Logbucheintrag NR.347778833 von Lore Keeper Skye Angel auf.<<
>>Bitte warten während DataBase auf angefragte Datei geprüft wird....Datei gefunden,
Administratorkennwort erforderlich.<<
>>Neopha Kansil.<<
>>Access granted. Datei wird aufgerufen<<
.....

Log. Nr.347778833 Lore Keeper Skye Angel 2789-06-17 23:34

Bedächtig striff ich meinen Psi-Amplifier über meine Rechte. Es war schon spät und Zeit die Pforten für heute zu schließen. Langsam fokussierte ich meine geistigen Kräfte und fühlte wie sich das Metall, welches meine Hand umhüllte, sich langsam erwärmte. Ich hob meine Hand als ich je unterbrochen wurde.Ein lautes Pochen hallte durch das Schiff der Crahn Kirche.
>>Du stehst vor verschlossenen Pforten. Crahns Kirche ist geschlossen. Geh und finde Unterkunft.
Morgen wird Crahn sein Licht wieder scheinen lassen.<<
Ein weiteres Mal hob ich meine Hand und erneut ließ ich sie sinken. Kein Klopfen sondern die Antwort einer festen und stolzen Stimme ließ mich innehalten.
>>Die Kirche Crahns kann nicht für einen aufechten Jünger geschlossen sein. Lasst mich ein, in Seinem Namen!<<
Ein „aufrechter Jünger“? Sollte er das tatsächlich sein? Es gab nur noch wenige. Die meisten Mitglieder der Crahn Kirche hatten sich von Seinem Licht abgewandt und waren der Korruption verfallen, hatten den Glauben verloren. Dies war der der Grund warum Crahns Hallen so leer und trostlos erschienen. Sollte er dort draußen etwa anders sein?
Ich zweifelte.
>>Hört Ihr nicht? Lasst mich ein! Ich bitte Euch, ich bitte Crahn!<<
Dieser stolze Klang des Wortes „Crahn“ in seiner Stimme ließ mich neugierig werden.
Ich gab den beiden Wachen Cherry Andersson und Dark McCall eine Wink. Sie schritte auf das gewaltige Portal zu und ergriffen die beiden Flügel. Knarrend und quälend langsam öffneten sie sich und Licht fiel durch den immer breiter werdenden Spalt. Auch der Geruch und Dampf vom Unrat der Stadt wehte den Wachen und mir entgegen. Die Sicht war spärlich.
Als Cherry und Dark die Tür geöffnet hatten, bereiteten sie sich vor, dem Unbekannten entgegen zu treten, doch hielt ich sie zurück. Ich wollte den Fremden zuerst sehen, denn fremd war er. Seine Stimme hatte ich nie zuvor gehört und dabei war es meine als Lore Keeper jeden im Dienste Crahns zu kennen.
Schritt für Schritt näherte ich mich dem Eingang. Durch den dunstigen Vorhang, war eine knieende, unförmige Gestalt zu erkennen. Sie wirkte fast verloren ind der Größe des geöffneten Portals.
Meine Beine trugen mich immer näher heran und mein Blick suchte nach einem Anhaltspunkt um diese Gestalt irgendetwas, einer Fraktion oder einem Clan zuordnen zu können. Ich fand nichts dergleichen. Das Einzige was ich sah, war dass sie in einen schäbigen Umhang gehüllt war, keine Rüstung.
Ich musterte die Gestalt eingehend. Plötzlich wurde ich gewahr, dass es nicht eine sondern zwei Personen waren. Im Schoß des Knieenden ruhte der Kopf des Anderen. Er warf seinen Kopf wie in Fieberträumen hin und her und seine Brust hob und senkte sich krampfhaft wie unter großem Schmerz. Mein Blick wanderte hinab und ich sah ein rotes Rinnsal unter der zerissenen Robe hervorfließen. Vielfach verzweigt schlängelte es sich üben Boden und versickerte in den Fugen zwischen den grob behauenen Steinen.
Angewiedert wollte ich mich abwenden und den Wachen das Zeichen geben das Tor endgültig zu schließen, als meine Augen von denen des Knieenden gefangen wurden. Er schien mir sagen zu wollen:
>>Wenn du uns nicht einlässt, so gnade dir Crahn, denn ich werde es nicht tun!<<.
Seine Drohung bedeutete mir nichts, aber seine aufrechte Haltung und die Intensität seines Blickes ließ mich nochmals innehalten.
>>Warum sollte ich dich und deinen Freund einlassen?<<
>>Pater, er ist schwer verletzt! Er wurde von einer Kugel getroffen und ich konnte ihm mit meinen bescheidenen Fähigkeiten nicht helfen.<<
>>Ich sehe selbst, dass er verletzt ist. Doch meinst du das wäre Grund genug Einlass zu erlangen? Crahns Pforten sind geschlossen!<<
>>Ich bitte Euch um Barmherzigkeit! Ich erbitte es von euch und Crahn. Er wird sie einem seiner Anhänger nicht verweigern!<<
Bei diesen Worten wuchs mein Ärger. Dieser Wicht maßte sich an, Crahns Namen in seinen dreckigen Mund zu nehmen. Ich wusste nicht einmal ob er tatsächlich an Crahn glaubte. Und was meinte er mit „Fähigkeiten“? Es waren schlechte Zeiten für Fremde.
>>Cherry Andersson, möge er den Dreck auf den Pforten Crahns entfernen!<<
Cherry Andersson sah mich mit verstörtem Blick an. Er fiel auf ein Knie und sagte:
>>Pater mit Verlaub, der Eid des Crahn verbietet es uns die Hand gegen einen Bruder zu erheben!<<
Crahn helfe mir, meine Wachen sahen diese Gestalten als Brüder im Glauben an. Ich hatte keine Wahl, weder konnte ich sie von meinen Wachen fortschaffen lassen noch vor dem Angesichte Crahns auf Seinen Pforten verrecken lassen.
>>Inquisitoren, bringt diese zwei in das medizinishe Labor, dort soll man sich um sie kümmern. Sagt Paramedic Rand Mitchel er hat sich bei mir zu melden wenn er sie zusammengeflickt hat.<<
Beide Inquisitoren verneigten sich und packten die am Boden liegende Gestalt und schleiften sie mehr, als dass sie sie trugen in die Kirche. Der Andere stand auf, verneigte sich und folgte seinem Freund.

Log. Ende

...
>>Datei abgespielt. Was wünscht Ihr als Nächstes zu tun?<<
>>Computer, lösche meine Zugriff auf diese Datei aus der DataBase, lösche den temporären Speicher.<<
>>Möchtet Ihr, dass der Auftrag wirklich ausgeführt wird?<<
>>Ja.<<
>>Auftrag ausgeführt. Was wünscht Ihr als Nächstes zu tun?<<
>>Abmeldevorgang einleiten.<<
>>Computer wird heruntergefahren. Geht hin im Lichte Crahns<<


Fortsetzung folgt...

Kurt Blen
05-01-06, 07:30
Ich find die Story sehr schön... mach bitte weiter! ;)

Fabse
05-01-06, 19:11
>>Authorisationsdaten angeben!<<
>>Tanto Baughman, Mönch des Schwarzen Zirkel des Crahn, Registrar.<<
>>Authorisation bestätigt, was wünscht Ihr zu tun?<<
>>Computer, rufe Kranken-ID C34-77B von Paramedic Rand Mitchel auf.<<
>>Bitte warten während DataBase auf angefragte Datei geprüft wird....Datei gefunden,
Administratorkennwort erforderlich.<<
>>Neopha Kansil.<<
>>Access granted. Datei wird aufgerufen<<



Kranken-ID C34-77B erstellt: 2789-06-19 16:02

Patient: Fistandantilus
Geschlecht: m
Alter: 22

Gen-Code: PD3092-k7r386-RDD010

Verletzung: Eingedrungenes Projektil im Torso, unterhalb des Sternums
->starker Blutverlust, innere Verätzungen durch Magensäure

Diagnose: Hoch dosiertes Schmerzmittel, sofortige Operation an dem perfurierten Pangrias

Bemerkung: Bekam vor 2 Tagen den Patienten, in seiner Begleitung befand sich ein weiterer Mann.
Er wich nicht von der Seite des Kranken, auch nicht als wir die Operation an dem
Pangrias des Patienten durchführen mussten.
Der Patient hatte starke Fieberträume, verstärkt durch das hoch dosierte Schmerz-
mittel. Er sprach immer wieder in seinen Träumen von Crahn, scheint, wenn auch
ohne Abzeichen, Mitglied der Kirche zu sein.
Es ist auch noch nach 2 Tagen fraglich, ob der Patient überleben wird.

Nachtrag: 2789-06-20 00:49

Der Zustand des Patienten ist nun stabil, dad Pangrias beginnt wieder seine Funktion
zu übernehmen. Wir können in ca. 8 Stunden mit der künstlichen Ernährung beginnen
und die Dosis des Schmerzmittels senken.



>>Datei abgespielt. Was wünscht Ihr als Nächstes zu tun?<<
>>Computer, rufe Logbucheintrag Nr. 492074621 von Lore Keeper Gair Cannon<<
>>Bitte warten während DataBAse auf angefragte Datei geprüft wird…Datei gefunden<<




Log. Nr.492074621 von Lore Keeper Gair Cannon 2789-06-23 14:17

Ich begab mich von meinem Mittagessen zurück zu meinem Dienst. Als ich den GenreplikatorRaum, der gleichzeitig als medizinisches Labor diente, betrat, standen vor mir zwei Männer in langen verschlissenen Roben.
Das mussten die Neuankömmlinge sein, die Lore Keeper Skye Angel so in Aufruhr gebracht hatten.
Ich hatte von ihr erfahren, dass einer der beiden schwer verletzt sein müsse, doch konnte ich an Keinem ein Anzeichen von Schwäche oder einer Verletzung erkennen. Im Gegenteil sie standen aufrecht vor mir und von ihnen ging Ruhe und Gefasstheit aus.
>>Pater, wir möchten Crahn dienen und ersuchen in die Reihen Seiner Gläubigen aufgenommen zu werden. Vermögt Ihr dies?<<
Ich wich zurück. Wollten diese tatsächlich in die kläglichen Überreste der Crahn Kirche eintreten? Ich kann es nicht leugnen, ich war sehr überrascht. Schnell jedoch gewann mein Stolz und das Pflichtbewusstsein die Oberhand über mein Handeln.
Demonstrativ trat ich einen Schritt auf die beiden zu. Kühl musterte ich sie. In ihren Gesichtern konnte ich keine Furcht lesen, vielmehr fand ich in ihren Augen eine Härte, die nicht so recht zu ihrem Alter passen wollte.
>>Nennt mir eure Namen und den Grund eures Gesuches!<<
Der Linke, verbeugte sich tief und sprach mit sonorer Stimme:
>>Vor dem Angesichte Crahns werde ich Darth McKAin genannt, Pater. Der Grund für mein Begehr ist es, dass ich meine Kräfte, mögen sie auch roh und ungeformt sein, in Seinen Dienst zu stellen wünsche!<<
Ich nickte anerkennend. Klar konnte ich die Überzeugung hören. Mein Blick wanderte von links nach rechts, in das Gesicht des Anderen. Wie zwei Edelsteine funkelten mir die Augen entgegen. Es schien mir, als würde ich in ein Raster aus Berechnung und Kalkulation gepresst. Wieder fühlte ich diese Unsicherheit. Was waren das für Leute? Bei Crahn, nie war mir etwas Vergleichbares geschehen. Ich versuchte meine Gedanken nicht auf meine Stimme zu legen und sah ihm tief in die Augen. Er senkte seinen Blick und verbeugte sich tief. Ein kleines Aufstöhnen schlich sich aus dem Mund des Mannes und ließ mich vermuten, dass er der Verletzte sei, von dem Schwester Skye Angel erzählt hatte.
>>Mich nannte man Fistandantilus ! Crahn sei mein Zeuge, gekommen bin ich um wie mein Bruder hier meinen Glauben und meine Kraft in Seine Dienste zu stellen. Für und durch Ihn will ich Ruhm erlangen!<<
Langsam richtete sich der mit Fistandantilus betitelte auf. Wieder diese Blick, als hätte er keine Augen, sondern eines dieser von BioTech Industries entworfenen Implantate im Schädel.
>>Eure Gründe erscheinen mir, bescheidenem Diener Crahns als ausreichend, um euch in den Stand des Novizen aufzunehmen. Kniet nun nieder, auf dass ich euch vereidige! Sprech mir nun den Eid des Crahn nach!<<
Ich schwöre bei meinem Körper, meinem Geiste und meiner Seele,…<<
Im Chor erschallten die crahngefälligen Worte aus ihren Mündern:
>>Ich schwöre bei meinem Körper, meinem Geiste und meiner Seele…<<
>>..dass ich treu Crahn dienen werde bis mich Sein Licht verlässt<<
>>..dass ich treu Crahn dienen werde bis mich Sein Licht verlässt<<
>>Ich schwöre all mein Werken nur zu Seinem Ruhme auszuführen<<
>>Ich schwöre all mein Werken nur zu Seinem Ruhme auszuführen<<
>>und nur in Seinem Dienste zu stehen<<
>>und nur in Seinem Dienste zu stehen<<
>>Ich schwöre Sein Handeln nicht infrage zu stellen und nie an Ihm zu zweifeln<<
>>Ich schwöre Sein Handeln nicht infrage zu stellen und nie an Ihm zu zweifeln<<
>>Ich schwöre Ihn als einzige Macht zu akzeptieren<<
>>Ich schwöre Ihn als einzige Macht zu akzeptieren<<
>>Ich schwöre Seine Regeln zu achten<<
>>Ich schwöre Seine Regeln zu achten<<
>>Ich schwöre, dass bei Bruch dieses Eides<<
>>Ich schwöre, dass bei Bruch dieses Eides<<
>>ich mir selbst das Augenlicht nehme<<
>>ich mir selbst das Augenlicht nehme<<
>>und bis zu meiner Erlösung durch den Tod durch die Hand der Diener des Crahn<<
>>und bis zu meiner Erlösung durch den Tod durch die Hand der Diener des Crahn<<
>>Buße tun werde<<
>>Buße tun werde<<
>>Geht hin im Lichte Crahns! Ihr seid nun in den Orden aufgenommen. Zeigt euch würdig, vor Crahn und vor euren Brüdern. Eure erste Pflicht ist das Studium der Regeln Crahns. Ihr Kern bildet das Liber Cantionis. Es enthält die 10 geheiligten Gebote. Verlasst nun dieses Raum……Brüder<<
Die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen. Lange war es her, seid ich einen Jünger vereidigt hatte. Mit einer Verbeugung erwiesen mir Fistandantilus und Darth McKain noch einmal Ehre, bevor sie gemäßigten Schrittes den Raum verließen, um sich dem Studium Crahns zuzuwenden.

Log. Ende


>>Datei abgespielt. Was wünscht Ihr als Nächstes zu tun?<<
>>Computer, lösche meine Zugriff auf diese Datei aus der DataBase, lösche den temporären Speicher.<<
>>Möchtet Ihr, dass der Auftrag wirklich ausgeführt wird?<<
>>Ja.<<
>>Auftrag ausgeführt. Was wünscht Ihr als Nächstes zu tun?<<
>>Abmeldevorgang einleiten.<<
>>Computer wird heruntergefahren. Geht hin im Lichte Crahns<<

Fabse
08-01-06, 15:46
Ihre Finger fuhren langsam die Linien ihrer Tätowierung nach. Unwillkürlich strich sie an ihrem Hals hinab bis ihre Hand über dem Herzen verharrte. Unterhalb ihrer Kleidung war das Zeichen Crahns geschrieben.
Die Zeichen waren schon alt, lange nicht verblasst, aber immer wieder durchbrochen von Falten und Narben, die von einem langen und ruhmreichen Leben im Dienste Crahns zeugten. Ja, sie hatte sich die Tätowierung des schwarzen Zirkels redlich verdient.
Wieder fiel ihr Blick auf das Terminal vor ihr. Die letzten Buchstaben waren schon vor einigen Minuten erloschen, dennoch schienen die Worte für sie immer noch in der Luft zu hängen. Ein ums andere Mal lasen ihre Augen die Ankunft der beiden Mönche und ihre Vereidigung. Seit diesem Zeitpunkt waren kaum drei Monate vergangen. Crahn schien mit ihnen zu sein, doch war das Grund genug sie mit einer solch wichtigen Aufgabe zu betrauen? Müde rieb sie ihre Augen und schloss die Lider. Noch konnte Registrar Tanto Baughman nicht abschätzen, ob Fistandantilus und Darth McKain in festen Glauben gegenüber Crahn standen. Zu viel war geschehen, zuwenig Zeit vergangen.

>>Crahn halte sein Licht schützend über uns, gebe Er uns Kraft und Mut, verleihe Er uns Stärke und den Willen! Für CRAAAAAAHN!<<
Ein Stoßgebet zum Einen schickend rannte Fistandantilus aus der Deckung seinem Gegner entgegen. Neben ihm war auch Darth McKain aus dem Schutz des Felsens getreten und war an der Seite seines Freundes und Bruders. Ein ohrenbetäubendes Brüllen stieß ihnen entgegen. Galopticus! Ein Gegner der ihrer würdig war. Der riesige Reaper erwartete sie. Turmhoch ragte das Untier gen Himmel, seine Haut war überzogen von Hornplatten. Seinen Körper bedeckte ein gelblichweiß schimmerndes Exoskelett und seine riesigen Arme endeten in zwei Furcht einflößenden Klauen. Aus winzigen Augen tief im Schädel sah er den beiden kleinen Gestalten entgegen, die ihm todesmutig entgegen rannten.
Fistandantilus streckte den Arm aus. Seine Kräfte wollten aus ihm fließen, sich in einer Welle über die Welt ausbreiten. Für dieses Gefühl lebte er! Mit dem von Crahn gegeben Willen kanalisierte er seine Kraft und fokussierte sie auf seinen Arm, seine Hand, sein Psi-Modul. Immer mehr Energie floss in seine Waffe. Ein Lächeln umspielte Fistandantilus Mund, als er den Damm brach und die Welle aus ihm strömte.
Der Blitzstrahl schlug direkt in Glaopticus Brust ein. Der Einschlag war so heftig, dass der Reaper einen Schritt zurück tun musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er schüttelte seinen Kopf um wieder zu Besinnung zu kommen und ging seinerseits zum Angriff über. Im Inneren seiner hornigen Klaue wurden zwei Chemikalien durch Kanäle gepumpt. Mit unglaublichem Druck spritzten die Flüssigkeiten aus den Öffnungen. Fast zeitgleich fand die chemische Reaktion statt und eine riesige Flammenwalze strebte dem Mönch entgegen.
Fistandantilus erwartete seinen Tod. Diesen Flammen war nichts entgegen zusetzen.
>>Crahn helfe mir.<<
Er wartete auf den Schmerz, doch er sollte nie kommen. Verwundert schlug er die Augen auf und sah auf seine Arme. Kein Haar war versengt, keine Verletzung zu finden. Seine Haut war gestärkt worden. Sie war überzogen von einer Schicht, die stark an die Hornplatten des Reapers erinnerten.
>>Was bei Crahns Macht…..<<
>>Sag Bruder, willst du ewig da stehen bleiben? Wir haben einen Reaper zu töten!<<
Sein Bruder! Darth McKain, er hatte ihn gerettet! Crahn sei gepriesen, nie hätte er gedacht, dass Darth McKain eine solche Macht besitzen würde.
Wieder stieß Galopticus sein Brüllen aus und stampfte nun heran. Der Sand unter Fistandantilus Füßen erzitterte bei jedem Schritt des Monsters und doch hatte er neuen Mut gefasst. Crahn war mit ihnen, sie konnten nicht verlieren.

Der Flammenstrahl schoss direkt auf Fistandantilus zu. Leise fluchend wechselte Darth McKain so schnell es ihm möglich war, das Psi-Modul in seinem Fokus, dem Psi-Gauntlet. Er strich mit dem Handschuh an seiner Gürtelleiste entlang, an der ein leerer Slot das Psi-modul aus dem Handschuh magnetisch herauszog. Ohne hinunter zublicken, führte Darth Mckain ein weiteres Mal die Hand über den Gürtel. Er wusste genau welches Modul er benötigte und wo er es fand. Er kannte seine Ausrüstung. Das Modul rastete klickend ein und ohne Zeit zu verlieren, ließ Darth McKain seine Kraft fließen. Er konzentrierte sich auf sein Inneres und ließ seinen Arm die einstudierten Bewegungen ausführen. Der Zauber war gewirkt, die Matrix hatte sich um seinen Bruder gelegt, und drang in dessen Haut ein, korrumpierte die DNA und bildete eine feuerresistente Oberschicht aus. Dies alles geschah in nur wenigen Sekunden.
Darth McKain musste fast lachen, als er den erstaunten Anblick auf dem Gesicht seines Bruders sah.
>> Sag Bruder, willst du ewig da stehen bleiben? Wir haben einen Reaper zu töten!<<
Noch einmal nickte er Fistandantilus zu, bevor er ein weiteres Mal das Modul seines Handschuhs wechselte. Es war Zeit diesen Reaper zu Fall zu bringen.
Seine Gedanken gebündelt mit der psionischen Energie woben ein feines Netz. Sie verstrickten die Fäden, die ein Muster bildeten, welches die Grundlage eines jeden Zaubers war. Die Macht lag darin, die Fäden fest zu verknüpfen und das Netz nach dem belieben des Mönches zu verwandeln.
Das Netz war gesponnen und verließ den Verstand Darth McKains. Er sandte es durch seine Nerven zusammen mit der nötigen Kraft zu seinem Handschuh. Hier wurde es gewoben. Wie Spinnfäden verdichteten sich die Ströme bis der Zauber gewirkt war.
Ein gleißendes Licht erstrahlte aus Darth McKains Handfläche und die vollendete Matrix seiner Psi-Kräfte verließ ihren Käfig. Innerhalb eines Herzschlages hatte sie ihr Ziel erreicht.
Die Wirkung war verblüffend, die Hornplatten des Galopticus schienen zu schmelzen, sein Panzer schwächer zu werden. Der Schadensverstärker oder Crahns Zorn, wie er auch hinter vorgehaltener Hand genannt wurde, verletzte den Reaper nicht, doch war der Schaden erheblich. Jeglicher Angriff gegen ihn würde nun um ein vielfaches stärker sein und das Untier schneller töten.

Der Reaper hatte seinen FehlerDarth McKain nicht mehr zu beachten teuer bezahlt. Der Kampf würde nicht mehr lange dauern!

Fabse
09-01-06, 18:15
Wieder und wieder entluden sich Blitze, die ihr Ziel, den gigantischen Körper des Galopticus, nie verfehlten. Die Luft knisterte vor ionisierter Luft und die Felswände warfen das Krachen der Einschläge in einem hundertfachen Echo zurück.
Das Blut der beiden Mönche geriet in Wallung. Welche eine Macht! Ihre Kräfte flossen ungehemmt, sie fühlten die Nähe Crahns.
Der Abstand zwischen Galopticus und Fistandantilus verkleinerte sich immer weiter, nur noch wenige Schritt waren sie voneinander entfernt. Fistandantilus Angriffe wurden immer wilder, immer heftiger und unkontrollierter. Die Entladungen seines Psi-moduls trafen den Reaper nicht mehr, gingen fehl und schmolzen den Sand zu einer spiegelnden Fläche. Der Energiefluss, anfangs unerschöpflich erscheinend, begann auszudünnen. Die Matrix wurde schwächer, das Netz begann aufzureisen, die Zauber gingen fehl.
Mit Entsetzen sah der Mönch, wie seine Anstrengungen keinerlei Effekt mehr hatten. Seine restliche psionische Macht verpuffte nutzlos in der Luft. Er fühlte wie sein Psi-Gauntlet immer heißer wurde, wie er begann seine Handfläche zu verbrennen. Das innere Feuer fraß sich durch den Arm in seine Brust, bis es schien als wäre er innerlich ausgebrannt. Seine Kräfte waren erschöpft, seine Waffe nutzlos. Fistandantilus viel auf seine Knie, sein Blick nach oben gerichtet.
Galopticus stand über ihm. Trotz seiner verkohlten Haut und schweren Verletzungen schien er den Triumph zu genießen. Wie in Zeitlupe hob sich der klauenbewehrte Arm. Fistandantilus Augen folgten der Bewegung.
Das nächste was er verspürte war ein dumpfer Aufschlag im Sand einige Meter vom Reaper entfernt und einen stechenden Schmerz in seinem rechten Arm. Kraftlos sackte er zusammen. Er betete sein Bewusstsein möge ihn verlassen, doch der Schmerz war zu groß als dass er in die warme Dunkelheit sinken konnte. So hörte er auch das triumphierende Aufbrüllen Galopticus.
>>Es tut mir Leid, Bruder. Crahn möge dich schützen. Ich habe versagt…..<<
Über gesprungene Lippen wisperte Fistandantilus diese Worte, hoffend es sollten seine letzten sein.
>>Du hast nicht versagt! Galopticus ist gefallen. Du hast ihn besiegt, jawohl er ist gefällt!<<
>>Darth? Ist es wahr?<<
>>Ja, sieh doch selbst! Sieh was du in Crahns Willen vollbrachtest!<<
Mit der Hilfe seines Bruders setzte sich Fistandantilus ächzend aufrecht. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Kaum 20 Schritt von ihm entfernt lag der massige Körper ihres Gegners. Der Länge nach ausgestreckt wie ein gefällter Baum.
Unter der Brust von Galopticus breitete sich ein dunkler Fleck über den Boden aus. Der Aufprall hatte die noch verbliebene Hornschicht aufgesprengt und der Lebenssaft floss in dicken Strömen aus dem breiten Riss.
Lange noch nicht hatte sich der Sand an dem Blut des Ungetüms satt gesogen, größer und größer wurde die Lache.
Fasziniert von diesem Anblick wollte Fistandantilus sich aufrichten. Mit einem feurigen Schmerz wurde er wieder an seinen rechten Arm erinnert, der nun in einem unnatürlichen Winkel von seinem Körper abstand.
>>Darth, Bruder, hilf mir! Mein Arm ist gebrochen!<<
>>Ich sehe es. Der Schmerz ist bald von dir genommen. Crahns Kraft wird dich heilen.<<
In einem warmen Licht leuchtete die Hand Darth McKains auf. Der Zauber der Heilung, würde dem Körper helfen in einem Bruchteil der normalerweise benötigten Zeit die Verletzung zu kurieren.
Fistandantilus spürte wie sich die Fragmente seines Knochens langsam verschoben. Doch verspürte er keinen Schmerz. Ein wohlige Wärme hatte sich in seinen Gliedern ausgebreitet,
Der Schmerz war genommen, der Bruch geheilt.
>>Du hast es vollbracht! Ich kann ihn wieder bewegen!<<
>>Hast du jemals gezweifelt Bruder? Es ist die von Crahn gegebene Macht. Ich bin nur ein Kanal, durch den sie fließt. Nun lass uns aber unseren Auftrag erfüllen und den Kristall aus Galopticus Brust bergen.<<
Nickend stand Fistandantilus auf. Er fühlte sich frisch und unverletzt. Doch immer noch war in ihm diese Leere. Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen bis seine Kraft vollkommen zu ihm zurückgekehrt war.

Die Ritualklinge blitzte im Lichte der untergehenden Sonne. Golden glänzten die eingäzten Runen, die Crahns Macht repräsentierten. Langsam senkte Darth McKain unter den Augen seines Bruders die Klinge auf die Brust Galopticus.
>>Crahn nahm es!<<
Und mit diesen Worten stieß er die Klinge tief in die Brust des Untiers. Das Blut besudelte die Reinheit der Klinge, färbte sie dunkelrot, tauchte die Zeichen Crahns in Purpur.
Nach wenigen Schnitten hatte Darth McKain gefunden was er suchte. Mit klopfenden Herzen ergriff er den glatten Gegenstand mit beiden Händen und hob ihn hoch in die Luft in das sterbende Tageslicht.
>>Bruder sieh! Wir haben es geschafft, Crahn wird uns ehren!<<
>>Nun ist der Schwarze Zirkel nicht mehr weit.<<
Beide bewunderten den schwarzen Kristall, Kein tropfen Blut des Reapers war an ihm zu finden.
Darth McKain reinigte die Ritualklinge der Kirche im Sand des Kampfplatzes und ließ ihn zurück in die Scheide gleiten.
Sie hatten ihren Auftrag erfüllt.

ArcNinja
11-01-06, 14:21
>> traceroute 27f.1a3.c22.062

1 1ms gdx2ba5ts.appartment-gateway 192.168.0.254
2 1ms apptcomplex2.circle.of.the.divine.world 1af.202.d4a.042
3 2ms sec2.uplink.resistance.net 1ae.100.47f.d1f
4 1ms sec4.uplink.resistance.level2.net 1aa.0fb.3f2.ff2
5 3ms tescom.network.services.uplink ff2.1ad.242.012
6 6ms cajun.network.services.uplink eba.020.6b4.4fe
7 5ms tristar.network.services.uplink e23.2fb.102.003
8 9ms hawkins.network.services.uplink dc9.4fa.f02.ce3
9 * response time exceeded
10 * response time exceeded
11 * response time exceeded

*Ich denke, das sollte reichen, um meine Spuren zu verwischen. Sieht mich hier auch keiner? Ich denke mal, das geht so.*

>> addhop 27f.1a3.c22.062

establishing connection...
gaining administrative access...
root password decrypted: GOD
27f.1a3.c22.062 added to hop list.
connection response time 14723 ms

*Hrhr. Wieder mal so ein typisches Passwort... "God wouldn't be up this late!" hiess es doch auf dieser Ceres Disk. Stimmt auffallend. Nun, dann wollen wir mal*

>> access.blackcircle.of.the.divine.world

Connecting to registrar.blackcircle.of.the.divine.world
connected...

login: tanto
password: ************

*Jetzt werden wir gleich sehen, ob dieser vermaledeite Deal den Aufwand wert war. Naja, jedenfalls wird niemand mehr über die Herkunft des Passwortes berichten können, da die Quelle überraschend versiegt ist... Armer kleiner Datenschmuggler, aber Verrat muss bestraft werden, auch in einem solchen Fall!*

Gruß dir, oh Registrar!
Das Informationsnetzwerk der Bruderschaft steht dir zu Diensten!

*Bravo, Tanto. Die Runner sind nicht folgsam genug, also machst du dir den Registerserver gefügig. Nun denn, zumindest scheint das Passwort seinen Preis wert gewesen zu sein, es läuft kein Trace auf mich*

> catalogue obs* -t dir

Es wurden 3 Verzeichnisse der geforderten Spezifikation gefunden, oh Registrar!

observations_done
observations_ongoing
obsolete_tasks

> cd obs*_ongoing

/observations_ongoing > #shortprompt

Sehr wohl, oh Registrar!

*Beim Barte Crahns, langsam nervt diese Kiste*

> find 2789 & Fist

Eine Datei gefunden, oh Registrar!

#2789-Subject:Fistandantilus > show file

Wie ihr wünscht, oh Registrar!

*Ich wünschte, diese vermaledeite Kiste würde ihren Rand halten. Oha, da ist jemand aufmerksam geworden. Da läuft ein Backtrace zu meinem ersten Hop... Naja, da werden die nichts finden. Nicht, wenn dieser Fallen Angel sein Wort gehalten hat. - War da hinten was? Ach, nur der Ast im Wind. Ich sollte eindeutig weniger Dolinskin schlucken. Das Zeug macht mich noch wirr im Kopf!*

Observation

Zu überwachende Subjekte: Fistandantilus, Darth McKain

Standort: unbekannt

Status: unbekannt

Einschätzung des Feldaufklärers: Die beiden Subjekte entziehen sich bewusst oder unbewusst immer wieder der Beobachtung durch unsere Aufklärer. Sofern wir sie bei ihren Taten aber beobachten können, handeln sie wohl im Sinne der Bruderschaft. Es sind uns Gerüchte zu Ohren gekommen, dass sie das Wort Crahns bis hinein ins Herz der Macht des Diktators bringen. So sehr wir Aufklärer ihr gegenüber neuen Brüdern zu schätzen wisse, Registrar, so sehr müssen wir diese beiden für ihre Kühnheit bewundern. Wie lange schon wandelte kein geweihter Priester der Bruderschaft mehr über das Pflaster von Plaza, um die Wahrheit im Namen Crahns zu verkünden. Es ist erhebend zu sehen, dass sich einige Runner wenig ob der Gesetze der Stadtverwaltung scheren und Licht in die Dunkelheit der eingeschlossenen Geister dieser Stadt bringen. Wir denken daher, mit Fug und Recht beantragen zu können, dass die zeit- und kostenaufwändige Observation dieser beiden Runner eingestellt wird. Vater Angus braucht unsere Aufmerksamkeit vorrübergehend dringender. Er redete etwas von neuen Quellen für das seltene Tacholytium. Wir müssen feststellen, was dahinter steckt.
Gepriesen sei Crahn, gepriesen ihre Arbeit in seinem Sinne, Registrar!

Notiz: Diesen heruntergekommenen Nichtsnutz von Aufklärer loswerden! Observation fortsetzen!

Observationsstatus: aktiv

EOF

> modify "Notiz" Das Geschwafel dieses Spions klingt einleuchtend, wir können die Beobachtung einstellen!

> modify "Observationsstatus" inaktiv

> add "Verfahrensabschluss" Datei im Archiv für abgeschlossene Observationen ablegen und als erfolgreich markieren. gez. Tanto Baughman, Registrar

> close

Datei modifiziert und geschlossen, oh Registrar!

*Ein Glück muss ich das nicht mehr lange ertragen! Noch schnell diesen Logclearer ausführen, den mir dieser zwielichtige Guardian besorgt hat. Den Tonfall der Anweisung werden die Archivare wohl für echt hatlen, wenn ich mir die Originalnotiz von Tanto so anschaue*

> #clearlogs

Modifying log files...
Processing...
Processing...
Processing...
Done...

*Ohje, das hat aber gedauert. Wie weit ist der Backtrace? Ahja, 78%. Da bleibt also noch genug Zeit, um diesen Ort in Anstand zu verlassen.*

> logoff

Sehr wohl, oh Registrar! Beglücken Sie mich recht bald wieder einmal mit ihren Anfragen!

*Lebe wohl, du schleimiger Rechenschieber! So, noch das letzte Zugriffslog von diesem Hop lössen und ich brauch nicht befürchten, das Tanto jemals erfährt, dass ich ihn ihren "heiligen" Dateien herumgepfuscht habe. Wer weiss. Vielleicht war ich sogar schnell genug, dass es garnicht weiter aufgefallen ist, dann funktioniert das Passwort nächste Woche auch noch! Vorher wird Tanto ihr Passwort kaum ändern. Dazu ist sie viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt.
Arbeit... Pah! Das Erfassen und Katalogisieren der Handlungen aller Brüder und Schwestern. Hmm, was verursacht nur dieses Misstrauen in ihr. Kommt es daher, weil so viele Gesichter in letzter Zeit nur kurz auftauchten? Ich muss dazu wohl mal einen der Hüter der wahren Lehre befragen...
Jetzt sollte ich aber machen, dass ich fortkomme, sonst sehen mich die beiden hier oben noch. Nur gut, dass ich Gruber Zakashi unter einem Vorwand wegschicken konnte, sonst hätte ich jetzt einen Zeugen beseitigen müssen. ...Nein, vorerst sollen diese beiden unbeeinflusst von den dunklen Strömungen in der Bruderschaft wachsen. Wenn ihre Kraft zur Reife gelangt, werden wir die Frucht pflücken. Aber bis dahin heisst es Geduld bewahren...*

Fabse
16-01-06, 18:13
Es war dunkel im Vorraum der Hallen Crahns. Das Portal war geschlossen und nur eine kleine Flamme über dem Abschlussstein des Torbogens verlieh den Schatten zitterndes Leben. Auf den ersten Blick schien der Raum leer zu sein, doch auf dem steinernen Boden zeichneten sich die Umrisse zweier Gestalten ab
Gewandet waren sie in lange Kapuzenmäntel, die ihren gesamten Körper verhüllten. Die Farbe war in dem flackernden und schwachen Licht kaum auszumachen, allein die silbernen Stickereien auf der Kapuze, Brust und den Armen reflektierten den Flammenschein.
Tief gebeugt verharrten beide vor dem Portal. Es war eine Zeit des Wartens, eine Zeit der Wacht. Eine Zeit in Seinem Geiste.
Die Lippen der zwei bewegten sich in stiller Rezitation der Lehren Crahns. Hätten sie es gewagt mit Atem zu sprechen, so wäre aus ihren Mündern die Schriften des Liber Potentiae zu hören gewesen
Stimmlos sprachen Lippen die Worte der Gebote Crahns in die Stille.

1. Gebot: Crahn ist das Licht, er umgibt uns und durchdringt uns, er ist überall.

2. Gebot: Der Name des Crahn ist nicht zu verleumden. Er wird die strafen,
die in Seinem Namen freveln oder Seinen Namen missbrauchen.

3. Gebot: Du sollst die Lehren des Crahn in die Welt tragen und dich von
seinem Licht leiten lassen.

4. Gebot: Du sollst deine Kraft und deinen Willen nur im Sinne Crahns
einsetzen und Ihm in all deinem Handeln dienen.

5. Gebot: Du sollst die von Crahn gegebene Ordnung ehren.

6. Gebot: Du sollst den Eid des Crahn nicht brechen.

7. Gebot: Du sollst die Hand nicht gegen einen deiner Brüder erheben

8. Gebot: Du sollst Crahn nicht verleumden

9. Gebot: Du sollst nicht paktieren mit den Heiden

10. Gebot: Du sollst Crahn in allen Situationen verteidigen, auch mit dem von
Ihm verliehen Lichte.

Immer wieder rezitierten sie die Worte und ließen sie in ihren Geist fließen, denn dieser sollte ganz in den Sphären Crahns aufgehen, den Körper hinter sich lassen und das wahre Leben erfahren.

Wie von einer mächtigen Faust getroffen wurden die riesigen Flügel des Portales aufgestoßen. Licht flutete den kleinen Vorraum, die Fackel über dem Tor war vergessen. Fistandantilus und Darth McKains Körper warfen lange Schatten und noch immer erhoben sie sich nicht vom Boden.
Die Augen weiterhin geschlossen hoben beide die Stimme zum sakralen Gesang.
>>Ego officio dei superbus sum. Ego eis digno ero. Crahn, audi meum. Fratres, audite meum!<<
Wie in einer Spirale steigerten sie die Intonation. Lauter und lauter hallten die Worte durch das geöffnete Tor. Doch wie auf ein Zeichen verstummten beide Mönche plötzlich.
>>Erhebt euch, Diener des blauen Zirkels. Stehet vor dem Antlitz Crahns! Stehet vor Seinen Dienern.<<
Langsam erhoben sich Fistandantilus und Darth McKain. Ihre Schatten wuchsen weiter und wurden mit jedem Herzschlag länger. Aufrecht standen beide vor dem Tor Crahns und öffneten nun die Augen.
Es eröffnete sich ihnen der Anblick der Weite Crahns Hallen. Die Bänke waren gefüllt mit Brüdern im Glauben, doch kein einziger Laut war zu hören. Am Kopf der Gemeinde stand erhöht auf einem Podest die Registrar.
Majestätisch hob sie beide Hände zur Decke des Kirchenschiffs und aus ihrer Hand erstrahlte ein helles weißes Licht, welches die Szenerie in ein unwirkliches Licht tauchte.
>>Wenn ihr über die Schwelle zu euren Füßen tretet, so verlasst ihr den zweiten der Zirkel, verlasst den Blauen Zirkel.
Ihr dientet im Roten Zirkel, studiertet die Lehren Crahns und bewiest eure Loyalität der Bruderschaft gegenüber.
Ihr dientet im Blauen Zirkel, wurdet ausgeschickt im Auftrag der Bruderschaft und bewiest euren Glauben an Crahn.
Ihr wurdet erhoben in den Roten Zirkel und ließt euer vorheriges Leben hinter euch.
Ihr wurdet erhoben in den Blauen Zirkel und ließt eure Ängste zurück.
Nun steht ihr an der Schwelle zum höchsten der Zirkel, der Schwarze Zirkel des Glaubens, der Macht, des Crahn.
Doch sprecht vor der Gemeinde, vor euch und vor Crahn, welche Taten machten euch würdig die höchste aller Ehrungen in Empfang zu nehmen?
Sprich du, der Darth McKain genannt wird!<<
Der Angesprochen trat einen Schritt nach vorne, doch überquerte er noch nicht die Schwelle.

>>Ich, der Darth McKain genannt werde, der diente im Roten wie im Blauen Zirkel, kann nicht von meinen Taten sprechen, denn ohne meinen Bruder Fistandantilus, oh Registrar, wäre keine der Taten zu vollbringen gewesen. So richtet über uns beide, zum Guten wie Schlechten. Haltet Über uns Gericht, wie nur ein Vertreter Crahns, wie Ihr es seid, zu vermögen kann.
Im Dienste der Bruderschaft wurden wir ausgesandt die Zwistigkeiten der Fraktionen zu vertiefen und sie zu schwächen.
Im Dienste der Bruderschaft zogen wir in die Schlacht gegen den riesigen Mutanten und gegen den mächtigen Galopticus. Wir gewannen die Schlacht und brachten der Bruderschaft die schwarzen Kristalle des Crahn zurück. Urteilt über mich, oh Registrar, so wie Ihr urteilt über Fistandantilus.<<

Auch Fistandantilus hatte sich bei den Worten seines Bruders erhoben.
>>Ich, der Fistandantilus genannt werde, der diente im Roten wie im Blauen Zirkel, verneige mich vor der Großherzigkeit meines Bruders, Er sprach die Wahrheit! Sein Zeuge war ich bei all den Taten, so wie er der meine war. Urteilt über uns, oh Registrar. Haltet Crahns Gericht!<<

>>Wohl vernahm ich eure Worte und ich werde Gericht halten! Eure Taten dienten der Bruderschaft sehr gut. Crahn war mit euch und ehrte euch mit Stärke, Mut und Treue.
So vernehmet mein Urteil, denn durch mich spricht Crahn:
Du, der Darth McKain genannt wird, und du, der Fistandantilus genannt wird, tretet über die Schwelle des Einen und empfangt die Ehren des Schwarzen Zirkel.<<
Registrar Tanto Baughman riss den Kopf in den Nacken und rief aus voller Brust:
>>Crahn ist groß!<<
Das Echo Ihrer Stimme hallte von den Wänden wieder und bevor es starb erwiderte die gesamte Gemeinde ihren Ruf. Wie ein Donner fuhr es durch den Raum den beiden Mönchen der Brüderschaft entgegen, die nun einen zaghaften Schritt nach vorne wagten, über die Schwelle des Crahn.

Langsam gingen Darth McKain und Fistandantilus den Hohlweg zischen den Sitzbänken bezogen mit rotem Samt entlang bis sie vor dem Podest der Registrar stehen blieben.
>>Kniet nun nieder und sprecht den Eid, auf dass eure Körper ein würdiges Behältnis für euere gereinigte Seele seien.<<
Die Worte kamen leicht über die Lippen der beiden Gläubigen. Schon lange waren sie ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.
>>Nun nehmt zieht eure Ritualdolche und leg die Zeichen des Blauen Zirkels frei.<<
Dem Wortlaut folgen öffneten sie ihre Roben und legten die Tätowierungen des zweiten der Zirkel frei.
>>Ergreift eure Waffen und schneidet in das Fleisch im Zentrum der Zeichen. Sammelt das Blut in der güldenen Schale vor euch.<<
Ohne Zögern setzten die beiden Mönche ihre Klingen an die rechte Brust. Ein letzter Atemzug, dann zogen sie einen tiefen Schnitt bis hinunter zum Rippenbogen. Aus dem Schnitt quoll frisches Blut, helles Blut, Herzblut. Wie ein nie versiegender Strom sickerte es in die güldenen Schalen und die Flüssigkeit schien purpur im Lichte Crahns.
>>Fühlt eure Sünden aus dem Körper gewaschen, fühlt die Reinigung. Begrüßt den Schmerz, denn, er wird euch auf eurem weiteren Weg verlassen. Ihr werdet erstarken und neue Macht fühlen. Diener! Bringt die Zeremonieroben!<<
Zwei Diener, bis jetzt versteckt in den Schatten hinter dem Podest, kamen angelaufen und warfen den leicht schwankenden Brüdern der Kirche die Roben über.
>>Ihr möget euch nun zurückziehen. Ab diesem Zeitpunkt, ist das Spirituelle euer Weg. Der Körper ist nur die Hülle. Geht und tragt den Schmerz als letztes Wiedersehen eines alten Freundes.
Im Morgengrauen werdet Ihr die Ehrungen der Tätowierung erfahren, auf dass Ihr die Zeichen Eures Glaubens und Seiner Macht offen tragt. Erhebt euch nun, Brüder im Schwarzen Zirkel!<<
Tosender Beifall brach unter der Menge aus. Crahn hatte sie erwählt. Sie waren Seiner würdig.

Fabse
22-01-06, 12:29
Der Dampf des Kaffees bildete Wirbel in der Luft. Langsam stieg er zur Decke immer wieder neue Formen bildend. Kunstvoll schien er einen stillen Tanz aufzuführen, in ruhigen und gleichmäßigen Bewegungen. Ein plötzlicher Luftstoß zerstörte die Ruhe und Stille des Dampfes, zerriss ihn und verstreute ihn im ganzen Raum.
Müde löste die Registrar ihr Augen von dem Schauspiel, das ihre Gedanken gefangen hatte. Langsam wurde sie alt, früher hatte die Zeremonie nicht so viel Kraft gekostet. Aber noch war sie nicht bereit ihre letzte Reise anzutreten! Nein, noch war sie weiser und mächtiger als alle anderen Jünger Crahns. Sie war die Registrar! Sie konnte den Jungen immer noch gegenüber treten, auch diesen beiden!
Wütend schlug Tanto Baughman mit ihrer behandschuhten Faust auf den Schreibtisch. In einer hohen Fontäne verteilte sich der Inhalt der Tasse über der gesamten Arbeitsplatte. Fluchend rief sie nach einem Diener der diese Sauerei beseitigen sollte.
Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür zu ihrem Büro und ein junger Novize trat furchtsam ein.
>>Ihr habt mich gerufen, oh Registrar. Wie darf ich euch dienen?<<
Nur den Arm hebend deutete Tanto auf die braune Pfütze. Überrascht schaute der Novize noch mal in Tantos Gesicht. Als er sah, dass keine weiteren Ausführungen folgen würden, ging er an seine Aufgabe.

Nachdem der Diener ihre Gemächer wieder verlassen hatte, setzte sich Tanto wieder auf den hohen Lehnstuhl. Von einer Ecke in die andere ließ sie ihren Blick schweifen, bis er von ihrer Prunkrobe gefangen wurde. Golden glänzend war sie wundervoll anzuschauen. Magentafarbene Bänder waren in sie eingeflochten und auf der Brust prangte mit schwarzem Onyx eingelegt das Zeichen Crahns.
Wieder dachte sie an die Zeremonie der Aufnahme in den schwarzen Zirkel. An ihre Aufnahme.
Damals war noch Keiron O’Brian Oberhaupt der Kirche gewesen. Dies waren goldene Zeiten.
Hätte jemand Tanto in diesem Augenblick beobachtet, so hätte er klar die Sehnsucht auf ihren Gesichtszügen erkennen können.
Ihre Gedanken wanderten weiter in der Vergangenheit. Sie schritt über den Plaza Neocrons, schaute von der Strandpromenade in Viarosso auf den Ozean hinaus und preiste zusammen mit ihren Brüdern Crahn in der alten Crahn Kirche. Aber dieses von Crahn gegebene Paradies wurde von den Heiden zerstört. Die Jünger Crahns vertrieben aus der Stadt sammelten sich neu und schlugen sich auf die Seite des Domes, doch der Glanz der früheren Jahre fehlte und schien bis zum heutigen Tage unerreichbar. Nur die Traditionen waren geblieben, die Lehren und der Glaube.

Die Registrar seufzte. Der Glaube. Welch starke Waffe er doch war. Die Feinde erzitterten vor dem Namen Crahns, damals. Und heute? Heute war der Glaube nur ein klägliches Überbleibsel, ein Fragment aus alter Zeit, das fast vergessen schien. Sie hatte als Registrar getan was sie konnte, um die Bruderschaft erstarken zu lassen und ihre Machtposition zu sichern. Crahn vergebe ihr, dies tat sie auch wenn sie nicht immer Seinen regeln folgte. Doch der Orden bestand noch! War das denn kein großer Verdienst? Crahn musste erkennen, dass man Regeln manchmal brechen muss, um das Ziel zu erreichen. Und die Registrar war sich sicher, alles würde seinen Gang gehen, Crahn hätte ihr vergeben.
Aber ihre Ruhe und Frieden wurde gestört von den zwei Mönchen. Ihr Glaube war unverbraucht ihr Vertrauen in Crahn schien unbegrenzt und das hatte der Registrar ihre Fehlungen wieder vor Augen geführt. Ihre Ordnung bröckelte, die Stärke der Kirche wurde durch diese beiden zur Fassade. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie im Namen Crahns handelten und ihren Anweisungen keine Folge mehr leisten würden. Ließe sie Fistandantilus und Darth McKain weiterhin unbehelligt, so würden sie die Crahn Kirche spalten. Nur sie als Registrar hatte die Möglichkeit die Kirche zusammen zu halten. Es war ihre Aufgabe! Der bedingungslose Glauber der beiden Mönche würde, wenn auch unbewusst, die strenge und wichtige Hierarchie der Bruderschaft stürzen, aus der die Gemeinschaft ihre wahre Stärke bezog.
Crahn mochte ihr vergeben, doch dies konnte sie nicht zulassen. Die Gefahr war zu groß, sie musste handeln.


Die Entscheidung war gefällt. Registrar Tanto Baughman würde ihre Kirche retten, für sie, die Gemeinschaft und für Crahn. Einzig auf welche Weise sie gegen ihre Brüder vorgehen wollte, wusste sie nicht. Einen offenen Angriff konnte sie nicht wagen, denn so mächtig war selbst sie nicht, dass sie die Regeln des Liber Potentiae öffentlich außer Kraft setzen könnte. Nein, es musste eine Intrige gesponnen werden.
Ein Lachen entfuhr der Registrar! Natürlich, es konnte so einfach sein. Der Tod dieser beiden würde ihre Position stärken. Die beiden würden als Märtyrer für Crahn sterben, so wird es die Gemeinde erfahren und in der folgenden Betroffenheit würde sie ihre Brüder und Schwestern noch enger an sie binden.

Die Finger huschten über die Tastatur der R.N. Station. Die Buchstabenreihen auf dem Bildschirm wurden länger und das kalte Lächeln der Registrar dabei breiter. Zufrieden betrachtete Tanto ihr Werk.
Es war alles genauestens geplant, nichts würde schief gehen.
Schnell gab sie noch den Namen des Empfängers ein. Darth McKain.


Das Piepsen des Intecroms ließ Darth McKains aufschrecken. Langsam erhob er sich von seinem Platz vor dem kleinen Crahn Schrein in seinem Apartment und ging mit schweren Schritten auf den Schreibtisch mit der R.N Station zu.
Noch immer schmerzte die Wunde in seiner rechten Brust und auch die frische Tätowierung juckte noch überall, doch, wie seine Registrar es gesagt hatte, begrüßte er ihn und umarme ihn wie einen alten Freund.
Überrascht ließ Darth McKain die Luft zwischen seinen Zähnen hindurchzischen. Eine Nachricht von der Registrar! Im Namen Crahns, so früh schon eine Aufgabe? Der Eine musste wohl die Schicksalsfäden gezogen haben.
McKain lachte. Warum sollte Crahn so sehr am Schicksal von zwei Mönchen interessiert sein? Sie waren doch für Ihn nur demütige Wesen und doch erfüllte es den Pater des Schwarzen Zirkels mit großem Stolz in Seinem Dienste und dem der Bruderschaft zu stehen.
Die Nachricht öffnete sich auf dem kleinen Bildschirm, der schon wesentlich bessere Tage gesehen hatte.



Absender: Tanto Baughman, Pater des Schwarzen Zirkels des Crahn, Registrar
Empfänger: Darth McKain, Pater des Schwarzen Zirkels des Crahn
Betreff: Ein Auftrag höchster Wichtigkeit

Crahn zum Gruße, Bruder Darth

Mit Freuden heiße ich Euch und euren Bruder Fistandantilus noch einmal willkommen im Schwarzen Zirkel des Crahn. Möge Euer Glauben stark sein und Eure Kraft ungebändigt.

Früheste Ereignisse zwingen mich dazu Eure Zeit der Regeneration und der Wacht zu unterbrechen und Euch auszusenden.

Die Finger Crahns, der Hacker-Stab der Bruderschaft, haben in den alten Archiven Hinweise auf Fragmente des Werkstoffes Tacholytium gefunden. Dies ist wahrhaftig eine wunderbare Nachricht, auch wenn Eure Rechte bereits ein mächtiges Artefakt aus diesem Stoff ziert, denn die Bruderschaft wäre in der Lage in Kürze die Fähigkeiten ihrer Jünger ins Immense zu steigern.

Sicherlich fragt Ihr Euch nun, wo diese wertvollen Reliquien zu finden sind. Hier stellt Crahn uns eine große Aufgabe, denn tief unten in den alten Tunnel des Domes sollen sie lagern.
Doch lasst Euch nicht täuschen, die Tunnel sind keineswegs ungefährlich. In ihnen hausen noch immer die alten Streitkräfte des Domes. Sie sind die loyalsten und besten Truppen und darin liegt das Problem. Ihr letzter Befehl war es, ALLE Eindringlinge zu töten und dies schließt bis heute alle Lebewesen ein, denn noch niemand fand eine Möglichkeit die alte Armee zu kontrollieren.

Nach den Vermutungen und Information der Finger des Crahn findet Ihr den richtigen Eingang zu den Tunneln tief in den Wastelands in der Nähe des alt ehrwürdigen El Farid Dorfes.
Der Eingang liegt einige tausend Schritt im Südosten direkt an der Wüstenstraße. Ihr werdet ihn leicht finden können, da ein Sündenpfuhl nur wenige Schritt entfernt liegt, der Twister der Trade Union.

Ich wünsche Euch Kraft und Stärke, Bruder. Diese Aufgabe verlangt, dass euch Fistandantilus begleitet.

Geht hin im Lichte Crahns, auf dass Ihr siegreich sein werdet.



Schwer ließ sich Darth McKain auf den Stuhl fallen.
>>Crahn ist groß, aber kann ich dieser Ehre würdig sein?<<
Lange stand die Frage still im Raum, bevor sie auch aufgehört hatte in seinem Kopf wiederzuhallen.
Die Tunnel … , er hatte schon von ihnen gehört. Ein alter Pater, damals Pater, nun einfacher Brüder für ihn, war einst Mitglied einer Expedition gewesen und seine Erzählung waren grausam. Er war der einzige, der sich hatte retten können.
Und nun sollten Fistandantilus und er allein bis tief hinunter gehen, während eine fünfköpfige Expedition versagte? Sie würden in ihren Tod gehen. Aber den Auftrag abzulehnen würde Crahn veranlassen sich von ihnen abzuwenden, es wäre eine zu große Schande
Auch wenn es ihr Tod war, sie würden gehen und für Crahn sterben.

Fabse
23-01-06, 23:05
Das schrille Klingeln der Apartmenttür ließ Fistandantilus aus seinem schlaf aufschrecken. Stöhnend richtete er sich auf und blickte sich in dem kleinen Raum um. Ein Tisch, ein paar Stühle, der Spind hinten in der Ecke und der Goguardian. Hier zu leben war nicht angenehm. Aber er hatte nichts Besseres. Zumindest ein Bett und ein Dach über dem Kopf.
Fistandantilus zuckte zusammen als die Klingel ein weiteres mal schrillte.
>>Bei Crahns Bart! Wer will überhaupt mit mir sprechen?<<
Mit finsterer Mine trat er zur Tür. Er legte seinen Zeigefinger auf die dafür vorgesehene Fläche und leise zischten die Hydraulikschläuche in der wand, als die Tür aufglitt.
>>Verschwinde, im Namen Crahns! Du störst meine Ruhe<< Die Worte lagen ihm auf der Zunge, erstarben aber als er den Mann im Eingang erkannte. Stattdessen umspielte ein Lächeln seine Lippen und erfreut begrüßte er seinen Bruder.
>>Ah, schön dich zu sehen! Komm herein!<<
>>Crahn mit dir, Fistandantilus. Ich hoffe ich störe nicht?<<
Schmunzelnd hob der Angesprochene eine Augenbraue.
>>Du? Wie kommst du denn auf die Idee? Du kamst gerade rechtzeitig um mich zu wecken.<<
Die scherzhaft gesprochenen Worte hatten nicht den gewünschten Effekt. Die Mine Darth McKains war verschlossen und ließ keinerlei Schluss auf seine Gedanken zu. Nur die harte Linie um den Mund verriet Fistandantilus, dass etwas nicht stimmte.
>>Was ist los, Bruder?<<
Keine Antwort wurde gegeben. Schweigend durchquerte Darth McKain den Raum und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Sein Blick war in die Ferne gerichtet.
Verwirrt zog Fistandantilus einen Stuhl zu sich heran und setzte sich seinem Bruder gegenüber. Er musterte ihn eine Weile, bis erneut das Wort an ihn richtete.
>>Sag, was bedrückt dich?<<
Seufzend schaute Darth McKain ihm in die Augen.
>>Die Registrar gab uns eine Aufgabe im Dienste der Bruderschaft.<<
Fistandantilus entspannte sich. Ein Auftrag, so schlimm konnte es kaum sein. Aber warum verhielt sich sein Bruder so eigenartig?
Wieder beobachtete Fistandantilus sein Gegenüber. Er hatte noch nicht alles gesagt, so viel war ihm bewusst.
>>Was für ein Auftrag?<<
>>Wir sollen Fragmente des Tacholytiums bergen, damit die Bruderschaft erstarkt, aber…<<
>>Bei Neophas Gebeinen! Darth, du sprichst, als sei Crahn höchst selbst von uns gegangen, möge er es nie tun! Nun sag schon, was liegt so schwer auf dir?<<
Noch einmal dieses tiefe Luftholen.
>>Wir müssen in die Tunnel des Domes, dort sind die Fragmente.<<
Jetzt da er die Worte ausgesprochen hatte, schien Darth McKain erleichtert und war froh diese Bürde teilen zu können.
>>Die Tunnel? Die alten Tunnel in denen noch immer die Überreste der Streitkräfte, nun man muss wohl „leben“ sagen?<<
>>Von diesen spreche ich, verstehst du nun?<<
Erwartungsvoll hatte sich Darth McKain nach vorne gelehnt. Er hatte Unverständnis, Unglauben, auch Zorn erwartet, doch ihm gegenüber war nur ein grimmiges Lächeln zu sehen, beschienen von einer von der Decke baumelnden Lampe, der Rest des Gesichtes in die Schwärze der Kapuze getaucht.
>>Dies wird unser Tod sein, Darth McKain. Crahn wird uns zu sich nehmen.<<
Langsam hatte sich Darth erhoben und legte seine Hand auf die Schulter des Sitzenden.
>>Ich weiß. Crahn ist groß und seine Wege oft verschlungen. Diese Aufgabe wird irgendeinen Sinn haben, dessen bin ich sicher. Nichts geschieht ohne den Willen Crahns.<<
>>Wir werden ehrvoll kämpfen und so Crahn es will, die Aufgabe erfüllen. Wann müssen wir aufbrechen?<<
>>Je früher wir gehen, desto eher werden wir von der Last befreit sein. Die Bruderschaft zählt auf uns!<<
>>Dann lass uns aufbrechen.<<
Abrupt stand Fistandantilus auf und ging zum Spind in der hinteren Ecke des Raumes. In ihm befand sich die neue von der Bruderschaft verliehene Kampfrobe eines Mitglieds des Schwarzen Zirkels. Kunstvoll war sie mit Stickereien verziert, die kunstvolle Muster bildeten. Doch nicht allein des Schmucks wegen waren sie in die Robe gearbeitet worden. Aus feinsten Tellosiumfäden waren sie gewirkt, einem Metall, welches, zwar weniger gut als Tacholytium, die psionische Energie speichern konnte und teilweise resorbieren konnte. Die Muster auf der Robe bildeten somit einen Schutz gegen jeglichen zugefügten Schaden. Selbst die Angriffe durch Crahns Licht, wurden geschwächt.
Wie in einem Ritual wechselte Fistandantilus die Robe. Er ließ den festen Stoff der Kampfrobe über seinen Oberkörper gleiten, bis er die Rezeptoren an seiner Brust, und dem Rücken spürte. Routiniert zog er die Kapuze über den Kopf, die gleichzeitig eine Art Brille vor seine Augen setzte.
Am Rande seines Gesichtfeldes konnte er nun seine Herzfrequenz, seinen Adrenalinspiegel, und die Stärke seiner psionischen Kräfte sehen. Die Robe war eine elektronische Meisterleistung. Wenn Fistandantilus seine Augen, die tief im Schatten der Kapuze lagen über Darth McKain fahren ließ, so identifizierte das ROPS System ihn innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde. Er liebte das Gefühl diese Robe zu tragen. Mit ihrem Schutz und der Möglichkeit seinen Körper besser kontrollieren zu können, fühlte er ungeahnte Stärke und war auch bereit in die Tunnel des Domes hinab zu steigen.
Dumpf drang die Stimme aus der Gesichtsmaske unter der Kapuze, die das gesamte Gesicht in schwarze Schatten hüllte.
>>Crahn ist mit uns Bruder, lass uns gehen. Bist du bereit?<<
Darth McKain nickte nur stumm.
Gemeinsam gingen sie auf den Genreplikator in dem Apartment zu. Darth McKain trat als erster auf die sensorplatte und tippte die gewünschten Koordinaten, die des El Farid Dorfes, in den Computer ein. Nach wenigen Sekunden reagierte der Genreplikator: die wie Klauen aussehenden Arme am oberen Ende der Maschine näherten sich immer mehr dem Körper, bis sie sich wie eine Faust um Darth McKain geschlossen hatten.
Mit lautem Summen begannen sich dieser ring immer schneller zu drehen, bis er für das menschliche Auge zu verschwimmen schien, der Prozess begann.
Innerhalb von Nanosekunden wurde jeder einzelnen Zelle energiereiche Strahlung zugeführt, die sie in ihre Bestandteile aufteilten. Gefangen von elektromagnetischer Strömung wurden diese Teilchen in den Transmitter des Apparats gezogen und über langwellige Strahlung zum Zielort gebracht. Angekommen wurden die Teilchen mit Hilfe des eingespeicherten genetischen BluePrints des Runners wieder zum Ganzen zusammengeführt. Darth McKain trat aus der Kralle der Metallarme in El Farid.
Kurz nach ihm erschien auch Fistandantilus. Die Reise durch den Genreplikator war nicht angenehm. Für Fistandantilus war immer das Gefühl beherrschend zusammengedrückt zu werden und gleichzeitig ins Unendliche gedehnt zu werden. Sein Magen fühlte sich immer an als wolle er den Inhalt der letzten Tage loswerden. Der Körper musste sich nach einem solchen „Sprung“ erst wieder erholen. Dies nannte man das Synaptic Impairment.
Doch es galt keine Zeit zu verlieren.
Nebeneinander schritten sie durch El Farid, einem einst blühenden Oasendorf, nun nur noch ein vertrockneter Haufen von Lehmhütten in deren Mitte sich der Eingang in die gefürchtete Höhle der Skorpione befand.
Mit langen Schritten durchquerten sie den Sand der Wüste auf dem Weg Richtung Südosten. Kein Tier war in Sicht, kein Lebewesen erkennbar. Sie waren allein. Kein Zeuge war in ihrer Nähe.
Lange Schritten sie über die Dünen und durch den tiefen Sand, bis die beiden Mönche schließlich im Abendlicht, die Sonne im Rücken, tief in einer Senke den Eingang zu den Tunneln sahen. Ihre Spuren im Sand hatte der Wind schon längst verwischt.

Fabse
27-01-06, 22:15
Die Sonne brannte hell auf die beiden Mönche, die vor dem Eingang zu den Tunneln standen. Der Sand hatte im Laufe der Zeit am Metall gefressen und große Rostflecken bedeckten das Eisen.
Fistandantilus streckte seine Hand aus und wischte den Staub von der Tür. Bunker I-09. Der Wind zerrte an den Ärmeln der Robe und ließ die Kapuze flattern. Der Sand wehte um die Füße der beiden Mönche.
Einen letzten Blick auf das Eingravierte werfend, legte Fistandantilus die Hand an den bereits verbogenen Hebel, um die Tür zu öffnen. Schrill kreischend, Sand auf Metall reibend, bewegte sich das Stahlschott. Immer breiter wurde der Spalt, der das erbarmungslose Sonnenlicht in die Tiefen des Tunnels fallen ließ. Fistandantilus blickte hinein. Nichts, Schwärze.
>>Crahn sandte uns an einen dunklen Ort, Bruder.<<
Darth McKains Stimme war kaum zu hören über das laute Pfeifen des Windes, aber es waren auch keine Worte nötig. Sie waren nur der letzte Anklang des Menschlichen die Furcht zu vertreiben.
Fistandantilus Mund unter der Gesichtsmaske seiner Kampfrobe war trocken, der Schweiß lief an seinem Hals hinunter und tränkte den dunklen Stoff.
Er konzentrierte sich, versuchte absolute Kontrolle seiner selbst zu gelangen. Tief atmete er ein und hörte auf seinen dumpfen Herzschlag. Sein Blick wanderte auf die Herzfrequenzanzeige seines ROPS. Langsam normalisierte sie sich wieder.
Fistandantilus blickte zurück zu seinem Bruder und nickte. Es war Zeit hinein zu gehen.
Mit vorsichtigem Schritt betrat Fistandantilus das Bunkergebäude. Gegen die Helligkeit draußen war die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch, was sich über seine Augen legte.
Der Mönch wartete bis sich seine Augen an die neue Situation gewöhnt hatten, bis er bereit war weiter zu gehen.
Seine Augen musterten den Raum. Er war winzig und keinerlei Einrichtung zu finden. Die Wände bestanden aus dickem Panzerstahl und hatten alle paar Zentimeter ein winziges Spähloch. Am Boden befand sich eine Falltür, die in den eigentlichen Tunneldistrikt führte. Sie war nicht verschlossen.
Mit einem Ächzen stemmten Fistandantilus und Darth McKain die Bodenplatte auf. Ein Schwall modriger Luft kam ihnen entgegen.
>>Es scheint niemand hier zu sein, es ist alles dunkel.<<
Das Wispern Fistandantilus klang in der Stille wie ein lautes Rufen.
>>Verlieren wir keine Zeit! Crahn wollte es, also lass uns gehen.<<
Und mit diesen Worten stieg Darth McKain auf die Leiter, die weiter ins Dunkel führte.

Nach kurzem Abstieg hatten beide den Boden erreicht. Unmerklich hatte sich ihre Umgebung erhellt. Die Schwärze war gewichen und hatte einem Gemisch von Grautönen Platz gemacht.
Vor ihnen erstreckte sich ein niedriger Tunnel, der schon nach kurzem sich in mehrere Seitenarme aufteilte. Aus einem der Seitenarme drang ein schwacher Schein. Das Licht fiel auf zahlreiche Gegenstände, die den Boden bedeckten. Alte Holzkisten, Metallfässer und Metallreste lagen ungeordnet herum.
Darth McKain war misstrauisch, wo war die alte Armee? Sollte sie nicht schon längst etwas gegen die Eindringlinge getan haben?
Unsicher schaute er sich um, doch vermochte er nichts zu erkennen. Nackter Fels gestützt von Holzbohlen umgab ihn und ließ nur einen Weg frei: den nach vorne.
>>Es ist so still hier unten.<<
>>Crahn hat diesen Ort verlassen, ich verstehe nicht warum das Tacholytium hier unten lagern sollte.<<
>>Wir sind nicht hier um die Entscheidungen der Registrar in Frage zu stellen, Fistan! Wir müssen das Tacholytium finden.<<
>>Entschuldige, du hast Recht. Es ist diese Umgebung hier, es ist so .. erdrückend.<<
>>Ich verstehe dich, aber nun lass uns weitergehen. Es wird Zeit.<<
Schritt für Schritt näherten sie sich der Kreuzung, jeden Moment einen Hinterhalt erwartend.

Die Kamera zoomte von den beiden Gestalten weg. Die Aufzeichnung war ausführlich genug. Ein verräterisches hohes Summen ertönte, als die Daten komprimiert wurden und schließlich durch ein Glasfaserkabel zu ihrem Zielort geschickt wurden. Ein Rechner wurde mit ihnen gespeist und der alte Monitor erwachte zu surrendem Leben und zeigte die beiden Gestalten.
Die Augen des Beobachters verengten sich. Eindringlinge! Nun gut, es war wieder so weit. Der Dome zählte auf seine Armee.
Der Beobachter stand auf und griff nach seiner Raygun. Es konnte beginnen.

Es war ruhig, zu ruhig. Wo waren nur diese verdammten Wachen? Sein Blick fiel auf die Herzfrequenzanzeige. Schneller und schneller wurde sie. Kontrolle. Das war das Wichtigste, Kontrolle. Crahn würde ihn nicht verlassen, er würde überleben! Aber diese verdammte Stille machte ihn noch wahnsinnig. Sie hätten schon längst entdeckt sein müssen.
Fistandantilus wartete auf seinen Bruder, der nur wenige Schritte hinter ihm ging.
Schon seit über einer halben Stunde liefen sie nun durch die Tunnel. Inzwischen waren sie hell erleuchtet von grellen Neonlampen, die ein kaltes Licht warfen. Viele Wegzweigungen lagen hinter ihnen und keine Einzige hatte auf das Tacholytium oder auf die Wachen hingewiesen.
Aber das war egal. Fistandantilus spürte, dass die Gegner nicht weit waren. Irgendwo hielten sie sich versteckt, beobachteten ihn und seinen Bruder, machten sich bereit.
Schritt für Schritt schob er sich vorwärts. Seine Augen suchten nach einem Anhaltspunkt und ruckten rastlos in seinem Schädel hin und her.
Da! War da etwas gewesen?
Fistandantilus fuhr herum und ließ seine Energie fließen. Ein gleißender Strahl fuhr auf eine der alten Holzkisten herab und mit lautem Krachen zerbarst sie in tausende Teile.
>>Still du Narr! Soll die ganze Armee auf uns aufmerksam werden? Bei Crahn, übe dich in Geduld.<<
Darth McKain hatte sich wütend zu seinem Bruder umgedreht. Er war so leichtsinnig! Wahrscheinlich hatte er nur eine Ratte getötet, nichts weiter. Gerade wollte sich Darth McKain wieder dem Gang vor sich widmen, als eine Reflektion seine Augen fing.
>>Beim Barte Crahns was ist das?<<
Langsam näherte er sich und untersuchte den Gegenstand näher. Fistandantilus hatte mit seinem Zauber dieses Ding freigelegt, welches hinter der Kiste verborgen war.
Es sah aus wie ein glasiges Auge und da wurde es Darth McKain klar.
>>Eine Kamera! Bruder, wir werden beobachtet!<<
>>Ich weiß, sie sind hier.<<
Fistandantilus Antwort war nur ein Knurren, seine Kampfinstinkte geschärft.

Das Neonlicht wurde schwächer. Darth McKain schien es als ob die Wände sich verengten. Gehetzt blickte er sich um. Was war hier los?
Sein Blick wanderte zu der Abzweigung. Flackerndes Licht schien gegen die Wand. Die tanzenden Schatten der grob behauenen Wände schienen ganze Armeen verstecken zu können. Aber da war nichts!
>>Bruder, siehst du etwas?<<
>>Ja! Runter! Sie kommen!<<
Darth McKain zögerte keine Sekunde und ließ sich zu Boden fallen. Über ihm wurde die Luft von einem Blitzstrahl ionisiert, der die Szenerie vor ihm in seine Netzhaut einbrannte. Die Schatten an der Wand, waren nicht die de Gesteins, sondern der der Wachen.
Ja, sie waren gekommen. Crahns Prüfung nahm seinen Anfang und der Kampf begann.

Fabse
31-01-06, 22:55
Aus dem Schatten der Wand traten Gestalten. In den Händen hielten sie kampfbereit ihre Waffen, in deren Läufen bereits ein unheilvolles Glühen die vernichtende Kraft ankündigte. Darth McKain kannte diese Waffen.
Es waren die alten RayGuns des Domes deren Blaupausen nach dem Krieg gegen Neocron verloren gingen. Ihre Initialzelle bestehend aus stark angereichertem Uran und Plutonium sorgte mit der richtigen Energiezufuhr, einem Mikroimpuls-Laser, dafür, dass egal welcher organische oder auch nichtorganische Stoff in Reichweite der Strahlen kam, innerhalb kürzester verbrannte. Der extrem schnelle Zerfall der Atome, der die zerstörerische Wirkung gewährleistete, ließ die Waffe auch gefährlich für den Benutzer werden, denn sie benötigte somit eine sehr dicke Schutzschicht als Schutz vor der Strahlung.
Dies machte die RayGun unhandlich und nur schwer zu handhaben. Allerdings schienen die alten Soldaten des Domes keine Probleme zu haben. Leich, ja fast spielerisch hielten sie die Waffen in ihren Händen.
Darth McKain hatte die Gefahr erkannt und verlor keine Zeit. Das passende Psi-Modul befand sich bereits im Slot seines Amplifiers. Tief in seinem Inneren suchte der Mönch Ruhe, Konzentration und Kraft. Er blendete die Szenerie um ihn herum aus. Ließ die Soldaten mit ihren Waffen, den Tunnel, ja sogar seinen Bruder im Schatten verschwenden. Nun hatte er volle Kontrolle über sich und seine Handlungen erlangt, er hatte Crahns Geist gefunden.
Darth McKain öffnete die Augen, fühlte wie von seinem Herzen ein warmes Gefühl sich zu seinem Arm ausbreitete und seine Hand erfüllte. Wie von selbst begannen seine Finger sich zu bewegen. Die Komplexität der Matrix stellte keinerlei Schwierigkeit mehr da. Im Gegenteil, gezielt verstärkte Darth McKain die Schwachpunkte im psionischen Netz.
Mit einer abschließenden abgehakt erscheinenden Bewegung löste er den fertigen Zauber von seinem Fokus und sandte ihn auf die Reise. In Nullzeit legte sich um ihn und Fistandantilus ein Schild aus reiner Psi-Energie, der jegliche Angriffe schwächte oder gar völlig aufhielt.
Eine Sekunde zu spät und Darth McKain hätte die Matrix nicht mehr weben können, denn eine der Wachen hatte mit ihrer RayGun das Feuer eröffnet. Durch die vor Hitze flimmernde Luft vor der Mündung des Laufes schoss ein rotes Bündel aus energiegeladenen Strahlungsteilchen auf den Mönch des Schwarzen Zirkels zu. Der Schild schützte ihn gegen den Angriff und ließ ihn unbeschadet, doch spürte Darth McKain deutlich, wie der Schild geschwächt worden war. Aber noch hielt er.
Der Mönch hob den Kopf, um seine Gegner zu mustern, jetzt da vorübergehende Sicherheit bestand.
Vier Soldaten der alten Armee des Domes standen vor ihm. Sie trugen eine ärmellose Lederweste und schwarze Hosen, deren Enden in ebenfalls schwarzen Kampfstiefeln mündeten. Die nackten Arme waren bedeckt von Tarnfarben und ihre Gesichter starrten vor Dreck, allein die Augen funkelten hinterlistig aus dem dreckigen Antlitz, wie als hätte man einen Licht reflektierenden Metallsplitter in einen Haufen Ruß gelegt.
Die Augen des Angreifers waren vor erstaunen geweitet, anscheinend hatte er noch nie gegen einen Jünger Crahns gekämpft. Umso besser, dachte Darth und bereitete sich auf einen weiteren Zauber vor.
Mit seinem Bruder würde er diese Kreaturen genauso in die Schwärze schicken, wie auch schon Galopticus. Der Schadensverstärker rastete ein und er begann mit Seinem Namen auf den Lippen die Matrix zu wirken.

Gerade wollte Fistandantilus eine Warnung zu Darth McKain schreien, als er sah, wie sich die Strahlen der RayGun an einem unsichtbaren Schild brachen.
Immer wieder überraschte ihn sein Bruder. Was vermochte er wohl noch für starke Psi-Kräfte zu erlernen?
Verärgert schüttelte Fistandantilus den Kopf. Lass dich nicht ablenken! Konzentration und die Nähe zu Crahn brachten den Sieg.
Vier standen ihm entgegen. Nun würden sie seine Macht zu schmecken bekommen. Ihre Ignoranz hatte sie seinen Warnschuss missachten lassen, aber wahrscheinlich hatten sie seinen Angriff nur als Provokation gesehen.
Die Flut seiner Kraft schlug Wellen am Damm seines Willens. Mit kaltem Lächeln öffnete er die Schleusen. Die Flut ergoss sich aus seiner Hand und wurde von dem Netz seines Zaubers in die richtigen Bahnen geleitet.
Gleißend schossen die elektrischen Entladungen auf die überraschten Gegner zu, trafen sie eins um andere Mal und richteten großen Schaden an.
>>Und ihr nennt euch die Armee des Domes? Ha, Crahns Macht wird euch zerquetschen!<<
Kühn warf Fistandantilus den Soldaten die Worte entgegen, doch blieben sie stumm. Als Reaktion kamen sie näher Schritt um Schritt, ihre Waffen im Anschlag. Sie hatten gesehen, dass ihre Angriffe keine Wirkung zeigten, solange der Schild die beiden Mönche umgab, doch wie lange würde das noch der Fall sein.
Schuss auf Schuss folgten aus den heißen Läufen der RayGuns, die verbrauchten Magazine lagen rauchend am Boden und taten ihr Übriges dazu die Szenerie in ein unwirkliches Licht zu tauchen.
Darth McKain versuchte bereits zum wiederholten Mal den Zauber zu wirken, doch die Fäden des Konstrukts entglitten immer wieder seinem Geist. Crahns Zorn sollte ihm nicht gelingen. Er fühlte, wie sich um seine Brust ein eiserner Ring aus Furcht legte. Langsam nahm er ihm den Atem und verengte sein Sichtfeld.
Bleib ruhig! Befahl er sich selbst. Crahn, Vater, hilf mir und gib mir Kraft, hilf in dieser dunklen Stunde! Es gelang ihm wieder die benötigte Ruhe zurück zu erlangen, doch war ihm das Wirken des Zaubers weiterhin unmöglich. Zu viel Konzentration erforderte das Aufrechterhalten des Schildes. Jedoch war dies fast nicht mehr vonnöten. Die Matrix war durch die Angriffe der Gegner so sehr geschwächte, dass sie kurz davor war zusammen zu brechen. Noch bestand Hoffnung, aber würde das reichen?
Die Blitze prasselten auf die Wachen nieder, sie rissen Rüstung auf, versenkten Fleisch und schmolzen Metall. Einer der Gegner schwankte. Eine Entladung hatte ihn direkt am Kopf getroffen und schien ihn stark verletzt zu haben. Gezielt sandte Fistandantilus einen weitern Angriff gegen ihn aus.
Mit Erleichterung sah der Mönch die Wache fallen. Kein Schmerzlaut wich aus seinem Mund und auch sein Gesicht zeigte keine Regung. Der Blitzstrahl war sein Tod. Mit zuckenden Gliedern lag die Wache am Boden, das Licht im Inneren der Raygun verlosch.

Fabse
28-02-06, 13:47
Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Der Körper des Soldaten hatte aufgehört zu zucken, die Glieder lagen ruhig am Boden. Aber über ihm tobte der Kampf unvermindert weiter. Seine Gefährten waren achtlos über ihn hinweg gestiegen. Nur einer hatte dem Toten einen kurzen Blick gegönnt und ihm seine übrigen Magazine abgenommen.
Die roten Blitze aus den RayGuns zuckten durch den Tunnel. Sie ließen Schatten zum Leben erwachen, die über die Wände tanzten und sich wie im stillen Spott über diese beiden Narren wanden.
Um die beiden Mönche flimmerte die heiße Luft. Die Hitze der Angriffe löste die Matrix Faden für Faden auf, wickelten das Netz immer weiter auf, bis es nur noch eine schwache Hülle war.
Vor Darth McKains Augen tanzten schwarze Punkte. Seine Kräfte waren erschöpft. Das Aufrechterhalten der Sphäre kostete seine gesamte Kraft, wenn nicht mehr. Seine Bewegungen wurden fahrig, die PSI-Kraft fehlerhaft. Auch neben ihm begann Fistandantilus zu wanken. Also war dies doch ihr Tod. Was hatten sie diesen Gegnern noch entgegen zu setzen? Und doch, Crahn würde, nein, musste Stolz auf sie sein.
Darth McKain schloss die Augen. Er spürte, dass der Schild begann zusammenzubrechen. Sie hatten versagt.

Aus seiner Handfläche stießen die Blitze immer wieder auf die Gegner herab. Einen weiteren Soldaten hatte Fistandantilus in die Schwärze geschickt, doch er hatte kaum mehr die Kraft sich auf den Beinen zu halten. Seine Hand begann wie Feuer zu brennen und wieder spürte er diese unglaubliche Leere in seinem Inneren. Eine Lücke gerissen durch die überforderte PSI-Energie.
Sein Körper schrie nach Ruhe, doch sein Geist wollte Kämpfen. Keine Schwäche zeigen.
Und selbst wenn er keine Macht mehr hatte, so würde er den Soldaten mit den Händen zerreißen!
Auf einmal kläre sich sein Blick. Er konnte die letzen 2 Soldaten nun deutlich erkennen. Es dauerte einen Moment bis Fistandantilus begriff, was das hieß. Der Schild, er war zerstört. Krampfhaft versuchte Fistandantilus zu schlucken, doch sein Mund war so trocken, wie die Wüste El Farids.
Ein letztes Mal konzentrierte er sich und sammelte das letzte Quäntchen Energie. Ein letztes sinnloses Aufbäumen gegen einen zu starken Gegner. Die Energie verließ seine Hand und strebte auf ihr Ziel zu. Wie in Zeitlupe sah Fistandantilus den Einschlag, wie der Soldat wurde zurückgeworfen, fing sich und hob seine Waffe…
Nichts geschah, wie eine Salzsäule standen die beiden Soldaten vor den Mönchen und plötzlich wandten sie sich um und verschwanden wieder hinter der Biegung aus der sie gekommen waren.
>>Was bei Crahns Bart war das?<<
Darth McKains Stimme war zaghaft und schien in der nun herrschenden Dunkelheit wie verloren.
>>Sie sind fort! Waren wir das?<<
>>Ich vermag es dir nicht zu sagen Bruder, aber vielleicht hat sich Crahn unserer
erbarmt. Wir danken dir Vater!<<
In Fistandantilus machte sich große Erleichterung breit, doch irgendwas stimmte nicht. Was hatte sie dazu bewegt zu, ja man konnte nur sagen, zu fliehen?
>>Wir sollten vorsichtig sein.<<
>>Aber sie sind fort!<<
>>Wer weiß wie lange.<<
>>Du traust dem nicht?<<
>>Nein, ich kann es nicht verstehen. Wir sollten uns ausruhen und wieder zu Kräften kommen.<<
Darth McKain nickte. Sein Bruder hatte Recht, hier war etwas faul.
Er griff in sein Backpack und förderte eine Phosphorfackel zu tage. Mit lautem Zischen entzündete sie sich und erhellte den Tunnel ein weiteres Mal mit unstetem, rotem Licht.
>>Bei Crahn, wie konnte ich das nur vergessen? Man möchte doch denken, dass ich mehr Verstand besitze!<<
Laut fluchte Fistandantilus. Energisch kramte er in seinem Rucksack.
>>Was suchst du?<<
>>Ich habe völlig vergessen, dass ich noch PSI-Booster bei mir habe! Wie konnte ich nur. Sie hätten den Kampf einfacher gemacht.<<
>>Ich verstehe nicht…<<
>>Die PSI-Booster sind eine Entwicklung von BioTech. Sie enthalten Hormone, die Zellen anregen sich regenerieren. Allerdings nicht physischen Schaden, sondern den Verlust der PSI-Kraft in ihnen. Die Hormone wirken in kürzester Zeit. So kannst du in einem Kampf deine Kraft einfach wieder herstellen.<<
>>Ich dachte nicht, dass dies möglich wäre. Damit werden wir unseren Auftrag erfüllen.<<
>>Ja, wir werden es schaffen. Hier nimm….<<
Plötzlich flutete Licht durch den engen Steinkorridor. Weiß, klinisch kalt. Es verbannte alle Schatten und blendete die beiden Mönche. Dazu kam ein hohes Summen, wie von einem Elektromotor. Das Geräusch kam näher.
Fistandantilus versuchte unter seinen Augenlidern hervor zuspähen, vermochte, aber nur Schemen zu erkennen. Ein gedrungenes Etwas bewegte sich auf sie zu. Das Licht ging von ihm aus.
Genauso plötzlich es gekommen war, erlosch das Licht wieder und ließ eine noch tiefere Schwärze als zuvor zurück. Die Phosphorfackel brannte nicht mehr. Noch immer war der Gang erfüllt von dem Summen. Andere Geräusche gesellten sich hinzu.
Darth McKain glaubte zu hören, wie sich eine Ladespulelangsam bereit machte die gespeicherte Energie zu entlassen. Zwar konnte er nichts sehen, doch war er sich sicher. Dieses Geräusch war nicht zu verkennen. Ohne weiter zu zögern warf er sich zu Boden und schrie noch im Fallen seinem Bruder zu dasselbe zu tun.
Über seinem Kopf schoss ein gleißender Strahl hinweg.
>>Ich wusste es! Es war eine List, sie haben einfach nur das schwere Geschütz geholt. Darth, benutz den PSI-Booster. Du musst die Flüssigkeit in deinen Oberschenkel injizieren.<<
Die Worte seines Bruders waren barsch und knapp gesprochen. Der Kampf hatte ein weiteres mal begonnen. Blind tastete Darth McKain nach der kleinen Phiole, die seinen Fingern entglitten war. Seine Hände fuhren hektisch über den Boden. Nicht nur einmal schnitt ihn eine scharfe Felsnadel in die offene Handfläche bis er endlich das kühle Metall der Phiole spürte. Sofort ergriff Darth McKain sie, holte aus und rammte sie in seinen Oberschenkel. Ein spitzer Schmerz durchzuckte ihn, gefolgt von einem heißen Brennen, das sich von seinem Bein über den gesamten Körper ausbreitete. Doch es war nicht unangenehm, vielmehr wärmte es ihn und erfrischte ihn. Die innere Leere in ihm war verschwunden, der See seiner Kraft wieder aufgefüllt.
Darth McKain richtete sich auf, langsam kehrte seine Sehkraft auch wieder zurück, doch was er sah, ließ ihn wünschen er wäre noch in Dunkelheit gefangen.
Vor ihm erhob sich ein Monstrum aus Metall. Der gedrungene, massive Körper ruhte auf zwei mächtigen Ketten, die ihn langsam aber sicher über den steinigen Grund vorwärts schoben. Das was man am ehesten als Arme bezeichnen konnte, endete in todbringenden Waffenmodulen. Der „Kopf“, befand sich tief zwischen den Schultern und sprang nach vorn. Viele kleine Dioden und Lichter bedeckten ihn wie Pockennarben und funkelten böse dem als Gegner identifiziertem Ziel entgegen.
Unterhalb des Kopfes, auf einem beweglichen Sockel, konnte Darth McKain eine Seriennummer ausmachen: DoY-Advanced-Scout-Unit RK-9872-CCOP-M7.
Das Summen steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, als sich der Torso Darth McKain zuwandte. Wie gebannt starrte er auf die Öffnung des Waffenmoduls vor ihm, er konnte sich nicht bewegen, er schien wie gelähmt. Die Lichter am Kopf des Ungetüms blitzen ihn an, wie die Augen einer Spinne, und wieder hörte Darth McKain das typische Geräusch der Ladespule.
Endlich gehorchte ihm sein Körper wieder. Wie im Traum, so schien es ihm, bewegte sich seine Hand und vollendete das Konstrukt der Matrix. Ein weiteres Mal legte sich um Darth McKain eine Sphäre des Schutzes. Die PSI-Energie hatte sich gerade in ihrer neuen Form manifestiert als die Unit ihren Angriff startete. Ein helles Blitzen breitete sich vom Ende des Laufes aus und strebte auf Darth McKain zu. Gebannt sah er, wie der Strahl auf den Schild traf und… durch ihn hindurch brach. Zwar abgeschwächt doch immer noch todbringend raste das Geschoss weiter. Darth McKain spürte einen heißen Schmerz an seinem Torso. Das Feuer raste durch seinen Körper, in seinen Kopf, in sein Herz, in seine Beine. Ihm schwindelte, er keuchte, die Augen vermochten nicht mehr zu sehn. Und weiter und weiter schnellte der Schmerz durch alle Fasern seines Körpers. Darth McKain fiel auf seine Knie und wartete auf eine Linderung. Nach einer gefühlten Ewigkeit, konnte er wieder klar denken, doch der Schmerz war sein ständiger Begleiter. Mit zusammengebissenen Zähnen sammelte er seine Konzentration, wechselte das PSI-Modul in seinem Handschuh und begann den Zauber des Heilens zu wirken.
So wie der PSI-Booster die geistigen Kräfte des Körpers regenerierte, so veranlasste dieselbe Kraft, kanalisiert durch die Matrix, die Zellen nun den physischen Schaden zu reparieren.
Mit immer noch vom Schmerz schweren Lidern schaute Darth McKain zu seinem Bruder auf. Er stand nur wenige Schritt von ihm und ließ seine Kräfte walten. Er hatte ihm das Leben gerettet, er hatte die Unit auf sich gelenkt. Doch nun war es an Darth McKain seinen Bruder zu unterstützen.

Ryan Steiner
28-02-06, 16:49
(Eine sehr schöne und unterhaltsame Story, deren einziges Manko sicherlich die Benutzung des Wortes "Zauber" ist *g* ;)
Besonders gefällt mir, wie der Autor die derzeitige Situation der Bruderschaft einbindet. Die Registrar die alleine und verlassen versucht, mit aller Macht die in Trümmern liegenden Strukturen der Bruderschaft aufrecht zuerhalten, auf der einen Seite. Die jungen, neuen Brüder, die bereit sind, Crahn durch wahre und ehrliche Ergebenheit bis in den Tod zu dienen um der kränkelnden Bruderschaft wieder zu neuem Glanz zu verhelfen, auf der anderen.

Es ist tatsächlich ruhig geworden in der Cathedrale. Unheimlich ruhig.
Als ich in den vergangenen Tagen (um mal andere Luft zu schnuppern) begonnen habe, einen Char auf Terra zu leveln, musste ich als CA (beim Epic) das ein oder andere mal in die Outzone.
Ich hatte eine Art Flashback: Plötzlich erinnerte ich mich daran, was hier (OZ, PP, IND) früher in NC1 los war. Die bevölkerten Strassen, hier und da Streitigkeiten, Kämpfe, zwischendrin Bruder PlayR, Morpheus oder gar Ratman, die die Lehren Crahns predigten.
Und heute ? Nichts als Leere. Niemand kommt hierher, ausser für diverse Epics.

Ich habe dann mit Ryan (natürlich wieder auf Mars) die einst so wichtigen Orte besucht. Abtei in OZ9, Mutantenkirche, PP3-Kirche, die alten Appaufzüge in OZ1, OZ Station etc.) und dem guten alten Bruder ist es hier und da warm ums Herz geworden und an einigen Stellen lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.

Wie gerne würde er doch erleben, dass die Bruderschaft wieder in altem Ruhm erstrahlt und die Werte und Lehren Crahns im Dome, der Outzone und dem Pepperpark vertreten werden.

Danke für diese Geschichte)

Demütig kniet Ryan Steiner auf dem heiligen Boden nieder, senkt den Kopf und schliesst die Augen. Wie schon früher ist er auch heute noch von der grossen Halle in der "Mutantenkirche" beindruckt.

Leise aber doch deutlich murmelt er:
"Master Ratman, wo auch immer ihr seit. Wohin auch immer Crahn euch geschickt hat um ihm zu dienen. Kommt zurück.
Nie wurde der 5. Sohn Crahns mehr gebraucht als jetzt.
Die heiligen Werte der Bruderschaft geraten in Vergessenheit und immer mehr Brüder und Schwestern lassen sich blenden und verraten den Orden. Sie verlassen die Bruderschaft, vergessen ihren Glauben und schliessen sich den Organisationen der Ketzer an.

Die Bruderschaft braucht euch ! Ich brauche euch.......
Crahn mit uns allen.

Ryan Steiner

Fabse
26-03-06, 13:11
Die Tür des kleinen Büros wurde vehement aufgestoßen und ließ die junge Frau auf dem Stuhl erschreckt in die Höhe fahren.
In der Öffnung stand eine schlanke Gestalt, die amüsiert lächelte. Wütend stand die Frau auf und ging um den Schreibtisch herum.
>>Hab ich dich geweckt?<< Die Belustigung war deutlich aus der Stimme des Mannes zu hören.
>>Unsinn! Was willst du? Ich hab mich nur grad ein wenig ausgeruht.<< Immer noch etwas genervt zog sie an ihrer Merc’s Finest, ihrer Lieblingszigarettenmarke. Tief inhalierte sie den bläulichen Rauch. Ganz legal waren die Kippen nicht, aber was kümmerte es sie schon. Angeblich sollten das beigemischte Theriotropin das Krebsrisiko erhöhen, aber das war egal. Sie konnte froh sein, wenn sie an Krebs starb.
>>Also was willst du?<<
>>Hab nen neuen Auftrag von ganz oben.<<
Verwundert schaute die Frau ihr Gegenüber an. Mit ihrer rechten Hand, fingerte sie nach der Zigarettenschachtel und zündete sich noch eine Merc an.
>>Um was geht’s?<<
>>Keine Ahnung, habs mir noch nicht angeschaut. Ich weiß nur, dass ich wieder ne große Freundin für den Auftrag brauche.<<
Der Mann lächelte und auch die Frau musste grinsen.
>>Achja? Schaffts die Männerwelt wieder nicht alleine? Ok, geht klar. Also zeig mal her.<<
Die Zigarette im Mundwinkel haltend griff sie nach dem braunen Umschlag in der Hand des Mannes.

City Admin, NCPD
An Faction Master Faustus.
Sicherheitsstufe 4

>>Von den Citys? Du solltest aufhören dir den Arsch für die Spinner aufzureißen.<<
Immer noch grinsend schüttelte die Frau den bis auf einen rot gefärbten Irokesen kahl geschorenen Kopf.
Faustus hob abwährend die Hände.
>>Hey, hey. Ich muss auch sehen wo ich bleibe. Und die Hand zu beißen, die mich füttert, bin ich zumindest öffentlich nicht wahnsinnig genug.<<
>>Is ja gut, is ja gut. Willst dun Drink? Du weißt ja wos steht.<<
>>Ja gern.<<
Faustus ging wieder durch die Tür hinaus, in das Obergeschoss des Apartments. Der schäbige Holzboden hatte Risse und das in der Ecke stehende Bett, war zerwühlt und wahrscheinlich seit Monaten nicht mehr aufgeschlagen worden.
Überall lagen Kleidungsstücke zwischen denen sich immer wieder Zigarettenstummel fanden.
Etwas angewidert schob Faustus mit seinem Fuß einen großen Haufen Dreckwäsche vor der Minibar weg. Er kniete sich hin und schaute sich die noch vorhandenen, gefüllten Flaschen an.
>>Hmm, ich sollte mal mit ihr wegen Drogen reden. Die Gute ruiniert sich noch.<<
Er griff nach einer Flasche Old Chap’s Whiskey und einer Dose Warbot Cola, die wahrscheinlich nur aus Höflichkeit für Gäste dort untergebracht war.
>>Ich schätze du nimmst das übliche?<<
Faustus Stimme hallte durch die Wohnung.
>>Jep, nehm ich.<<
Wieder lächelte Faustus. Er nahm zwei Gläser, fülle eins mit Whiskey und drei Eiswürfeln, in das andere goss er die Hälfte der Warbot Cola und dazu einen Schuss des Hochprozentigen.

Unten im Arbeitszimmer, eigentlich nur ein Raum ohne Kleidungsstücke und mit einem Intercom. Saß die Frau wieder auf ihrem Stuhl. Sie hatte die Beine überschlagen auf dem Tisch postiert, den Kopf in den Nacken gelegt und blies genüsslich den Rauch der Zigarette der Decke entgegen.
Faustus kam mit den Drinks und setzte sich ihr gegenüber.
>>Du trinkst zu viel.<<
Faustus hatte wieder seine väterliche Stimme aufgesetzt. Früher hatte das die Frau gestört, aber inzwischen konnte sie nur noch darüber lachen.
>>Du trinkst zu wenig.<<
>>Ach weißt du, das Alter, so viel geht nicht mehr.<<
Schalkhaft blitzten Faustus Augen auf.
>>Ooh mein Beileid, Opilein. Mit deinen 35 Jahren brichst du wahrscheinlich bald zusammen.<<
>>Es sind 33 meine Liebe. 33 und keins mehr.<<
Auch wenn Faustus schon 33 war, sah man ihm das Alter nicht an. Sein Gesicht war jugendlich und die leichten Falten um Mund und Augen verliehen ihm eher Charakter.
An den Schläfen waren erste graue Strähnen zu finden, doch das machte ihm nichts aus. Er wusste, dass er immer noch vital war und alles was er unternahm ohne Probleme zu Ende bringen konnte.
Aber liebte es den strengen Vater zu spielen. Es war eine Art Ausgleich für die Langeweile im Dienst der Stadt.
>>Sag mal, meine Liebe, willst du nicht doch wieder zu der Admin kommen?<<
Die Angesprochene kippte ihr Glas und grinste ihn unverschämt an.
>>Um das hier alles aufzugeben? Ich hab ein wunderschönes Apartment im Pepper Park, gute Kontakte, Alkohol und Zigaretten. Außerdem machen die Aufträge viel mehr Spaß.<<
>>Aber du weißt schon das die Guardians nicht die Zukunft sind?<<
Lachend schlug sie sich die Faust auf die linke Brust und rief nach Twilight Guardian Manier.
>>Nieder mit Reza!
So ein Schwachsinn. Die Guardians sind doch alle durch. Ich finds nur praktisch, dass ich Zugang zum Faction Depot hab, ansonsten würd ich auch nicht für diese Spinner arbeiten. Irgendwann, wenn ich mal keine Lust mehr hab mit meinem Witwenmacher rum zu ballern, such ich mir ne schöne, ruhige Anstellung. Aber zu den Citys gehen? Ich weiß nicht. Passt nicht in meinen Stil.<<
>>Aber du warst mal bei uns.<<
>>Jaja, ich weiß. Werden wir sehen. Vielleicht sterb ich ja auch in den Armen eines Grims.<<
>>Oder am Alkohol.<<
>>Pah, ihr Männer vertragt doch nichts. Der Alkohol ist mein Freund, nicht Feind.<<
>>Wenn du meinst.<<
Faustus nippte an seinem Glas. Die Cola nahm zwar viel von dem scharfen Whiskey, aber das Zeug brannte trotzdem noch in seinem Rachen. Er genoss es.
Die Frau nahm ihre Beine vom Tisch, drückte die Zigarette aus und griff nach dem braunen Umschlag auf dem Tisch.
>>So, mal sehen, was Reza wieder für Schweinereien plant.<<
Sie riss ihn auf und zog den Inhalt heraus. Ein Stapel von zehn oder fünfzehn Blättern.
>>Aha……Spionageberichte, jaja, das Übliche…. oho der Dome…..hmm…. i_09?...schön schön..<<
Geduldig saß Faustus auf dem Stuhl, trank seine Whiskey-Cola und hörte dem Gemurmel zu.
Nachdem die Frau schon seit einigen Minuten verstummt war, nahm Faustus einen letzten Schluck und stand auf.
>>Wie viel?<<
Die Frau sah von den Unterlagen auf.
>>Schwer. Ich würde sagen, 55 Prozent der Prämie.<<
>>45.<<
>>45 und du trinkst mit mir mal nen richtigen Whiskey!<<
>>Abgemacht du Blutegel.<<
Mit einem breiten Grinsen schlug Faustus in die angebotene Hand ein.
Als Faustus seinen Mantel gegen den dichten Regen auf den Straßen angezogen hatte und die Aufzugstür grade geöffnet hatte. hörte er hinter sich noch spottend.
>>Noch einen produktiven Tag, für Reza.<<
Die Frau hinter dem Schreibtisch hatte sich eine weitere Merc’s Finest angezündet.

Faustus zog den Kragen seines Mantels hoch. Der feine Regen drang durch jede Öffnung, und durchnässte den einsamen Wanderer. Der Pepper Park war ausgestorben, nicht anders zu erwarten für 3 Uhr nachts. Jegliche Bewohner dieses heruntergekommenen Stadtbezirkes dürften jetzt in den zahlreichen Swingerclubs und Bars ihr Schicksal mit billigem Sex und schlechtem Fusel ersticken.
Faustus Schritte führten von dem mit Graffiti beschmierten Aufzugslift über die Straße zum Subway. Er mochte den Pepper Park nicht. Überall stank es und an jeder Ecke stand eine Nutte. Auch wenn er kein bedingungslos loyaler Beamter war, so machte es ihn dennoch traurig zu sehen wie Neocron so heruntergekommen war. Sogar schon im Plaza kam es zu gewaltsamen Übergriffen. Die NCPD war völlig überlastet.
Seit dem „Exodus“ der anarchiefreundlichen Fraktionen, wie sie in den NCPD Akten aufgeführt wurden, war es zwar ruhiger geworden, aber die Probleme nicht weniger. Immer wieder meinten ein paar Junkies des Domes sie müssten sich etwas beweisen und verschafften sich über die Outzone zutritt zum Pepper Park.
Es wurde Zeit, dass die neuen Reformen durchgebracht wurden und die NCPD endlich wieder auf Sollstärke kamen und ihre Präsenz bewiesen.
Als Faustus so seinen eigenen Gedanken zuhörte, musste er unweigerlich lächeln. Er förderte ja selbst den Kontakt zu Fraktionen, die den Umsturz planten. Das konnte ihn den Kopf, zumindest aber seine Stellung bei der City Admin kosten. Aber das war etwas anderes. Seine, nun man nenne es Bekannte, hatte ein gewisses Recht in der Stadt zu verweilen. Sie war selbst einmal bei der City Admin gewesen und sie war eine der besten. Unter den GenTanks gab es wenige, die ihr das Wasser reichen konnte. Damals trug sie noch ihren alten Namen, Felissa Simmons. Nachdem sie aber zufällig bei einer Routineuntersuchung auf einen Eintrag über ihren Vater, Edwin Simmons, gefunden hatte, in dem er des gemeinen Mordes und Betruges beschuldigt wurde, weigerte sie sich weiterhin ihren Namen zu tragen und taufte sich „Ira“, was in einer altertümlichen Sprache hunderte Jahre vor der Apokalypse Zorn hieß. Es passte zu ihr.
Bald hatte sie das Schaffen als City Admin Agent satt und suchte sich neue Aufgaben. Sie wurde zu einer Söldnerin. Immer schon hatte Ira die Gefahr gesucht, fast schien sie von Todessehnsucht getrieben zu werden, weshalb sie schließlich auch Kontakte mit den Twilight Guardian knüpfte. ein übereifriger Mitarbeiter der CA stieß darauf du verpfiff sie. Nur ihre Verdienste, und Faustus Einspruch ersparten Ira eine Exekution und so wurde sie „nur“ auf Lebenszeit aus der Stadt verbannt. Offiziell gesehen zumindest.
Mit den Guardians hatte Ira nicht viel am Hut, sie brauchte sie für ihre Ausrüstung, Waffen, Munition und die Power Armors. Sie hatte sich nun vollkommen auf das Söldnertum verlegt und lebte nicht schlecht davon. Ihr bester Kunde: Faustus.
Immer wenn er einen gewichtigen Auftrag mit hoher Prämie bekam, kam er zu ihr. Beide waren seit je her eine Team und perfekt aufeinander abgestimmt.
>>Ja, die Gute hat mir schon mehr als einmal die Haut gerettet, wobei ich das bei ihr schon zehnmal öfters hab.<<
Wieder huschte ein schalkhaftes Grinsen über Faustus Züge, was jedoch gleich wieder von dem eisigen Regen vertrieben wurde, der von einem erbarmungslosen Wind durch die engen Häuserschluchten gepeitscht wurde.
Die letzten Schritt im Rennen zurücklegend erreichte ein klitschnasser Faustus den Eingang zur U-Bahn. Mit triefendem Mantel ging er die Rampe hinunter und nahm den Fahrstuhl zur Bahnsteigebene.
Unten angekommen warf Faustus einen Blick auf seine Uhr. 17:23. Er hatte noch ewig Zeit. Er sollte um 20.00 Uhr Im Hauptquartier sein, um die letzten Instruktionen für seinen Auftrag zu erhalten. Genug Zeit um sich in Ruhe ein gutes Bier schmecken zu lassen und einen Blick auf die Nachrichten zu werfen.
Faustus ging ins Bistro und warf dem Mann hinter der Theke einen 10-NC-Credit-Stick zu.
>>Ein Bier.<<
>>Was soll’sn sein?<<
>>Egal Hauptsache kalt.<<
>>Geht klar.<<
Gut gelaunt putzte der Barkeeper weiter Gläser. Faustus setzte sich an einen Tisch in der hinteren Ecke und versuchte sich bei den hämmernden Beats des Neo-Rocks zu entspannen.
Als der Barkeeper ihm sein Bier gebracht hatte, aktivierte Faustus den kleinen Terminal vor ihm. Mit Hilfe des Touch-Screens wählte er die aktuellen Nachrichten aus und lehnte sich zurück. Vor ihm auf dem Bildschirm erschien eine junge Nachrichtensprecherin mit streng nach hinten gebunden Haaren. Der Untertitel verriet Faustus um was es ging, denn die Stimme konnte er bei der Musik nicht einmal annähernd verstehen.

Fabse
26-03-06, 20:05
Gelangweilt las Faustus den Informationsstreifen am Bildschirmrand.
Erhöhte Preise bei Archer & Wesson, neue Entwicklung von BioTech kurz vor dem Durchbruch, 6 Gefangene bei einer Razzia im Pepper Park.
Es war das ganz normale Chaos.
Faustus gähnte. Sein Blick schweifte in dem kleinen Bistro umher
>>Kein Wunder, dass nichts Interessantes mehr passiert, ist ja überhaupt niemand da! Ich glaube es war ein Fehler die anderen Fraktionen aus der Stadt zu werfen, da hatte man wenigstens mal was zu tun.<<
Die Nachrichtensprecherin versuchte mit ihrer strengen Mine und dem seriösen Outfit Faustus klar zu machen, wie wichtig eine Zusatzsteuer für toxische Pflanzen in Apartments war, aber sie stieß nur auf taube Ohren.
>>Eigentlich freue ich mich richtig auf den Auftrag. Endlich mal wieder n bisschen Action.<<
Mit einem letzten Blick in die leere Bierflasche stand Faustus auf und ging zum U-Bahnsteig.
17:52. Er hatte immer noch Zeit. Er stand am Bahnsteig und wartete auf die nächste Möglichkeit zur Plaza zu kommen. Nach wenigen Minuten kam ein Hooverwagen um die Ecke geschossen und stoppte vor ihm. Zischend öffneten sich die Drucktüren der U-Bahn und Faustus steig ein.
Ein Iris-Scanner identifizierte ihn als Faustus, Mitarbeiter der CA, und registrierte irgendwo in den unendlichen Datenbanken der Stadt, dass er die Befugnis hatte die öffentlichen Verkehrsmittel von NEXT zu benutzen.
Die Fahrt war kurz, an Viarosso vorbei zur Plaza.
Faustus stieg aus und ging hoch auf die Straßen von Neocron. Seine Schritte führten ihn zu dem Aufzug, der ihn zu seinem Apartment bringen sollte.
Sein Apartment war nicht groß, aber es reichte ihm. Als er es von der Stadt überantwortet bekam, war es sehr spärlich möbliert und sehr steril. Doch nachdem er nun schon fast 7 Jahre in dieser Behausung wohnte, hatte Faustus sich das alles etwas wohnlicher gestaltet.
Der Eingangsbereich war gesäumt von angeblich japanischen Schriftzeichen. Faustus hatte keine Ahnung was sie bedeuteten, aber sie gefielen ihm. Irgendwie exotisch.
Bevor man den Wohnraum betrat, war links der Goguardian an der Wand angebracht. Ein altes und schäbiges Modell, Faustus hatte entweder keine Lust oder wenn dann kein Geld gehabt um sich ein Moderneres zu kaufen. Rechts befand sich sein GenReplikator.
Auf den Wohnraum war Faustus besonders stolz. Aus seiner Sicht eine Meisterleistung innenarchitektonischen Könnens. Der Boden war mit hellen Marmorplatten gefliest, die auf Hochglanz poliert waren. Die hohen Fenster gegenüber waren gesäumt von Pflanzen und der Blick aufs Meer, sehr selten für Apartments auf der Plaza, war grandios.
An den Wänden hingen geschmackvoll ausgesuchte Bilder, oder wie auch schon im Eingang japanische Schriftzeichen. Der Raum war beleuchtet durch kleine Lampen, die durch ihren Papierschirm ein warmes Licht verbreiteten. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch um den sich 5 Stühle gruppierten.
Faustus hängte seinen nassen Mantel an einen Haken neben dem GenReplikator, zog seine Schuhe aus und ging in den Wohnraum.
Nachdem er seine Anlage angeschaltet hatte, welche eine alte Musikart namens Blues abspielte, ging er zu seinem Kühlschrank und nahm sich eine Soda.
>>Ah, hier kann man sich zumindest mal richtig entspannen! … What is hip…Dadadaaaa, yeah, tell me, what is hip?<<
Leise sang Faustus zu der Musik. Er setzte sich in einen Sessel und war bald darauf eingeschlafen

>>Haben sie endlich was?<<
Er hasste diesen Ton. Konnte Seargent Jenna nicht einmal ruhig bleiben?
>>Ja, Sir. Scheint als hätten wir ihn.<<
>>Wer ist es? Jetzt sprechen sie schon!<<
>>Scheint sich um einen City Admin Agent zu handeln, wurde von einem unserer Iris-Scanner identifiziert. War der einzige in der Nähe.<<
>>So ein Bastard! Meine Stadt bleibt sauber!<<
Seargent Miller drehte sich abrupt um und suchte sich ein neues Opfer. Der junge Angestellte atmete erleichtert auf.
>>Lieutnant Blaskowitz! Nehmen sie sich ein Einsatztrupp und setzen sie diesen kleinen Verräter fest! Wegtreten.<<



>>Da hinten um die Ecke, schnell!<<
Darth McKain spurtete los. Über seinem Kopf wurde die Luft von einem Projektil zerschnitten, dass sich ungebremst in die Felswand bohrte.
Keuchend bog der Mönch um die Ecke und sah auf seinen Bruder.
>>Wie, bei Crahns großer Macht, sollen wir dieses Ungetüm zur Strecke bringen? Sogar meinen Schild kann es durchdringen.<<
>>Wir müssen uns immer wieder zurückziehen, sonst sterben wir. Ich weiß nicht, ob mein Energy-Beam-Modul diesem Ding überhaupt schadet.<<
>>Hast du deinen Feuerstrahl dabei?<<
>>Ja, aber..<<
>>Achtung es kommt! Benutz ihn einfach, wir haben nichts zu verlieren.<<
Darth McKain drehte sich von seinem Bruder wieder der Tunnelöffnung zu. Er hörte wie die kettengetriebene Unit über den Fels rollte. Ruhig atmete er ein, aus, ein, aus. Ein Blick auf die Herzfrequenz-Anzeige und den Adrenalinspiegel zeigte ihm, dass alles im Normbereich war.
Fistandantilus hatte sich hinter seinen Bruder geduckt und wechselte sein Psi-Modul.
>>Bist du bereit?<<, flüsterte Darth McKain.
>>Ja Bruder.<< Fistandantilus erhob sich, bereit für den Kampf.
Darth McKain knüpfte die Fäden der Matrix und schuf ein weiteres Mal einen flimmernden Schild um sich und Fistandantilus. Er wechselte das Modul und führte eine weitere einstudierte Gestik aus, ein Psi-Kraft-Verstärker. Er ermöglichte es, den Fluss der Kraft zu verstärken und eine höhere Effizienz zu erhalten.
Fistandantilus trat um die Ecke. Vor ihm sah er die gedrungene Gestalt der Unit. Die Arme hoben sich und wiesen auf den jungen Mönch.
>>Fahr zu den Niederhöllen, bei Crahn!<< Fistandantilus stürmte vorwärts und umrundete die Unit. Noch im Rennen ließ er seine Kraft walten. Der Tunnel wurde in flackerndes Licht getaucht als ein Flammenstrahl sich aus seiner Handfläche ergoss und der Unit entgegenstrebte.
Die Luft im Tunnel flimmerte, die Temperatur stieg an. Die Flammen walzten sich immer näher an ihr Ziel heran, wie ein Lavastrom, der einen Berg hinunter fließt.
Der Aufprall war gewaltig. Flammen spritzten in alle Richtungen davon, die Unit wurde von dem Feuer eingehüllt und schien wie im heiligen Feuer Crahns gereinigt zu werden.
Das Metall färbte sich rot, es glühte. Fistandantilus sah, dass er Erfolg hatte, seine Macht war stark und so ließ er sie ungehemmt entweichen.
Flammenwalze um Flammenwalze ging auf die Unit nieder. Die Legierungspanzerung begann Blasen zu schlagen, das heiße Metall tropfte zähflüssig zu Boden, wo es zischend und dampfend kleine Spiegel bildete.
Verzweifelt schwenkten die Waffen der Unit umher, suchten ein Ziel, schossen ins Leere. Die Sensorik war durch die Hitze zerstört, die Leitungen durch geschmolzenes Metall gekappt. Es war ein Todeskampf.
Tropfen auf Tropfen verließ den Körper der Unit und legte ihr Innenleben frei.
Darth McKain stand hinter seinem Bruder und sah mit Freude, wie ihr Gegner sich wand. Sein Schadensverstärker hatte sein Übriges zu dem zerstörerischen Werk getan.
Mit einem letzten Zucken fiel die Unit in sich zusammen, die Flammen erloschen.
Schwer atmend betrachtete Fistandantilus die zerschmolzenen Überreste.
>>Bei Crahn, ich hoffe nicht, wir begegnen so etwas noch mal.<<
>>Ja, wir hatten Glück. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, hätten wir diese Unit nicht überrascht.<<
Fistandantilus sah sich in dem Tunnel um. Eigentlich wie alle die vorher, nur ein kleines Blechschild an der Wand machte ihn stutzig. „Lagerraum“.
>>Bruder, sieh was ich gefunden habe. Anscheinend gibt es hier irgendwo einen Lagerraum.<<
Darth McKain grinste. >>Das heißt, da muss das Tacholytium sein! Bei Crahn wir haben es geschafft.<<
Erleichterung machte sich breit und überdeckte die Anzeichen der Erschöpfung. Doch keiner der beiden vernachlässigte die Vorsicht. Oft genug waren sie hier in den Tunneln überrascht worden. Ein weiteres Mal könnte ihr sicherer Tod sein.
Fistandantilus injizierte sich eine Dosis des PSI-Boosters. Der Kampf mit der Unit hatte seine Vorräte an PSI-Kraft stark erschöpft und wer wusste schon wann der nächste Angriff folgen würde.
Leise gingen die beiden Mönche der Bruderschaft den Gang entlang, der zu dem Lagerraum führen sollte. Nach wenigen Biegungen standen sie vor einer verrosteten, alten Tür. Lagerraum 4 Ebene G.
Fistandantilus atmete noch einmal tief ein, bevor er die Tür aufstieß und in den Raum sprang. Eine dichte Staubwolke kam ihm entgegen und brachte den Geruch von Moder und verfallenem Holz mit sich.
Der Raum war klein, voll gestopft mit Kisten und nur von einer kleinen Funzel an der Decke beleuchtet. In der Mitte fand sich ein Terminal.
>>Da müssen die Bestände vermerkt sein.<<
>>Also los, mir ist nicht wohl zumute hier so lang zu sein.<<
Fistandantilus startete den kleinen Computer. Nach wenigen Augenblicken war er hochgefahren und bot verschiedene Anwendungsoptionen an.
1. Bestand Lagerraum 4 Ebene G
2. Bestand gesamt Bunker i_09
3. Suchoption
Fistandantilus wählte Option 3 und tippte in das sich öffnende Fenster „Tacholytium“.

…verarbeite Angabe…
…keine Übereinstimmung, Gegenstand oder Rohstoff nicht vorhanden…
…neue Angabe…

Verärgert runzelte Fistandantilus die Stirn. Das konnte nicht sein. Hier musste Tacholytium sein. Er wiederholte seine Eingabe, doch erhielt er dasselbe Ergebnis.
>>Die Registrar hat sich geirrt.<<
Darth McKain schaute sich verwirrt nach seinem Bruder um. Er hatte jetzt nicht die Geduld für irgendwelche Witze.
>>Was meinst du? Beeil dich! Lass uns das Tacholytium holen und dann weg hier.<<
>>Es geht nicht.<<
>>Was soll das schon wieder heißen?<<
>>Es gibt hier unten kein Tacholytium. Die Registrar hat sich geirrt.<<
>>Kein Tacholytium? Dann war das umsonst? Bei Crahns fünf Söhnen, das kann nicht sein.<<
>>Es ist so.<<
Fistandantilus erhob sich wieder von dem Terminal. In ihm kochte es. Sie hatten ihr Leben für nichts aufs Spiel gesetzt, für nichts!
>>Wir müssen hier raus.<<
Darth McKain sprach die simplen Worte ruhig aus. Jetzt war nicht der Zeitpunkt sich der Wut hinzugeben.
Fistandantilus nickte und gemeinsam folgten sie ihrem Weg durch den Tunnel zurück an die Oberfläche.

Fabse
08-05-06, 23:28
(OOC: An alle treuen Leser, die ich habe oder zumindest hatte^^erstmal enschuldit, dass das mit der Fortsetzung so lang gedauert hat. Hat ne kreative Tiefphase. Aber hier ist die Fortsetzung. Die story hat sich jetzt etwas von der wahren geschichte wegbeweg und wird das auch weiterhin, also sehts einfach alsnette unterhaltung mit Necorn als hintergund ohne genauere beziehung zu spezifischen chars. wenn jemand das gesmate dokument will, bitte schickt mir ne nachricht mit mail addresse,werds dann zukommen lassen. MFG Der Autor^^)


Faustus’ Kopf ruhte auf seiner Brust. Leise erklang „Over the rainbow“ aus den Lautsprechern, die digitale Zeitanzeige des Intercoms zeigte 7.23. Die ersten Strahlen der Sonne schien vom Meer her in das Zimmer und vergoldete die marmornen Fliesen. Das warme Licht durchflutete das Wohnzimmer und vermittelte den Eindruck des tiefen Friedens, wie er in Neocron schwerlich nur zu finden war.
>>NCPD! Öffnen Sie die Tür! Im Namen Rezas!<<
Eine metallische Stimme schnitt durch die Ruhe wie eine Klinge durch Seide. Ihr harter Klang ließ Faustus aufschrecken. Mit vom Schlaf schweren Lidern blickte er sich um. Sein Apartment, nichts außergewöhnliches, ein Traum.
Er suchte sich eine bequemere Position und wollte wieder in die Dunkelheit gleiten, als die metallische Stimme wieder begann Eintritt zu verlangen.
>>NCPD! Öffnen Sie die Tür. Das war Ihre letzte Warnung.<<
Faustus Herz blieb fast stehen. Doch kein Traum, aber was wollte die NCPD hier. Die Polizei Neocrons stattete keine Höflichkeitsbesuche ab.
Es konnte sich nur um ein Missverständnis handeln! Den Kopf schüttelnd, allerdings auch etwas nervös, trat Faustus zur Tür und öffnete sie. Was ihn erwartete, ließ die Wüste el Farids in seinem Mund neu entstehen.
Im Eingangsbereich drängten sich drei NCPD-Beamte in ihren Power-Suites. In ihren Händen lag ein schweres Plasma Gewehr. Die schwarzen Rüstungen ließen die Beamten noch größer und massiger erscheinen.
Ein flaues Gefühl breitete sich in Faustus’ Magen aus, als der Vorderste der drei einen energischen Schritt auf ihn zu tat und seine Schulter fest ergriff.
>>Sie sind des Verrates an Stadt, Volk und Reza t durch die Beihilfe eines Eindringens von anarchistischen Gruppierungen in die Bereiche innerhalb der Stadtgrenze nach §87 Artikel 8, §91 und §106 Artikel 15 des NSTR beschuldigt.<<
Faustus konnte seinen Ohren nicht trauen. Er, ein Verräter? Wer im Namen der ganzen Menschheit kaum auf die Idee ihn des Verrats zu bezichtigen?
Faustus’ Mund öffnete sich, um dem Lieutnant eine passende Bemerkung entgegen zu schleudern, schließlich war er ein Faction Master, doch wurde ihm das Wort abgeschnitten, als der Beamte, welcher immer noch seine Schulter gepackt hatte, seine durch den Helm verzerrte Stimme hören ließ.
>>Hiermit nehme ich sie Faustus Mitglied der Fraktion City Admin in Gewahrsam. Es wird empfohlen keinen Widerstand zu leisten. Sie werden im Hauptquartier über Ihre Rechte aufgeklärt.<<
Gewahrsam? Das ging zu weit! Faustus riss sich los und ging einen Schritt nach hinten. Der Lieutnant der NCPD blieb ruhig stehen, seine beiden Gefährten fassten ihre Waffen unmerklich fester.
>>Was fällt Ihnen ein, mich in meiner eigenen Wohnung in entführen zu wollen? Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt? Wo haben sie den Haftbefehl?<<
Die Sicherheit kehrte zurück. Seit 17 Jahren arbeitete Faustus nun schon für die City Admin und jetzt das! Als ob er einer dieser Sektenspinner oder Guardians wäre.
>>Wenn Sie sich weigern mit mir zu kommen, sehe ich mich gezwungen sie mit geeigneten Mitteln dazu zu bewegen.<<
Faustus musste unwillkürlich auflachen. Was für eine Komödie! Gerade hatte er noch einen streng geheimen Auftrag erhalten und jetzt war er als Verräter angeklagt. Aber er war Realist, die Situation war übel. Er hatte keine Wahl als sich seinem Schicksal zu beugen und das alles im Hauptquartier zu klären.
>>Okay, ich komme mit, aber das wird Konsequenzen haben. Ich führe keine Waffen bei mir, es besteht also kein Grund mir Handschellen anzulegen.<<
Der Lieutnant nickte als hätte er nichts anderes erwartet. Die beiden anderen NCPD-Beamten nahmen Faustus in die Mitte.
Auf dem weg durch die nun belebten Straßen des Plaza kam sich Faustus vor wie ein wildes Tier, das zur Belustigung der Menge vorgeführt wird. Immer wieder hörte er Rufe von den Bürgern. „Terrorist! Verräter! Verbrecher!“ und viele andere Schimpfworte, die aber an ihm abprallten. Er wusste, dass er unschuldig war und er würde es beweisen.

Nach einer Ewigkeit wie es schien erreichte die Gruppe die Stufen des CA-Hauptquartiers. Gesäumt von den Wachen der Screaming-Horse Agency erwartete sie der hell erleuchtete Eingang. Fast verächtlich blickte der Adler des CA-Logos, der über der Schwelle thronte, auf Faustus herab. Anscheinend wussten wirklich alle, dass er schuldig war. Mit leichtem Kopfschütteln folgte er dem Lieutnant in das Hauptquartier.
Sie betraten den großen Empfangsraum in dessen Mitte zwei Gravitationsröhren zu den oberen Ebenen führten. Leichte Musik und helles Licht sollten den Eindruck von Ruhe und Kontrolle erwecken. Dies stand im krassen Gegensatz zu den Wachen, die an jeder Ecke Posten bezogen hatten und mit entsicherten Waffen auf einen Einsatz warteten.
Grob wurde Faustus nach vorne in eine Gravitationsröhre gestoßen, der er bis zur 3. Ebene folgte. Stumm folgte er dem breiten Rücken der Rüstung des NCPD-Beamten vor ihm. Auch hier wurde er nicht von Gaffern und Schaulustigen verschont. Die Angestellten schauten aus ihren Büros heraus oder tuschelten hinter vorgehaltener Hand.
Endlich betrat die vierköpfige Gruppe einen leeren Besprechungssaal. Allein am Kopfende des langen Konferenztisches stand eine große Person in der Uniform eines Seargents der NCPD. Es war eine Frau. Die harten Linien um ihren Mund verliehen ihr einen strengen und mürrischen Gesichtsausdruck.
Dies war also die Person, die für die Sicherheit der Stadt verantwortlich war. Ihr Blick ruhte au Faustus und schien ihn zu durchbohren. Ihre rechte Gesichtshälfte war wie von starken Verbrennung zerstört und in der Augenhöhle blickte ihm ein kaltes metallisches Auge entgegen. Die langen pechschwarzen Haare trug sie offen.
Mit einem Nicken in Richtung des Lieutnants ohne den Blick von Faustus abzuwenden bedeutete sie ihm, er sei entlassen.
Nachdem sich die Tür wieder hinter den NCPD-Truppen geschlossen hatte verschränkte Seargent Jenna die Hände hinter dem Rücken. Noch immer ruhte ihr durchdringender Blick auf Faustus.
Dieser tat sein Bestes dem Blick nicht auszuweichen, aber er merkte wie er immer nervöser wurde. Als sich Jenna abrupt abwandte und sich ans Kopfende des Tisches setzte, durchlief Faustus eine Welle der Erleichterung.
>>Setzen Sie sich Faction Master Faustus.<<
Ihre Stimme war professionell, befehlend und sie schaffte es die ruhmreiche Bezeichnung „Faction Master“ wie eine Beleidigung klingen zu lassen.
Faustus folgte der Aufforderung. Langsam wurde er wieder wütend. Was hatte er hier verloren? Er sollte schon längst mit Ira die Mission ausführen.
Faustus sah Seargent Jenna an, die ihm gegenüber saß. Sie blätterte in einer dicken Akte, seiner Akte.
>>Seargen…<< begann Faustus, doch kam er nicht dazu das Wort fertig auszusprechen. Jenna hatte ihren Blick wieder auf ihn fokussiert.
>>Sie kennen den Grund Ihrer Anwesenheit, Faction Master Faustus?<<
Schon wieder diese Anrede! Faustus schluckte seinen Zorn hinunter. Jedes falsche Wort konnte hier für sein frühzeitiges Scheiden aus dem Berufsleben sorgen, ob mit oder ohne Kopf. So nickte er einfach nur.
>>Ja, der wurde mir mitgeteilt. Allerdings verstehe ich ihn nicht. Es ist untragbar mich des Verrats anzuklagen,<<
>>Finden sie?<< Wieder war ihr Kopf von der Akte nach oben geruckt und musterte ihn.
>>Nach meiner Einschätzung sind Sie schuldig und allein Ihre Fraktionsangehörigkeit bei der City Admin hat Sie noch am Leben gelassen.<<
Faustus schnaufte verächtlich.
>>Schuldig? Was für Beweise will die NCPD haben? Ich habe 17 Jahre der City Admin treu gedient!<<
Auf der Mine Jennas war nun offenkundige Verachtung zu lesen. Für sie war er schuldig und in Anbetracht ihrer politischen Stellung als Administrationsmitglied der NCPD hieß das, dass er sehr wahrscheinlich auch für den Rest schuldig war.
>>Umso schlimmer ist Ihr Verrat! Es ist unverzeihlich die Stadt bewusst der Bedrohung durch die anarchistischen Machenschaften des Domes auszusetzen! Sie, Faustus, haben diese Terroristen in die Stadt gelassen. Sie wären nie an den Wachen vorbeigekommen.<<
Faustus konnte seinen Ohren nicht trauen. Was sollte er getan haben? Das war doch lächerlich. Die City Admin und NCPD suchten doch nur wieder einen Sündenbock um ihre Unfähigkeit die Stadt sauber zu halten zu vertuschen! Aber nicht mit ihm! Diese Arroganz hatte ihn schon immer an dieser Administration gestört.
Faustus lehnte sich leicht nach vorne und sagte bewusst ruhig.
>>Was für einen Beweis haben Sie denn nun gegen mich in der Hand? Ich wüsste nicht, dass Sie etwas hätten, was sich vor Gericht verwenden ließe.<<
Der Anflug eines Schmunzelns zog über das Gesicht des Seargents.
>>Ihre Naivität beeindruckt mich, Faustus. Wie sie damit so lange überlebt haben? Aber das tut nichts zur Sache. Fakt ist, dass sie die einzige Person im Umfeld waren und…<<
Faustus lachte laut auf.
>>Das soll reichen? DAS ist Ihr Beweis? Lächerlich. Kein Gericht wird Ihnen Recht geben! Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass diese „Terroristen“,<< ganz bewusst betonte Faustus das Wort übertrieben, >>auch alleine in die Stadt gekommen sein könnten?<<
>>Nein, das ist nicht möglich. Nur mit Hilfe innerhalb der Mauern. Und was Gerichte angeht…, Sie haben Recht, keines würde mich den Prozess gewinnen lassen, aber wer bracht ein Gericht, wenn doch Ihre Schuld bereits bewiesen ist?<<
>>Was soll das schon wieder heißen<<?
Wortlos schob Jenna einen Datenwürfel über den Tisch. Faustus legte ihn in das Laufwerk des Intercoms vor ihm.
Es handelte sich um ein Schreiben verfasst von einem gewissen Aberillion, der sich für die Hilfe bei der Infiltration der Stadt bedankte und das Schreiben war gerichtet an … Faustus!
>>Das haben wir von einem toten Anhänger Crahns im Pepper Park. Ich denke das sollte genügen.>>
Jenna betätigte einen Knopf auf ihrem Intercom.
>>Wache, führen Sie Faction Master Faustus in das Gefängnis Zellblock 7 e.<<
Und wieder zu Faustus gewandt.
>>Dafür werden Sie büßen, meine Stadt bringt niemand in Gefahr.<<

Fabse
08-05-06, 23:29
Der Schatten eines Kaktus wies lang gezogen gen Osten. Die Sonne hatte schon lange ihren Zenit überschritten und tauchte nun blutig in die unendlichen Fluten der Wüste.
Noch immer weigerte sich die Hitze ihren Griff um das Land zu lockern. Der Sand war heiß und nur langsam wurde das Leben der Wüste sichtbar. Vereinzelt krochen Skorpione und Echsen aus ihren Löchern und gingen der Jagd nach, ihre Spuren waren im feinen Sand deutlich zu sehen.
Unscheinbar stand der kleine Bunker am Rande der Straße. Wie auch schon unzählige Male zuvor betrachtete er das Sterben der Sonne, doch war er diesmal nicht allein.
Stumm standen Fistandantilus und Darth McKain im abendlichen Licht. Der Wind zerrte an ihren Roben, der Sand häufte sich zu ihren Füßen.
Fistandantilus hob seinen Kopf zum Himmel und schaute in das makellose Blau, das von der Sonne purpurn getüncht wurde.
Sein Bruder schritt zu ihm und legte seine Hand auf die Schulter.
>>Lass uns gehen. Es hatte irgendeinen Sinn, dessen bin ich mir sicher.<<
Zornig starrte Fistandantilus in das von der Kapuze verhüllte Gesicht des anderen Mönches.
>>Einen Sinn? Was für ein Sinn sollte das sein? Nur mit Crahns Hilfe haben wir überlebt. Das nächste Mal wird unser Tod sein.<<
>>Bleibe ruhig, Fistandantilus. Es ist jetzt unsere Aufgabe der Registrar zu berichten. Lass uns gehen, der Weg ist lang.<<
Der Angesprochene senkte den Blick zum Boden. Seine Stiefel waren größtenteils schon mit Sand bedeckt. Wütend ballte Fistandantilus die Hand zur Faust. Mäßige dich! Keinem Mönch des Schwarzen Zirkels steht es zu sein Schicksal in Frage zu stellen. Er ließ die Anspannung aus seinem Körper weichen bevor er seinem Bruder zu nickte. Sie hatten der Registrar und Crahn gegenüber eine Schuldigkeit abzutragen.
Seite an Seite schritten beide Jünger Crahns auf der Straße Richtung Nordosten, die DoY-Tunnel und ihre Schrecken hinter sich lassend.

Lange schon war die Sonne hinter den Dünen im Westen versunken als Fistandantilus und Darth McKain ihr Nachtlager aufschlugen. Beide sprachen kaum und hingen nur ihren Gedanken nach. Allein das gemeinsame Gebet zu Crahn brach die Stille diese unwirtlichen Ortes für einige Augenblicke. Ansonsten war es ruhig.
Fistandantilus hatte ein kleines Feuer aus dem Holz eines abgestorbenen Baumes entfacht und beide lagen sich gegenüber im hellen Schein der Flammen.
Darth McKain lag noch wach als sein Gefährte schon tief und gleichmäßig atmete. In seinem Kopf sah er immer wieder die Szene in den Tunneln. Die aufkommende Panik in ihm, als er der Unit entgegentreten musste, die eiskalte Kralle der Angst, die sich um ihn gelegt hatte.
Hätte sich ein anderer Gläubiger des Schwarzen Zirkels ebenso verhalten? Hätte auch er Verzweiflung gespürt? Oder war er, Darth McKain schwach im Glauben?
Oh Crahn, bitte, ich bin fest im Glauben. Was ich fühlte war unehrenhaft, aber du hast meinen Bruder und mich gerettet! Du stehst uns bei, du bist der Vater. Crahn, du bist groß!
Die Worte kamen inbrünstig wenn auch leise über seine aufgesprungen Lippen. Fest presste Darth McKain die Lider aufeinander und wünschte sich die Nähe Crahns.
Die Hoffnung der Schlaf könne ihm die Sorgen und die Erinnerung an das Erlebte nehmen, enttäuschten de Mönch bitterlich.
Durch enge Gänge gehetzt, flüchtete er vor einem unbekanntem Großen. Er rannte und rannte. Die steinern Wände um ihn herum verzerrten sich zu Gesichtern. Blutrot starrten sie ihm mit weit geöffnetem Mund nach. Seine Beine wurden schwer, als trüge er das Gewicht der Welt. Die Gesichter verhöhnten ihn, schimpften ihn Feigling und Heide. Darth McKain wollte rennen, doch brach er zusammen. Er wusste, dass sein Verfolger ihn niederstrecken würde.
Und in diesem Augenblick der größten Angst und Verzweiflung fand Darth McKain, Mönch des Schwarzen Zirkels, Ruhe und Zuversicht tief in seinem Inneren.
Crahn. Es war ein Hauch, der durch ihn hindurch fuhr. Er wusste nun, dass Er da war. Er beschützte ihn und vertrieb das Dunkel, wenn Darth McKain nur Vertrauen hatte.

Das Feuer war längst herunter gebrannt als sich der Atem Darth McKains normalisierte und er ruhig auf seiner zerwühlten Decke lag. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, doch seine Züge waren geglättet. Die verkrampften Muskeln waren entspannt und ein tiefer Schlaf stellte sich ein, während die wahren Bewohner um die beiden Mönche aufwachten.

Das helle Licht der morgendlichen Sonne stieß durch die geschlossenen Augen Fistandantilus' und weckte ihn. Mit steifem Körper erhob er sich und betrachtete die Umgebung. Als sie in der Nacht angekommen waren, hatte er nichts erkennen können, doch jetzt sah er die knorrigen Sträucher und vereinzelten Bäume, die mutig dem Sand und der Hitze trotzten. Große Findlinge lagen wie von einem gelangweilten Riesen in die Landschaft geworfen im Sand. In ihrem Schatten sammelten sich nun Eidechsen und anderes Getier.
Sie hatten ihr Lager in einer Mulde zwischen zwei Dünen aufgeschlagen. Hoch ragten die Sandwehen zu beiden Seiten auf.
Gegen Mittag sollten sie vor den Toren des Domes stehen.

Stumm schritten beide Mönche durch den heißen Sand, die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Fistandantilus stapfte hinter Darth McKain die Düne hinauf, als sein Bruder stehen blieb und über den Kamm deutete.
>>Der Dome. Crahn's Name sei geheiligt, wir sind da.<<
Nun konnte auch Fistandantilus über die Kuppe blicken. Die Augen vor der Sonne beschirmend sah er nach Norden.
Gigantisch rage das Tor zum Dome aus der Felswand. Ein riesiger Stahlkoloss, der Respekt gebietend den Naturgewalten trotzte.
Eine kleine Treppe führte in den Bau hinein, wo das eigentliche Tor auf die Mönche wartete.
Erleichtert liefen Darth McKain und Fistandantilus die Anhöhe hinunter und auf das zu, was für sie Heimat war.
Gesäumt von den Wachen des Domes, die sie jedoch unbehelligt passieren ließen, lenkten sie ihre Schritte zum dem 5 Meter hohen und 9 Meter Stahlschott, das sich unter dem quietschenden Protest der Motoren öffnete und den Weg in den Dome eröffnete.

Die Straßen des Dome of York hatten den Glanz von damals, vor dem Krieg, verloren. Nackter Beton und Schutt zeigte sich dem Auge des Betrachters. Enge Häuserschluchten verbannten das Sonnenlicht aus der Stadt und ließen einen kalten Wind wehen. Auf den Straßen liefen geschäftig die Bürger des Domes umher. Selten hielten sie an, um zu reden oder zu grüßen. Wer im Dome lebte, war Individualist, Opportunist. Nur wenige kannten das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Familie oder eines Freundeskreises.
Selten kannte man Leute außerhalb seiner Fraktion. Kontakte verpflichteten, Verpflichtungen machten schwach. Schwäche hatte im Dome nur sehr wenig Platz. Und doch fand auch hier, wenn auch in einer Nebenrolle, das normale Leben statt. Selten sah man ein Paar durch die Straßen laufen und lachen oder sich küssen, aber es gab sie. Den Schrei eines Säuglings zu hören war rar, aber er war zu hören. Die Häuserschluchten waren manchmal von zu trocknenden Kleidern überspannt. Musik drang aus vereinzelten Apartments. Das Gewerbe begann wieder Einzug in den Dome zu halten. Bekleidungsgeschäfte, Lebensmittelmärkte, Möbelläden und andere erweckten den Eindruck, dass der Dome nach dem verheerenden Krieg wieder ein Ort wurde an dem man Leben konnte.

Durch diese Stadt gingen Fistandantilus und Darth McKain. Vorbei an den kümmerlichen Ständen der Straßenhändler, durch die von Unrat gefüllten Straßen. In manchen Gassen quoll Dampf aus der Kanalisation und der Gestank nach Fäkalien und Verrottetem war allgegenwärtig.
Ihr Ziel war die Kirche des Crahn. Sie folgten dem gewohnten Weg und standen bald vor dem Tor des Kirchenschiffes. Ehrfürchtig traten die beiden an die Flügel des Portals. Zusammen öffneten sie den Weg ins Innere.
>>Crahn zum Gruße Brüder. Was ist euer Anliegen?<<
Lore Keeper Skye Angel stand wie immer aufrecht hinter ihrem Terminal, dem Portal zugewandt. Zu ihrer rechten und linken standen die beiden grimmig blickenden Inquisitoren, die jedem nicht Befugten den eintritt verwehrten.
Fistandantilus trat vor und verbeugte sich.
>>Auch dir Crahn zum Gruße Schwester. Wir sind von einer weiten Reise zurückgekehrt und wünschen die Registrar zu sprechen.<<
Ein gütiges Lächeln huschte über die Züge Skye Angels. Ihr langes dunkles Haar war in einem langen Zopf geflochten und fiel ihren Rücken hinab. Das schmale Gesicht wandte sich von Fistandantilus zu Darth McKain und nickte.
>>Der Eintritt ist euch gestattet, Brüder. Geht hin im Lichte Crahns.<<
Noch einmal verbeugten sich beide Mönche und gingen auf dem Mittelgang der leeren Kirche zu den Gemächern der Registrar.
Ein junger Novize empfing sie und fragte respektvoll nach ihrem Begehr.
>>Wir müssen mit Registrar Tanto Baughman reden. So schnell es ihr möglich ist.<<
Ernst nickte der Junge und verschwand hinter dem Vorhang, der das Kirchenschiff vom Vorraum der Privatgemächer trennte. Nach wenigen Augenblicken kehrte er zurück und bat die beiden Mönche ihm zu folgen.

Im Halbdunkeln saß Registrar Tanto Baughman in ihrem hohen Lehnstuhl und betrachtete die letzten Scherben ihres Plans. Sie waren nicht tot. Sie hatten die DoY-Tunnel überlebt. Wie sollte sie jetzt diese beiden Mönche loswerden? Ihre Angst war stärker denn je, dass die Bruderschaft auseinander brechen könnte. Schon jetzt gab es junge Novizen, die von dem schnellen Werdegang dieser beiden gehört hatten. Sie würden ihnen folgen.
Tantos Augen verengten sich. Sie musste ihre Stellung sichern. Die Crahn-Kirche war ohne sie nichts, gar nichts. Kein Emporkömmling und sollte er auch Fistandantilus oder Darth McKain heißen, würde ihr die Position der Registrar streitig machen. Doch jetzt war es an der Zeit diesen beiden Fanatikern zu ihren Leistungen zu gratulieren.
Das Gesicht der Registrar verzog sich zu einer Grimasse. Sie hasste es sich zu verstellen, doch gab es keine andere Möglichkeit.
Ein Klopfen kündete von der Ankunft der beiden. Mit ungeduldiger Stimme rief Tanto sie herein.
In staubigen und abgewetzten Roben und mit demütig gesenktem Blick betraten die beiden potentiellen Gefahren den Raum.
>>Ehre Crahns und der Registrar.<<
>>Crahn zum Gruße Brüder. Es freut mich aufrichtig euch wohlbehalten wiederkehren zu sehen.<<
Tanto selbst war überrascht wie aufrichtig ihre Stimme klang. Nein, diese beiden hatten keine Ahnung, dass sie nicht erwünscht waren. Umso besser, dachte die Registrar.
<<Konntet ihr euren Auftrag erfüllen?<<
Jetzt wurde es interessant. Tanto musste in ihren Gedanken unwillkürlich lächeln.
>>Registrar, und war es nicht möglich Tacholytium in den alten Tunneln zu finden. Die Lagerbestände schlossen ein Vorhandensein aus.<<
Nur mühsam gelang es Fistandantilus die Wut aus seiner Stimme zu nehmen. Die Wut auf dieses sinnlose Unterfangen und die Wut auf die Finger Crahns, deren Berichte ihm nun unberechenbar erschienen.
Die Registrar setzte eine betroffene Mine auf.
>>Kein Tacholytium? Bei Crahn, das ist ein schwerer Schlag! Ich muss das Zwiegespräch mit Ihm suchen. Es ist nicht eure Verfehlung. Regeneriert euch, Brüder. Ihr dürft euch entfernen. Ich muss nachdenken. Ihr werdet unterrichtet sobald etwas geschieht. Geh hin im Lichte Crahns.<<
Beide Mönche verbeugten sich und verließen den Raum wieder. Tanto wusste, dass sie mehr hatten sagen wollen, dass sie Antworten auf Fragen erfahren wollten.
Sie lehnte sich wieder in ihren Sessel. Es war an der Zeit einen neuen Plan zu schmieden. Zur Rettung der Kirche.

Fabse
21-05-06, 19:30
XII. Kapitel



Die Zelle war steril weiß. Vier Wände, eine Pritsche, keine einzige Unebenheit an der Wand oder an der Decke. Die Hochsicherheitstür passte fugenlos in die Wand, eine Lampe gab es nicht. Die gesamte decke fungierte als Lichtquelle und verbreitete ein unangenehmes grelles Licht, das keinen Gedanken an Schlaf aufkommen ließ. In der Mitte der Decke war ein winziger vergitterter Schacht für die Frischluftzufuhr, der einzige Orientierungspunkt in der unendlichen weißen Enge.
Faustus hatte sich in eine Ecke zusammen gekauert. Die Knie angezogen, den Kopf auf der Brust saß er da und versuchte Ruhe zu finden. Er war wütend, do unglaublich wütend. Man hatte ihn, einen der loyalsten Mitarbeiter in eine Zelle gesteckt, wie eines dieser Tsunami Schweine.
Sein Kopf drehte sich, von links nach rechts und wieder zurück. Verzweiflung machte sich breit. Sein Zeitgefühl war Faustus schon lange abhanden gekommen. Er würde hier drinnen verrotten oder hingerichtet werden.
Was für ein Spektakel! Ein Mitarbeiter der City Admin, gerichtet vor seinen eigenen Mitbürgern. Der Neocronicle würde Berge an Artikel zu schreiben haben. Aber das machte keinen Unterschied. Einer mehr oder weniger, Reza kümmerte es nicht. Faustus war nur ein Schaf das zur Schlachtbank geführt wurde, auf der schon so viele Unschuldige ihr Leben im Namen der Gerechtigkeit gelassen hatten. Das Regime Neocrons war errichtet auf den Gebeinen von Sündenböcken und gezielt in die Hirne der Menschen eingepflanzten Gerüchten und Doktrinen. Ja, das Volk war dumm. Alles konnte man ihnen erzählen.
In einem Aufschrei von Agonie warf sich Faustus gegen die Wand. Er hatte vergessen in welche die Tür eingelassen war. Er konnte es nicht sehen. Er schlug auf seine Umgebung ein, bis feine rote Tropfen auf der Reinheit seines Gefängnisses zu sehen waren. Diese Zellen machten Leute wahnsinnig, das war ihr Zweck. Sie sollten den Geist der Menschen zermürben bis sie bereit waren alles zu gestehen, was die NCPD hören wollte.
Aber Faustus war noch nicht so weit. Er kämpfte. Er hatte es geschafft diese Wand zu verändern. Er hatte sein blut darauf hinterlassen. Er konnte immer noch handeln etwas tun.
Schwer atmend saß er auf dem Boden und betrachtete die roten Sprenkel. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar und unter seinem wirren Haaren pochte ein ständiger Schmerz. Seine Augen fielen ihm zu, doch konnte er nicht schlafen. Er starrte weiter auf die roten Punkte auf der Wand. Sie begannen sich zu bewegen!
Ich werde wahnsinnig, sie haben es doch geschafft. Faustus schloss die Augen und ließ sich zur Seite fallen.

Die Tür der Zelle 218 im Zellblock 7 e glitt auf. Im Inneren des quadratischen Raumes lag eine Gestalt.
Die beiden schwarz gewandeten NCPD-Beamten traten vor und zerrten den Gefangenen an den Schultern heraus. Sie zogen ihn auf die Füße und drückten ihn an die Wand. Ein dritter Beamte spritzte Faustus, der seine Augen geschlossen hielt und leise murmelte, eiskaltes Wasser ins Gesicht.
Erschrocken keuchte Faustus und rang nach Luft. Er hatte seine Augen weit geöffnet und blickte seinen Peiniger an.
>>Gefangener 792-IC-123 ist am Leben und trägt keine Zeichen von physischer Gewalteinwirkung. Die Atmung verläuft regulär. Schmerz- und Kältereflex befinden sich im Normbereich. Geistiger Zustand des Gefangenen scheint leicht angegriffen.<<
Die verzerrte Stimme aus dem Helm des Beamten ratterte gefühllos die Einschätzungen und Daten herunter. Nachdem die Meldung aufgezeichnet und gespeichert worden war, nickte er seinen Kollegen zu. Die beiden packten Faustus und gingen den langen weißen Gang hinunter.

Faustus Umwelt wurde langsam klarer. Sie hatten ihn geholt, aber für was? Die Kopfschmerzen waren unerträglich, dazu sein klitschnasses Hemd. Er fröstelte.
Faustus konnte ohnehin nichts unternehmen. Er musste über sich ergehen lassen, was immer die Beamten vorhatten.
Sie hatten einen Lift erreicht. Das kalte weiß war einem wesentlich angenehmeren Beige gewichen. Anscheinend wollten die Wachen auch nicht immer unter diesen Umständen ihren Dienst tun. Über Faustus Gesicht huschte ein zynisches Lächeln.
Ein Zischen der Druckausgleichpumpen kündete von der Ankunft des Aufzugs. Die Gruppe trat in die Kabine. Schweigend wie steinerne Götzen standen seine Wachen zur Rechten und Linken. Nur leise hörte man das Geräusch ihres Atems durch die Luftfilter der Helme strömen. Eine letzte Erinnerung, dass dies hier wirklich lebendige Menschen waren im Gegensatz zu den CopBots, die für die Sicherheit der Stadt zuständig waren. Sie waren hoch entwickelte, mechanische Meisterwerke. Ihre künstliche Intelligenz ließ sie Lösungsstrategien für Probleme entwickeln und ermöglichte zugleich individuelle Reaktionen und Antworten in Gesprächen und dabei waren sie immer kompromisslos loyal zu Reza. Trotzdem waren sie dumm. Ihre Sensorik konnte getäuscht, ihre Mechanik ausgeschaltet werden. Nicht zuletzt durch den ausschließlichen Einsatz von CopBots war es dem Dome immer wieder möglich die Stadt zu infiltrieren. Die Administration wusste es, die Bürger nicht. Erzählen wir also den Bürgern es gibt Maulwürfe in der Stadt und schon haben wir eine gegenseitige Überwachung und gesteigerte Loyalität zur Stadt.
Faustus musste gestehen, dass die Führer der City Admin nicht dumm waren, sie wussten wie der Pöbel zu lenken war. Querdenker unerwünscht.

Der Aufzug kam zum Stillstand und als sich die Kabinentür auftat, konnte Faustus das geschäftige Treiben der Hauptzentrale der NCPD in Viarosso erkennen. Sekretärinnen und Bürohilfen rannten umher, Ordner und Stapel von Papieren unter den Armen. Ein aufgebrachter Bürger beschwerte sich bei einer Empfangsdame, er sei bestohlen worden. Zwei CopBots führten einen Gefangenen ab. Der Anführer von Faustus’ Gruppe hatte sich entfernt und ging auf eine geschäftig tippende Dame an einem der Terminals zu. Währenddessen ließ Faustus seinen Blick schweifen.
Er war nur einmal zuvor hier gewesen, vor der Renovierung, ein Botenauftrag. Damals waren überall nackte Stahlkonstruktionen zu sehen. In der Mitte des Raumes hat ein Rondell aus Terminals gestanden. Der Blick nach oben in den Lichtschacht war immer wieder von Stahlträgern durchbrochen. Jetzt war es ganz anders, wesentlich heller und freundlicher. Der Boden war mit hellbeigen Fließen bedeckt. Alle Amaturen, Terminals, Empfänge und Sitze waren farblich angepasst. Überall herrschte ein sanftes Gelb, Lindgrün und das Beige vor. der Raum war quadratisch, wobei eine Seite gute 25 Meter maß. An jeder Ecke standen CopBots oder Söldner der Screaming-Horse-Agency und bewachten Bürotüren oder Gravitationsröhren. Der Lichtschacht war verbreitert worden und durch das Milchglas im Dach fiel das Sonnenlicht sanft herein. Der Eingang war eine schwere Stahltür, die wahrscheinlich nicht mal einer dieser Rhino-Panzer von NeXT hätte aufbrechen können.
Faustus musste fast lachen. Das alles hier war das Sinnbild für Ironie. Dieses wunderschöne neue Gebäude, das Kontrolle und Sicherheit symbolisierte für eine korrupte und unter Sollstärke operierenden Polizei. Doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, war der NCPD-Aufseher wieder zurückgekehrt. In seiner behandschuhten Faust hielt er einen Access-Chip, wahrscheinlich für eines der Büros im oberen Stock. Der Beamte bedeute den anderen beiden ihm zu folgen.
Ihr Weg führte über mehrere Gravitationsröhren bis in die 5. Ebene der Hauptzentrale der Polizei Neocrons. Vor einem kleinem, nach außen nicht einsehbaren Raum blieben sie stehen. Der Anführer der Einheit führte die Access-Chipkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz. Die rote Diode wurde grün und leise zischend glitt die Tür auf. Der NCPD-Beamte ging wortlos hinein, während Faustus von seinen Bewachern in den Raum gestoßen wurde. Ihm fehlte die Kraft sich abzufangen. Lang ausgestreckt lag er auf dem Boden und sah, als er den Kopf wandte wie die beiden aus dem Raum traten und die Tür sich hinter ihnen schloss. Er war allein mit dem Anführer.
Faustus zog die Knie an und stand langsam auf. Sein Körper schmerzte und er hatte das dringende Bedürfnis eine Dusche zu nehmen, aber das war jetzt nebensächlich. Sein Gefährte stand im hinteren Teil des kleinen raumes und tippte auf einem Terminal rum, Faustus schenkte er keine Aufmerksamkeit. Was sollte er auch tun? Versuchen diesen NCPDler zu überwältigen? Mit bloßen Händen? Was für ein lächerlicher Gedanke. Faustus schüttelte seinen Kopf.
Faustus lehnte sich an die Wand neben der Tür und betrachtete sein Umfeld. Er befand sich in einem vielleicht 20 m² großem Raum, in dessen Mitte ein Schreibtisch mit Terminal stand, an dem noch immer der Beamte hantierte. In der rechten hinteren Ecke stand ein großer Schrank und daneben ein schwarzer Safe. Die linke Wand wurde eingenommen von einer großen Hologramm-Informationstafel, die ständig die neusten Nachrichten und Fahndungen anbot. Die Wände waren weiß getüncht und der Boden hatte wieder die Farbe dieses sanften Beige. Dieser Raum bot nichts Spektakuläres. Ein normales Büro, also was tat er hier?
Faustus stieß sich von der Wand ab und ging einen Schritt auf den Polizisten zu.
>>Warum haben Sie mich hierher geschafft?<<
Der Helm mit den toten metallischen Sensorikplatten statt Augen, drehte sich zu Faustus.
Wie ein Insekt, dachte Faustus. Wie ein großes, fettes Insekt in seinem schwarzen Panzer.
>>Ich bin nicht autorisiert Fragen zu beantworten.<< Und mit diesen Worten widmete er sich wieder dem Terminal.
Frustriert betrachtete er die Informationstafel. Schon wieder eine Razzia. Wenn das so weiter ginge, würde Neocron bald nur noch aus Gefängnissen bestehen. Die Nachrichten langweilten Faustus, er wollte nur hier raus. Einen zweiten Versuch unternehmend sprach er den Beamten, der sich gerade von dem Terminal erhoben, ein weiteres Mal an.
>>Auf was warten wir verdammt nochmal? Hätten Sie die Güte mir Irgendetwas zu sagen?<<
Wieder dieser Insektenkopf.
>>Major Shadya Alkir hatte befohlen Sie holen zu lassen. In Kürze wird sie eintreffen und Sie verhören.<<
Faustus war überrascht, versuchte sich jedoch nichts anmerken zu lassen. Er kannte diesen Major, kannte sie gut. Sie hatte vor acht oder neun Jahren bei der NCPD angefangen und sich mühsam hochgearbeitet. Sie sah gut aus und war klug, eine Mischung, die ihr schnell Erfolg eingebracht hatte, nicht nur beruflich. Soweit Faustus wusste, war sie den Fußstapfen ihres Vaters gefolgt und in die NCPD eingetreten. Shadya besaß eine blütenweiße Weste und eines der besten Führungszeugnisse der Militärakademie, somit war es ihr ein leichtes gewesen sich gegenüber ihrer Konkurrenz durchzusetzen, aber dass sie jetzt schon im Rang eines Major stand überraschte Faustus.
Während er darauf wartete, dass Shadya endlich kam, schwelgte er in den Erinnerungen, die er von ihr hatte. In ihrer Ausbildungszeit war Faustus auf sie aufmerksam geworden und als sie ihre ersten Zwischenprüfung mit Auszeichnung bestanden hatte und das gebührend feierte, wollte es der Zufall, dass Faustus in der selben Bar saß und sie sah
...

Fabse
21-05-06, 19:30
Faustus saß in der Bar und wartete auf Ira. Nach einem langen Arbeitstag hatten sie sich auf ein Bier im „Big Al“ verabredet, aber wie immer typisch für seine Kollegin, verspätete sich Ira ohne jegliche Maße.
Das „Big Al“ war Faustus' Lieblingsbar. Durch einen Kellereingang betrat man das kleine Etablissement. Laute Musik, gute Stimmung und billige Getränke waren das Aushängeschild. Neben der stark bevölkerten Theke gab es noch die Tanzfläche und einen als „Lounge“ bezeichneten Bereich, in dem bequeme Sessel standen und man gemütlich die frühen Morgenstunden abwarten konnte.
Faustus trank den letzten Schluck seines Preacher's und tippte dem Barkeeper auf die Schulter. Da die Musik zu laut war, als dass irgendeine Art von Kommunikation über die Stimme möglich gewesen wäre, zeigte Faustus einfach auf seine Flasche und der Mann hinter der Theke verstand. Faustus liebte es sich so zu verständigen. Keine lästigen Worte und trotzdem wusste jeder was gemeint war. Der Rhythmus der Musik ließ Faustus mit dem Kopf nicken und im Takt auf seiner Flasche mit den Fingern trommeln.
Wurde Zeit das Ira kam. Wobei es auch sein konnte, dass sie es einfach vergessen hatte.
Faustus grinste und nahem einen tiefen Schluck. Musste er sich eben andere Gesellschaft für heute Abend suchen.
Als er sich auf dem Barhocker umwandte um die Menge zu mustern, sah er wie eine lärmende Gruppe von jungen Leuten mit NCPD-Ausgangsuniformen die Treppe hinunter strömten und sich in die Menge stürzten. Ein riesiger Hüne mit Glatze, vermutlich ein GenTank seiner Statur nach, schaffte es noch über die Musik zu schreien.
>>..Runde...ich zahle...Examen!<<
Natürlich verstand der Wirt. Die anwesenden Leute jubelten auf und klopften dem gewaltigem Mann auf die Schulter und prosteten ihm zu. Er stand einfach nur wie ein Fels in der Brandung und hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Faustus bedankte sich mit einem Nicken und dachte amüsiert, der wär' doch was für Ira gewesen.
Er musste lachen. Die frisch gebackenen NCPDler hatten bereits die Tanzfläche ganz für sich in Beschlag genommen und feierten ausgelassen.
Faustus musterte sie, bis ihm ein Gesicht ins Auge fiel. Faustus stellte sein Bier auf die Theke und lief auf die Person zu. Vielleicht hatte er so eben Gesellschaft gefunden. Es war Shadya. Sie kam gerade vom Tanzen und hatte sich in einen der Sessel der Lounge gesetzt. Faustus war von ihrem Äußeren beeindruckt, wenige Frauen hatten ihn so angezogen wie sie. Sie hatte langes dunkles Haar, das sie offen trug und das ihr schmales Gesicht einrahmte. Ihre Augen, ebenfalls dunkel und leicht mandelförmig, verliehen ihr ein exotisches und geheimnisvolles Aussehen. Lange Wimpern verstanden es in genau dem richtigen Augenblick zu blinzeln, wenn man meinte einen vielsagenden Blick aufgefangen zu haben. Ihre Haut hatte einen leichten Bronzeton und war ebenmäßig wie Seide. Shadya war schlank und groß. Ihr Körper war drahtig und durchtrainiert, hatte aber an genau den richtigen Stellen weiche Formen. Ja, das war eine Frau, mit der er gerne den Abend verbringen würde.
Er drängte sich durch die dichte Menge und ließ sich in einem Sessel ihr schräg gegenüber nieder. Ihre Blicke trafen sich und Faustus lächelte. Shadya's kleiner Mund vollführte ebenfalls ein freundliches Lächeln, ihre Augen jedoch waren nicht lange zu sehen, da sie sofort wieder hinter den Wimpern verschwanden. Das spornte Faustus umso mehr an. Als gerade ein Lied zu Ende ging, nutzte Faustus die kurze Ruhe und sprach diese Frau mit der bronzenen Haut an.
>>Die NCPD scheint Geschmack zu haben.<<
>>Weil sie mich eingestellt haben? Das wolltest du doch sagen oder?<<
Ihre Augen blitzten schalkhaft auf. Faustus musste lachen.
>>Ganz schön schlagfertig. Pass bloß auf bei der NCPD hören das die Vorgesetzten nicht so gern.<<
>>Ich weiß.<<
Mit ihrer Hand strich Shadya eine freche Strähne aus ihrem Gesicht und zwängte sie an ihre Stelle hinter das Ohr. Die Musik setzte wieder ein und der Lärmpegel nahm zu. Faustus beugte sich vor und versuchte sich durch Schreien verständlich zu machen.
>>Hier...heiß!..du nicht?..wär's... gehen raus?<<
Shadya sah ihn zuerst verständnislos an, zuckte aber dann die Schultern und folgte Faustus nach draußen.
Faustus sog die kalte Nachtluft tief ein und fuhr mit der Hand durch sein dunkles Haar. Er ließ den Atem wieder entweichen und vor seinem Gesicht bildete sich eine Kondenswolke. Er nahm einen tiefen Schluck Preacher's und musterte Shadya. Sie hatte sich lässig an die Hauswand gelehnt und blies den Rauch einer Zigarette dem Himmel entgegen. Jetzt erst viel Faustus auf, dass sie keineswegs die Standardkleidung der NCPD trug. Ihre Beine steckten in engen Jeans, die wenig verschwiegen. Ein schwarzes Oberteil mit V-Ausschnitt akzentuierte ihre sportliche Körperform. Diese Frau wusste sich zu kleiden. Shadyas Blick richtete sich auf Faustus. Kurzzeitig war ihr Gesicht erhellt von dem Aufglühen ihrer Zigarette und ihre Augen schienen ein Feuer tief in ihrem Inneren zu haben.
>>Wie heißt du eigentlich?<< Lässig blies sie den Rauch aus ihrem Mundwinkel und lächelte Faustus kokett an.
>>Faustus.<<
>>Ich heiß Shadya Alkir.<<
Faustus kam einen schritt näher auf sie zu.
>>Ich weiß. Selten genug, dass eine Beamtin so gut aussieht, da lohnt es sich den Namen zu kennen.<<
Shadya schnippte ihre Zigarette weg und lächelte ihn an. Faustus erntete wieder einen ihrer viel sagenden Blicke, der allerdings gleich wieder hinter den Wimpern verschwand.
>>Hätt' auch nicht Gedacht, dass mir mal ein attraktiver City über den Weg läuft.<<
Faustus kam noch einen Schritt näher und stand jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. In der abendlichen Luft konnte er ihr süßliches Parfüm riechen.
>>Vielleicht kann ich ja noch mehr als attraktiv sein.<<
Er beugte sich leicht vor. Er spürte den Atem von Shadya. Sie sah ihm in die Augen und lächelte verschmitzt.
>>Vielleicht solltest du keine Versprechen machen, die du nicht halten kannst.<<
Faustus legte seine Hände an ihre Hüften.
>>Ich halte was ich verspreche.<<
Sein Kopf beugte sich nach vorne und leidenschaftlich berührten sich seine und ihre Lippen.

Die Kleider hatten sie da gelassen, wo sie sich ihrer entledigt hatten. Die Nacht war lang gewesen und beide hatten es genossen. Im schummrigen Licht des Mondes, der durch das Dachfenster schien konnte Faustus nicht viel sehen, aber er spürte sie. Shadya’s Kopf ruhte auf seiner Brust und hob und senkte sich im regelmäßigen Takt mit seinem Atem. Noch im Schlaf umschlang sie Faustus’ Körper.
Er lächelte. Sie war gut gewesen. Liebevoll streichelte er ihr mit der Fingerkuppe über die hohen Wangenknochen und strich, wie sie es getan hätte, die Haare aus Shadya’s Gesicht. Lange lag er einfach nur halb aufgerichtet da und betrachtete ihren ruhigen Schlaf.
>>Eine Schande, dass sie bei der NCPD ist. Hoffentlich wird die Arme nicht gleich verheizt.<<
Faustus beugte sich nach vorne und küsste ihr Haar. Leise murmelnd drehte Shadaya ihren Kopf und suchte sich eine bequemere Position, um weiter zu schlafen. Faustus berührte noch einmal sanft ihr Gesicht, bevor auch er sich zurücklehnte und die Augen schloss.

Dieser Nacht folgten viele weitere. Ihre Treffen wurden länger und die Nächte leidenschaftlicher. Lange Zeit waren sie immer zusammen zu sehen. Faustus war sogar versucht teilzeit bei der NCPD angestellt zu werden.
Doch dann kam ihre Versetzung. Ein Auftrag mit recht geringer Geheimhaltungsstufe und dennoch konnte sie ihm nicht sagen wohin. Sie verloren sich aus den Augen. Faustus war niedergeschlagen als er davon hörte, doch ließ er sich nicht davon übermannen und arbeitet umso härter für die City Admin. Das Ausscheiden von Ira schließlich ließ Faustus die Sache mit Shadya völlig vergessen.
Und jetzt kam sie durch die geöffnete Tür in das Büro. Diesmal trug sie die Uniform der NCPD, die Uniform eines Major. Wie immer trug sie ihre langen Haare offen und sie war immer noch einer der schönsten Frauen, die Faustus je gesehen hatte. Die Veränderungen waren minimal, allein eine Narbe unterhalb ihres rechten Wangenknochens zeigte, dass 4 Jahre seid ihrem letzten Treffen vergangen waren. Die Narbe entstellte sie keinesfalls, vielmehr wirkte sie noch einen Hauch verwegner und frecher.
Faustus sah wie Major Shadya Alkir selbstsicher mit großen Schritten die Distanz zu ihm und seinem Bewacher verschwinden ließ. Faustus keines Blickes würdigend sprach sie zu dem Lieutnant vor ihr, der zackig salutierte.
>>Ich danke Ihnen, Lieutnant. Sie können sich nun entfernen!<<
>>Sind Sie sicher, Ma’am?<<
>>Ja, das bin ich. Raus hier, ich will mit dem Gefangenen alleine reden.<<
>>Wie sie wünschen.<<
Faustus wusste nicht recht wie er reagieren sollte. Shadya stand am Terminal und wartete bis der Beamte den Raum verlassen hatte, dann zog sie sich einen Stuhl vom Tisch heran und ließ sich gegenüber Faustus nieder.

Fabse
25-05-06, 10:55
XIII. Kapitel


Es war Abend im Dome of York und die meisten Leute gingen nun im die Stadt, um sich von dem Leben um sie herum abzulenken. Immer wieder gingen kleine oder große Gruppen auf dem Weg zum City Center durch den Sektor der Bruderschaft des Crahn. In ein paar Stunden würden sie betrunken versuchen wieder den Weg zurück zu finden, wobei die Stadtwache in den frühen Morgenstunden wahrscheinlich wieder einige Alkoholleichen in die Ausnüchterungszellen bringen durfte. Es war ein Ritual geworden. Manche Leute brauchten das.
Die meisten Bewohner des Crahn-Sektors sahen missbilligend auf diese Mengen hinunter. In ihren Augen waren sie nichts weiter als schwache, heidnische Seelen, die den Berg an Sünden auf ihrem Rücken nur vergrößerten. Nun, Crahns reinigendes Feuer würde sie in der Ewigkeit büßen lassen, da waren sich die Gläubigen sicher. Dabei war es keinesfalls von Crahn verboten Alkohol zu trinken, dem Glückspiel zu frönen oder ein Sexualleben zu führen, aber es wurde auch nicht gefördert. Wenn ein Gläubiger Crahn würdig und ehrerbietig dienen konnte ohne auf das Weltliche zu verzichten, sprich es in geregelten Bahnen verlief, so war dies toleriert, allerdings nicht erwünscht.
Fistandantilus Einstellung dieser „weltlichen“ Dinge war etwas gemäßigter. Er fand, dass zu einem gesunden Geist auch ein gesunder Körper gehöre und dies lasse sich nun einmal nur durch irdische Freuden vollkommen erreichen. Ein exzessives Leben verurteilte auch er, aber ihm fiel es nicht schwer ein gesundes Medium zu befürworten.
Deshalb verbrachte er oft mit Darth McKain den Abend im „Elliot’s Diner“, ein kleiner Laden, der abseits vom City Center gelegen, immer recht ruhig war. Elliot kannte praktisch alle seine Gäste mit Namen und ließ es sich nicht nähmen, jeden von ihnen mit Handschlag zu begrüßen. Sich hier zu etablieren war ihm nicht ganz leicht gefallen, da die Anwohner hier eher reserviert waren, aber inzwischen war er angenommen und seine Bar aus dem Sektor ebenso wenige mehr wegzudenken wie die Crahn-Kirche.
Darth McKain und sein Freund saßen im hinteren Teil der Bar an einem kleinen Tisch an der Brüstung von der aus man auf die Straße blicken konnte. Langsam versiegte der Strom der Menschen und Darth McKain blickte sein Gegenüber an.
>>Ich glaube kaum, dass die da unten sich mit solchen Sorgen rumplagen wie wir.<<
Fistandantilus hatte gerade die Getränkekarte vor ihm gemustert und hob nun verwirrt seinen Blick.
>>Was meinst du?<<
>>Naja, ich habe manchmal das Gefühl, dass die Bruderschaft noch die einzige Vereinigung ist, die sich ernsthaft um das wohl der Menschheit sorgen macht. Bei Crahn, ich verstehe die anderen Fraktionen nicht! Wir sollten uns vereinen und die Menschen befreien, ihnen den weg zu Crahn zeigen.<<
>>Natürlich müssen wir das! Aber das ist ein langer Weg. Ich bezweifle, dass wir Seinen Triumph noch zu unseren Lebzeiten sehen.<<
Darth McKain musterte seinen Glaubensbruder. Fistandantilus hatte die Kapuze zurückgeschlagen. Sein dunkelblondes Haar, die wachen blauen Augen, und die harte Kinnpartie. Er sah Darth McKain wartend an, wollte eine Erwiderung hören.
>>Du hast Recht, wir sollten das in unserer Macht stehende tun, damit die Bruderschaft ihr Ziel erreicht. Mehr können wir nicht.<<
Fistandantilus nickte und grinste dann. Er hob sein Glas und prostete Darth McKain zu.
>>Warum eigentlich so betrübt? Schließlich leben wir noch!<<
Auch Darth McKain musste lachen und seine Melancholie war wie weggeblasen.
>>Beim Barte Crahns! Ja, lass uns trinken. Morgen können wir uns wieder Sorgen machen. Aber jetzt sind wir erst einmal wieder zu Hause. Auf den Dome!<<
>>Ja, auf den Dome.<<
Klirrend stießen die Gläser aneinander und beide leerten ihr Glas in einem Zug.
Der Alkohol brannte in der Kehle, hinterließ aber eine angenehme Wärme. Fistandantilus rief Elliot her und bestellte noch eine Runde.
Zwei Stunden und einige Runden später verließen Fistandantilus und Darth McKain die Bar. Inzwischen lag Dunkelheit über den Straßen und Gassen. Nur einzelne Leuchtreklamen und Lichter erhellten ihren Weg zu den Apartmentlifts. Fistandantilus und Darth McKain liefen scherzend die kleine Rampe hinab, die vom „Elliot’s Diner“ auf die Straße führte.
Aufmerksame Augen folgten den beiden Mönchen. Immer näher kamen sie dem Versteck in den tiefen Schatten eines großen Betonbogens. Kein Licht drang unter ihn und die Gestalt blieb ruhig und unbeweglich stehen. Unter der langen Robe, die sie trug, zeichneten sich die Umrisse einer Power Armor ab. Jedoch bedeckte ihren Kopf nur die Kapuze der Robe, kein Helm. Lässig mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt, ließ sie Fistandantilus und Darth McKain nicht aus den Augen. Noch wenige Schritt und die beiden waren im Schatten des Bogens angekommen, nah genug für den Beobachter sie fassen zu können, aber immer noch regte sich keiner seiner Muskeln, nur ein kleines Lächeln, im Dunkeln nicht sichtbar, umspielte seine Mundwinkel.
Die Ziele seiner Beobachtung waren nun unter dem Bogen und im Begriff dessen Schatten wieder zu verlassen, als die Person hinter ihnen in die Mitte der Öffnung des Bogens trat, weiterhin in der Dunkelheit.
>>Crahn zum Gruße, Brüder!<<
Die tiefe Stimme hallte durch die Gasse. Blitzartig blieben Fistandantilus und Darth McKain stehen. Das Lachen, was noch vor wenigen Sekunden auf ihren Lippen gestanden hatte, war erstorben, die Wirkung des Alkohols verflogen. Langsam drehten sie sich zu dem Betonbogen um.
>>Ich grüßte Euch, wollt Ihr denn nicht dasselbe tun?<<
Die Stimme klang herausfordernd und amüsiert. Fistandantilus versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, vermochte aber nichts zu sehen, geschweige denn eine sprechende Person.
>>Wer bist du?<<
>>Ein Freund.<<
>>Ein Freund? Dann komm ins Licht, wenn du ein „Freund“ bist.<<
Darth McKain wartete gespannt, welche Reaktion folgen würde. Er spannte seinen Körper an, bereit in der Not angreifen zu können. Wehmütig dachte er daran, wie er und Fistandantilus ihre Ausrüstung zur Reparatur und Wartung in der Kirche gelassen hatten. sie hatten nicht erwartet in ihrem Heim solchen Problemen zu begegnen.
Die Person im Dunkeln wartete effektheischend eine Weile, bevor sie antwortete.
>>Mit Vergnügen.<<
Und mit wenigen Schritten trat sie in das flackernde Licht eines Hauseingangs. Die Gestalt war groß und breitschultrig. Entweder ein GenTank oder der hat einiges zu verbergen, schoss es Fistandantilus durch den Kopf. Sein Atem ging ruhig, bis jetzt war alles unter Kontrolle.
Die Kapuze verbarg den größten Teil des Gesichts. Nur die Ansätze eines schneeweißen Bartes waren zu erkennen und doch schien es den beiden Mönchen, als würden sie von den unsichtbaren Augen aufs Genaueste geprüft.
>>Nun hier bin ich. Was nun?<<
>>Wie wäre es, wenn ihre Eure Kapuze vom Kopf zieht? Ich sehe Freunden gerne ins Gesicht.<<
Der Mann führte die Hände langsam zur Kapuze. Er ließ sich Zeit und genoss das Spiel. Seine behandschuhten Finger umgriffen den Rand des derben Stoffes und zogen ihn über den Kopf. Im Licht der flackernden Neonlampe sah man das militärisch kurz geschnittene Haar des Mannes. Wie auch der gut gepflegte Vollbart war es weiß. Das Gesicht war durchzogen von Fältchen und es war den beiden Mönchen klar, dass vor ihnen ein Mann stand, der seine besten Jahre hinter sich hatte und dennoch stand er aufrecht vor ihnen. Er strahlte Selbstsicherheit und Kraft aus. Der Mann lächelte.

Fabse
25-05-06, 10:55
>>Wer seid Ihr?<< Unwillkürlich verfiel Darth McKain in einen höflicheren Tonfall.
>>Mein Name ist Grayson Silligan. Ich habe auf Euch gewartet?<<
>>Uns?<< Fistandantilus tat einen schritt auf den Mann zu.
>>Ja, Euch. Ich wollte gern ein paar Worte mit den jüngsten Mitgliedern des Schwarzen Zirkels reden.<<
Bei diesen Worten kniff Darth McKain die Augen zusammen und fragte überrascht.
>>Ihr seid ein Mitglied der Bruderschaft?<<
Stolz hob der Mann den Kopf.
>>Bei Crahn! Nicht nur das! Auch ich bin Mitglied des Schwarzen Zirkels. Grund genug mir zu vertrauen, denkt Ihr nicht? Brüder?<<
Fistandantilus zog die Luft scharf durch seine Zähne ein.
>>Ihr ein Bruder des Schwarzen Zirkels? Ich kenne Euch nicht, hab Euch noch nie vorher gesehen. Warum sollten wir Euch also glauben?<<
Der Mann schien beleidigt, musste darauf aber grinsen.
>>Ich kann natürlich verstehen, wenn Ihr an mir zweifelt. Die Zeiten des blinden Vertrauens sind vorbei, zum Glück. Aber ich bin ein Bruder.<<
Darth McKain trat nun hinter seinen Bruder, der wenige Schritt vor ihm den Unbekannten gemustert hatte.
>>Dann zeigt uns Eure Tätowierung.<<
Resigniert seufzte der Mann.
>>Ich hatte gehofft, das könnte mir erspart bleiben. Aber gut, Ihr müsst euch nur ein paar Augenblicke gedulden, bis ich meine Power Armor los bin.<<
Die beiden Mönche sahen sich verwirrt an.
>>Ihr tragt nicht die Rüstung eines Mönches?<<
Zuerst schaute der Mann sie nur an, dann musste er lachen.
>>Nein, natürlich nicht. Ich bin kein Mönch der PSI-Kräfte.<<
>>Aber Ihr seid doch im Schwarzen Zirkel!<<
Wieder schüttelte ein kräftiges Lachen den Oberkörper des Mannes durch.
>>Crahn liebt die Vielfalt. Es ist zwar schwer, aber keinesfalls unmöglich als ein Spion oder GenTank zu diesen Ehren zu kommen. Aber jetzt wartet, Ihr wolltet schließlich meine Tätowierung sehen.<<
Der Mann striff die Robe über dem Kopf und ein grauer Panzer wurde sichtbar. Der Kunststoff bedeckte den ganzen Körper bis auf den Kopf. Die Hände steckten in schwarzen Handschuhen und die Beinschienen endeten in mit Gelenken versehenen Stiefeln. Um die Hüfte des Mannes zog sich ein Quick-Access-Gürtel in dem ein Hacktool und mehrere Phiolen mit Flüssigkeiten steckten. Mit geschickten Händen griff Grayson zu den Druckknöpfen an den Seiten seiner Taille. Luft wurde in das Innere des Brustpanzers gesogen, als der Unterdruck im Inneren ausgeglichen wurde. Nach wenigen Sekunden konnte Grayson die Platte abheben und stand nun in einem schwarzen Hemd, das als Puffer zwischen Rüstung und Haut diente, vor den beiden Mönchen. Mit beiden Händen zog er das dünne Hemd aus und die verschnörkelten und kunstvollen Hautverzierungen des höchsten der Zirkel prangten auf seinem Oberkörper.
>>Jetzt zufrieden?<<
Fistandantilus und Darth McKain nickten wortlos. Er war ein Jünger Crahns wie sie, sogar ein Bruder des Schwarzen Zirkels. Sie konnten ihm vertrauen.
>>Über was wollt Ihr reden, Grayson?<<
Grayson reagierte nicht auf die Frage. Professionell legte er wieder seine Rüstung an, bevor er Fistandantilus in die Augen sah.
>>Ich will darüber nicht hier auf der offenen Straße sprechen. Inzwischen glaube ich sogar, dass die Ratten in den Kanälen Informationen verkaufen.<<
Ein gequältes Gesicht zeichnete sich auf Grayson's Gesicht ab.
>>Ich lade Euch in mein Apartment ein. Nicht gerade das „Chez Sypher“, aber besser als nichts. Dort können wir über alles ... Relevante sprechen.<<
Darth McKain warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Irgendwie wurde er aus diesem Mann nicht schlau. Er hatte ihn noch nie gesehen, aber die Tätowierung konnte unmöglich gefälscht sein. Sicher gab es nichts über das er sich hätte Sorgen machen müssen, dennoch war es eigenartig, dass dieser Grayson nicht auf einer leeren Straße reden wollte.
>>Um was geht es?<<
Grayson lächelte verlegen.
>>Naja, das kann ich Euch hier nicht sagen, aber es geht um Euch.<<
Überrascht drehte Fistandantilus seinen Kopf zu Darth McKain. Es ging um sie? Das war absurd, schließlich sahen sie diesen alten Mann zum ersten Mal in ihrem Leben. Aber seine Worte hatten in Fistandantilus die Neugierde geweckt und auch sein Bruder schien bereit ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Unmerklich nickte er Fistandantilus zu.
>>Nun gut. Darth McKain und ich werden Euch begleiten. Wir wollen wissen, was es über uns zu reden gibt.<<
Der Mann nickte ernst. Zwar schien er sehr zufrieden mit der Antwort, aber erwartet hatte er sie nicht.
>>Folgt mit bitte, Brüder.<<

Sie hatten die Dunkelheit des Domes hinter sich gelassen und standen nun in einem kleinen Vorraum von Grayson's Apartment. Im Gegensatz zu den meisten Behausungen dieser Stadt waren keine bröckelnden Mauern oder Schimmelteppiche zu finden. Grayson legte seinen Finger auf den Scanner der Tür und lautlos glitt diese auf. Fistandantilus und Darth McKain eröffnete sich der Blick auf eine saubere, aber spartanisch eingerichtete Wohnung. An den Wänden reihten sich Schränke und sogar ein kleiner Safe. In der Mitte des Raums fand ein Tisch mit einigen Stühlen aus dunklem Metall Platz. Routiniert ging Grayson in das Apartment und schaltete die Lampe über dem Tisch ein. Sanftes Licht erhellte den Raum und ließ ihn für die örtlichen Verhältnisse überaus wohnlich wirken. Fistandantilus und Darth McKain betraten auf die Aufforderung Graysons den Raum und ließen sich am Tisch nieder.
Neugierig musterten sie die solide und sparsame Einrichtung. Allein ein Crahn-Schrein aus schwarzem Stein und rotgolden eingelegten Ornamenten ließ auf die wahren Mittel des Besitzer schließen. Der Duft von Räucherstäbchen erfüllte den Raum und weckte Assoziationen an die Messen in den Hallen des Crahn.
Ihr gastgeber hatte inzwischen seine Power Armor abgelegt und stand nun in einer dunkelgrünen Tunika mit dem Zeichen der Bruderschaft auf der Brust vor den beiden Mönchen. Er wirkte wie ein Mentor, der väterlich auf seine Schüler blickte.
>>Ich sollte Euch jetzt wohl den Grund für mein Benehmen nennen. Es geht um Euch und die Bruderschaft.<<
Grayson zog einen Stuhl nach hinten und setzte sich den beiden Mönchen gegenüber, die
sich etwas ratlos ansahen.
>>Euer Auftrag, den Ihr persönlich von der Registrar erhieltet, war nicht für den Zweck gedacht, der Euch genannt wurde.<<
Die Worte standen im Raum und der alte Spy ließ sie bewusst wirken. Als das Schweigen schließlich so präsent wurde, dass man glaubte es greifen zu können, brach Darth McKain die Stille. Er sprach nicht aus, was wie ein Tropfen Gift in seinem Geist gewesen war und sich dort langsam genährt und verbreitet hatte, bis es zu dem Gedanken heranreifte. Diesen Gedanken unterdrückte er.
>>Woher wisst Ihr von unserem Auftrag?<<
Grayson blickte die beiden Mönche nacheinander lange an.
>>Vielleicht solltet Ihr erst einmal wissen, dass ich zwar im Sinne der Bruderschaft handle, jedoch nicht auf deren Aufträge. Ich bin stolzes Mitglied eines Clans des Crahn, dem Octavarium. Wir haben unsere eigenen Methoden Informationen und Material über Runner zu erfahren.<< Er tat einen schweren Atemzug. >>Auch über Brüder.<<
Hatte er eben richtig gehört? Fistandantilus wollte seinen Ohren nicht glauben! Ein geehrter und anerkannter Clan des Crahn spionierte den eigenen Reihen nach?
Angewidert sah er Grayson mit unverhohlener Abscheu an.
>>Wie könnt Ihr es wagen, uns das auch noch offen ins Gesicht zu sagen! Beim Barte Crahns, was fällt Euch ein? Ihr seid nicht besser als Reza selbst.<<
Wütend stieß Fistandantilus seinen Stuhl weg und wollte auf die Tür zu gehen, da packte Grayson ihn fest am Arm. Die Güte war aus seinem Gesicht gewichen, geblieben war Kälte und ein Anflug von Melancholie. Deutlich sah man ihm seine Lebenserfahrung in das Gesicht geschrieben.
>>Setze Dich Fistandantilus. Du warst bereit mir zu zu hören. Sie auf deinen Bruder.<< Mit einem Nicken deutete er auf Darth McKain, der sich ebenfalls erhoben hatte, aber nicht um zu gehen, sondern um Fistandantilus ebenfalls davon zu überzeugen zu bleiben. Er hatte das Gefühl, dass Grayson noch vieles zu sagen hatte.
>>Fistandantilus, lass uns anhören, was Bruder Grayson zu sagen hat. Crahn ließ uns nicht sinnlos auf ihn treffen.<<
Wütend löste sich der angesprochene Mönch aus dem festen Griff des alten Spies.
>>Du nennst ihn Bruder? Ich nenne ihn einen Verräter ohne Ehre und Glauben...<<
>>Schweig du Narr! Achte auf deine Worte! Meinst du etwa wir täten gern, was wir gezwungen sind zu tun? Wir sind nicht die Verräter, nein! Die wahren Frevler stehen Euch weit näher als Ihr denkt.<<
In Grayson's Worten lag nur mühsam unterdrückter Zorn. Er wusste, dass es für die beiden mehr als schwer war zu akzeptieren, aber ein Hitzkopf wie Fistandantilus schaffte es trotzdem noch ihn zur Raserei zu treiben.
Dieser stand mit zu Schlitzen verengten Augen vor Grayson und versuchte seinen schweren Atem wieder in ruhigere Bahnen zu lenken. Darth McKain stand neben ihm und hatte beruhigend die Hand auf die Schulter seines Bruders gelegt. Entschlossen wissen zu wollen, was dieser Spy des Octavariums ihnen mitteilen wollte, erwiderte er Grayson's Blick.
>>Sprecht es aus, wer soll es sein?<<
>>Ihr müsst die Wahrheit erfahren. Lange genug hat das Octavarium beobachtet. Ich will offen sein. Wir wünschen euch in unseren Reihen, zumindest aber auf unserer Seite zu wissen.<<
Fistandantilus' Worte waren kalt, als er Grayson die Frage wie eine PSI-Matrix entgegen warf.
>>Wer steht auf der anderen Seite?<<
Grayson begegnete dem bohrenden Blick und hielt ihm Stand. Ohne eine Miene zu verziehen sprach er nur zwei Worte aus.
>>Die Registrar.<<

Fabse
25-05-06, 14:52
XIV. Kapitel

>>Du bist also hier.<<
Ihre Stimme wenn auch im befehlsgewohnten Ton war dennoch angenehm, so wie früher.
Shadya würdigte Faustus keines Blickes. Ihre Augen waren auf den Bildschirm des Terminals fixiert und dennoch wusste er, dass sie genau zuhören würde, was er sagte.
>>Warum bin ich hier?<<
Kurz hielt sie inne, strich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht und tippte dann noch etwas in den Terminal.
>>Du fällst in meinen Aufgabenbereich.<<
>>Nichts mehr?<<
Faustus lächelte, natürlich war mehr dabei. Er glaubte kaum, dass sie allein „geschäftlich“ mit ihm reden wollte.
>>Nichts mehr.<<
Faustus Lächeln war wie weggewischt. Verwirrt suchte er nach einer passenden Bemerkung, das Weiterführen des Gesprächs aber nahm sie ihm aus der Hand.
Major Shadya Alkir hatte sich vor Faustus aufgebaut und beide Hände in die Hüften gestemmt. Ihre braunen Augen waren hart und schienen wie von Elektrizität geladen.
>>Erwartest du wirklich noch irgendetwas? Ich arbeite hier und ich bin hier, weil ich dafür gearbeitet habe. Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu tun hätte, außer dass du ein politischer Gefangener unter meiner Aufsicht bist.<<
Immer noch stand sie vor ihm und bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick.
Schließlich schlug sie die Akte, welche auf dem Tisch lag, auf und schien etwas bestimmtes zu suchen. Ihre Stimme hatte jegliche Emotionen verloren. Jetzt war sie wieder einfach nur der Major, der seine Pflicht der Stadt und der Administration gegenüber erfüllte.
>>Faustus, Familienname nicht vorhanden, wird des Verrates an Stadt, Volk und Reza durch die Beihilfe eines Eindringens von anarchistischen Gruppierungen in die Bereiche innerhalb der Stadtgrenze nach §87 Artikel 8, §91 und §106 Artikel 15 des NSTR beschuldigt. Beweismittel: Originaldokument eines Infiltrators. Las schuldmindernde Umstände sind 17 jähriger Dienst bei der City Admin und keine Vorstrafen aufzuführen. Absehbare Strafe, lebenslange Haft und das Löschen aller DNS-Speicher der GenReplikatoren.<<
Sie hob ihren Blick von der Akte.
>>Hast du etwas zu deiner Sache zu sagen? Die Beweise sind eindeutig und stehen gegen dich.<<
Faustus hörte die Stimme nur gedämpft. Lebenslange Haft! Das Vernichten all seiner DNS-Speicherbänke! Nie hätte er gedacht, dass eine solche Strafe ihm jemals drohen würde. Schließlich war er unschuldig! Abwesend schüttelte er den Kopf, während es in seinem Inneren langsam zu brodeln begann und die Wut aufstieg.
>>Ob ich etwas zu sagen habe?<<
Seine Stimme steigerte sich bis er kurz davor war Shadya an zu schreien, doch konnte er sich gerade noch unter Kontrolle haben. Sein Atem ging schwer,
>>Natürlich habe ich etwas zu sagen. Ich habe nichts damit zu tun.<<
Shadya musterte Faustus kühl. Ihr Gesicht verriet mit keiner Regung was sie dachte.
>>Wie willst du deine Unschuld beweisen? Ich glaube kaum, du kannst irgendwas aus dem Ärmel schütteln.<<
Die Worte stockten in Faustus' Kehle. Das war das Letzte mit dem er gerechnet hatte, Verständnis, Mitleid, sogar Spott, ja, aber nicht diese Ruhe und Kälte.
>>Und um auf deine erste Frage zu antworten, du bist hier, weil ich dir wie jedem Insassen die Möglichkeit geben wollte durch ein Geständnis die Strafe zu mildern.<<
Sie warf Faustus einen abschätzigen Blick zu.
>>Aber ich glaube kaum, dass du etwas gestehst...<<
Wütend schnitt Faustus ihr das Wort ab. Er hatte nicht einmal die Chance sich angemessen verteidigen zu können.
>>Shadya verdammt noch mal! Die Beweise sind gefälscht, das muss dir doch klar sein! Die NCPD sucht doch nur wieder irgendeinen Sündenbock, um ihre Inkompetenz zu vertuschen.<<
Es waren die falschen Worte gewesen. In Shadyas Augen Blitze es zornig auf und sie verengten sich. Sie tat einen Schritt auf Faustus zu und obwohl sie ein gutes Stück kleiner war als er, musst er unwillkürlich vor der starken Präsenz, die sie ausstrahlte zurückweichen.
>>Die Beweismittel sollen gefälscht sein? Inkompetenz? Was zum Teufel glaubst du eigentlich wer du bist? Ich habe persönlich den Datenwürfel für stimmig erklärt. Willst du mir unterstellen, ich wäre korrupt und suche nur irgendwelche Sündenböcke! Pah! Dieses Dokument ist echt. Ich bin nicht umsonst Leiterin er Überwachungsabteilung „Crahnsekte“. Ich glaube du hast mir nichts mehr zu sagen. Genieße deinen Zellenaufenthalt.<<
Shadya hatte Faustus quer durch den Raum getrieben und dieser hatte nun Mühe passende Worte zu finden.
>>Das war's? Okay, da ich ja anscheinend schuldig bin, ruf die Wachen. Du hast Recht, ich habe dir nichts mehr zu sagen.<<
Deutlich war der Schmerz auf Faustus' Gesicht geschrieben. Aber Shadya war unbeeindruckt. Nur ein weiterer Fall, nichts weiter. Mit der rechten Hand zog sie den Kommunikator aus ihrem Gürtel und reif die Wachen Faustus wieder in seine Zelle zu bringen.
Schweigend standen sich beide gegenüber und ein schweres schweigen legte sich über den Raum, bis zwei Beamte der NCPD Faustus abholten.

Shadya saß an ihrem Terminal und zog an dem Filter ihrer Zigarette. Der nikotinhaltige Rauch fand seinen Weg durch die Atemwege in ihre Lunge, umspielte ihre Bronchien und wurde durch das Ausatmen wieder in die Luft des Raumes befördert. Bläulich stieg er auf und tanzte um die kleine Schreibtischlampe, die den Schreibtisch dürftig erhellte.
Shadya schaute auf ihre Uhr.
>>Halb eins! Und ich bin immer noch nicht fertig. Na super, das wird eine lange Nacht.<<
Mit ihrem Daumen und Zeigefinger massierte sie sich die Nasenwurzel. Die einzige andere Person in dem ganzen Komplex, die auch noch arbeitete war wahrscheinlich Seargent Jenna. Sie schien überhaupt keinen Schlaf zu brauchen und war Tag und Nacht in ihrem Büro.
>>Lass dich nicht immer ablenken, Mädchen.<< Shadya schob die Gedanken an den späten Abend zur Seite und starrte wieder auf das Terminal. Vor wenigen Minuten hatte sie einen alten Bericht über die Crahnsekte
erhalten. Vor gut einem Monat gab es eine Zeremonie oder so was. Einer von ihnen hatte den rituellen Selbstmord zur Reinigung nach einer großen Schande begangen.
Shadya konnte nur den Kopf schütteln. Einerseits war sie fasziniert und angezogen von dem Fanatismus und dem strikten System, andererseits abgestoßen von den Sitten und den antiquierten Anschauungen.
Die Gemeinde hatte den Suizid regelrecht zelebriert und nicht nur, dass es ein öffentlicher Selbstmord war, nein, derjenige hatte sogar auf die Möglichkeit eines Klons durch den GenReplikator verzichtet. Wie vernarrt musste man sein! Fast bewunderte Shadya die Sekte, dass sie es schaffte immer noch in ihrem Denken und Handeln zu existieren und nicht längst schon zur Vergangenheit gehörte.
Noch einmal überflog sie den Bericht, blieb aber schon im ersten Abschnitt hängen. Der Name des Selbstmörders, sie kannte ihn. Aber woher nur? Se sprach den Namen laut aus und ließ ihn sich auf der Zunge zergehen, während ihr Gehirn nach der Erinnerung und Herkunft des Namens kramte.
>>Aberillion.<<
Sie nahm die Zigarette aus dem Aschenbecher und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr war klar, dass sie diesen Namen kannte, kennen musste! Sie hatte ihn auch vor nicht langer Zeit gehört. Von sich selbst enttäuscht ging sie noch einmal die Fälle des Tages durch, vielleicht fand sie ja das fehlende Glied.
Als Shadyas Gedanken schließlich das Gespräch mit Faustus zu tage förderten, wurde es ihr mit einem Mal klar! Hatte sie sich etwa doch geirrt? Aber die Sachlage war doch eindeutig gewesen. Hektisch flogen ihre Finger über die Tastatur nur ab und zu von einem nervösen Zug an der Zigarette unterbrochen. Sie suchte die Beweismittel für Faustus' Schuld.
Da! Endlich hatte Shadya was sie gesucht hatte, gefunden.
Es konnte kein Zweifel bestehen. Das Schreiben des Sektenmitglieds an Faustus stammte von einem Aberillion Mit den Gedanken schon einen Schritt weiter denkend, rief sie die aktuelle Datenbank über die Mitglieder der Sekte auf. Zwar wusste sie nicht wie vollständig die Liste war, aber es war das Einzige mit dem sie arbeiten konnte.
Tatsächlich, es gab nur ein Aberillion und der war während der Zeremonie gestorben. Die DNS-Vernichtet.
>>Aber, dann konnte er gar nicht an Faustus schreiben, dann hat irgendjemand Faustus eine Falle gestellt. Verdammt! Das muss ich sofort dem Seargent zeigen.<<
Mit flinken Fingern wies Shadya den Terminal an einen Datenwürfel mit einer Kopie der erarbeiteten Dokumente auszuspucken und rannte damit auf die 3. Ebene des NCPD Hauptquartiers.
Schwer atmend stand sie vor dem Büro Seargent Jennas und meldete sich durch einen Iris-Scan an. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür und Shadya trat ein.
Seargent Jenna war über ein Hologramm der Wastelands gebeugt und studierte gerade die Bewegungen eines Hovertecs. Beim Eintreten Shadyas wandte sich die zerstörte Hälfte ihres Gesichts mit dem elektronischen Auge ihr zu. Shadya salutierte zackig und wartete darauf angesprochen zu werden.
>>Was kann ich für Sie tun Major Alkir?<<
Shadya war nicht ganz wohl in der Umgebung von Seargent Jenna, aber im Moment musste sie das vergessen.
>>Seargent, ich habe wichtige Informationen im Fall Faustus.<<
Seargent Jenna verzog das Gesicht, als hätte sie einen schlechten Geruch in der Nase.
>>Okay, raus damit. Ich hoffe es gibt keine Schwierigkeiten?<<
Verlegen senkte Shadya ihren blick.
>>Seargent Jenna, tatsächlich gibt es Schwierigkeiten. Ich habe den dringenden Verdacht, dass Faustus unschuldig ist.<<
die Augen des Seargents weiteten sich vor Überraschung, verengten sich darauf aber gleich wieder. Ihre Stimme war nur ein lauerndes Knuren, als sie auf shadyas worte antwortete.
>>Unschuldig? Major Alkir, was soll das heißen? Erklären Sie!<<
Shadya schluckte eine bissige Bemerkung auf den Ton Jennas hinunter und antwortete so ruhig es ihr möglich war.
>>Der Beweis für die schuld Faustus' ist annulliert. Ich habe hier meine Nachforschungen. Es wird eindeutig klar, dass die Nachricht kein Original sein kann.<<
Der erwartete Wutausbruch seitens der Seargents blieb aus. Stattdessen legte sich ein kaltes Lächeln auf die Züge Jennas. Ein ironisches Lächeln, dessen Bedeutung Shadya erst später bekannt werden sollte.
>>Gut gemacht, zeigen Sie her.<<
Seargent Jenna ergriff den Würfel und las die Dokumente aufmerksam. Anerkennend nickte sie und murmelte etwas wie „gute Arbeit“. Schließlich schloss sie das Dokument und drehte sich zu Shadya.
>>Sie haben recht, er ist unschuldig.<<
Ein selbst zufriedenes Lächeln huschte über Shadyas Gesicht. Sie war stolz auf sich.
>>Soll ich den Wachen Bescheid geben, Faustus zu entlassen?<<
>>Nein.<<
Shadya blickte den Seargent verwirrt an.
>>Lassen wir ihn denn nicht frei?<<
Seargent Jenna musterte Shadya intensiv. Das rote Auge in ihrem Schädel glühte bedrohlich und Shadya fühlte sich als ob Schicht für Schicht von ihr abgetragen, als ob sie seziert würde.
>>Nein. Wir waren fort wie gehabt. Ich danke Ihnen für die Arbeit. Gehen Sie schlafen.<<
Frustration machte sich breit und Shadya wollte nicht verstehen was sie gehört hatte.
>>Seargent Jenna, Sie wollen einen Unschuldigen in der Zelle verrotten lassen? Ihn einfach verrecken lassen?<<
Seargent Jenna verkürzte die Distanz zwischen beiden um einen weiteren schritt und packte Shadya an den Schultern.
>>Major Shadya Alkir, achten Sie auf ihre Befugnisse und Wortwahl. Ich sagte wir fahren fort wie gehabt. Es ist zum Wohle der Stadt. Somit auch zu Ihrem Wohle. Befolgen Sie die Anweisungen der Administration, alles andere fällt aus ihren Zuständigkeitsbereich. Haben Sie das verstanden?<<
Shadya zeigte keine Reaktion. Sie wusste, dass ihr lächerlicher Widerstand keine Auswirkung haben würde und dennoch blieb sie still.
Seargent Jenna grub ihre Hände tief in die Schultern von Shadya und der Schmerz ließ sie leise aufstöhnen.
>>Ich fragte, haben Sie verstanden?<<
>>Ja.<<
Die Antwort war nur ein leises Aufstöhnen. Shadya bekam nicht mehr mit, wie ihre Kollegen der NCPD sie in ihr Apartment brachten. Ihre Gedanken waren erfüllt von Unglauben. Sie musste irgendetwas unternehmen.

Fabse
01-06-06, 11:24
XV. Kapitel

>>Verräter!<<
Fistandantilus schlug Grayson das Wort wie einen Peitschenhieb in sein Gesicht.
>>Du beschuldigst die Registrar gefehlt zu haben? Du wagst es, ihr vorzuwerfen gegen die Bruderschaft gehandelt zu haben? Crahns Zorn möge dich strafen. Ein Heide bist du nichts anderes. Wie ein Hund solltest du vor Seinem Antlitz gerichtet werden. Aber selbst dafür scheinst du nicht genug Ehre im Leib zu besitzen.<<
Vor Wut bebend stand Fistandantilus dem alten Spy gegenüber, der den Ausbruch rühig über sich hat ergehen lassen. Es schien als wolle Fistandnatilus noch etwas sagen, wandte sich dann aber zur Tür und stieg in den Fahrstuhl. Die Tür schloss sich mit einem leichten Zischen.
>>Ich dachte mir, dass er es nicht akzeptieren würde.<<
Grayson's Worte brachen nach einigen Augenblicken endlich das Schweigen. Darth McKain starrte nur auf den Tisch und hing seinen Gedanken nach, Gedanken die endgültig ausgesprochen waren, aber nicht von ihm.
>>Du hast es dir gedacht, nicht wahr?<<
Der Blick des Weißhaarigen ruhte auf dem gesenkten Kopf Darth McKains. Er antwortete nicht, nickte nicht einmal mit dem Kopf und dennoch wusste Grayson, dass es so war.
Schwer seufzend ließ er sich wieder gegenüber von Darth McKain nieder und suchte nach den richtigen Worten.
>>Ich weiß, dass es schwer für Dich ist. Du weißt nicht mehr an was Du glauben sollst. Aber du darfst nicht an der Bruderschaft zweifeln. Sie besteht! Genauso wie der Glaube an Ihn. Ich glaube nicht, dass die Registrar bewusst gegen Crahn handelt. Ich denke es erscheint ihr der beste Weg, auch wenn er falsch ist.<<
Müde hob Darth McKain die Augen. Es schien als trage er eine unendlich schwere Last auf den Schultern.
>>Crahn vergebe mir, aber dann stellt die Registrar eine Gefahr für die Bruderschaft dar. Aber das kann doch nicht sein. Gerade jetzt, wenn wir alle Stärke brauchen, muss sie sich um die Jünger kümmern, sie zusammenhalten.<<
Ernst nickte Grayson, die Miene wie aus Stein gemeißelt. Es war ihm klar was im Inneren Darth McKains vorgehen musste. Er selbst hatte es vor geraumer Zeit erfahren und auch er konnte, wollte es nicht glauben. Erst nach einigen Tagen und nach vielen Stunden Ruhe hatte er die Wahrheit in den Worten erkannt.
>>So ist es. Das ist ihre Pflicht und, so merkwürdig es klingen mag, sie schafft es die Bruderschaft zusammen zu halten.<<
Verwirrt schaute Darth McKain Grayson an.
>>Es sind die falschen Mittel derer sie sich bedient. Sie hat den wahren Glauben an Ihn verloren. Die Registrar ist eine Politikern geworden, die nur noch klägliche Reste der Bruderschaft zusammenhält. Genauso wie ihr ergeht es den meisten Mitgliedern der Bruderschaft. Sie alle sind Zweifler und den Heiden näher als sie dürften.<<
Grayson hatte sich wieder vom Tisch erhoben und lief im Raum auf und ab. Mit den Worten aus seinem Mund wuchs seine Energie, die Stimme wurde lauter, der Tonfall drängender.
>>Es macht keinen Sinn, diese faulen Seelen retten oder halten zu wollen. Nein! Sie vergiften nur den Glauben. Die Zeremonien sind längst zur hohlen Fassade geworden. Die Registrar will den einstigen Glanz wieder erstehen lassen, allein durch die Zahl derjenigen, die es wagen sich „Gläubige“ zu nennen. Bei Crahn, Aufrechte gibt es nur noch wenige.<<
Darth McKain war mit seinen Blicken dem Treiben Graysons gefolgt und hatte ruhig über dessen Worte nachgedacht.
>>Was soll der richtige Weg sein? Will das Octavarium die Registrar stürzen?<<
>>Wenn es sein muss! Der Weg den wir wählen, ist der weg des wahren Glaubens. Wir scharen nur die wenigen Aufrechten um uns, die uns würdig genug erscheinen gerettet zu werden. Wir sind die wahre Bruderschaft und aus uns wird eine neue Kirche zu Seinen Ehren entstehen! Wir werden der Phönix sein, der sich aus der Asche der Heiden erhebt. Vielleicht mögen wir wenige sein, aber wir sind stark.<<
Graysons Rede hatte auf ihn selbst fast schon eine ekstatische Wirkung. Der eigenartige Glanz in seinen Augen ließ Darth McKain zweifeln. War das der richtige Weg? Die Neugründung der Bruderschaft? Er brauchte Ruhe um darüber nachzudenken und er musste mit Fistandantilus darüber sprechen. Aber jetzt schwirrte nur sein Kopf. Plötzlich waren überall Feinde, die nur den Untergang der Jünger im Sinn hatten.
Mit einem leichten Pochen hinter den Schläfen kündigte sich der Kopfschmerz an. Begünstigt durch die fortgeschrittene Zeit und den vorherigen Alkohol wuchs er schnell zu einem heftigen Dröhnen heran.
>>Ich muss gehen.<<
Grayson sah Darth McKain an und nickte nur. Jetzt kam die Phase des Nachdenkens.
>>Möge Crahn seine Hand schützend über dein Haupt halten.<<
Darth McKain nickte nur, Nach dem Gespräch kam ihm sogar dieser Satz wie eine hohle Phrase vor.
Fast schon aus der Tür stürzend trat er in den Apartmentlift und fuhr auf die Straße hinunter. Die Türen öffneten sich und Darth McKain sog befreit die kühle Luft ein.
Die Straßen waren in tiefe Dunkelheit getaucht, nur vereinzelt durch flackernde Laternen oder Leuchtreklamen erhellt. Müde und mit schmerzendem Kopf folgte Darth McKain dem Weg zu seiner Wohnung.

Die Straßen waren leer, als Fistandantilus durch den stillen Dome ging. Immer noch war er wütend. Wie konnte Grayson, offensichtlich ein Bruder des Schwarzen Zirkels, es nur wagen die Autorität der Registrar infrage zu stellen? Fast hätte er ihn angegriffen.
Fistandantilus schüttelte den Kopf. Er wusste, dass er sich mäßigen musste, aber das Anzweifeln von crahngegeben Dingen, somit von Crahn selbst war nicht zu verzeihen. Auch konnte er seinen Bruder nicht verstehen. Warum war er geblieben? Hegte etwa auch er Zweifel? Nein, nicht Darth McKain.
Ein leichter Nieselregen setzte ein und benetzte das Pflaster der Straße. Schwarz glänzend breiteten sich die Straßen und Gassen im ganzen Dome ausgehend vom City Center wie ein überdimensionales Spinnennetz aus. Es war leicht sich darin zu verfangen und die Orientierung zu verlieren, aber Fistandantilus lebte von Kindesbeinen an in dieser Stadt und kannte seinen Weg.
Er zog seine Kapuze über den Kopf, um sich vor dem stärker werdenden Regen zu schützen, den Blick auf das Pflaster vor ihm gerichtet. Hier und da war es geborsten von den einstigen Angriffen aus Neocron. Fistandantilus blieb stehen und hob den Kopf. Der kleine Streifen Himmel zwischen den eng stehenden Wohntürmen war pechschwarz und der Regen fiel ihm nun schon in dicken Tropfen ins Gesicht. Wehmütig sah er die zerstörten Häuserfronten und die Brocken von Mauerwerk, die noch immer die Straßen zierten. Im Dome sah es überall so aus. Aber das Leben pulsierte in den Ruinen und bald schon würde der Dome wiedererstehen. Im Glanz der letzten Jahre oder sogar noch größer und mächtiger.
Fistandantilus hatte daran keinen Zweifel. Wenn erst alle Menschen den Weg zu Crahn gefunden hatten, so würden sie geeint für eine Sache zusammenstehen. Endlich würden sie Licht in die Dunkelheit Neocrons bringen und den wahren Glauben verbreiten. Das grausame Regiment der Lügen würde zusammenstürzen und die Menschen befreit werden. Oder sterben. Wieder fanden Fistandantilus’ Gedanken den Weg zu dem Gespräch mit Grayson. Wütend trat er einen Stein von sich und lief weiter.
Er würde diesen Grayson Silligan der Registrar melden und ihm seiner gerechten Strafe zuführen. Ja! Das war im Sinne Crahns.
Zufrieden mit dieser Entscheidung beschleunigte Fistandantilus seinen Schritt und kam bald in seinem Apartment an.
Nur wenige Minuten später folgte eine weitere Person dem Weg, den Fistandantilus gewählt hatte. Auch Darth McKain plagten Gedanken und nun sogar Zweifel. Er musste so schnell es ging mit Fistandantilus reden. Sie mussten sich entscheiden. Aber zuerst brauchte er Schlaf.

Fabse
01-06-06, 11:25
Fistandantilus saß mit verschränkten Beinen auf dem Boden und verrichtete die Morgenandacht. Sein Kopf lag im Nacken und seine Haare fielen über den nackten Rücken. Durch den Raum zogen Schwaden von verbrannten Räucherstäbchen und das diffuse Licht zweier Kerzen erhellte den kleinen Raum.
Fistandantilus hatte die Augen geschlossen und murmelte leise Worte.
>>Crahn, mein Vater, ich ehre Dich und wünsche nichts sehnlicher, als deine Freude hervorzurufen. Mein Tageswerk möge in Deinem Willen stehen. Gib mir die Kraft die gefallenen Brüder zu stärken und die Heiden zu zerschmettern. Erleuchte meinen Weg, auf dass ich den der Ungläubigen erhellen kann. Sei mein Licht und leite meine Hand. Segne meinen Weg, auf dass ich ihn nicht verlasse und in deinem Glanze wandere. Crahn, mein Vater, ich ehre Dich.<<
Langsam, noch in stiller Andacht versunken, erhob sich Fistandantilus und verbeugte sich dann vor dem kleinen Schrein, den er zu Seinen Ehren errichtet hatte. Mit zwei Schritten durchquerte der Mönch den Raum und schaltete das Deckenlicht ein. Die tanzenden Schatten wurden vertrieben und das Apartment war nun schon fast unangenehm hell erleuchtet.
Fistandantilus ging zu einem der Stühle und zog sich ein Hemd an, das über der Lehne gehängt war. Sein Blick schweifte durch seine Behausung und unwillkürlich verglich er sie mit Graysons Apartment. Hier bröckelte nicht nur der Putz von den Wänden, sogar ganze Ziegelsteine waren aus der Wand herausgebrochen. Das Metall des kleinen Tisches hatte viele Dellen und war an mehreren Stellen von leichtem Rost überzogen. Seine Schränke standen im hinteren Teil des Raumes. Auch sie waren schäbig. Einem fehlte die Tür, ein zweiter stand völlig schräg und hatte sich zwischen den beiden Nachbarschränken verkeilt. Ein Teil des Bodens war auf einmal weg gebrochen und eine Kante des Schrankes in das Loch gerutscht.
Im Gegensatz zu Graysons Wohnung war das hier ein Rattenloch, aber das machte Fistandantilus nichts aus. Er wusste, dass Graysons Apartment eine Ausnahme war, die meisten Bewohner des Domes lebten so wie er.
Aber das war jetzt egal, er musste zur Registrar. Der heiße Zorn war zwar verflogen, geblieben aber kühle Berechnung.
Gerade wollte er die Tür öffnen als ein schrilles Klingeln ankündigte, dass jemand sein Apartment betreten wollte. Schnell betätigte Fistandantilus den Türöffner und im Eingang stand Darth McKain.
Tiefe Schwärze lag unter seinen Augen und es schien Fistandantilus als wäre sein Bruder äußerst erschöpft. Sein dunkles Haar war zerzaust und der Blick wirkte müde.
>>Crahn zum Gruße Bruder! Geht es dir gut? Komm ’rein und setz’ dich.<<
Darth McKain nickte nur abwesend und ging an dem anderen Mönch vorbei. Schwer ließ er sich in einen der Stühle fallen.
Fistandantilus musste daran denken, wie sein Bruder vor nicht allzu langer Zeit fast genauso in sein Apartment gekommen war. Damals wurden sie in die Doy-Tunnel geschickt.
>>Was ist los?<<
>>Fistandantilus wir müssen reden. Grayson hat…<<
>>Grayson?<< Ein höhnisches Lachen drang aus Fistandantilus’ Kehle.
>>Grayson wird in Kürze Probleme haben. Ich werde in Crahns Sinn handeln und der Registrar Bericht erstatten.<<
Darth McKain versteifte sich auf dem Stuhl und richtete seinen Blick direkt auf Fistandantilus. Zwar war er erschöpft, aber dennoch war der Blick starr und kraftvoll.
>>Es ist deine Entscheidung, Bruder. Genauso wie es deine Entscheidung war gestern zu gehen. Du solltest nicht so voreilig urteilen.<<
Fistandantilus hörte die Worte seines Bruders. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich und er sah Darth McKain aus dem Augenwinkel an.
>>Du glaubst was Grayson dir erzählt hat? Auch du verrätst die Registrar und Crahn.<<
Seine Stimme war monoton und emotionslos. Fistandantilus fühlte sich verraten, von einer Person, die ihm näher stand als jeglicher leiblicher Bruder es je gekonnt hätte.
>>Ja…nein. Ich… ich weiß es nicht. Grayson war überzeugt und ich muss gestehen, dass seitdem Zeitpunkt als wir in den Tunneln kein Tacholytium gefunden hatten, auch in mir Zweifel gewachsen sind. Es erschien mir selbst so unwahrscheinlich, dass die Registrar das Leben zweier Mitglieder des Schwarzen Zirkels so leichtfertig aufs Spiel setzte, wenn die Informationen nicht absolut stimmig waren. Es ergab keinen Sinn. Bei Crahn! Ich weiß nicht was ich glauben soll.<<
Fistandantilus war unentschlossen. Sollte er nun zur Registrar gehen oder hier bleiben? Von diesem Zwiespalt aber ließ er nichts nach außen dringen. Kühl musterte er Darth McKain, der mit seinen Händen über das Gesicht fuhr.
>>Du kannst nicht zwischen den Fronten stehen.<<
>>Ich weiß. Deswegen bin ich hier. Ich will mit dir reden, was wir nun tun sollen. Welchen Weg sollen wir wählen?<<
Fistandantilus atmete schwer aus. Für ihn gab es nur eine Wahl, für Crahn, für die Registrar.
>>Bruder, du kennst meine Entscheidung bereits. Ich bete zu Crahn, das deine Zweifel nicht den Glauben in Ihn, die Bruderschaft und dein Vertrauen zu mir erschüttert haben.
Ich werde auf der Seite der Registrar stehen.<<
Darth McKain hatte seinem Bruder direkt in die Augen gesehen und nickte schließlich, als dieser geendet hatte. Fast schien es, als hätte er sich ein stück aufgerichtet, als wäre er eine Last von ihm genommen.
>>Ja, du hast Recht. Ich wusste wie du dich entscheiden würdest. Ich werde an deiner Seite stehen, doch bitte ich dich nicht die Registrar aufzusuchen. Auch wenn du, wir Grayson nicht glauben, so sollten wir doch sein Vertrauen in uns nicht so missbrauchen.
Crahn entscheidet nichts umsonst. So Crahn es will, wird er gestraft.<<
Darth McKain hatte sich erhoben und stand jetzt direkt vor seinem Bruder.
>>Nun gut. Nun gut. Bei Crahn, ich werde nicht zur Registrar gehen. Aber lasse uns das jetzt bitte vergessen. Ich gehe frühstücken, kommst du mit?<<
Darth McKain lächelte dankbar.
>>Gern.<<
Zusammen verließen sie Fistandantilus’ Apartment. Der schmale Streifen Himmel über den Häuserschluchten hatte nun einen warmen Rotton angenommen. Das Straßenpflaster war noch feucht vom nächtlichen Regen. Die ersten Menschen verließen ihre Behausungen, um einen weiteren Tag in den lebenden Ruinen zu verbringen.

Fabse
05-06-06, 21:01
XVI. Kapitel


Die Sonne kletterte langsam über den Horizont und erleuchtete die Strandpromenade Viarossos. Die ersten Menschen gingen ihrem Tagewerk nach. Irgendwo bellte ein Hund und das Motorengeräusch der Hovertaxis war wie ein leises Summen eines Bienenschwarms über der gesamten Stadt zu hören. Über den Straßen zogen Möwen ihre Kreise und stießen immer wieder spitze Schreie aus, die Sonne zu begrüßen. Die Schatten der Hauswände wurden immer kürzer und die Nacht aus der Stadt vertrieben.
Einige Bürger saßen im „Chez Sypher“ zusammen, genossen ihr Frühstück und scherzten. Die CopBots standen ruhig auf ihrem Posten, denn zur Zeit gab es für sie nichts zu tun.
Faustus seufzte. Wie gern würde er jetzt mit dem Blick auf den Ozean einfach nur ein paar Schritte gehen. Aber das war ihm nicht vergönnt. Hier saß er in seiner Zelle und harrte seines Schicksals.
Wie angenehm musste es sein, jetzt die Sonne sich in das Gesicht scheinen zu lassen, den Wind kühlend über die Haut streifen zu lassen, die Brandung zu hören.
Wütend schüttelte er den Kopf.
>>Bleib ruhig! Bleib ruhig! Die Genugtuung verschaffst du ihnen nicht!<<
Durch geschlossene Zähne ermahnte Faustus sich ein ums andere Mal nicht an die Außenwelt zu denken. Er brauchte seine Gedanken hier, um, so lächerlich es auch klang, eine Möglichkeit zu finden hier heraus zu kommen.
Nachdem er von dem Verhör durch Shadya wieder in seine Zelle gebracht worden war, hatte er stundenlang nur auf seinem Zellenboden gesessen und an bessere Tage gedacht. Es war ein schwerer Schlag für ihn gewesen seine einstige Geliebte so kühl und abweisend zu sehen. Hatte ihre Stellung bei der NCPD etwa eine so große Distanz aufgebaut? Faustus musste spöttisch auflachen. Natürlich! Er hatte es doch selbst erlebt.
Er lief auf und ab. Immer wieder hin und her. Vier Schritte vor, umdrehen, vier Schritte zurück. Irgendwie musste er die Langeweile vertreiben und wenn es nur mit diesem Zellenmarathon möglich war. Während er so Meter um Meter zurücklegte, wanderten seine Gedanken. Faustus dachte an Ira. Wahrscheinlich saß sie in ihrem Apartment im Pepper Park und rauchte, hatte ein Glas Whiskey vor sich stehen und genoss das, was sie Leben nannte. Vielleicht machte sie sich Sorgen, schließlich hätte Faustus schon längst wieder auftauchen müssen. Aber es war relativ unwahrscheinlich, dass seine liebe Freundin mit der rauchenden Ray-Cannon in der Tür stand. Ein Grinsen huschte über Faustus’ Gesicht. Er war sich ziemlich sicher, dass ihr das Spaß gemacht hätte.
Jäh wurden seine Gedankengänge unterbrochen, als sich eine bisher unsichtbare Klappe in der Tür seiner Zelle öffnete. Gebannt blieb Faustus stehen. Endlich einmal Ablenkung! Es passierte etwas.
>>Gefangener C7-332 vortreten!<<
Die metallisch verzerrte Stimme war kurz und hart. Faustus konnte nichts durch die Klappe erkennen. Dem Befehl folgend trat er in die Mitte des Raumes, die Augen immer noch auf die dunkle Klappe gerichtet.
>>Sehen Sie in das Licht zum Iris-Scan.<<
In der rechteckigen Öffnung blitzte auf einmal ein unangenehm helles Licht auf. Widerwillig zentrierte Faustus sein Blickfeld auf das Licht. Nach einigen Sekunden musste er den Blick abwenden. Der helle Punkt der Lichtquelle hatte sich in seine Netzhaut eingebrannt. Was sollte das denn? Wie hätte er denn fliehen sollen? Wütend hörte Faustus auf seine Augen zu reiben und sah durch die nun wieder dunkle Klappe.
Die unangenehm klingende Stimme des Wärters meldete sich wieder.
>>Gefangener C7-332 identifiziert. Treten Sie vor und nehmen Sie das Essen entgegen.<<
>>Wurde auch Zeit!<< Faustus’ Erwiderung blieb ohne Antwort, aber das war ihm egal. In den letzten Stunden hatte sein Magen sich schmerzvoll gemeldet. Er ging zwei Schritte auf die Klappe zu und griff nach einem Tablett, dass durch die Klappe geschoben wurde. Kaum hatte er es herausgezogen, als die Öffnung lautlos geschlossen wurde und wieder konnte Faustus keine Unebenheit an der Wand ausmachen, die auf die Existenz einer solchen Klappe hingewiesen hätte.
Er ließ sich auf seine Pritsche fallen und betrachtete was sein Essen darstellen sollte. In einer Schüssel befand sich ein dickflüssiger weißlicher Brei. Daneben lagen auf einem Plastikteller zwei dünne Scheiben Schwarzbrot. In einer ebenfalls aus Plastik gefertigten Flasche war Wasser.
>>Großartig! Einfach großartig.<< Resigniert schüttelte Faustus den Kopf.
>>Du hast nicht wirklich erwartet etwas Besseres zu bekommen, oder?<<
Seine eigene Stimme hallte leicht in dem Raum. Zumindest etwas Menschliches in dieser sterilen Einöde.
Er nahm den bereitliegenden Löffel und tauchte ihn in den Brei. Zäh floss er über den Rand des Löffels und skeptisch werdend führte Faustus ihn zum Mund. Das salzige Etwas füllte seinen Mund und er schluckte die kalte Masse herunter. Angewidert schob er die Schüssel von sich. Er wusste, dass er früher oder später davon essen würde, aber im Moment war der Ekel noch größer als der Hunger.
Faustus griff nach der Flasche und nahm einen tiefen Schluck Wasser. Zumindest das konnten sie nicht ungenießbar machen! Skeptisch sah er die Brotscheiben an. Sie würden ungenießbar sein, doch trotzdem brach er ein Stück ab und schob es in den Mund. Das Brot war trocken und schmeckte, als hätte man Ruß gebacken. So schnell es ging schluckte er und legte sich auf die Pritsche. Das restliche Essen blieb ungerührt bis es nach einer Weile von dem Wärter wieder in Empfang genommen wurde.
Der Schlafmangel machte sich bemerkbar. Immer wieder fielen Faustus die Augen zu, aber das erbarmungslose Licht der Decke ließ ihn keinen Schlaf finden. Zum Schutz vor der Helligkeit hatte er sich unter die Pritsche gelegt, um seine Augen zu beschatte und endlich stellte sich der Schlaf ein, begleitet vom ewigen Knurren seines Magens.

Die morgendliche Sonne schien durch das Fenster auf das zerwühlte Bett. Schläfrig drehte sich Ira von einer Seite auf die andere. Die Sonnenstrahlen zeichneten das Fensterkreuz auf ihrem Bett nach und beleuchteten das übliche Chaos in ihrem Apartment, aber Ira ließ sich davon nicht stören. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, zog die Decke über die entblößte Schulter und wollte wieder im Schlaf versinken. Allerdings war ihr dies nicht vergönnt. Eine Fliege zog leise summend ihre Kreise um Iras Kopf und ließ sich immer wieder mal hier mal da nieder. Mit fahrigen Bewegungen schlug Ira nach dem lästigen Insekt, bekam es aber nicht zu fassen. Eine ganze Weile ging dieser stumme Kampf bis Ira schließlich entnervt kapitulierte und ihre Schlafstätte verließ. Ihre müden Schritte führten sie in das Badezimmer. Langsam stellte sich ein pochender Kopfschmerz ein und eine leichte Übelkeit überkam Ira.
>>Das war wohl ein bisschen zu viel gestern. Na ja, was soll’s?<<
Sie zuckte mit den Schultern, aber sogleich meldete sich wieder ihr Kopf und leise stöhnend massierte sie ihre kahl geschorenen Schläfen. Ira drehte den Wasserhahn auf und hielt ihren Kopf unter das eiskalte Wasser bis der Schmerz soweit gelindert war, dass sie sich frei bewegen konnte. Klatschnass hingen ihr die rot gefärbten Haare in das Gesicht und schweren Schrittes ging sie in die Küche, um dort ihr Leben im Kaffee wieder zu finden.
Nach wenigen Minuten durchzog das kleine Apartment der Duft nach frischen Kaffee und genüsslich schlürfte Ira aus einer großen Tasse das schwarze Gebräu. Dazu hielt sie in ihrer Rechten eine „Merc’s Finest“ und deren Rauch vermischte sich mit dem Kaffeegeruch.
Nur mit Shorts bekleidet saß Ira mit hochgelegten Beinen in ihrer Küche, in der einen Hand den Kaffee, in der anderen die Zigarette. Wohlig seufzte sie.
>>Ja, so muss das Leben sein! Keine Pflichten, ein anständiger Kater und ’ne Tasse Kaffe.<<
Ira zog noch einmal kräftig an ihrer Zigarette, bevor sie den Stummel in dem völlig überfüllten Aschenbecher ausdrückte. Gähnend fuhr sie sich mit der Hand über den Mund und griff nach dem Terminal, das auf dem Tisch stand. Leise summend nahm es seinen Betrieb auf. Mit einer Hand tippte Ira auf der Tastatur des alten Terminals, während sie mit der anderen immer wieder die Tasse zum Mund führte.
>>Hey! Meine Aktien sind gestiegen, na also! Auf NExT kann man sich doch verlassen.<< Grinsend richtete sich Ira auf, stellte die leere Tasse auf den Tisch und wischte sich die Wassertropfen ihrer nassen Haare aus dem Gesicht.
>>Ich müsste eigentlich langsam mal von Faustus ’ne Nachricht bekommen. Schau’n wir mal nach.<<
Ira ließ ihre Finder über die Tastatur wandern und rief routiniert ihr Mail-Konto auf. Keine Nachricht von Faustus erwartete sie dort, sondern ein anonymes Schreiben.
>>Was soll denn das sein? Ein Auftrag?<<
Interessiert, was sie erwartete, öffnete Ira die Nachricht. Wenn sie auch kurz war, ließ doch der Inhalt Ira die Zeilen mehrmals lesen.

Felissa Simmons,
Ihr Hauptauftraggeber befindet sich in Haft, unschuldig. Ich brauche Ihre Hilfe.
Kommen Sie heute Nacht zur Outzone Station. Ich werde Sie dort finden.
Ich denke Sie kennen mich, stand ich doch selbst längere Zeit Ihrem Hauptauftraggeber sehr nahe.

Verwirrt starrte Ira auf den Bildschirm. Was sollte das sein? Die kalten Tropfen aus ihren Haaren zogen eine Spur hinunter zu ihrem Kinn und mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sie sich aus dem Gesicht. Woher wusste diese Person ihren wirklichen Namen? Sie hatte ihn schließlich selbst schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Und was zum Teufel wollte sie von ihr?
Ira versuchte einen Sinn in den Inhalt zu bringen.
>>Hauptauftraggeber? Da fällt mir nur Faustus ein. Aber wer weiß denn, dass wir zusammenarbeiten?<< Ira schüttelte ihren Kopf. >>Nein, Faustus kann nicht gemeint sein. Aber… er hat sich schon seit einiger Zeit nicht gemeldet, das sieht ihm nicht ähnlich.<<
Sie schenkte sich den restlichen Kaffee ein und las die Nachricht noch einmal. Es wurde immer für sie immer wahrscheinlicher dass Faustus gemeint war. Das Risiko, dass die Nachricht nicht wegen ihm geschrieben worden war, konnte sie nicht eingehen. Wenn Faustus tatsächlich Probleme hatte, musste sie ihm helfen. Ihr Entschluss stand fest.
>>Hatte heut’ sowieso noch nichts vor.<<

Fabse
13-08-06, 19:55
(OOC: Seit längerer Pause melde ich mich mal wieder.... bin jetzt leider erstmal aus dem aktiven Teil Neocrons ausgeschieden...und mit dem Geschichtenschreiben läuft es zäh, aber ich gebe mir Mühe und hoffe die Probleme um Faustus, Ira, Fistandantilus und Darth McKain noch lösen zu können, bevor mir der Atem ausgeht. Deswegen hier (mal wieder) eine Entschuldigung an meine Leserschaft. So aber hier endlich mal wieder ein Teil, hoffentlich gehts bald weiter. Crahn mit Euch! Möget Ihr stets im Lichte wandeln.)

Heulend kam die U-Bahn zum stehen. Das diffuse Lich spendete gerade genug Licht, dass die abgeblätterten Lettern an der Seite des Wagens sichtbar wurden: NexT-Transport-Systeme. Das Innere lag im vollkommenem Dunkeln. Der einzige Passagier blieb ruhig auf seinem Platz bis eine freundliche Frauenstimme die Ankunft meldete.
>>Endstation Outzone-Station erreicht. Alle Fahrgäste werden gebeten auszusteigen. Vielen Dank für das Benutzen der NexT-Transport-Systeme.<<
Die Flügeltüren des Wagens schwangen auf und der Insasse trat hinaus. Vor der Gestalt erstreckte sich ein langer Gang, der nur im Abstand von fünf Metern durch Deckenlampen beleuchtet wurde. Sie ging zwei Schritte auf einen Lichtkegel zu, wobei es metallisch hallte, als sie ihre Füße auf die Metallgitter des Bodens setzte. Das Licht zeigte die Gestalt nur vom Knie abwärts, enthüllte dabei aber schon die schwere Panzerung. Beide Beine steckten in drei Zentimeter dicken Keramikpanzerung, durchtogen von Elektroden, Kühlsystemen, medizinschen Überwachungs-und Notfallversorgungssystemen. Keine normale Reisekleidung.
Das leise Atmen durch den Luftfilter der Rüstung füllte die Stille des Ganges. Langsam wandte sich der behelmte Kopf von links nach rechts, unschlüssig was nun zu tun sei.
Schließlich setzte sich der gepanzerte Koloss wieder in Bewegung und trat vollends in das Licht. Eine beeidnruckende Vollrüstung bedeckte den gesamten Körper und über der Schulter in Ruheposition hing eine mächtige DoomBeamer.
Ira war sich nicht sicher was sie nun tun sollte. Ein Blick auf ihr Interface projeziert auf das Helmvisier, zeigte ihr die aktuelle Uhrzeit. 22:13.
>>Okay, wer auch immer will mich also finden... . Ich mag sowas nicht.<<
Schwerfällig drehte sich Ira um und warf einen Blick hinter sich. Nichts, nur der dunkle Gang.
Nach diesem jemand zu suchen, war genauso gut wie hier herumzustehen und so hallten dumpfe Schritte durch die Outzone Station, als Ira sich Richtung Stadttor wandte.
Keinesfalls war ihr die Umgebung unbekannt, allerdings wimmelte es hier, zumindest im Torbereich, nur so von STORM-Bots. Leider war diese Elitetruppe Rezas gar nicht gut auf TG-ler zu sprechen und somit ließ Ira, ihrem Vermögen nach, größte Vorsicht walten.
Nach wenigen Minuten hatte sie den Torraum erreicht. Von einem der oberen Stockwerke blickte der Tank hinunter auf die große Eingangshalle.
>>Ziemlich leer. Keine STORM-Bots?<<
Verwirrt ließ sie ihren Blick schweifen und nutzte die Zoomoptiik ihres Helmes, um sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen. Iras Augen glitten über den gefließten Boden von Ecke zu Ecke. Erst als sie den Lichtfilter änderte, fiel ihr im hinteren Teil des Raumes, halb von einem Träger versteckt, ein verdächtiges Glänzen, wie von einer Metalloberfläche auf.
>>Bin wohl doch nicht allein hier. Aber, Moment, das ist kein Bot.<< Durch zusammengebissene Zähne zu sich selbst murmelnd versuchte Ira zu ergründen auf was sie da eben gestoßen war. Kurz entschlossen stieg sie eine Leiter hinab. Vorsichtig näherte sie sich dem dunklen Teil der Halle. Ira konnte den Schimmer nun deutlich ausmachen und langsam erkannte sie auch die Ausmaße des Gegenstandes.
Noch gute zehn Schritte von dem etwas entfernt, musste Ira unter ihrem Helm plötzlich laut auflachen.
>>Ein Hovertec, ein verfluchtes Hovertec. Und deswegen mach' ich mich so verrückt.<<
Kopfschüttelnd lief der Tank um das Fahrzeug herum. Die Turbinen kühlten noch nach und auch der Stabilisationsgenerator schien noch nicht ganz herunter gefahren zu sein.
Mit geschärftem Instinkt, aber auch mit einer großen Portion Neugierde betrachtete Ira das Amaturenbrett. Der Schlüssel steckte, die Instrumente standen nur auf Stand-By.
>>Recht ungwöhnlich einen TG-ler hier im Inneren der Stadt zu treffen.<<
Ira verharrte in der Bewegung. Die Quelle der Stimme schien sich ein gutes Stück hinter ihr zu befinden. Es war eine elektronische Stimme, aber kein Bot würde eine solche Aussage treffen. Also doch ein Mensch.
>>Dreh dich ruhig um.<<
Ira kam der Aufforderung zöhernd nach. Sie suchte nach einer Möglichkeit ihre Waffe zu ziehen ohne dabei gleich getroffen zu Boden zu gehen. Umso größer war die Überraschung als sie die Person sah, welche sie angeredet hatte. Ganz in Schwarz gekleidet stand vor derm großen Tank eine schlanke Frau. Ihren Kopf bedeckte ein Helm, wie er beim Fahren eines Hovertecs üblich war. Das Visier war verspiegelt und unter dem Helm zeigten sich lange Strähnen dunklen Haars. Auf den Rücken der Person war ein schlankes, aber nichts desto trotz tödliches Scharfschützengewehr geschnallt. Ihre Taille umschlang ein Quick-Acces-Belt, der unter anderem auch ein Hack-Werkzeug aufwieß. Oberhalb ihrer rechten Brust trug die Frau den Adler Der City Admin. Es ging keine direkte Gefahr von ihr aus, allein das sichere Auftreten machte Ira ein wenig stutzig.
>>Du kleiner City willst mich verhaften? Wo sind denn deine STORM-Bots?<<
Die Stimme der Hünin klang belustigt. Das konnte amüsant werden.
>>Verhaften? Davon kann keine Rede sein.<<
Betont langsam führte die Frau in Schwarz ihre Hände zum Helm und zog ihn über den Kopf. Lange Strähnen ihrer dunklen Haare quollen hervor und umrahmten ein scharf geschnittenes Gesicht. Kalte Augen blitzten Ira entgegen, die jede Bewegung mit skeptischem Blick verfolgt hatte.
>>Ein City, der nicht hier ist, um mich zu verhaften oder zu töten oder weiß der Geier was? Wird jetzt als nächstes 'ne Party für die Sektenspinner geschmissen, oder was?<<
Mit Unverständnis reagierend zog die Frau die Augenbrauen zusammen, dann huschte ein kleines Lächeln über ihre Züge, nicht viel mehr als das Zucken der Mundwinkel.
>>Du scheinst mich nicht mehr zu erkennen, Ira. Ich hab dir die Nachricht wegen Faustus geschickt.<<
Die Reaktion fiel sogar noch intensiver aus, als von Shadya erwartet. Ira zuckte zurück, was bei dem Gewicht und der Behinderung ihres Körperpanzers nicht gerade einfach war.
Als sich der Tank wieder gefasst hatte, zog auch sie den Helm vom Kopf und fuhr sich durch den nun schlafhängenden Irokesen.
>>Du? Okay... ja, du hast Recht, ich erinnere mich nicht an dich. Sei doch so nett und hilf mir auf die Sprünge.<<
Wieder zeigte sich ein Lächeln in Shadyas Gesicht, diesmal aber ein überlegenes. Sie hatte die Situation wieder ganz in der Hand.
>>Ich bin Shadya und ... na ja, ich stand Faustus ziemlich nah.<<
>>Klar! Wie konnte ich dich vergessen? Du warst doch Faustus' kleine Bettgefährtin.<<
Ein freches Grinsen schlug Shadya entgegen und mühsam unterdrückte sie den aufsteigeneden Zorn. Die einzige Regung, welche sie nach außen trug war ein unmerklich verlängerter Atemzug.
>>Das tut hier nichts zur Sache, als was ich von wem bezeichnet werde. Faustus steckt in der Klemme und wir müssen ihn da rausholen. Also machst du mit?<<
>>Klar helf' ich seiner kleinen Freundin.<<
Ira zwinkerte Shadya zu und verkniff sich ein Lachen.
>>Dann erzähl' mal, was hat er denn wieder ausgefressen?<<
>>Nicht hier. Es ist für mich nicht gerade zuräglich, wenn ich mit einem Guardian gesehn werde. Wir fahren in die Wastelands. Die Mutanten da hören weniger als die Wände hier.<<
>>Du bist der Boss.<<
Beide Frauen zogen sich wieder ihre Helme über den Kopf und brüllend erwachten die Triebwerke des Hovertecs. Knarrend öffnete sich das schwere Stahltor und das Gefährt schoss auf die vom Regen schlammige Straße. Das Wasser der pfützten Spritzten du beiden Seiten der Turbinen, obwohl das Hovertec gut 30 Zentimeter über dem grund schwebte.
Krachend meldete sich der Kommunikator in Shadays Ohr.
>>Wo waren eigentlich die ganzen STORM-Bots?<<
>>Tja, es hat seine Vorteile bei der Admin zu sein. Ich hab ihnen eine kurze Kaffeepause gegönnt.<<
Daraufhin wurde die Leitung von einem anerkennenden Pfeiffen überlastet.
Das Stahltor Neocrons hatte sich wieder geschlossen und der Stand-By Modus der STORM-Bots wurde beendet. Innerhalb weniger Sekunden hatten die 8 Bots wieder ihre Posten bezogen und schützten die Festung der Ordnung gegen die Anarchie, während ein einsames Hovertec die Straße entlangraste und nächtlicher Nebel aufzog.

Fabse
29-08-06, 14:50
XVII. Kapitel

Das Rocko's war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dicke Rauchschwaden waberten durch den Raum, über Tische hinweg und raubten den Lampen ihre Helligkeit. Der Geräuschpegel war enorm, jeder war gezwungen sein Gegenüber anzubrüllen um sich verständlich zu machen. Das Lokal war von den verschiedensten Leuten besucht. Fast alle Fraktionen schaften es mehr oder weniger freidlich nebeneinander zu sitzen und auf das Wohl des Domes zu trinken. Waffen waren nicht verboten, wie auch? Bei einer solchen Ansammlung von vom Schicksal gebeutelten Menschen war es ratsamer ihnen die einzige Sicherheit zu lassen, die sie besaßen. In dunklen Nischen wurden zwielichtige Geschäfte abgewickelt, doch das störte hier kaum jemanden. Täglich wurde hier der Tod von kleinen Straßengangstern entschieden und eine mickrige Summe wurde über den Tisch geschoben. Aber das gehörte zu dem Laden genauso wie das kaputte Reklameschild an der Eingangstür und den berühmten „Meltdown“, ein Drink von Rocko persönlich kreiert und die Gerüchte über die geheimen Zutaten schreckten vor keinen Vermutungen zurück.
Das war die Heimat von Troy „the Rat“ Decker. Sobald er irgendwo ein paar Credits zusammengekrazt hatte, was mehr hieß, dass er jemand noch erbämlichereres überfallen hatte, fand man ihn bei Rocko's den großen Mann markierend. Jeder kannte ihn und jeder mied ihn. Aber diesmal war er nicht hier um sein kleines, spitzes Gesicht mit den wässrigen Augen und den Bartstoppeln am Kinn in ein Preachers zu stecken, zumindest nicht nur, sondern er hatte einen Auftrag zu erledigen. Jawohl, er Troy „the Rat“ Decker war so wichtig, dass er einen Auftrag erhalten hatte und auch wenn er fast vor Angst gestorben wäre, als er ihn aufgetragen bekam, schob er sich jetzt so überheblich wie es einem lächerlichen Kleinkriminellen möglich war durch die Massen zur Theke, wo ein gläserputzender Rocko seine besten Gäste unterhielt.
In seiner Kneipe gab es ein ungeschriebens Gesetz. Dort wo Rocko war, waren auch seine Stammgäste, jeder andere hatte nichts in deren Nähe zu suchen. Für sie gab es schließlich noch die „Mädchen“. Troy war sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Gerade deshalb schob er sich auf Rocko zu bis er frech grinsend Rocko seine gelben, schiefen Zähne entgegen streckte.
>>Ich will'n Preachers!<<
Rocko ignorierte ihn so lange erkonnte, musste sich dann aber mit deutlicher Abneigung Troy zu wenden. Schließlich besagte Rockos oberster Leitsatz: Jeder darf bei ihm trinken. Das hatte für seinen guten und vor allem neutralen Ruf gesorgt, allerdings konnten dann auch Ratten zu ihm kommen.
>>Geld?<<
Troys Grinsen verzog zu einem schlecht geschauspielerten Empören. Mit einer verstohlen Bewegung seiner dünnen Finger zog er einen 50-Credit-Stick aus der Tasche seiner Jacke und warf ihn dem Wirt entegen. Zufrieden wurde das Geld gemustert und eine Flasche Preachers vor Troy auf die Theke geknallt. Der Ratte gefiel das sichtlich. Leise kicherte er vor sich hin und nahm einen Schluck aus der Flasche. Sie mussten ihn dulden, auch wenn sie nicht wollten und er war noch nicht fertig. Troy streckte sich über die Theke und tippte Rocko, der grade mit einer Tsunami scherzte, die er wohl schon länger ins Auge gefasst hatte, auf die Schulter. Wütend fuhr er herum. Einen Augenblick spürte Troy Unsicherheit, aber er hatte ja nichts zu befürchten.
>>Was ist?<< Rocko versuchte seine Wut zu unterdrücken, was ihm kaum gelang.
Troy hob nur die Hand und bedeutet seinem Gegenüber mit dem Zeigefinger näher zu kommen. Widerwillig beugte sich Rocko über die Theke. Er wusste, dass jetzt etwas kam, was ihm unter Umständen selber einen Nutzen bringen könnte.
>>Wo ist der Lotus?<<
Troys Stimme war kaum mehr als ein lautes Zischen, aber Rocko hatte die Frage verstanden. Er zog den Kopf zurück und sah die Ratte misstrauisch an. Dieser sah ihn unschuldig an und hielt in seiner Hand einen 1000-Credit-Stick. Rocko war nicht ganz klar, was Troy mit dem Lotus zu schaffen haben könnte, aber es konnte ihm auch egal sein. Für tausend Credits würde er diesen Verlierer gerne in sein Verderben schicken.
Er deutete auf die Tür mit der Aufschrift „Personal“ und nickte Troy aufmuntertend zu. Die Ratte glitt von ihrem Barhocker und lief händereibend auf die Tür zu. Er konnte die Belohnung schon fast riechen. Was für ein lächerlicher Auftrag bei der Bezahlung! Leise kichernd trat er an die Tür, sah sich misstrauisch um, ob ihn jemand beobachtete, was bei der Menge von Menschen aber unwahrscheinlich schien und unmöglich war auszumachen. Die Tür öffnete sich und er trat in einen kleinen abgedunkelten Raum ein. Die Stille schien in seinen Ohren zu schreien. Kein einziger Laut aus dem Barraum drang hier hinein. Das Zimmer maß in der breite vier Meter und in die Länge sechs Meter. Die einzigen Einrichtungsgegenstände war ein Stuhl in der Ecke und einem kleinem Tischchen auf dem ein fast leeres Glas mit einer grünlich schimmernden Flüssigkeit stand. Ein „Meltdown“. Auf dem Stuhl, die Beine auf dem Tisch liegend, saß eine schlanke Frau. Sie trug einen Overall aus synthetischem Leder, der ihren Körper wie eine zweite Haut einhüllte und die Farbe einer Lotusblüte trug. Die Füße steckten in leichten Stiefeln. Um die Taille der frau schlang sich ein Quick-Access-Belt. Mehrere längliche Kapseln waren daran befestigt. Ihr Gesicht war scharfgeschnitten und verriet keine Regung. Das Haar war schwarz und zu einem Pagenkopf geschnitten. Ihr kleiner Mund trug die selbe Farbe wie der Overall, der hoch an ihrem Hals endete. Unter den dünnen Augenbrauen saßen zwei mandelförmige Augen, deren Pupillen starr auf Troy gerichtet waren. Neben dem Lotus lehnte ein reichlich verziertes Katana am Tisch. Goldene Einlegearbeiten zeigten verschlungene japanische Schrifteichen und vereinigten siche endlich in einer stilisierten Lotusblüte. Der Griff war umwickelt mit einem roten Band. In der leicht gebogenen Klinge konnte Troy sich selbst im Eingang stehen sehen. Schwer schluckte er, seine Selbstsicherheit war verfolgen.
Lange Sekunden stand er nur da wie erstarrt und die Augen des Lotus brannten sich in seine. Nach einer Ewigkeit bewegte sich die Frau endlich. Sie legte ihre Fingerspitzen aneinander, senkte aber nicht den Blick. Als sich ihr Mund öffnete, erklang eine melodische Stimme, die jedoch den Unterton kalten Stahl trug.
>>Du wirst dich verlaufen haben.<<
Troys Herz flatterte, aber nach kurzem Zögern brachte er es zustande den Kopf zu schütteln und sogar selbst das Wort zu ergreifen.
>>Du bist der Lotus?<<
>>Hai. Du scheinst mich gesucht zu haben und doch glaube ich, du bist falsch.<<
Energisch schüttelte die Ratte den Kopf. Nachdem die ersten Worten gesprochen worden waren, fiel es ihm leichter weiter zu reden.
>>Ich habe einen Auftrag für dich.<<
Die einzige Reaktion war ein leichtes Heben einer Augenbraue.
>>Ich nehme nicht an.<<
Verzweiflung machte sich in der Ratte breit. Damit hatte er gar nicht gerechnet. Er griff mit zitternden Fingern in die Innentasche seines Mantels und zog einen dünnen Umschlag heraus.
>>Das...das geht nicht. Ich bin nur der Bote...der eigentliche Auftrag ist hier.<<
>>Leg ihn auf den Tisch.<<
Troy folgte den Worten des Lotus und zog sich dann wieder soweit es ihm möglich war von dem Tisch und der Frau zurück.
Mit graziler Bewegung glitt aus dem Leder des Overalls am Handgelenk des Lotus eine dünne Klinge und öffnete das kleine Kouvert. Ein kleiner weißer Zettel und ein Creditstick glitt heraus. Auf dem Blatt stand eine verhälnismäßig kurze Botschaft.

Konnichi-wa. Es wird Eure Klinge benötigt. Die Bezahlung beträgt zwei Millionen Credits. Eine Anzahlung von 500 000 Credits liegt bei. Den Rest erhaltet Ihr über einen Kontaktmann. Die Subjekte sind: Fistandantilus (Bruderschaft)
Darth McKain (Bruderschaft)
Höchste Diskretion wird erwartet. Der Bote besitzt keinerlei Wert mehr.
Der Drache siegt durch Weisheit und List.

Der Lotus hob den Blick von dem Blatt in ihren Händen. Kühl dachte sie über die Nachricht nach. Die Bruderschaft forderte wieder einmal ihren Dienst. Niemand außer der Registrar kannte den Kennsatz.
>>Wer hat dir das gegeben?<<
Die Ratte hatte leicht geduckt gewartet bis die Frau fertig gelesen hatte. Nun richtete er sich leicht auf und sagte nicht ganz ohne Stolz.
>>Irgendso ein Typ, der sich als Tgler ausgegeben hat. Aber das war er nicht.<<
Er blickte den Lotus lobheischend an. Doch nichts dergleichen wurde erwidert. Die Frau stand auf, griff nach dem Katana und ließ es lautlos in die Scheide auf ihrem Rücken gleiten.
Wollte die etwa einfach abhauen? Aber ihn erwartete doch noch eine Belohnung! Die Ratte witterte Betrug.
>>Wo ist meine Belohnung?<< Seine Stimme klang wie ein wütendes Zischen, doch die Frau ignorierte ihn. Sie schnürte ihre Stiefel, wobei leise das synthetische Leder knirschte. Troy wurde immer wütender, was sollte das denn? Aufgbracht ging sie auf die Frau zu und öffnete den Mund. Mit einer fließenden Bewegung richtete sich der Lotus auf, zog eine schallgedämpfte Wasteland Eagel aus dem Halfte, richtete den Lauf auf den Kopf der grade im Sprechen befindlichen Ratte und zog den Abzug durch. Die Kugel verließ die Waffe bohrte sich leicht oberhalb des linken Auges in den Schädel, fraß sich durch das Gehirn und trat am Hinterkopf in einer Wolke aus Blut wieder aus. Der zuckende Körper Troy „die Ratte“ Decker fiel zu Boden und blieb in einer rasch größer werdenden Lache aus Blut liegen. An der Wand begannen rote Tropfen langsam Bahnen zu ziehen.
Ohne sich noch einmal umzuwenden verließ der Lotus Rocko's.

Fabse
28-11-06, 21:50
Omigawa Hishoru erwachte aus ihrem tiefen Schlaf. Träge erhob sie sich und striff die Bettdecke beiseite. Durch das Fenster über ihrem Kopf fiel fahles Licht in den Raum und von der Straße her drangen die Geräusche des alltäglichen Lebens. Hovertaxis rauschten durch die engen Häuserschluchten des Pepper Parks, beförderten die Bürger Neocrons und trugen ihren Teil zum normalen Chaos bei.
Omigawa kannte es nicht anders seit sie vor 13 Jahren geboren wurde. Als Kind einer Hure – oder Tänzerin wie es in ihren Akten hieß- und einem Yakuza des Tsunami Syndicates hatte sie schnell gelernt sich in der unwirtlichen Gegend des Drogen- und Rotlichtviertels der strahlenden Metropole Neocrons zurecht zu finden. Obwohl ihr Gesicht von kindlicher Unschuld war, lag doch hinter der Fassade bereits Berechnung. Oft war es dem kleinen Mädchen gelungen ihre Fähigkeiten als Taschendiebin zu beweisen und gleichzeitig ihr Opfer mit der rührenden Kindlichkeit ihres Auftretens einzulullen. So brachte sich Omigawa in den Haushalt ein. Eine Schule hatte sie noch nie besucht. Alles was sie wissen musste, hatten ihre Eltern sie gelehrt.
Das Mädchen hob ihren Handrücken, um den letzten Schlaf aus den Augen zu reiben. Widerwillig schwang Omigawa ihre Beine über die Bettkante und suchte auf dem Funierboden nach den Pantoffeln. Mit schlurfenden Schritten verließ sie ihre kleine Kammer und ging in das Bad. Gähnend stieß sie die Schwingtür zu dem kleinen gekachelten Raum auf, der der einzige in der Wohnung war, welcher nicht im traditionell-japanischen Stil eingerichtet war. Hier vermisste man die charackeristischen Schiebetüren aus bemaltem Reispapier und die Tatamis.
Kaltes Wasser benetzte ihre Hände, als Omigawa den Hahn aufdrehte. Sie pfiff eine Weise, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte, fröhlich durch den Raum und wusch sich dabei. Sie formte die Hände zu einer kleinen Schale, ließ sie voll Wasser laufen und sprizte sich das kühle Nass in das Gesicht. Aus dem Spiegel sah ihr ein grinsendes Mädchen mit langem schwarzen Zopf entgegen. In Omigawas mandelförmigen Augen lagen wie die Splitter von Smaragden eine grüne Iris. Das Erbe ihrer Mutter.
Sie ergriff eines der Handtücher und trocknete sich ab. Den Kopf im Takt der Weise wiegend lief das Mädchen in die Küche.
Sie wollte ihre Mutter mit fröhlichen Worten begrüßen, doch blieben ihr die Worte im Halse stecken. Nur ein unterdrücktes schluchzen bahnte sich den Weg ihre Kehle hinauf und verließ den kleinen Mund.
Vor ihr zeigte sich der Anblick von drei Männern, alle in schwarze Kimonos mit einem roten Obigürtel gehüllt, die auf ihre Mutter herabsahen. Diese saß zusammengesunken auf dem Boden. Ihr Kopf hing leblos an ihren Schultern, die Hände und Beine waren mit dünnen Nylonfäden gefesselt und ihr Mund war von einem weißen Knebel verschlossen, dessen rechte Hälfte vom Blut einer Platzwunde auf der Stirn rot getränkt war. Das kurze rote Haar hing in nassen Strähnen wirr in ihr Gesicht und verdeckte die Augen. Immer wieder wurde ihr ganzer Körper von heftigem Schluchzen durchgeschüttelt.
Einer der Männer trat mit wutverzerrtem Gesicht vor. Fast schien es Omigawa, als höre sie den Schlag eher die Rechte des Glatzköpfigen hinabsauste und ihrer Mutter eine schallende Ohrfeige versetzte. Die Wucht riss ihren Kopf zur Seite und leises Wimmern drang hinter den strähnigen Haaren hervor.
>>Wirst du endlich still sein, verdammtes Weib? Bring nur noch mehr Schande über dieses Haus, als du es ohnehin schon getan hast! Vorläufig sollst du noch die Gnade des Lebens genießen, aber sobald der Oyabun hier eintrifft, wirst du deine Strafe erhalten!<<
Verächtlich schnaufte der Mann, wandte den Blick wieder ab und musterte seine Gefährten. Einer von ihnen, etwas kleiner und hagerer als die beiden Anderen, ließ die Finger immer wieder nervös über den Griff seines Wakizashis fahren.
>>Tamaro-san, warum töten wir sie nicht gleich? Sie hat das Gesetz des Giri verletzt! Wir müssen doch...<< Die herumirrenden Augen des Yakuzas hatten auf ihrer Wanderung durch den Raum die kleine Omigawa im Türeingang entdeckt. Ein schiefes Lächeln zog seine Lippen auseinander und zog den Oberlippenbart nach oben. Seine Hand hatte sich um das Heft des Dolches geschlossen.
>>Was haben wir denn hier?<< Mit einschmeichelnder Stimme bewegte er sich von den beiden anderen Männern, die verwirrt auf Omigawa starrten, auf die Tür zu. Angst kroch Omigawas Rückrat hinauf und ließ sie wie angewurzelt stehen. In ihrer grünen Iris wurde das falsche Grinsen des Yakuzas gespiegelt.
>>Schau mal Tamaro-san. Wir haben Besuch!<<
Der Angesprochene trat nun nach vorne und legte seine Hand schwer auf die Schulter des ersten.
>>Lass sie. Die kleine hat nichts mit der Sache zu tun, Theodore.<<
Die Worte schienen Theodore nicht zu erreichen. Leise murmelte er vor sich hin, dass alle hier zu dieser Schlangenbrut gehörten. Er wollte sich aus dem Griff des Größeren lösen, dieser verstärkte sich aber und hielt ihn zurück. So sich der Arm von Tamaro anspannte, geschah dasselbe auch mit seiner Stimme.
>>Ich sagte, lass sie!<< und mit einem Ruck der Hand wurde Theodore zurückgezogen. Er wollte sich beschweren, beschränkte sich dann aber nur auf einen wütenden Blick zu Tamaro, der kühl da stand und Omigawa musterte.
Ihr selbst kam es vor, als befände sie sich in einem Traum. Alles schien so unwirklich. Ihre Mutter, die nun den Kopf gehoben hatte und sie mit geschwollenen Augen flehend ansah, diese drei Männer, ihre seltsamen Worte. Wo war ihr Vater? Verzweifelt versuchte ihr junger Geist dies alles zu verarbeiten. Omigawa ließ ihren Blick von einer Person zur anderen im Raum pendeln, als er plötzlich von dem des nervösen Dolchträgers aufgefangen wurde.
Wieder hing in seinem Gesicht dieses schiefe Grinsen unter seiner Hakennase.
>>Du fragst dich wohl, was wir hier machen?<< Omigawa konnte nur stumm nicken. Sie war in eine tranceartigen Zsutand verfallen. >>Tja, deine Mutter hier hat nicht die Gesetzt befolgt und dafür wird sie nun bestraft, so wie dein Vater.<< Theodeore lachte falsch auf und genoss sichtlich die Reaktion und Angst des Mädchens. Stumm formten die Lippen der Kleinen das Wort „Papa“. Theodeore war es nicht entgangen.
>>Ja, meine Kleine, dein Papa ist bestraft. Er hätte sich überlegen sollen, ob er den Forderungen des Oyabun nicht Folge leistet. Und jetzt,<< er zog den Wakizashi aus der Scheide,>>jetzt darf er in der Kanalisation wohnen ... an sechs verschiedenen Orten gleichzeitig!<< Theodore brach in schallendes Gelächter aus und spielte mit seinem Dolch. Tamaro und der stumme dritte wandten sich von ihm ab und blickten auf Omigawas Mutter. Mühsam hatte sie sich halb aufgerichtet. Irgendwie hatte sie es geschafft dich von ihrem Knebel zu befreien. Starr war ihr blick auf Theodore gerichtet und Hass brannte in ihren Augen.
>>Er ist gestorben, weil euer dummer Oyabun nicht seine eigene Inkompetenz einsehen wollte!<<
Wie als wäre Theodore eine Schlange zuckte sein Kopf herum und bedachte die Frau mit abschätzigen Blick.
>>Du wagst es, nachdem du deinen Mann verteidigst, auch noch den Oyabun zu beleidigen. Warte nur bis er kommt. Wenn es nach mir ginge wärst du schon längst tot, du verdammte Hu...<<
Omigawas Mutter spuckte Theodore mitten ins Gesicht und unterbach seinen Wortschwall. Er schrie vor Wut auf und alles was das kleine Mädchen, dass immernoch regungslos in der Tür stand sah, war ein silbernes Aufblitzen und danach einen rasch größer werdenen roten Teich. Ihre Mutter schien wie in Zeitlupe zu fallen, ihr Blick auf ihre Tochter gerichtet.
Omigawa erinnerte sich später nur noch daran, wie sie ihre Mutter die Augen schließen sah und wie über all diesen Gedanken der Geruch von Kräutern aus der Küche lag. Dass Tamaro Theodore mit einem starken Tritt für seine Unbeherrschtheit zu Boden schickte und dass der dritte noch immer stumm im Raum stand, war ihr nicht mehr im Gedächtnis geblieben.
Omigawa floh quer durch die Stadt, bis ihre Beine zu müde waren sie zu tragen. Der Körper von Weinkrämpfen geschüttelt saß sie an einer der hohen Hauswände. Immernoch mit ihrem Nachthemd bekleidet und mit einem Pantoffel am Fuß. Den anderen hatte sie irgendwo verloren. Lange saß das Mädchen da, ignoriert von der Stadt und seinen Einwohnern.
Erst nach einigen Tagen erbarmte sich ihrer jemand. Ironischerweise war auch er ein Yakuza, unschwer an der prächtigen Tätowierung seines Oberkörpers zu erkennen. Aber er diente einem anderen Oyabun als die Männer in Omigawas Wohnung oder ihr Vater.
Dieser Yakuza machte Omigawa zu einem Teil der Familie, zu einer von ihnen, zu einer Yakuza. Durch ihn lernte sie den Begriff von Ehre und Pflicht. Durch ihn konnte sie ihrem Ziel Rache zu nehmen näher kommen, als irgendwie sonst. Durch ihn lernte sie das Töte mit dem Schwert.
Als Omigawa ihr 19. Lebensjahr vollendet hatte, konnte sie ihren lang gehegten Rachdurst endlich stillen. Es kam zu einem Kampf zwischen den Yakuza-Familien. Dies geschah nicht selten im Pepper Park. Oft waren es nur kleinere Handgreiflichkeiten, Ehrenhändel. Aber ab und zu kam es zu regelrechten Revierkämpfen, in denen oft genug Tote zurückgelassen wurden.
Sie war eine der ersten, die mit erhobenem Katana auf den feind losstürmte und in ihren Reihen wütete. Sie war es auch, die dem Oyabun, der den Tod ihrer Eltern befohlen hatte, dabei zusah, wie sein Lebenssaft die Schneide ihres Schwertes herabfloss und er seinen letzten Atemzug tat.
Nach diesem Kampf war der Lotus geboren. Sie legte ihren echten Namen Omigawa Hishoru ab und lebte nur noch unter diesem Pseudonym, denn Omigawa war mit dem Tod des Oyabun ebenfalls gestorben. Sie war nur noch eine Hülle gewesen, die von Wut und Rache zussammengehalten worden war. Nun war sie davon gereinigt und in gewisser Weise neugeboren. Als Yakuza des Schwertes, als Symbiose aus Fleisch und Stahl.

Fabse
29-11-06, 14:15
XVIII. Kapitel


>>Möge der Segen Crahns euch erfüllen, Stärke in euch wecken und euren Weg erhellen. Seid bereit für Seine Aufgaben, Brüder. Hebt euer Haupt gen Himmel. Seid Stolz auf das, was ihr seid. Durch Seine Gnade seid ihr Sein Werkzeug.<<
Mit weit ausgebreiteten Armen stand die Registrar auf den Stufen vor dem Altar im langen Schiff der Crahnkirche. Die mit Goldfäden verwobenen Stoffe der Zeremonierobe fielen in langen Falten am schlanken Körper der Frau hinab. Der hohe Kragen und ein Ring aus silbernen Metallkrallen, der sich um ihren Nacken legte, verliehen dem Vorstand der Kirche Größe und Anmut. Die Augen der Registrar waren geschlossen und ihr Mund in einer Mine der Freude erstarrt. Ihre Worte waren im Schiff verhallt und die Mönche Crahns saßen noch immer stumm auf den Bänken, als sie die Arme langsam sinken ließ, wie ein Pfau der sein Rad wieder zusammen schlägt. Mit ihren Armen senkte sich auch ihr Kopf, bis ihr Kinn auf der Brust ruhte. So verharrte die Registrar einige Augenblicke, die Stille in ihrer Kirche genießend bis sie den Kopf hob, die Menge vor ihr musterte und mit leiser, aber dennoch vollen Stimme ihre Botschaft an das Volk richtete.
>>Erhebt euch nun. Seid euch eurer Aufgabe Ihm gegenüber bewusst. Seid euch eurer Pflicht bewusst. Seid euch der Gefahr durch Heiden und Verblendete bewusst. Crahn mit euch.<<
Wie auf ein stummes Signal ertönte vielstimmig aus den zahlreichen Kehlen der Gemeinde die rituelle Antwort, >>Ehre Crahn, Ehre der Registrar.<<. Tanto war zufrieden, auch wenn ihr Minenspiel nichts davon zeigte. Vor der Gemeinde durfte sie keine Regung erkennen lassen, die nicht zur Messe gehörten. Sie verschränkte ihre Hände vor dem Körper und schritt erhobenen Hauptes von dem Podest auf die Hinterräume der Kirche zu.
Mit dem Geräusch der zufallenden Tür fiel auch die aufrechte Haltung von Tanto ab. Ihr war die Robe schon lange schwer geworden und doch trug die Registrar sie mit Ehrfurcht und Stolz. Sie war ein Zeichen ihrer Macht. Dennoch war sie froh, als ihr Lakai ihr aus dem schweren Stoff half. Mit größter Ehrerbietung hängte er die Robe in die dafür vorgesehene Vitrine in einer Ecke des Raumes, während Tanto sich eine einfache Tunika aus rotem Stoff überzog und schräg über ihren Oberkörper ein Tuch aus blauem Stoff warf. Sie setzte sich in ihren hohen Lehnsessel und beobachtete den Diener dabei, wie er seine Dienste ausführte. Endlich war die Robe so verstaut wie es verlangt war. Der Junge verneigte sich und verließ auf einen Wink der Registrar den Raum.
Müde rieb sie sich die Nasenwurzeln. Ihre Gedanken kreisten seit einigen Tagen nur noch darum, ob ihre Entscheidung die richtige gewesen war. Konnte sie tatsächlich Brüder des Schwazen Zirkels hinterrücks ermorden lassen? Die Finger, die ihre Stirn massiert hatten, ballten sich zur Faust vor dem Gesicht Tantos. Natürlich konnte sie! Sie konnte sogar noch mehr! Auf ihren Befehl hin hatte ein Tech die DNS von Fistandantilus und Faustus aus dem Speicher der GenReplikatoren gelöscht. Die Bedeutung dieser Tat war ungeheuerlich.
Der DNS-Speicher eines GenReplikatoren diente dazu im Falle des Todes einer eingespeicherten Person einen perfekten Klon zu reproduzieren. Die Erinnerung der betreffenden Person wurden alle fünf Minuten per Richtstrahlsender eines kleinen in der äußeren Zone des limbischen Systems eingesetzten Implantats in verschlüsselter Form an den GenReplikator gesandt. Dadurch war der Klon sozusagen die tote Person. Zwar schieden sich die Geister inwiefern dieses ethnisch vertretbar war oder obder Klon überhaupt dieselbe Person war wie der Tote, doch hatte sich bis jetzt noch keines der „Reproduktionen“ über diesen Vorgang beschwert.
Das Privileg einer solchen Aufnahme in den DNS-Speicher war nur wenigen Personen vorenthalten. In vielen Fraktionen entschieden Geld oder Macht darüber, die Crahnkirche verfuhr anders. Sie gestattete bereits ihren Mönchen des Blauen Zirkels die Aufnahme in die Speicherbänke und nahm dafür horrende Kosten in Kauf. Doch verlange Die Bruderschaft dafür uneingeschränkte Loyalität zur Gemeinde, der Registrar und Crahn.
Genau aus diesen Gründen hatte die Registrar diesen Befehl ausgesprochen. Nicht nur, dass eine Auftragsmörderin in ihrem Auftrag die beiden jagte, sie hatte ihnen auch den ewigen Tot geschenkt. Zwar war die Bruderschaft in Sachen Leben nach dem Tod nicht streng festgelegt, da ihr Glaube mehr auf dem Diesseits beruhte, aber dennoch hielt auch ihre Religion den Unerschrockenen und Aufrichtigen einen Platz an Crahns Seite frei. Somit erschien es der Registrar in gewisser Weise so, als wären ihre Handlung durch Gnade motiviert gewesen. Sie hatte tugendreich gehandelt und trotzdem die Kirche gerettet.
Als Tanto ihren Blick zufällig über den Bildschirm auf ihrem wuchtigen Schreibtisch fahren ließ, sah sie in der verzerrten Spiegelung, dass sie lächelte. Es war kein kaltes Lächeln, wie es bei ihren Gedanken erwartet werden könnte, sondern ein warmes, ein gütiges Lächeln.
Ihre Rechte, gehüllt in das warme Metall des Psi-Amplifiers, strich über die Tastatur ihre Terminals, als Tanto in Gedanken ihren Plan Schritt für Schritt nachvollzog. Sie fütterte den Terminal mit ihren persönlichen Login-Daten und rief den Nachrichtenbildschirm auf. Wie erwartet erschien das Firmen-Logo des Kiyahatsu Möbelgeschäfts unter den Eingängen. Mit einer leichten Berührung des Bildschirms auf diesem Icon öffnete sich das Fenster und enthüllte den Inhalt der Botschaft.


Konnichi-wa geehrter Kunde,
Wir freuen uns, dass Sie sich für den Kauf von zwei Objekten der Kollektion „Red-Swirl“ entschieden haben.

Die Auslieferung erfolgt in kürzester Zeit. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die beiden Objekte bedürfen keiner weiteren Pflegeprodukte.

Wir übernehmen absolute Verantwortung für die Qualität unserer Produkte.

Viel Spaß damit

Hochachtungsvoll Kiyahatsu-Möbel.

Erfreut las die Registrar die Nachricht ein zweites und schließlich ein drittes mal. Jedes Wort wurde genauestens analysiert und auf seine Bedeutung geprüft. Schließlich nickte sie zufrieden und lehnte sich in ihren Sessel zurück. Ihre Fingerspitzen trafen sich vor ihrem Gesicht. Also war der zweite Schritt bestätigt. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie mochte Fistandantilus und Darth McKain unterschätzt haben, doch Fehler beging die Registrar, wenn überhaupt, nur einmal.
Sie löschte die Nachricht und löschte den temporären Speicher ihres Terminals. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand einen Hinweis auf diese Nachricht würde finden können, verließ sie den Raum und begab sich in ihre Privatgemächer, in denen sie endlich Ruhe fand von einem langen Tag.
Die gelöschte Nachricht, die zuerst durch ein Wirrwarr von elektrischen Leitern über Kabel und Platinen geschickt worden war, dann durch den binären Code der Technik in eine lesbare Form gebracht wurde, enthielt weit mehr Informationen als ein Unwissender vermutete. Natürlich ging es der Registrar in keiner Weise um den Kauf von Möbelstücken, auch wenn ihr genau diese zugesandt wurden, um den Inhalt der Nachricht zu bestätigen. Vielmehr hatte sie die Bestätigung für die von ihr in Auftrag gegeben Morde erhalten. Die zwei Objekte entsprachen dabei natürlich den Zielen, die Kollektion „Red-Swirl“ bedeutete, dass die Ziele getötet werden würden. Die Auslieferungszeit hatte der Registrar die Information gegeben, dass ihr Auftrag in Kürze ausgeführt sein werde, außerdem genoss die Registrar den Vorteil genug finanzielle Mittel ihr Eigen nennen zu können, dass sie keine „Pflegeprodukte“ mehr benötigte, sprich, keinerlei Konsequenzen oder Nachwirkungen zu erwarten waren. Die absolute Verantwortung schließlich hieß nichts anderes, als dass der Lotus unter allen Umständen den Auftrag erfüllen würde.
Selbst wenn diese Nachricht einer unscheinbaren Möbelierfirma, die dem Lotus natürlich nur als Scheinidentität diente, von denen sie mehrere besaß, abgefangen werden würde, wer sollte eine kriminelle Motivation aus dieser Bestellungsbestätigung lesen können?

Fabse
04-12-06, 22:11
Die kleine Maus kroch durch einen engen Gang im Fels. Sie kannte ihn, schließlich hatte sie ihn gegraben. Dunkelheit umgab sie und der Geruch von feuchtem Gemäuer hing schwer in dem kleinen Spalt Schnell huschte sie vorwärts auf den Flecken Licht, der den Ausgang aus ihrem persönlichen Labyrinth darstellte. Doch etwas ließ sie stoppen. Ein Geruch. Witternd hob sie ihre kleine Schnauze und sog die Luft in die sensible Nase. Kaum nahm sie die ersten Vorboten des Geruches war, huschte sie schon weiter. Hier musste es etwas zu essen geben. Als die Maus an den kleinen Riss an der Ziegelsteinmauer ankam, hob sie noch einmal vorsichtig die Nase, aber keine Gefahr schien ihr zu drohen. Mit flinken Beinchen schoss sie aus ihrer Behausung über den offenen Platz des Wohnbereichs eines Apartments. Sie wähnte sich schon am Ziel, als irgendetwas großes sie in der seit traf. Ihre Füße verloren den Boden unter den Füßen und ihr Körper wurde durch die Luft geschleudert.
>>Ah, das ist nicht auszuhalten! Diese verdammten Viecher.<< Angewidert schüttelte Fistandantilus den Kopf. >>Ich werde die nicht los. Scheinen es sich in der Wand da drüben gemütlich gemacht zu haben.<< Er deutete mit dem Daumen seiner linken Hand auf die Wand in seinem Rücken. Darth McKain zuckte nur die Schultern, das Schmunzeln in seinem Gesicht aber zeigte, dass er sichtlich von der Reaktion seines Gegenübers amüsiert war. Er setzte das Glas mit Warbot Cola ab und nahm sich mit der anderen Hand eine Scheibe des geräucherten Drom Schinkens, einer Spezialität aus El Farid.
>>Wenn das dein einziges Problem ist, dann solltest du dich nicht beschweren. Mir fressen die schon lange die Haare vom Kopf.<< Ein belustigtes Lachen stieg aus der Kehle des Mönches.
Sein Glaubensbruder sah ihn zweifelnd an und schüttelte dann etwas resigniert den Kopf.
>>Hätte Lust einfach eins meiner neuen Module auszuprobieren.<<
>>An Ratten?<< Die beiden sahen sich an und mussten unwillkürlich losprusten.
>>Okay. Vielleicht ist es etwas übertrieben.<< Fistandantilus vertiefte sich wieder in sein Essen, immer noch vor sich hin kichernd.
Mit der Hand strich sich Darth McKain über sein Kinn. Seine Stimmung hatte sich gewandelt, etwas Ernstes lag in seiner Stimme, als er bedächtig die nächsten Worte aussprach.
>>Du warst bereit, nicht zur Registrar zu gehen wegen Grayson. Wärst du auch bereit noch einmal mit ihm zu sprechen?<<
Darth McKain hatte das artikuliert, was schon den ganzen Tag in ihm gärte. Er wusste, dass für Fistandantilus das Thema beendet war, doch ließ es ihm keine Ruhe. Sein Bruder reagierte nicht anders als er erwartet es erwartet hatte.
Fistandantilus' Hand war mitten in der Bewegung auf sein Glas hin erstarrt, die Augen hatten sich verengt und die Nase zog scharf die Luft ein.
>>Du kennst meine Antwort bereits. Aber ich spreche es gerne aus. Nein, ich bin nicht bereit einem Heiden, einem Verräter, auch nur eine Sekunde meiner Zeit zu opfern.<< Schwer seufzte Darth McKain. Warum hatte er diese Zweifel? Er wollte seinem Bruder antworten, der war aber noch nicht fertig.
>>Was ist mit dir? Du würdest ihm zuhören? Einem Verräter. Mir fällt es schwer, dir das zu glauben, die Bedeutung dieser Worte überhaupt erfassen zu wollen. Du solltest die Registrar aufsuchen und dich von dieser Fäulnis reinigen lassen. Bei Crahn!<<
Darth McKain sah seinen Bruder an. Inzwischen war dieser aufgestanden und um den Tisch auf ihn zugekommen. Darth McKain hatte die Worte von Fistandantilus gehört und schwer lagen sie auf seinen Schultern. Er war kein Verräter! Auch nicht, wenn er mit Grayson reden würde. Langsam spürte auch er wie er in Rage geriet.
>>Du weißt, dass ich kein Verräter bin. Ich verschließe mich nur nicht vor der Welt. Ich diene Crahn, nur Ihm. Und auch die Registrar ist nicht unfehlbar...<< Als die Worte seinen Mund verlassen hatten, wusste Darth McKain, dass es ein Fehler gewesen war sie auszusprechen. Schweigen hing schwer in dem kleinen Raum.
Fistandantilus starrte seinen Bruder ungläubig an. Doch schon im nächsten Moment, verschloss er sich vor ihm, seine Augen wurden hart, seine Haltung versteifte sich.
>>Ich danke dir für das Essen. Ich gehe.<< Förmlicher hätten die Worte kaum klingen können und das schien Darth McKain wie ein Schlag in sein Gesicht. Er ließ seinen Bruder den Raum verlassen. Das Bewusstsein, dass dies unabwendbar gewesen war, konnte ihn nicht im Geringsten trösten.

Wut wallte durch Fistandantilus' Körper. Er hatte seine Hände tief in die Taschen des Mantels vergraben und versuchte dasselbe mit seinen Gedanken. Erfolglos. Kaum vermochte sein Geist in geordneten Bahnen verlaufen, geschweige denn in der Lage sein einen Entschluss zu fassen, was als nächstes zu geschehen hatte. Wie so oft versuchte der Mönch sich mithilfe der Straßen des Domes zu zerstreuen und die Füße trugen ihn über geborstenes Pflaster an Häusern vorbei, über kleine Plätze, quer durch den Bereich der Bruderschaft. Die Erleichterung wollte nicht eintreten und in einem Anfall von Resignation lehnte sich Fistandantilus an eine kalte Betonmauer, der Mantel nur geringfügig dunkler als der Schatten der Wand. In großen Wolken kondensierte der Atem vor seinem Gesicht, als wolle selbst die Luft dabei helfen die Emotionen zu verbergen, aber sie konnte es nicht.
Vielleicht vor dem Dome und seinen Bürgern, seinen Bürgern, die nicht das Ziel Fistandantilus besaßen, aber nicht vor einer Person, deren Absicht nur auf den Lebensfaden des Bruders des Schwarzen Zirkels gerichtet war. Hoch oben in einem verlassen Apartment hatte diese Person gewartet, geduldig wie ein Reptil auf der Jagd. Und der Dome konnte ein sehr ergiebiges Jagdrevier sein. Nun war es Zeit zu zuschlagen, die Rollen von Jäger und Gejagtem festzusetzen und einen Auftrag zu erfüllen. Fast schien es als müsse die Person lächeln, doch konnte dieser Eindruck ebenso gut durch das Spiel von Sonne und Schatten durch die geborstenen Fenster entstanden sein. Als hätten sie ein Eigenleben entwickelt fuhren die behandschuhten Finger über das Heft des Schwertes.
Ja, heute würde sich vieles entscheiden. Der Tod war ein ständiger Begleiter des Kriegers, kein Freund, aber ein guter Bekannter. Für die Politik aber war er ein Instrument, das einzusetzen nicht gescheut wurde.

Fabse
09-12-06, 12:12
XVIII. Kapitel

Das hohe Gras der Wastelands zog an Iras Augenwinkeln vorbei. Durch die Geschwindigkeit des Hovertecs wurde die Landschaft zu braunen Schlieren verzogen und der Wind rauschte so stark, dass die Elektronik der Helme ihre Träger vor den Umwelteinflüssen schützten und die Geräusche verbannten. Ira war sich immer noch nicht ganz sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre und ihre Hände nicht fest um die Haltegriffe geschlossen wäre, hätte sie mit den Schultern gezuckt. Was sollte schon passieren? Mehr als der Tod konnte nicht auf sie warten und wenn sie Faustus dabei noch helfen konnte, hatte es sich ja schon gelohnt. Wenn nicht würde sie zumindest einigen Leuten kräftig in den Arsch treten, bevor sie die Bühne verließ. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen bei dem Gedanken, endlich wieder ihre Doom Beamer sprechen zu lassen.
Als das Hovertec plötzlich stoppte verlor sie fast den Halt und wäre vom Sitz gerutscht, aber instinktiv spannte sie die Oberschenkelmuskulatur an und klammerte sich fest.
>>Verdammt noch mal! Musste das sein?<<
Durch das Knistern im Helmlautsprecher hörte Ira deutlich die Belustigung von Shadya und deren gespielte Unschuld.
>>Was meinst du denn? Wir haben nur angehalten.<<
Ira lachte auf und schlug kameradschaftlich auf die Schulter der wesentlich kleineren und zierlicheren Frau. Shadya hatte inzwischen die Triebwerke des Hovertecs heruntergefahren, wodurch die Maschine nun auf den dafür vorgesehen Stützstreben auf dem Boden aufsetzte. Leise strömte Druckausgleichluft aus den Ventilen und das Brüllen des Motors wandelte sich zu einem leisen Schnurren.
Ira schwang sich behände vom Sitz des Hovertecs und zog den Helm vom Kopf. Widerwillig strich sie sich den nun sehr platten Irokesenschnitt aus der Stirn, während Shadya ebenfalls sich ihres Helms entledigte und die Ausrüstung aus der Stauklappe des Hovertecs zog.
>>So, Shadya, was ist hier jetzt eigentlich los?<<
Ohne sich umzudrehen wühlte die Angesprochene weiter, antwortete aber nach kurzer Zeit.
>>Faustus hat ein Problem..<<
Ungeduldig trommelten die Finger von Ira auf ihrer Beinschiene. >>Is’ mir schon bekannt.<<, aber statt sich davon beirren zu lassen fuhr Shadya weiter fort.
>>Angeblich soll er mit einen von den Sektenbrüdern zusammen Neocrons Sicherheit gefährdet haben.<<
Endlich schien sie gefunden zu haben was sie gesucht hatte. Shadya zog eine schwarze Nylontasche aus dem Stauraum und legte sie vor das Hovertec. Eine Strähne aus den Augen streichend wandte sie sich Ira zu, die mit in die Hüften gestemmten Armen wartete.
>>Und?<<
>>Na ja, er wurde gefasst, sitzt im Gefängnis und wir sollten ihn rausholen, damit er zeigt, dass er unschuldig ist.<<
Mit den Worten von Shadya blühte ein breites Grinsen auf Iras Gesicht auf und sie ließ hörbar die Knöchel knacken.
>>Jetzt wird’s interessant! Aber, nicht dass ich Angst vor diesen Schrotthaufen von Bots hätte, aber mitten ins Gefängnis ’reinmarschieren? Da bräucht’ ich vorher ’nen guten Schluck Whiskey!<<
Shadya zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe. Vielleicht war Ira doch nicht genau das, was sie erwartet hatte. Zumindest Faustus meinte sie war kompetent. Blieb nur zu hoffen, dass das für Shadya ausreichte.
>>Ins Gefängnis? Wohl kaum. Ich habe dafür gesorgt, dass Faustus verlegt wird. Um genau zu sein nach Jericko Fortress. Zum Glück haben wir den Außenposten von Tangent wieder zurückgeholt. Jedenfalls, werden wir den Konvoi angreifen.<<
Ungläubig starrte Ira diese für sie kleine Gestalt an. Hatte sie gerade richtig gehört?
>>Moment. Du willst einen Gefängniskonvoi überfallen? Dann geh’ ich fast noch lieber freiwillig mit der rauchenden Beamer ins Gefängnis.<< , Ira stockte, als sie das fast schon abschätzige Lächeln auf Shadyas Zügen sah. >>Du hast ’nen Plan? Okay, du musst ’nen Plan haben!<<
Shadyas Nicken war Bestätigung genug. Wortlos deutete sie auf die Ausrüstung, die im Hovertec teilweise noch verstaut, teilweise davor auf dem Boden lag. Das Mädchen steckt voller Überraschungen, gab Ira in Gedanken zu. Sie ging zu den Paketen und untersuchte sie. Was Ira sah, entlockte ihr ein anerkennendes Pfeifen. Shadya stand mit verschränkten Armen da und überblickte amüsiert die Szenerie.
>>Sprengstoff von den TG-lern? Rauchgranaten. Ein Satz Minen, Blendgranaten … sag’ mal, hast du auch ’was nicht dabei, was man zum Krieg führen braucht?<<
>>Ich bin lieber vorbereitet. Außerdem birgt meine Anstellung bei der NCPD, sagen wir, gewisse Vorteile. Ich hoffe nur, du hast genug Munition dabei.<<
Mit einer Miene, die am ehesten als beleidigt beschrieben werden konnte, öffnete Ira ihr Backpack. Der Inhalt bestand vollkommen aus Munition und einer Whiskeyflasche.
Mit einem schnellen Griff zog sie die Flasche aus dem Backpack und setzte sie an die Lippen, nachdem der Korken schon irgendwo im Gras gelandet war. Ira nahm einen tiefen Schluck und grinste Shadya frech an.
>>So, okay. Jetzt können wir machen was auch immer du vor hast, Süße! Erzähl’ mal wie du das schaffen willst.<<
Dank diesem Anblick war nun wirklich gelinde Abscheu in Shadyas Züge gegraben. Vergeblich versuchte sie Luftschichten zu suchen, die nicht von dem aufdringlich scharfen Geruch des Gebräus erfüllt waren. Ein schwerer Seufzer bahnte sich den Weg, als sie die Umstände als gegeben ansah und sich im Gras niederließ, gegenüber von Ira.
>>Gut, dann hör mal zu. Ich sag’ Dir erstmal was ich selbst über den Konvoi weiß. Erstens, er wird aus einem Rhino und einem Carrier bestehen. Zweitens, Faustus ist der einzige Gefangene, der verlegt wird, das heißt wir dürften nicht so viel Widerstand zu erwarten haben. Über die Truppenstärke kann ich Dir leider nicht viel sagen. Aber ich schätze, dass wir, nachdem das Rhino aus dem Kampf draußen is, noch vier Wachen um uns haben. Die schalten wir aus und holen Faustus raus und bringen ihn nach Tech Haven. Das ist der Plan.<< Sie hob den Kopf und musterte Ira, die sichtlich unwohl auf ihrem Hintern hin und herrutschte.
>>Der Plan ist ja an sich ganz nett, aber das Rhino? Wie willst Du das verdammte Ding ausschalten?<<
Damit hatte Shadya gerechnet, ein schelmisches Grinsen blitzte in ihrem Gesicht auf und entblößte zwei Reihen weißer Zähne.
>>Genau dafür sind die Minen da, und der Sprengstoff. Vielleicht sollte ich doch auf die Einzelheiten eingehen?<< Ein heftiges Antwortnicken von Ira folgte.
>>Okay, also. Schau da runter. Die Straße verläuft durch den kleinen Canyon. Perfekt für Minen. Oben auf dem Kamm legen wir rechts und links den Sprengstoff, eigentlich sollte ein Schuss deiner Doom Beamer reichen das instabile zeug hochgehen zu lassen, mit ’ner ganzen Menge Steinen. Und dann bleibt für uns nur noch der Carrier. Du willst was sagen? Warte, lass mich raten? Du meinst den Bordschützen vom Carrier?<<
Ira blieb die Frage im Hals stecken und ihr Mund verharrte im Versuch sinnvolle Worte zu formen.
>>Lass den meine Sorge sein, der Rest der Wachen gehört dir.<<
Den Mund immer noch geöffnet, schüttelte Ira lachend den Kopf. Ihre linke schlug in einer anerkennenden Geste auf Shadyas Rücken, deren Miene sich kurz vor Schmerz verzog.
>>Verdammt, Faustus hat echt einen Geschmack für gefährliche Frauen. So gefällt mir das! Also auf geht’s, legen wir die Minen.<<
Ira schnappt sich die Tasche mit Sprengstoff und begann den Hang des kleinen Canyons hinaufzuklettern. Die Erde war sandig und stoppeliges Gras wurde unter ihren schweren Kampfstiefeln zertreten. Oben angelangt, suchte sie nach Shadya, die sich die andere Canyonseite ausgesucht hatte und winkte ihr zu. Mit gezielten Handgriffen platzierten sie das Plastit und legten die Falle, die ihren Freund retten sollte.
Die Sonne war inzwischen immer weiter nach Westen gewandert und hatte sich abendlich rot gefärbt, als Ira durch das Objektiv ihres Helms eine kleine Staubwolke am Horizont sah.

Fabse
29-01-07, 13:31
XIX. Kapitel

Fistandantilus stand noch immer stumm an der kalten Betonmauer in seinem Rücken. Sie war über und über mit Grafittis der verschiedenen Gruppen und Gangs in diesem Sektor überzogen. Alles nur kleine Machtspielereien um tote Gebiete in einem Bereich, in dem sowieso nur eine Person das Sagen hatte. Die Registrar. Hätten die bizarren, farbigen Wirbel und Buchstaben Fistandantilus’ Aufmerksamkeit erregt, so hätte er nur darüber lachen können. Welch erbärmlicher Gedanke, dass diese Kinder sich wirklich einbildeten Einfluss zu besitzen. Aber der Mönch war nicht im Geringsten an den Ausläufern dieser postmodernen Kunst interessiert. Vergeblich verscuhte er seine Gedanken zu ordnen, sich der Loyalität von Darth McKain, seinem Gefährten, seinem Bruder, klar zu werden.
Die Vorstellung, dass er ein Verräter war, … nein! Das durfte nicht sein. Aber, seine Worte… .
Dumpf traf Fistandantilus’ behandschuhte Hand den grauen Beton. Wut und Frustration wurden in ihm immer stärker und er begrüßte den Schmerz. Er hieß ihn willkommen durch seinen Arm zu fluten und seinen Geist gerade genug zu benebeln, um seine Gedanken zu vertreiben. Wieder und wieder hämmerte die Faust gegen die Wand, bis endlich die übermächtige Kraft der Wut Fistandantilus verließ und nur Leere in ihm zurückblieb. Sein blick hob sich zum Himmel, der sich im tiefen Rot der untergehenden Sonne färbte. Ein einzelner Vogel kreiste über der Häuserschlucht, in der Fistandantilus stand. Ein zynisches Lächeln formte sich auf den Lippen des Mönches. Angeblich sollte es Leute geben, die aus dem Flug dieses Vogels ein Zeichen deuten konnten. Blasphemie! Ein freudloses Lachen gesellte sich zu dem schiefen Grinsen. Er sah nur einen Vogel, der allein seine Kreise zog. Vielleicht doch ein Zeichen.

Die Füße steckten in weichen Lederschuhen, deren Sohlen mit Metallfäden durchwoben waren, um sie widerstandsfähiger gegen die scharfkantigen Splitter des Glases auf dem Boden zu machen. Die Gestalt bevorzugte Schuhe, ohne verstärkte Sohle, da man mit ihnen sich noch lautloser bewegen konnte, doch sah sie ein, dass hier an diesem Ort genau dieses Material benötigt wurde.
Die Beine waren eingehüllt in eine schwarze Hose, die aus zwei Schichten bestand. Die Innere, lag eng an der Haut an, durchzogen von Sensoren und in der Lage den Körper auf optimaler Temperatur zu halten. Der äußere Stoffmantel bestand aus ballistischem Tuch und konnte Geschosse aus leichten Projektilwaffen abfangen. Dabei behinderte sie aber in keiner Weise die Bewegungsfreiheit des Anwenders.
Zum Schutz ihres Oberkörpers hatte die Gestalt eine leichte Weste gewählt. Das ärmellose Rüstungsteil schützte die lebenswichtigen Organe nicht vor Projektilen oder Stichwaffen, sondern vor der verheerenden Wirkung psionischer Energie. Zum einen konnte die Weste über kleine metallene Leitungen elektrischen Strom ableiten, oder zumindest abschwächen, zum anderen war sie äußerst hitzeresistent. Auf dem Rücken der dunklen Gestalt war die schwarz lackierte Holzscheide des Katanas befestigt. Ihre einzige Waffe.
Um ihre Erscheinung zu vervollständigen, bedeckte die Oberarme ein leichter schwarzer Stoff, der in dünnen ebenfalls schwarzen Handschuhen endete.
Der Kopf schließlich wurde von einem leichten Helm verborgen, der durch Sensoren, die auf Augenhöhe um den gesamten Helm angebracht waren, eine 360°-Sicht auf 160° minimiert ermöglichte.
Die gesamte Ausrüstung war für das schnelle und lautlose Töten ausgerichtet, das den Auftrag darstellte.
Blutrot spiegelte sich der Himmel in der Schneide des Katanas. Locker hielt die Gestalt ihre tödliche Klinge in der Hand und blickte hinunter auf den kleinen Platz, wo Fistandantilus in Wut gegen die Wand schlug.
Leise knirschten die Sohlen der Schuhe, als die Glassplitter auf dem Beton rieben. Gelassen begann die Gestalt den Abstieg von ihrem Beobachtungsposten.

Zu lange hatte er nun schon hier seine Zeit verschwendet. Fistandantilus schüttelte den Kopf. Er durfte sich nicht von der Resignation besiegen lassen, er musste ruhig nachdenken. Tief sog er die nun schon kalte Luft durch die Nase ein und versuchte mit dem Ausatmen ruhiger zu werden. Die Anspannung wich langsam von ihm und er beschloss in sein Apartment zurückzukehren. Es hatte keinen Sinn hier weiter herum zu stehen.
Fistandantilus stieß sich von der Wand ab und trat aus dem Schatten der hohen Gebäude, doch bevor sein Fuß den Boden berührte wurde sein Standbein weggerissen.
>>Was, bei… ?<<, konnte der Mönch gerade noch ausstoßen bevor sein Brustkorb hart auf dem Boden aufschlug und die Luft aus seinen Lungen trieb. Der Schmerz zuckte durch seine rechte Seite, aber die durch lange Jahre geschärften Instinkte gewannen die Kontrolle über seinen Körper. Er rollte sich zur Seite und sah, wo er nur Augenblicke vorher noch gelegen hatte, Funken aufsprühen, als Metall auf Stein traf.
Fistandantilus zog das Bei an, stieß sich vom Boden ab und stand nun wieder mit der Wand im Rücken. Sein Atem kam stoßweise, das Adrenalin wurde durch seine Venen gepumpt und der Krieger in ihm war erwacht.
In leicht geduckter Haltung mit gespreizten Beinen war er bereit für einen weiteren Angriff, wenn er etwas hätte sehen können. Wie aus dem nichts, traf ihn der Handkantenschlag an der Schläfe und warf den Mönch gegen die Wand. Nur notdürftig gelang es Fistandantilus den Sturz abzufangen. Er spürte wie etwas Klebriges über seine Wange hinablief, sein Blut. Vergeblich versuchte Fistandantilus durch die Dunkelheit etwas zu erkennen. Nichts. Da war nichts. Halt! Sein kopf flog herum, als er ein metallisches Blitzen im Augenwinkel sah. So schnell es sein geschundener Körper erlaubte, rappelte sich der Mönch auf. Der Schatten war wieder weg. Ich muss aus diesem verdammten Schatten raus! Durch zusammengebissene Zähne keuchend, warf er sich nach vorne. Es schien als wäre das Glück zum ersten Mal mit Fistandantilus, als er in den sterbenden Schein der Sonne hechtete. Sofort sah er sich um. Schwer atmend stand er nun da, mit zerrissener Kleidung und einer Platzwunde am Kopf, aber trotzdem lächelte der Mönch. Jetzt konnten sie anfangen. Wie eine Reflexhandlung ließ er das Psi-Modul an seinem Gürtel in den Amplifier einschnappen. Die Augen suchten in der Wand der Finsternis einen Hinweis auf den geheimnisvollen Schatten, aber Fistandantilus konnte nichts erkennen.
>>Komm raus! Oder hast du Angst vor dem Licht?<< Seine Stimme troff vor Hohn, auch wenn Fistandantilus in Wahrheit großen Respekt vor seinem Gegner hatte. Noch nie war er so überrascht worden. Nichtsdestotrotz, er würde gewinnen.
Seine fordernden Worte wurden belohnt. In der Dunkelheit erschien ein helles, metallisches Aufblitzen. Die gebogene Klinge eines Katanas.
Triumphierend lachte Fistandantilus auf.
>>Das, war ein Fehler!<< In Sekundenbruchteilen war die Matrix gewoben und ein gleißender Lichtstrahl zuckte auf die Reflexion zu, aber statt einem krachenden Einschlag oder dem erwartenden schmerzhaften Aufstöhnen verschwand einfach nur die Reflexion, wie um Fistandantilus zu verhöhnen.
>>Bei Crahn? Was soll das?<< Er trat einen Schritt auf den Schatten zu. Das war sein Fehler. Mit einer Beinsichel wurde er zu Boden geworfen und über ihm thronte die dunkle Gestalt mit dem kalten Stahl in der Hand. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als der dunkle Krieger das Katana hob, um es in seinen Leib zu stoßen. Jetzt verstand Fistandantilus auch, wie die Reflexion verschwinden konnte. Eine Seite der Klinge war geschwärzt, die andere hell poliert.
Das Katana senkte sich quälend langsam, jegliches Geräusch schien ausgelöscht. Es existierte nur noch Fistandantilus und die unaufhaltsame Klinge, und doch war Fistandantilus nicht bereit sich aufzugeben. Mit aus dem Wissen des sicheren Todes geborenem Mut spannte der junge Mönch seinen Körper an. Seine Rechte formte die mystischen Zeichen, die die Matrix zum entstehen benötigte und in dem Moment als Fistandantilus’ Oberkörper nach oben zuckte, die Rechte sich um die Klinge schloss, entlud sich die psionische Energie. Tief drang der kalte Stahl in die Hand des Mönches ein, zerschnitt das Tacholytium des Psi-Amplifiers, Haut, Fleisch und Knochen. Doch wurde die gewaltige elektrische Entladung über die stählerne Klinge übertragen. Das Griffband um das Heft des Katanas konnte sie nicht aufhalten und fast ungebremst schlug sie in den Arm des Schatten ein, der in einem Aufschrei des Schmerzes die Klinge von sich schleuderte. Singend flog das blutbesudelte Schwert durch die Luft, bis es klappernd auf steinernem Boden im Dunkeln der Schatten landete.
Auf einmal stürzte das gesamte Geschehnis wieder auf Fistandantilus ein. So wie die Zeit still zu stehen geschienen hatte, so beschleunigte sie sich jetzt. Blut strömte aus der Wunde an seiner Hand und Tränen des Schmerzes wurden in seine Augen getrieben. In einer entfernten Ecke seines Bewusstseins lauerte die trügerische Umarmung der Ohnmacht. Noch entfernt, aber nicht so weit, dass sie ignoriert werden konnte.
In der Luft lag der süßliche Geruch verbrannten Fleisches. Mit einem Stöhnen richtete sich Fistandantilus auf. Seine Beine schienen als wollten sie ihm den Dienst verweigern, aber er schaffte es sich bis zu der schwarzen Gestalt am Boden vorzuschleppen.
Der rechte Arm stand in einem merkwürdigen Winkel vom Torso ab und Qualm steig von der verbrannten Haut auf, die mit dem schwarzen Stoff verschmolzen war.
Angewidert drehte sich Fistandantilus um und humpelte Richtung Straße, die blutende Hand gegen die Brust pressend.
Er sah den Angriff nicht kommen, nur ein leichtes Scharren auf dem Boden verriet die Bewegung in seinem Rücken. Als der heiße Schmerz durch seinen Rücken zuckte, gaben Fistandantilus’ Beine nach. Er fiel auf die Knie und brach schließlich in einem letzten Aufstöhnen zusammen.
Die dunkle Gestalt ragte über dem Körper auf und reinigte das Stilett mit der schlanken, 15 cm langen und geschwärzten Klinge an den Hosen seines Opfers. Der rechte Arm hing nutzlos an der Seite, doch das würden die MedTechs schon hinbekommen. Nachdem sie das Stilett in die Beinscheide hatte zurück gleiten lassen, zog sie sich den Helm vom Kopf.
Grayson atmete die kalte Luft der anbrechenden Nacht ein. Sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt, aber er fühlte Triumph, als er auf den noch zuckenden und stöhnenden Fistandantilus zu seinen Füßen blickte.
>>Jetzt gehört dein Bruder uns. Wirklich eine Schande, dass du von der Registrar erwischt wurdest.<<
Das gefühllose Lachen hallte in der Gasse wider, als Grayson in der Dunkelheit verschwand. Fistandantilus glitt dankbar in die warme Umarmung der Ohnmacht.

Fabse
13-04-07, 20:22
XX. Kapitel

Ein lauer Wind strich über die weiten Wastelands und bildete sanfte Wogen hohen Grases. Ein grünes Meer durch das sich der dunkle Streifen der Straße schlängelte. Über diesem Schauspiel stießen Vögel immer wieder herab, wie als wollten sie Möwen an den Küsten imitieren. Die letzten Strahlen der Sonne tauchten die Landschaft in eine warme Farbe. Sanft setze das erste Zirpen von Grillen ein.
>>Mein Gott, brauchen die lang.<<
Shadya schreckte auf, als Iras Worte sie aus ihren Gedanken rissen.
>>Lass' die Leitung für wichtige Sachen frei. Ich hab keine Ahnung, ob der Konvoi die Frequenzen scannt. Also..<<
>>Ach komm, Kleine. Willst du mir noch den letzten Spaß rauben? Ich hab' den Konvoi schon vor 'ner Ewigkeit gesehen und Dreck, seit dem isser kein Stück näher gekommen. 'Ne einzige riesige Staubwolke dahinten.<<
Frustriert schüttelte Shadya den Kopf. Auf so eine Situation wäre sie gern in der NCPD-Ausbildung vorbereitet worden, aber wie die Dinge nun mal lagen, musste sie eben ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Der Kommlink wurde plötzlich von einem lauten Zischen erfüllt.
>>Was in Rezas Namen ist jetzt schon wieder los?<<
Gedämpft und sehr leise antwortete Iras Stimme. >>Brauch' 'n wenig frische Luft. Hab' nur 'n Helm abgesetzt.<<
>>Du hast was?<< Shadya fiel die Kinnlade herab. So langsam kamen ihr ernsthafte Zweifel. Worauf hatte sie sich mit diesem Riesenbaby nur eingelassen? Hoffentlich würde sie in die richtige Richtung schießen. Sie verstärkte den Griff um ihre Tangend Commando VG 7.6 und atmete tief durch, bevor sie mit gepresster Stimme die Kommleitung wieder zum Leben erwachen lies.
>>Verdammt nochmal! Schwing' deinen Arsch in die Rüstung und mach dich bereit. Der Konvoi rückt an.<<
Leises Lachen antwortete und Shadya hätte liebend gern den Lauf ihres Gewehrs in Richtung Ira korrigiert.
>>Mach' dich locker Schwester. Bin ja schon wieder da. Zum Reza-Ärgern bin ich immer pünktlich. Auf geht’s! Heil dem Dome!<< Das anschließende Koyotengeheuel ließ die Leitung endgültig kollabieren. Shadya warf einen Blick auf ihre Herzfrequenzanzeige und bemerkte leicht erhöhte Stresswerte.
Wenn das hier was werden sollte, dann gebe ich Ira genau 10 Sekunden um zu verschwinden, bevor ich ihr eine Kugel hinterher jage.
Mit flinken Fingern wählte sie sich neu in das Kommunikationssystem ein.
>>Sorry. Kommt manchmal so durch.<< Shadya konnte Iras Grinsen vor ihrem Gesicht sehen. Aber jetzt war keine Zeit mehr um sich ablenken zu lassen. Das Objektiv ihres Präzisionsgewehrs zeigte ihr deutlich die sich nähernden Ziele. Die Kampfinstinkte übernahmen nun die Kontrolle.
>>2000 Meter abnehmend. GAZ 5 Minuten.<<
Die knappe Aussage weckte auch in Ira endlich die Professionalität. Sie überprüfte noch einmal ihre Position. Der Tank in der Camoflague Power Armor kauerte auf einem flachen Hügel ungefähr 300 Meter östlich der kleinen Schlucht, die als Falle diente. Sie hatte freies Schussfeld und freute sich bereits darauf den ersten Rhino-Panzer ihres Lebens auszuschalten. Sie hob den Lauf der Doom Beamer leicht an und justierte die Zielerfassung noch einmal nach. Vollständig aufgeladen, voll funktionstüchtig, bereit zu feuern. Ira bleckte die Zähne. Peng, und weg. Dreck, wenn das gut geht, dann gibt’s 'ne richtige Party.
Von ihrem Posten aus, konnte Ira Shadya nicht ausmachen. Sie lag ebenfalls in einer getarnten Rüstung auf einem Hügel zwischen hohem Gras. Sie war wesentlich näher am Konvoi als Ira und würde dem Troop Carrier in den Rücken fallen, die Falle zuschnappen lassen. Die Distanz von 500 Metern zur Schlucht konnte die Tangend Commando ohne Probleme überbrücken, doch momentan wies der mattschwarze Lauf gen Süden.
Ira warf einen Blick auf die Anzeige der geschätzten Ankuntszeit in ihrem Helmdisplay, als sie bei 2:00 angekommen war, strich sie sanft über die monströse Waffe. Enttäusch' mich ja nicht. Wir kennen uns schon 'ne Weile. Jetzt zählt's.
Der große Tank aktivierte mit einer Tastenkombination am Bedienpanel der Doom Beamer den Smartlink zu seinem Auge. Das Cyberimplantat verarbeitete Daten wie Distanz, Zielgröße und geschätzte Bewegung des Zieles wesentlich effektiver als das menschliche Gehirn und sandte diese Informationen über den Smartlink direkt zur Waffe, die über eine Feedbackkupplung den Träger unterbewusst das Tötungswerkzeug richtig ausrichten ließ. Eine Art intuitives Zielen. Dort wo man hinsah, zielte man auch.
Die Außenmikrofone ihres Helmes fingen das donnernde Stampfen der Dieselmotoren auf, die die schweren Fahrzeuge antrieben.
Unendlich langsam schob sich das Rhino durch die Enge der Schlucht. Iras Blick wanderte über den pockennarbigen Bug, dessen Ferrofibritpanzerung bereits so manche Ausbesserung erfahren hatte. Die Ketten walzten den schlammigen Weg entlang und warfen riesige Schlammfontänen auf. Es schien, als würde sich ein riesiges stählernes Monstrum im Dreck suhlen. Der Geschützturm schwenkte träge Richtung Osten gerade als der Panzer die markierte Stelle erreichte.
Iras gepanzerte Finger zog in dem Moment den Abzug der Doom Beamer durch, als ein heller Glockenton ihrer Helmlautsprecher sie warnte, dass die Sensoren des Rhinos sie erfasst hatten. Der hellblaue Blitz der RayGun-Ladung verließ den Lauf und schoss in Richtung Schlucht davon, doch Ira hatte keine Zeit ihr Werk zu begutachten.
Durch den Reflexbooster in ihrem Rückrat in ihrer Reaktion beschleunigt, ließ sich die Twilight Guardian in der Verlängerung des Waffenrückstoßes nach hinten fallen. Nur Zehntelsekunden später ionisierte ein künstlicher Blitzschlag aus dem Hauptgeschütz des Rhinos die Luft, wo eben noch die massige Gestalt des GenTanks stand. Der Sturz war alles andere als elegant und auch der Aufprall im sumpfigen Morast gehörte nicht zur Vorstellung der Hünin.
>>Ach so ein verfraggter Dreck! Es läuft aber auch gar nichts glatt! Shadya?<< Was ist denn jetzt schon wieder los? Sag' mir jetzt bitte nicht...Tastend fuhr Iras Hand über die Rückseite ihres Helms. Dort wo der kleine Kopf des Funkimpulsverstärkers sein sollte, waren nur noch dünne Drähte.
>>Dreck verdammter!<<
Wütend wischte Ira sich den Schlamm vom Visier, schulterte die Doom Beamer und stapfte vorsichtig den Hang hinauf.

Shadya lag im hohen Gras. Die Tangend Commando VG 7.6 lag fest in ihren Händen, das kühle Metall beruhigte sie. Wie eine schwarze Schlange war der Lauf durch das wogende Gras zu sehen. Ihre Wange lag auf dem Schulterstück des Gewehrs, der Lauf hob sich leicht im Takt ihrer Atmung. Durch das Zielfernrohr konnte sie den Konvoi beobachten, wie er langsam an ihrer Position vorbei Richtung Schlucht rollte. In ihrem Kopf ging sie immer wieder den Plan durch, alles hing von der ersten Aktion ab.
Ein starker Windstoß drückte die Halme um sie herum zu Boden, Shadya Alkir schloss die Augen und konzentrierte sich, wie sie es gelernt hatte. Ihre Atmung war ruhig, der Puls unmerklich oberhalb des Ruhestadiums. Ihr rechtes Auge öffnete sich, die Pupille fokussierte durch das Fernrohr hindurch das 500 Meter entfernte Ziel, den Troop Carrier Bordschützen. Gelangweilt hing dieser in der Geschützkupplung und beugte sich immer wieder nach unten zu den Insassen, als beantworte er Fragen. Während der gesamten Zeit verließ das Fadenkreuz nicht den kantigen Hinterkopf seines Helms. Shadya wartete auf den richtigen Augenblick. Als sich die GAZ der Null näherte, hielt sie den Atem an, jede Faser ihres Körpers angespannt. Ihr Finger legte sich um den Abzug und zog ihn 0,78 Zentimeter zurück bis sie Widerstand spürte.
Plötzlich ruckte der Bordschütze hoch und umfasste hektisch sein schweres MG, doch Shadyas Konzentration war nicht zu brechen. In exakt dem Moment da sie ihren Atem aus den Lungen entweichen ließ, krümmte sich ihr behandschuhter Finger um den Abzug. Der Abzugsstollen wurde ausgelöst und zog ihn aus der Raste im Schlagbolzen, die diesen festhielt. Die befreite Feder hinter den Schlagbolzen schob ihn vor. Der Schlagbolzen drückte die Zündnadel nach vorne, in den Abschluss der Patrone am Verschlussstück der Tanged Commando VG 7.6.
Die Zündnadel schlug genau dort auf die Patrone, wo das Zündhütchen angebracht war. In dessen Innern presste ein winziger Metallblock die Zündladung zusammen, bis dieses explodierte und die Treibladung entzündete. Seit der Bestätigung des Abzugs waren noch keine fünf hundertstel Sekunden verstrichen. In der Patrone befanden sich 7,69 Gramm eines hochexplosiven Treibmittels. Dieses entzündete sich augenblicklich und baute im Innern der Patrone einen Überdruck auf. Die Patrone verformte sich und der Druck suchte sich einen Ausweg. Der Leichteste war durch die Spitze der Patrone, die mit einer Kugel verschlossen war.
Der Druck schleuderte die Kugel aus der Patrone und ließ noch unverbranntes Treibmittel hinter ihr her in den Bauch der Waffe spritzen. Dort, in der glatten Kammer, hatte ein noch größerer Teil des Treibmittels Gelegenheit, abzubrennen und der Druck stieg noch weiter. Die Kugel schoss weiter in den Lauf und traf zum ersten Mal, seit sie aus der Patrone gedrückt worden war, auf Widerstand.
Der Lauf, in den die Kugel eindrang, war nach exakten Spezifikationen gefertigt und sein Durchmesser war 0,237 Millimeter kleiner als der Durchmesser der Kugel. Die sechs flachen Felder im Innern des Gewehrlaufes frästen die überstehenden 0,237 Millimeter aus der Kugel, so dass sie nur noch dort ihre ursprünglichen 1,27 Zentimeter Durchmesser behielt, wo diese in die sechs Züge passten, die sich in einer engen Spirale über die Innenseite des Laufes zogen. Diese Züge drehten die Kugel auf jeweils 16,61 Zentimetern einmal um die Längsachse und versetzten sie auf diese Weise in eine schnelle Rotation.
Diese Rotation garantierte eine stabile Flugbahn der Kugel. Hinzu kam, dass die Kugel mit einem kahnförmig gerundeten Hinterteil gegossen war. Ihr Ende lief nach hinten aus und war schmaler als der vordere Teil der Kugel. Das reduzierte den Luftwiderstand und machte die Kugel über längere Distanzen effektiver.
Hinter der Kugel dehnte sich das abbrennende Treibmittel weiter aus. Sein Feuer folgte ihr bis an die Gewehrmündung und darüber hinaus. Das Mündungsfeuer hatte eine Länge von nicht ganz 12 Zentimetern. Mehr als das wäre vor dem abendlichen Himmel der Wastelands leicht zu bemerken gewesen. Außerdem hätte es die Patrone als mangelhaft ausgewiesen, denn die aus der Mündung schlagende Flamme repräsentierte wirkungslos verpuffte Energie.
Die Kugel trat 0,0075 Sekunden nach Betätigung des Abzugs aus der Mündung. Ihre Austrittsgeschwindigkeit lag bei 868,68 Metern pro Sekunde. Da das Ziel nur 500 Meter entfernt war, erreichte es dieses in weniger als einer Sekunde. Durch die verkrampfte Haltung an dem schweren MG hatte der Schütze nicht die geringste Möglichkeit in den 0,61403 Sekunden Flugzeit zu reagieren.
Auf dem Flugweg verlor die Kugel durch die Luftreibung und Schwerkraft an Geschwindigkeit und Flughöhe. Der Zielcomputer der Waffe war darauf eingestellt, dies zu kompensieren.
Das kugelsichere Duranit des Helms war in der Lage die verbreitesten Projektile entweder abzuhalten oder zumindest abzulenken. Doch eine Kugel schweren Kalibers zertrümmert es, genauso wie Spezialmunition.
Als die panzerbrechende Kugel auf den Panzer traf, übertrug sie eine gewaltige Menge an kinetischer Energie. Das Kristallgitter des Duranits beulte sich soweit nach Innen aus, bis es überbeansprucht wurde und sich kegelförmig Haarrisse um den Aufschlagspunkt ausbreiteten. Diese Risse erfüllten den Zweck des Panzers: Sie verbrauchten die kinetische Energie der Kugel und hielt sie so erfolgreich auf. Das Blei der Kugel wurde an der Außenhaut des Helms plattgedrückt.
Der Wolframkern, um den die Kugel gegossen worden war, ließ sich jedoch nicht so leicht aufhalten. Die Metallnadel streifte ihre Hülle ab und schlug durch das geschwächte Duranit.
Kaum aufgehalten, bohrte sich das Geschoss durch die Kopfhaut, durchschlug den Schädelknochen, der als letzte lächerliche Schutzinstanz diente, und drang ins Innere des Gehirns vor.
Die Nadel und mitgezogene Schädelsplitter verwüsteten die empfindlichen Verbindungen von Synapsen und Soma. Jegliche bewusste Denkprozesse wurden zum Stillstand gebracht und die für Sinneswarnehmungen zuständigen Hirnabschnitte vernichtet. Nicht zuletzt ließ die Nadel den Blutkreislauf des Gehirns zusammenbrechen, so dass der Körper die Möglichkeit verlor, den Schaden wenigstens notdürftig zu reparieren.
Die Wolframnadel trat knapp unterhalb der rechten Augenhöhle aus dem Schädel aus. Ein dünner Strahl von Blut folgte ihr und verteilte sich wie feiner Nebel auf dem Lauf des schweren MGs. Die Wolframnadel bohrte sich in den Kragen der Geschützhalterung. Tot fiel der Bordschütze über seine Waffe.
Shadya repetierte und eine neue Patrone wurde an das Verschlussstück des Gewehrlaufs gelegt. Die leere Patronenhülse steckte sie in eine der Taschen ihres Kampfanzugs. Sie wollte nicht erkannt werden.

Während Ira sich näher mit der Bodenbeschaffenheit des Abhangs beschäftigte und der Bordschütze von einer unbekannten Position von einer Kugel durchbohrt wurde, hatte der Schuss aus der Doom Beamer von Ira eine Kettenreaktion ausgelöst. Das extrem instabile Plastit, das Shadya und Ira für ihre Falle verwendet hatten, reagierte auf den oberflächlichen Einschlag der RayGun-Ladung. Zwar traf diese nicht exakt die vorhergesehene Stelle, doch reichte die Erschütterung aus, um als übergroße Sprengkapsel zu fungieren. Die Energie übertrug sich auf die Teilchen im Sprengstoff, die augenblicklich auf beiden Seiten der Schlucht miteinander reagierten. In einer Tiefe von ungefähr einem halben Meter detonierte der Sprengstoff. Die Ummantelung des Plastits beulte sich aus, bis sie schließlic aufbrach und die Gewalt aus ihrem Inneren entließ. Die Explosion baute eine so starke Spannung im Fels auf, dass entlang von schwächeren Kalkschichten das Gestein abgesprengt wurde. Die Energie ließ ein riesiges Areal der Schluchtwände in die Luftwirbeln und befreite eine Nemesis, die auf den Panter herbaregnete. Tonnenschwere Felsbrocken fielen herab und begruben den Rhino Panzer unter sich. Messerscharfe Felskanten bohrten sich in die fleckige Panzerung und rissen in langen Streifen das Ferrofibrit herunter. Hilflos mussten die anderen Wachen des Kovois mitansehen, wie der Lauf der schweren Kanone von einem herabstürzenden Felsen einfach abgerissen wurde. Die Ferrofibritpanzerung hatte dieser Gewalt nichts entgegen zu setzen. Ein unglaubliches Dröhnen erfüllte die Wastelands, doch innerhalb von Sekunden war das gepanzerte Ungetüm begraben und nur der in der Luft hängende Staub kündete von dem eben Geschehenen. Die Schlucht war nun ein Hügel geworden, nichts zeugte mehr vom Untergang des Geleitschutzes des Konvois.

Angel-Eye
15-04-07, 15:39
(OOC: Ich bitte dich um eines.....schreib bitte weiter denn die geschichte ist einfach nur faszinirend und super geschrieben . Riesen Kompliment und Respekt.
Angel)

Fabse
01-05-07, 22:19
Dröhnend erwachte der Motor des Troop Carriers zum Leben. Steine spritzten in alle Richtungen als der Fahrer verzweifelt versuchte sein Fahrzeug aus der Gefahrenzone zu steuern. Das Heck des Carriers wurde herumgeschleudert und der Bug pflügte durch die weiche Erde einer kleinen Erhebung am Rand der Straße. Durch die Frontscheibe war der leicht gepanzerte Fahrer zu sehen, der sich so gut es ging hinter das Amaturenbrett duckte. Ein weiterer Hügel ließ die Vorderachse des Troop Carriers vom Boden abheben und sandte Erdbrocken in alle Richtungen. Die Fahrtrichtung des Troop Carriers wies von der Falle weg, Richtung Norden.
Kompromisslos feuerte der Dieselmotor und trieb das schwere Fahrzeug voran. Ein Zufall oder vielleicht auch Schicksal ließ es geschehen, dass in eben dieser Richtung einer der Fußtruppen des Konvois stand. Noch betäubt von der Explosion drehte der Gefreite langsam den Kopf, bis der herandonnernde Troop Carrier sein Sichtfeld erreichte. Wie ein urzeitliches Ungetüm, umgeben von Staubwolken und mit flammenden Augen, das Licht der Scheinwerfer, türmte es sich gewaltig vor dem kleinen Soldaten auf, dem in seiner Hilflosigkeit nur noch die Möglichkeit blieb den durch Hartplast geschützten Arm vor das Gesicht zu heben, die Augen hinter dem verdunkelten Visier vor Schreck weit aufgerissen. Der Schockzustand ließ ihn nicht den Aufprall stören, doch als auf der Kommunikationsleitung der City Admin der anhaltende Ton eines EKGs erklang, dass einen Herzstillstand feststellt, war das Schicksal der Wache klar. Ihr rechter Arm hatte sich in der Verkleidung des Fahrzeugs verfangen und der Körper, zerschunden und leblos, wurde mitgeschleift.

>>Scheiße!<< Shadya konnte mit Mühe ihre Wut unterdrücken. Sie konnte kaum ihren Augen trauen. Warum zum Teufel, klappt auch nie was? Sie sprang auf die Beine, warf sich die Tangend Commando über die Schulter, zurrte die Schultergurte fest und sprintete in Richtung ihres Hovertecs. Immer wieder drehte sie den Kopf nach der unübersehbaren Spur des Carriers. Irgendwo am Rand der umgepflügten Erde meinte sie eine widernatürlich verkrümmte Gestalt liegen zu sehen, aber das war uninteressant. Ebenso wie die beiden verbliebenen Wachen des Konvois, die noch immer am selben Ort standen wie zum Zeitpunkt des Schusses der Doom Beamer.
Shadyas lange Beine verkürzten die Distanz zu dem getarnten Hovertec. Ihre erhöhte Herzfrequenz und der flache Atem regten die Adrenalinpumpe in ihrem Körper an. Eine Flut des Stresshormons schoss durch die Blutbahnen und erhöhte ihre Leistungsfähigkeit.
Mit einem Sprung saß sie auf dem Hovertec und routiniert, wenn auch etwas zittrig von dem Sprint initialisierte sie die Startsequenz. Die Drehzahl der Turbinen wurde in die Höhe geschraubt und ein ohrenbetäubendes Singen erfüllte die Landschaft. Shadya zog den Helm über den Kopf und verband Kabel, die unterhalb des Sitzpolsters aus dem Hovertec liefen mit dem Kopfschutz. Die inneren Sensoren zeichneten ihre Biologischen Daten auf und sandten sie über die Kabelverbindung auf den Bildschirm des Hovertecs. Über den Touchscreen öffnete Shadya einen Kommlink zu Ira, bevor sie den Schubhebel bis zum Anschlag vor schob und den Motor aufheulen ließ. Das Gras wurde zu Boden gedrückt, als das Hovertec über die Landschaft fegte, Richtung Norden.
>>Ira?<< Die Lautstärke der Turbinen und Shadyas Aufregung ließen sie fast ins Mikro brüllen. >>Verdammt! Hörst du mich? Ira!<< Sie senkte den Blick auf die Anzeige des Hovertecs, Ira empfing das Signal, aber sie antwortete nicht. War ja klar. Egal, ich muss dem Carrier hinterher.

Ira stapfte in ihrer wuchtigen Vollrüstung den Hügel hinauf. Als sie über den Kamm blicken konnte, sah sie gerade noch, wie der vor Dreck starrende Troop Carrier einen der eigenen Männer überrollte.
Ja, spinnen die denn jetzt völlig? Was will… Dreck! Der haut ab! Iras Schritte beschleunigten sich, bis sie ganz auf dem Kamm stand. Sie legte die Doom Beamer an, der Smartlink ließ einen Datenstrom über ihre Iris laufen. Mit zusammengebissenen Zähnen wartete Ira auf die Bestätigung der Zielerfassung. Diesen Reza-Schoßhund, würde sie noch einen mitgeben!
Nur einen Augenblick bevor der Zielcomputer seine Aufgabe hätte erfüllen können, verließ der Carrier die effektive Reichweite ihrer Waffe. Ein Schrei der Frustration kämpfte sich aus Ira heraus, und ließ ihre eigenen Ohren klingeln. Die Wut kochte in ihr hoch und brach aus ihr heraus. Statt sich weiterhin um den verlorenen Carrier zu kümmern, senkte sie das Fadenkreuz über eine der Wachen, die nun endlich auf die Idee gekommen war zögerlich die Waffe zu heben, als der GenTank auf dem Hügel erschienen war. Dass Shadya über den Kommlink nach ihr rief, drang nicht durch den roten Nebel, der sich um Iras Verstand gelegt hatte. Das Adrenalin sang in ihren Ohren.
Ein kaltes Grinsen breitete sich aus, als ihr Finger den Abzug der Waffe zweimal kurz hintereinander durchzog.
Noch bevor sich die NCPD-Konvoiwache entschieden hatte, ob sie dem Fluchtreflex oder dem närrischen Mut folgen sollte, traf sie der erste künstliche Blitz. Wie von einer Riesenhand wurde sie zu Boden geschleudert. Kaum dämpfte die Vollrüstung den Einschlag des Schusses, noch den Aufprall auf einer der scharfkantigen Ferrofibritpanzerplatten des Rhinos. Ohne merklichen Widerstand schnitt das faserige Metall durch Panzerungen, Muskel- und Knochengewebe und amputierte das Bein.
Die zweite Entladung aus der Verheerung bringenden Waffe beendete die Existenz der Wache. Der blaue Blitz schlug kurz vor ihr in den Boden, die Energie aber schleuderte den Körper davon. Die RayGun-Ladung hatte sich auch in die Wache hineingefressen und innerhalb von Sekundenbruchteilen das Leben ausgebrannt. Regungslos blieb der City Admin wie eine weggeworfene Spielzeugpuppe liegen. In der Luft lag der süßliche Geruch von verbranntem Fleisch.
Mit Entsetzen hatte die letzte verbliebene Begleitung des Konvois das Ende ihres Kollegen mitangesehen. Der langsam auf sie zukommende Tank ließ jeden Gedanken an Kampf in Luft aufgehen. Die Frau warf ihre Archer Companion Rifle von sich und rannte um ihr Leben, nur weg von dem übermächtigen Gegner.
Doch Ira war nicht im Mindesten geneigt die letzte Überlebende so leicht davon kommen zu lassen. Sie war nach dem Abfeuern der beiden Ladungen langsam auf die letzte Gestalt zugegangen. Als diese wegrannte, ließ sich die Twilight Guardian auf ein Knie nieder, schulterte die Waffe und wartete darauf, dass ihr Zielcomputer seine Arbeit tat. Emotionslos schickte sie ein letztes Geschenk an die Flüchtende auf den Weg. Der Schuss traf sie im Rücken, hob sie vom Boden und schmetterte die NCPDlerin wieder auf die Erde, wo sie mit einem letzten Zucken liegenblieb.
Ira wandte sich von der Szenerie ab. Ihr Blick wanderte gen Norden, wo sie mit Überraschung feststellte, dass Shadya auf ihrem Hovertec der Spur des Troop Carriers folgte. Resigniert ließ sich Ira auf den Boden fallen, die Doom Beamer lag achtlos neben ihr. In ihrem Rücken, zeigte eine schwarze, ölige Wolke was eben geschehen war. Bald kamen die Aufräumtrupps. Es war Zeit zu verschwinden.

Fabse
02-05-07, 22:02
XXI. Kapitel

Leises Gemurmel füllte den hohen Raum der Crahn Kirche. Durch das dunkle Kirchenschiff fielen helle Lichtstrahlen durch das Emblem Crahns an der Stirnseite und zeichneten die Konturen des Zeichens der Gläubigen auf dem Boden nach. Die Sitzbänke waren spärlich besetzt mit den Jüngern Crahns. Mit gebeugten Köpfen und übergezogenen Kapuzen knieten sie nieder und suchten ihre Gedanken mit Ihm in Einklang zu bringen. Immer wieder murmelten sie dabei die heiligen Worte, welche von den Söhnen Crahns zur Gemeinde getragen worden sein sollten.
Unter den wenigen Mönchen der psionischen Kraft war auch Darth McKain. Lange saß er schon hier und starrte die Maserung des Holzes vor ihm an. Seine Gedanken waren zwar bei Ihm, aber nicht um zu beten, sondern um zu verstehen, was um ihn herum geschah. Er spürte, dass es eine Zeit der Umwälzung geben würde. Die bloße Existenz des Oktavariums bewies es.
Aber um welchen Preis? Bin ich gezwungen mich zwischen Loyalitäten zu entscheiden? Crahn hilf! Darth McKain war es klar, dass er seinen Bruder vor den Kopf gestoßen hatte. Noch einmal ihn auf Grayson anzusprechen war ein Fehler gewesen. Die Gedanken jagten sich selbst in seinem gemarterten Hirn. Selbst hier finde ich keine Ruhe zum … .
>>Brüder! Etwas Schreckliches ist passiert!<< Licht flutete in die Kirche, wie als wäre ein Damm gebrochen. Hallend drang die männliche Stimme durch das Schiff, doch selbst der verstärkende Effekt des Gemäuers konnte nicht das Zittern aus der Stimme des Sprechers verdrängen. Ob es Zorn, Angst oder Schrecken war, konnte Darth McKain nicht zuordnen. Doch ließ er den Kopf gesenkt, er wollte keine Störung.
>>Crahn, unser Vater! Ein abscheuliches Verbrechen wurde vor deinen Augen vollführt! Strafe sie! Brüder, ich rufe euch auf, übt Vergeltung!<< Zu dem immer lauter werdenden Rufen, das sich schon fast zu einem fanatischen Schreien gesteigert hatte, gesellte sich das Geräusch von auf den Boden knallender Stiefel. In langsamen Rhythmus schritt der Sprecher, den Darth McKain noch immer ignorieren wollte, den Mittelgang entlang. Die Kapuzen der Glaubensbrüder folgten ihm und warteten auf das Kommende. Nun hob auch Darth McKain den Kopf.
Der Sprecher war in eine blaue Robe gewandt. Ein langer geflochtener Zopf hing ihm bis auf den Rücken hinab, der Rest der Kopfbehaarung war abrasiert, ganz nach Vorbild der Registrar. Die linke Seite des Gesichts war ein Narbengeflecht, dass ich über den Hals bis unter den Kragen der Kleidung zog. Aber auch wenn das Gesicht verunstaltet war, eine Nase kaum vorhanden war und der Mund wie ein schräger Schnitt wirkte, die Augen brannten vor Eifer. Das helle Grün kündete von Glaube und Kraft. Sie wanderten über die Menge, versuchten jeden Glaubensbruder in Crahns geheiligten Hallen zu erfassen. Mit dem Verstummen seiner Stiefel legte sich bleierne Stille über die Gemeinde. Es schien als würde jeder den Atem anhalten und Darth McKain meinte gar, er könne den psionischen Energiefluss in den Leibern um ihn herum spüren.
Scharf zog der Redner die Luft ein. >>Unser Zirkel wurde geschwächt, meine Brüder!<<
Verwirrtes Murmeln antwortete ihm.
Bei Crahns heiliger Macht, was willst du? Doch Darth McKain brauchte nicht lange zu warten, denn da sich der Blaugewandte der Aufmerksamkeit nun absolut sicher war, besann er sich auf seine Botschaft.
>>Es ist ein Mord geschehen! Ein Bruder des Schwarzen Zirkels wurde hingestreckt. Möge Crahn ihm gnädig sein.<<
Die letzten Worte waren nur noch geflüstert. Mit entrücktem Blick stand der Redner vor dem Altar. Niemand wagte ein Glied zu rühren, doch wie auf ein geheimes Zeichen brach Tumult los. Wutgeschrei mischte sich mit Trauer, die entsetzten Mönche sprangen auf, wetterten mit ihren Fäusten gegen unsichtbare Gegner. Crahn wurde hinabgerufen den Heiden hinzurichten. Racheschwüre brandeten um den Redner, der die Menge anfeuerte und mit seiner eigenen Stimme unterstützte. Doch die Menge wollte mehr wissen.
>>Wer ist es? Wer wurde von uns genommen?<< Erschalle es aus allen Ecken des Kirchenschiffs. Vereinzelte Unruheherde unter den Mönchen wurden beruhigt, als der Redner die Arme hob. Traurig blickte er von einem Gesicht zum anderen, das Fackellicht der Halle umspielte seine Narben und ließ die Haut fast wie ein eigenständiges Lebewesen erscheinen.
Darth McKain, der wie wenige andere ruhig geblieben war, hatte sich erhoben, als Ruhe einkehrte. Seine Hände verkrampften sich um das Holz der Sitzbank vor ihm bis die Knöchel weiß hervortraten. Leicht nach vorne gebeugt, hing er an den Lippen des Redners.
Vater, bitte lass es nur einen meiner dunklen Gedanken sein! Fistandantilus kann es nicht sein. Er blieb aus Wut der Morgenmesse fern! Er wollte mich nicht sehen. Crahn, ich diene dir, seit ich denke, lass es nicht geschehen sein! Höre auf mich! Bitte … .
>>Der Bruder, welcher heimtückisch von uns genommen wurde, ist Fistandantilus, Mönch des Schwarzen Zirkels.<<
Ein Schrei fuhr durch die stille Menge.

Fabse
11-06-07, 16:31
Wie eine Welle schlugen die Emotionen über Darth McKain zusammen. Das Licht vor seinen Augen wurde immer dunkler, seine Kopf schien wie in Watte gehüllt, so spürte er seinen Schwanken nicht und fühlte auch nicht den Schmerz des Aufpralls oder war sich der verschreckten Gesichter, die ihn anstarrten, bewusst. Die letzen Stränge zur Realität rissen und der junge Mönch glitt in die dunkle Umarmung der Ohnmacht.

>>Crahn, Mein Herr, segne diesen demütigen Diener. Schenke ihm Kraft in der Dunkelheit des Unglaubens und erstarke ihn, auf dass er Dir dienen möge … .<< Ein alter Mann kniete vor einem kleinen Räucheraltar in einem Hinterzimmer der Hallen Crahns. Seine mageren Schultern waren umhüllt von groben, braunen Stoff. Die schlohweißen Haare fielen in geordneten Bahnen in das faltige Gesicht. Gebeugt murmelte seine sonore Stimme das Gebet, die Augen geschlossen.
Stöhnend richtete sich Darth McKain auf. Sein Kopf schmerzte, als hätte ihn eine psionische Rückkopplung niedergestreckt. Das Licht in dem kleinen Hinterraum war diffus und schummrig. Nacken reibend warf er die Beine von der Medi-Station auf den steinernen Fußboden. Das Auftreffen der Stiefelsohlen ließ den alten Mann aufhorchen. Langsam erhob sich der Ergraute und blickte Darth McKain freundlich an.
>>Crahn zum Gruße, Bruder des Schwarzen Zirkels.<<
>>Auch Dir Crahn zum Gruße. Was mache ich hier?<<
Die Falten auf dem alten Gesicht formten ein trauriges Lächeln.
>>Du bist in Ohnmacht gefallen. Die Nachricht von Bruder Telron scheint dich sehr mitgenommen zu haben.<<
Wie eine heiße Klinge fuhr der Schmerz Darth McKain durch die Eingeweide. Sein Bruder war tot! Er schloss die Augen, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, zu ignorieren. Doch vergeblich. So schnell die Trauer kam, so schnell wandte sie sich in Zorn. Darth McKains Fäuste schlossen sich und gruben seine Nägel ins Fleisch, seine Brust hob sich stoßweise, die Kiefermuskulatur war angespannt. Beherrsche dich! Crahn steh mir bei!
Der Alte wich erschrocken vor Darth McKain zurück, als er dessen Reaktion sah. Die Wut schien den Mönch des schwarzen Zirkels nicht mehr verlassen zu wollen. Die Luft schien zu knistern, was nicht einmal ungewöhnlich schien, beachtete man das immense psionische Potential des jungen Mannes.
Darth McKain atmete tief ein und ließ die Luft wieder entweichen. Er zwang sich die Fäuste zu öffnen, gleichsam mit seinen Augen.
>>Sage mir, Alter, wie ist mein Bruder zu Crahn gefahren?<< Die Worte waren härter gesprochen als beabsichtigt, doch war Darth McKain zu sehr Sklave seiner Gefühle, als dass er dieser Unwichtigkeit Aufmerksamkeit zollen konnte.
>>Ich weiß es nicht. Ich wusste noch nicht einmal, dass ein Bruder tot sit. Glaubt mir, bei Crahn. Sucht am besten die Registrar auf, sie wird Euch sicherlich helfen.<<
Furchtsam blickte die braune Kutte zu Darth McKain, der noch immer hoch aufgerichtet im Raum stand. Verwirrt sah er, wie sich das Gesicht des schwarzen Mönches zu einem Grinsen verzog.
>>Ich danke Dir. Du hast Recht, die Registrar hilft gern. Crahn mit Dir.<< Darth McKain drehte sich auf dem Absatz herum und verließe den Raum in Richtung der Gemächer der Registrar. Die Trauer würde er zurückhalten, bis er wusste was vorgefallen war, bis ihm der Tod seines Glaubensbruders und Gefährten vollends bewusst geworden war.

Zufrieden räkelte sich Tanto Baughman in ihrem hohen Lehnsessel. Die leichten Fältchen um ihre Mundwinkel deuteten ein Lächeln an, die Augen blitzten freudig. Besser hätte es gar nicht von Statten gehen können! Fistandantilus war tot, und dies nicht einmal durch ihre, wenn auch indirekt geleitete, Hand. Fast ein wenig enttäuschend, dass ein Dritter ihr die Arbeit abnehmen musste, aber nur fast. Ein leises Lachen entfloh der Kehle der Registrar. Sie würde die Säzision aufhalten. Der Glaube an den Einen würde nur noch mit Ihrem Segen geschehen! Jawohl, Crahn würde unter Ihr stehen, durch Sie gelenkt werden, zum Besseren. Die Pest, die sich schimpfte nach dem wahren Kodex des Crahn zu leben, eben dieser Fistandantilus und Darth McKain, würde ihr Werk der starken Kirche nicht gefährden. Blieb also noch Darth McKain…
Ein Klopfen an die schwere Holztür ihres Gemaches ließ die Registrar aus den Gedankn aufschrecken. Der kleine Monitor, der in ihren Schreibtisch eingelassen war, zeigte ihr das Bild von Darth Mckain, der mit ausdruckslosem Gesicht in die Kamera des Türspions starrte. Fast musste Tanto laut los lachen. Was für eine Ironie! Mit der Rechten fuhr sie sich über das Gesicht, um das Grinsen davon zu wischen, bevor sie eine bemitleidende Miene aufsetzte und Darth McKain hereinbat.
>>Ehre Crahn und Euch Registrar!<< Festen Schrittes kam Darth McKain in den Raum gelaufen und neigte kurz den Kopf als Zeichen der Begrüßung. Die Registrar war verärgert ob dieses Etikettenbruchs, ließ sich aber nach außen hin nichts anmerken. Darth McKain würde ohnehin nicht mehr oft hier erscheinen und sich verbeugen können.
>>Ehre Crahn. Bruder Darth McKain, ich glaube zu wissen, was Dich zu mir führt. Ich möchte dir mein Beileid aussprechen. Die gesamte Gemeinde trauert um den Gefallenen und auch wenn dein Schmerz vielleicht der größte sein mag, Crahn wird Dir Rückhalt geben und Dir helfen. Auch wird er sich um unseren Bruder Fistandantilus kümmern, dessen bin ich mir sicher.<< Die Registrar sah aufrichtig trauernd aus und schien als hätte der Tod Fistandantilus’ eine Last auf ihre Schultern geladen.
>>Ich danke Euch. Eure Anteilnahme ehrt mich und den Tod meines Bruders.<< Ein leichtes Zucken lief durch Darth McKains Körper, als er das Wort „Tod“ in seinem Mund formte. Das langsame Nicken der Registrar forderte den trauernden Mönch auf weiter zu sprechen. Sie widmete ihm ihre gesamte Aufmerksamkeit. Leise prasselten Tropfen gegen das Fenster des Zimmers, in das Crahns Zeichen eingearbeitet war.
>>Registrar, ich möchte Euch bitten, mir mitzuteilen, wie Fistandantilus … gefallen ist. Ich … ich möchte die Umstände seines Todes erfahren.<< Der Schmerz Darth McKains regte in der Registrar Mitleid. Du bist wahrlich loyal, eine herausragende Eigenschaft. Glaube mir es wird besser für dich sein in die Arme Crahns zu wandern. Ich sehe dich auch als einen meiner Jünger und ich will das Beste für dich. Ich werde dich erlösen. Es ist besser, denn du gefährdest das Neue, Große, auch wenn du es nicht willst.
>>Sicher Bruder. Doch muss ich gestehen, dass ich selbst auch nicht viel darüber weiß. Aber das, was mir zugetragen wurde, will ich dir gern berichten. Noch vor der Morgenmesse war Bruder Telron auf dem Weg zu einem Yo’s Pawn Shop. Er durchquerte dabei eine kleine Seitengasse, in der er eine Gestalt in Robe liegen sah. Es war dein Bruder. Der Boden, auf dem Fistandantilus lag, war von seinem eigenen Blut getränkt und sein geschundener Körper wies eine tödliche Stichwunde auf. Das ist das einzige, was wir erfahren haben. Es tut mir Leid, Dir nicht mehr sagen zu können.<< Tanto ließ den Kopf hängen, was den Inhalt ihrer Worte noch verstärkte. Darth McKain stand noch immer vor ihrem Schreibtisch und rang mit seiner Trauer. Die Beherrschung siegte und mit festem Blick, sah er Tanto an.
>>Was ist mit seinem Genmaterial? Warum konnte kein GenRep einen Klon kreieren?<<
Für einen kurzen Moment weiteten sich die Augen Tantos in Überraschung. Mit dieser Frage hatte Tanto nicht gerechnet. Es entstand ein kurzer Moment des Schweigens, in dem Darth McKain seine Registrar unverwandt anstarrte. Die Luft schien immer dicker zu werden, bis Tanto Baughman schließlich einen Gedanken als rettenden Strohhalm ergriff.
>>Großteile unseres Genspeichers wurden durch einen hinterhältigen Hacker Angriff des Proto Pharm Konzerns gelöscht. Sie nutzten den Neustart unserer Datenbank aus, um einen Virus einzuschleusen. Wir haben bereits das meiste Fehlende wieder hergestellt, doch für deinen Bruder kommt es zu spät. Möge Crahn ihm gnädig sein und Proto Pharm richten!<<
Scharf zog Darth McKain die Luft ein, damit war alle Hoffnung zerstört. Bevor die Registrar noch ein Wort sagen konnte, verließ der schwarze Mönch den Raum und durchquerte das lange Schiff der Kirche. Als er die Hallen Crahns verließ, hatte ihn die Trauer übermannt. Auf seinem Gesicht vermengten sich seine heißen Tränen mit den kühlen Regentropfen.

Fabse
20-08-07, 11:57
XXII. Kapitel

>>Code Rot 3! Code Rot 3! Verdammte Scheiße, hört mich überhaupt irgendjemand? Leutnant Fergusson?<< Aus schierer Wut brüllte Schütze Fensil Graham in das tote Funkgerät. Das war nun wirklich nicht seine Aufgabe! Normalerweise hätte sich Lokham darum kümmern müssen. Dass Lokham inzwischen tot war, interessierte Graham dabei kaum. Er wusste nur, dass er weg musste, weit weg. So gut es ging versuchte er den Troop Carrier ruhig zu halten und den gröbsten Unebenheiten der Steppe, durch die er sein Gefährt jagte, auszuweichen.
>>Scheiße, Scheiße, Scheiße!<< Immer wieder murmelte Graham durch zusammengebissene Zähne diese Worte, als könnte er damit eine sichere Zuflucht heraufbeschwören. Nicht nur, dass ich der einzige bin, der diesen Dreck überlebt hat. Nein! Ich muss auch noch im verdammt noch mal ältesten Carrier von ganz Neocron sitzen und durch die Wastelands brettern. Er hatte gerade diesen gedanken beendet, als eine unerwartete Erschütterung seinen Kopf gegen den Monitor knapp über ihm schlagen ließ. Der Helm bewahrte Graham vor eine Verletzung, Schmerzen verspürte er dennoch. Mir reichts! Ich hab kein Bock mehr, ich sollte … Das Rauschen des Funkgeräts riss ihn aus dem Selbstmitleid, dass Graham mit bewundernswertem Einsatz auch während der holprigen Fahrt aufrechterhielt.
>>Schütze Fensil Graham..<< Rauschen,>>…ot 3 bestätigt. Fahren sie nach Crest Vil…<< Rauschen, >>..erwartet Sie Verstärkung…<< Mit einem letzten Aufbäumen, das die Trommelfelle des Schützen stark strapazierte, gab das Funkgerät den Geist auf.
>>Crest Village, na super! Wenn diese Verrückten mich nicht bekommen, dann irgendwelche Mutanten,<< murmelte er vor sich hin. Graham legte beide Hände ans Steuer und atmete tief durch. Läuft schon, Fensil, du kommst durch! Mit einem Blick auf die Daten über den Zustand des Fahrzeuges, sowie des Passagiers, verzog Graham das Gesicht zu einer Grimasse. Lange würde der Troop Carrier das nicht mitmachen. Crest Village war nicht weit, aber es würde schon reichen, dass ein größeres Tier oder ein Trupp Mutanten Interesse an dem Fahrzeug zeigten, damit die alte Schrottkiste unter seinem Hintern zusammenbrach. Glücklicherweise war der Zustand des Gefangenen stabil, auch wenn es so schien, als ob dieser kurz davor stand aufzuwachen.
Was soll’s? Man kann auch nicht alles haben. Wenigstens zeigt das Radar nichts an. Glück gehabt
Shadya blickte auf die Armaturen ihres Hovertecs, der Radarschirm zeigte deutlich, dass sich die Distanz zum Zielobjekt verkürzte. Nicht dass sie eine Peilung für den Carrier gebraucht hätte, seine Spur war mehr als deutlich, aber Shadya hatte gelernt sich immer doppelt abzusichern. Deswegen auch der neue Tarnfeldgenerator, der sich als kleiner Kasten hinter ihrem Rücken erhob.
Ich sehe dich, Kleiner, aber du mich nicht. So kann’s gehen, bete schon mal! Die schlanke Frau duckte sich noch ein bisschen tiefer hinter die kleine Schutzscheibe. Mit halsbrecherischem Tempo schwebte sie über die unebene Landschaft, vorbei an trägen Dromherden, die sich nicht einmal die Mühe machten den Kopf zu heben und hinter diesem seltsamen Etwas hinterher zu blicken, das ihre Ruhe störte. Deutlich spürte Shadya das Gewicht ihres Präzisionsgewehrs auf dem Rücken und verfluchte die Schwerfälligkeit der Waffe. Wenn sie erst auf Schussweite an den Carrier heran war, würde die Commando ihr nicht viel helfen. Blieb nur die Wasteland Eagel, die im Holster an ihrem rechten Oberschenkel steckte. Eine leichte Pistole, die als Standardbewaffnung jedes NCPD-Beamten galt. Shadya mochte sie nicht. Seit jeher hatte sie sich auf langläufige Waffen spezialisiert. Dies sollte sich nun rächen. Natürlich konnte sie mit der Eagel umgehen, das war immerhin Pflicht, aber wesentlich lieber hätte sie jetzt ihr ’Stabber’ Pulslasersturmgewehr gehabt. Nun gut, man musste es nehmen wie es kam.
Die Landschaft wandelte sich. Das wellenartige Gelände um Jericko Fortress ging immer weiter zurück und öffnete sich der Weite der Steppe. Die Sonne war gerade hinter dem westlichen Horizont verschwunden und tauchte das ebene Land in ein diffuses Licht. Aber das alles war Shadya egal. In ihr war der Jagdinstinkt erwacht. Ständig näherte sie sich dem behäbigen Troop Carrier, der über die Erde donnerte und eine breite Schneise hinter sich ließ. Wo will der überhaupt hin? Der Blick auf den digitalen Kompass offenbarte, dass die Jagd direkt nach Norden verlief, Richtung … >>Crest Village! So ist das also. Kleiner Häuserkampf gefällig? So hab’ ich das gern.<< Mit einem wölfischen Grinsen legte Shadya das Hovertec leicht in die Kurve, einer Bodenerhebung ausweichend.
Ein kurzes Aussetzen des Dieselmotors ließ Graham aufhören. Crest war nicht mehr weit, noch ein kurzes Stück und doch kroch ein Anflug von Panik aus den Tiefen seiner Eingeweide und legte sich wie eine kalte Klaue um seine Magengegend. Da war es schon wieder. Der Motor spinnt! Das ist nicht fair! Verdammt, jetzt mach schon, alte Scheißkiste. Wieder ein Aussetzer, diesmal so deutlich, dass der ganze Troop Carrier kurz ruckte. Schweiß stand dem Schützen auf der Stirn. Komm schon! Sein hektischer Blick glitt über die digitalen Anzeigen auf dem Armaturenbrett. Der Tank war noch gut zur Hälfte gefüllt. Getriebe in Ordnung, Motor lief. Was hat er denn? Fensil Graham rief mit fahrigen Bewegungen alle Daten ab, die er bekommen konnte. Unwichtige digitale Anzeigen, die Panzerungszustand, Munitionsbestände und Ladungskapazität angaben, liefen über seinen Primärbildschirm. Endlich sah Graham, was ihm solche Probleme bereitete.

…Munitionsbestnad 99,78%
…Ladunksapazität 100,00%
…Status Vergaser: blockiert

>>Scheiße!<<, schrie Graham und schlug gegen den Bildschirm, der den Angriff unbeeindruckt über sich ergehen ließ und weiterhin die unheilschwangere Nachricht verkündete. Und was mach’ ich jetzt? Ich will nicht in diesem Ding krepieren, und zu fuß ist nicht. Crest Village war nun in der Ferne schon erkennbar, eine lose Ansammlung von Ziegelsteinbauten, die früher wohl einmal bewohnbar gewesen waren. Jetzt war das ganze Dorf verwahrlost, die Natur hatte bereits begonnen es zurückzuerobern. Die Mauern waren teilweise gesprengt durch die Wurzeln starker Bäume und unaufhaltsamen Kletterpflanzen. Die verrosteten Reste von Maschendrahtzaun hingen an alten Eisenstangen. Lose Fensterläden schlugen im Takt des Windes gegen leere Fensteröffnungen, die wie die Augenhöhlen eines Totenschädels wirkten. Hier und da war das Dach eines Hauses eingestürzt, das Mauerwerk lag überall herum, noch immer dort, wo es beim Einsturz hingefallen war. Es interessierte niemanden. Nur die Straße, wenn man einen Feldweg mit diesem begriff ehren wollte, war einigermaßen frei vom Schutt des Verfalls. In den dunklen Hauseingängen saßen Schatten um kleine Feuer. Der ranzige Geruch von Exkrementen lag in der Luft. Mutanten, einzige Bewohner dieser verlassen Stätte. Dort wollte Schütze Fensil Graham hin. Und verdammt sollte er sein, wenn er es nicht schaffte.
Immer mehr Aussetzer schüttelten ihn durch, der Motor war kurz davor aufzugeben, als Fensil den Schaden in Augenschein nahm. Er leitete das Bild der rückwärtigen Kamera auf seinen Sekundärschirm. Ein großer Felsbrocken verschloss die Vergaseröffnung. Nur kleine schwarze Rauchwölkchen krochen am Rande des Felsens nach oben und wurden seltsam braun.
Moment mal… Grahams Augen näherten sich dem Bildschirm. Tatsächlich schienen sich die schwarzen Dieselwolken in braune Abgase zu verwandeln. Das kann doch nicht sein. Graham musterte das braune Etwas noch einmal genauer und meinte nun einen kleinen Punkt darin erkennen zu können. Er wurde aschfahl im Gesicht, der Punkt wurde größer, das Motoraussetzen häufiger. Mit einem lauten Piepsen schlug das Radar plötzlich an.
Ein kreischender Signalton bohrte sich unaufhaltsam in Shadyas Gehörgang. Genervt riss sie ihren Blick von dem Troop Carrier los, der nun endlich auf Sichtweite heran war, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die kleine rot blinkende Meldung auf ihrer Anzeige.

…Energiestatus Tarnfeldgenerator kritisch. Betrieb wird eingestellt.

>>Was zum…?<< Shadyas Kopf ruckte herum. Über die Schulter musterte sie den grauen Kasten hinter ihr, der für den Erfolg einer sauberen Aktion garantieren sollte. Stattdessen sprang das leuchtend grüne Licht, das die Bereitschaft des Geräts anzeigte, auf rot um.
>>Das soll wohl ’n Witz sein? Du Drecksding kannst doch nicht einfach aufhören zu arbeiten!<< Eine Spur von Unsicherheit zuckte durch Shadyas Wahrnehmung. Sie war entdeckt, das war sicher. Bald würden die ersten NCPD-Fahrzeuge in Neocron starten. Sollte sie sich erst mit Ira treffen? Sich zurückziehen? Und Faustus da drin lassen? Nein! Sie wollte diesen Gedanken nicht denken und doch drängte er sich ihr geradezu auf. War sie für Faustus hier oder für objektive Gerechtigkeit? Doch bevor sie sich noch weiter ablenken ließ, schüttelte Shadya leicht den Kopf. >>Gerechtigkeit natürlich!<<, murmelte sie. Keine Ablenkungen mehr! Ich hab ihn fast.

ArthurDent2k
20-08-07, 16:49
[nice nice, schön geschrieben]

Fabse
24-08-07, 00:45
Der Troop Carrier war nur noch wenige hundert Meter entfernt. Shadya brachte ihr Hovertec auf einen parallelen Kurs zu ihrem Ziel und verfluchte ein weiteres Mal den Umstand, dass sie kein Sturmgewehr oder zumindest einen Karabiner bei sich hatte. Die Grasebene raste unter ihren Füßen entlang, als sie sich immer weiter dem Carrier näherte. Manche Panzerplatten hingen lose an dem Fahrzeug und schlugen immer wieder leicht gegen das Chassis, an mehreren Stellen war das Ferrorfibrit stark eingedellt. Dem Heck konnte man allerdings den Schaden am deutlichsten ansehen. Ein riesiger Felsbrocken hatte sich tief in den Carrier gegraben.
>>Fahr’, du Scheißkarre! Fahr’!<< Immer wieder schlug Graham gegen das Steuer. Die Panik hatte schon lange von ihm Besitz ergriffen und er wusste nicht, ob der salzige Geschmack in seinem Mund von Schweiß oder von Verzweiflungstränen her rührte. Der Troop Carrier war immer langsamer geworden. Graham wollte es nicht wahr haben. Es war nicht mehr weit bis zum Dorf, es musste doch eine Möglichkeit geben!
>>Das Ding hat Tonnen an Panzerung, kugelsichere Reifen, ’n schweres MG und ’nen Schnorchel für Wasser und was weiß ich noch alles, aber das bringt alles nichts!<<, Grahams Stimme wurde hysterisch, überschlug sich. Entweder er fand eine Lösung, für ein unlösbares Problem, oder er konnte genauso gut aussteigen und laufen. Grahams Kopf ruckte nach oben, ein Gedanke schoss ihm immer wieder durch den Kopf. Der Schnorchel! Ein Lachen fand seinen Weg aus Grahams Mund. >>Der Schnorchel! Der Schnorchel!<< Graham steigerte sich in eine Art Singsang, während er mit der linken Hand über den Touchscreen die Befehle an den Bordcomputer eingab. Der Weg zum Primärvergaser schloss sich, und das Ventil zum Schnorchel wurde geöffnet. Sofort lief der Motor ruhiger, die gewohnten schwarzen Abgasschwaden zogen hinter dem Carrier her. Graham trat das Gaspedal voll durch, während er tief durchatmete. Das Gewicht auf seiner Brust war verschwunden.
Shadya war so nahe an den Troop Carrier, dass sie schon fast die Seriennummer erkennen konnte, als dieser plötzlich beschleunigte. Der Abstand begann sich wieder zu vergrößern, bis sie ihre Verwirrung abgeschüttelt hatte und den Schubhebel in die vorderste Position einrasten ließ. Leicht wurde sie in die Sitzpolster gedrückt, als das Hovertec wieder auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigte. Ihre Hände waren um die Steuergriffe gekrallt, ihr Puls war erhöht. Das letzte Aufbäumen vor dem Ende. Shadyas Rechte wanderte zur Hüfte. Noch einmal versicherte sie sich, dass dort im Holster noch immer die Wasteland Eagel steckte. Ganz darauf verzichten, wollte sie doch nicht.
Mit besorgtem Blick sah Graham auf die Temperaturanzeige des Motors. Langsam kletterte sie in den roten Bereich. Gleichzeitig mit der Abgasumleitung auf den Schnorchel lieferte der Motor auch mehr Leistung, was eine höhere Temperatur zur Folge hatte. Normalerweise stellte das kein Problem dar, denn der Antrieb konnte von dem den Carrier umgebenden Wasser gekühlt werden. Nur hier gab es kein Wasser, keine Kühlung. Grahams Blick wanderte zwischen den nahen Häusern von Crest Village und der Temperaturanzeige hin und her. Er konnte es schaffen.
Shadya war nur noch wenige Meter von dem grau gefleckten Fahrzeug entfernt. Hätte ihr Helm keinen Luftfilter gehabt, so wäre sie wahrscheinlich schon an den Abgasen gestorben, die sie umgaben. Ihre Kiefermuskulatur war verkrampft, jede Faser angespannt. Gleich, gleich… Die Nahortung sprang an. Die Smartverbindung projizierte mehrere humanoide Schemen rötlich auf ihr Helmvisier. Bevor sie richtig wusste, was geschah, zuckte ein grüner Plasmablitz knapp an ihr vorbei.
Graham ignorierte die Plasmaschüsse. Er hoffte, dass sie nicht ihm galten und falls doch, so würde das letztendlich auch keinen Unterschied mehr machen. Der Motor war kurz davor zu überhitzen. Seine Arme schmerzten, verkrampft klammerten sich seine Hände an das Steuer, die Muskeln bis zum zerreißen gespannt. Mit einem ohrenbetäubenden Stampfen und Husten feuerte der Dieselmotor unerbärmlich und trieb Graham seinem Ziel entgegen
Die Häuser waren nicht mehr als hundert Meter entfernt. Das Feindfeuer wurde immer dichter. Ihrem Instinkt folgend zog Shadya den Schubhebel zurück, drehte ab und ging hinter einer Bodenerhebung kurz vor dem ersten Haus in Deckung. Aus den Augenwinkeln sah sie wie das massige Fahrzeug, dass sie verfolgt hatte, zwischen den Häusern hindurchdonnerte. Shadya fuhr die Triebwerke des Hovertecs herunter. Dann eben zu Fuß. Als das Dröhnen der Turbinen verloschen war, herrschte absolute Stille.
Shadya schwang sich von ihrem Gefährt und zog die Wasteland Eagel.
>>Er hat also auch Halt gemacht. Umso besser! Jetzt gehört er mir.<< Shadya schlich langsam den Hügel hinauf, die verringerte Reichweite der Nahortung ihres Anzugs verfluchend. Ihre schwarze Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht, die nun endgültig hereingebrochen war. Nur mit Hilfe ihres Restlichtverstärkers konnte sie noch etwas erkennen. Vor ihr lag Crest Village.

Müdigkeit ließ ihre Augenlider tonnenschwer erscheinen. Den Kopf hatte sie auf einen Arm abgestützt, die Finger trommelten gelangweilt auf der rasierten Kopfhaut. Der Helm ihrer Power Armor lag zu ihren Füßen. Überall klebte der nun harte Lehm an der Power Armor und ließ die große Kriegerin wie ein Sumpflebewesen erscheinen. Ira gähnte herzhaft, dass ihr Kiefergelenk knackte. Träge ließ sie den Kopf pendeln und riss einzelne Grasbüschel zu ihren Füßen aus. Eine Weile hielt sie die Halme in der gepanzerten Hand, dann öffnete sie die Faust und der Wind erfasste die ausgerissenen Pflanzen.
Ihr Blick wanderte nach Süden, wo noch undeutlich eine ölig schwarze Wolke gegen den dunkelgrauen Abendhimmerl erkennbar war. Ira seufzte. Nach dem Überfall hatte sie ihre Waffe gepackt und war im Laufschritt Richtung Norden marschiert. Ihr Bedarf an NCPD Gardetruppen war für heute gedeckt und dass der Langstreckenkommunikator ihres Helms außer Betrieb war, sorgte auch nicht grade für Iras gute Laune. Gereizt trat sie gegen den Helm zu ihren Füßen, der daraufhin eine kleine Böschung hinabrollte. Einen heftigen Fluch ausstoßend, der sich wohl weniger auf das Wegrollen des Helmes, als vielmehr auf den Misserfolg des Überfalls bezog, stand Ira langsam auf und lief ihrem Helm hinterher.
Was wohl die Kleine jetzt treibt? Hoff’ ma die packt das alles. Ein Grinsen huschte über Iras Gesicht bei dem Gedanken an Shadya. Sie wischte sich den herabhängenden Irokesen aus den Augen und bückte sich nach dem Helm, der in einer schlammigen Pfütze gelandet war. Typisch. Is’ ja nur ’ne dreckige TGlerin, die kann auch mit dem Hals in der scheiße stecken. Ein raues Lachen bahnte sich seinen Weg aus der kehle des GenTanks. Ich frag’ mich wirklich, ob Shadya dieses Arschloch bekommt. Kann ja wohl nicht sein, dass die ganze Sache für nix war. Notdürftig hatte Ira ihren schweren Helm vom Schlamm befreit. Mit einem Gesichtsausdruck, als wäre ein Tier in ihr Nase verendet, zog sie die Duranitplatten und feine Sensorik über den Kopf und ließ die Verschlüsse am Kragen zuschnappen. Leise zischte die Druckausgleichsluft in ihren Ohren, während der nun wieder komplette Anzug das Diagnoseprogramm lud.
Das hohe Gras der hügeligen Landschaft wogte um Iras Beine, als sie sich wieder gen Norden wandte. Die schwere Doom Beamer auf dem Rücken pendelte träge hin und her, während der große Tank in einen leichten Laufschritt verfiel. Ira wollte so schnell es gin nach Jericko Fortress und den GenReplikator dort benutzen. Sie hatte keine Ahnung wie nah die Truppen Neocrons waren. Und ich will es eigentlich auch nicht ’rausfinden.

Fledermäuse zogen ihre Bahnen um die Häuser von Crest Village, immer wieder spitze Schreie ausstoßend. Mit der Nacht war auch die Kälte gekommen. Sie kroch zwischen den alten Gemäuern entlang und in die Glieder der wenigen Lebewesen, die sich zu dieser Tageszeit dort aufhielten. Aus den Atemschlitzen ihres Visierhelms kondensierten Shadyas Atemwolken.
Sie stand mit dem Rücken zur Backsteinmauer des Hauses und erholte sich von einem kurzen Sprint, der sie über die deckungsfreie Fläche zwischen der Bodenwelle, wo ihr Hovertec stand, und dem Dorf gebracht hatte. Ihr Atem ging schwer, denn auf ihren Rücken war immer noch die Commando geschnallt. Sie wollte ihre Waffe nicht einfach neben ihrem Hovertec liegen lassen, dafür war sie ihr zu wichtig. In ihrer Rechten lag der ergonomisch geformte Griff der Wasteland Eagel, Smartverbindung geöffnet. Der Laserpointer unter dem Lauf der 9mm Waffe war ausgeschaltet. Jedes Licht hätte sie verraten können und sie musste das Überraschungsmoment für sich nutzen, schließlich wusste sie nicht, was sie erwartete. Mit der linken Hand zog Shadya einen Munitionsclip aus der Tasche an ihrer Hüfte. Sie hob ihn vor das Visier und betrachtete ihn. Der graue Metallkasten trug das Gefahrzeichen für „Feuergefährlich“ und „Explosiv“. Leicht schüttelte sie den Kopf und ließ den Clip zurück in die Tasche gleiten, zog gleichzeitig einen zweiten heraus. Dieser war wesentlich klobiger und schwerer. An einer Seite trug er die Aufschrift „radioaktiv“. Shadya hatte gefunden, was sie gesucht hatte. Die Finger der rechten Hand drückten den Sicherungshebel der Eagel nach vorn und ließen den Munitionsclip mit Normpatronen ausrasten. Shadya fing ihn mit der Linken auf und schob den Clip, den sie noch in der Hand hielt in den Munitionsschacht der Waffe. Der Normclip wanderte zu dem mit Explosivgeschossen. Shadya lud durch und ließ den Sicherungshebel wieder zurückschnappen.
Kurz vor ihr war ein Fenster auf Kopfhöhe in die Wand eingelassen, durch dass die schlanke Gestalt Shadyas mühelos in das Gebäude eindringen konnte. Als ihre gestiefelten Füße den Boden berührten wurde die Finsternis um sie herum, wenn überhaupt möglich, noch dunkler. Shadya konnte ihren eigenen Atem hören. Er erschien ihr zu laut in der Stille dieses Ortes. Sie streckte ihren Waffenarm und richtete die Eagel auf die Tür im hinteren Teil des dunklen Raums. Mit leisen Schritten verkürzte sie die Distanz zu dem Ausgang. Unter ihren schweren Sohlen knirschten Steine und feine Glassplitter.
Die Tür führte auf eine kleine Gasse hinaus. Gras war durch geborstenen Beton gewachsen und der schwache Schein des verschleierten Mondes erhellte die Szenerie ein wenig. Direkt gegenüber erhob sich die Backsteinwand des nächsten Hauses. Shadyas Blick wanderte an der Hausfassade nach oben. Hm, von da oben kann man das Gelände gut überblicken. Da oben ist sicher einer stationiert. Würd’ ich so machen. Mit diesem Gedanken schlich sich die schwarze Gestalt an der Mauer entlang. Die Eagel nach vorn gerichtet, die linke Hand an der Mauer entlang führend. Wieder kletterte Shadya durch ein Fenster. Sie stand nun in einem kleinen Raum. Auf dem Boden breiteten sich mehrere Decken aus und gruppierten sich um ein kleines Funkgerät, das in einer Ecke an der Wand stand. Shadya schaltete auf Infrarot um. Der Raum zeigte sich in dunklen Blauschattierungen, zu ihrer Beruhigung waren auch die Laken alle kalt. Glück gehabt, niemand hier.
Shadya hatte gar nicht gemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie atmete tief durch und lief leise aus den Raum hinaus, in die Richtung, wo sie die Treppe nach oben vermutete. Wenige Augenblicke später hatte sie in der Schwärze des Gebäudes einen Treppenabsatz ausgemacht. Stufe für Stufe stieg sie nach oben, geduckt, um einem möglichen Feind ein kleineres Ziel zu bieten. Als sie im 2. Stock des Hauses angekommen war, riss die Wolkendecke auf. Das silberne Licht des Vollmonds ergoss sich zwischen die Häuser und erhellte die Schatten unter den Backsteinbauten. Shadya stand noch immer auf der letzten Treppenstufe. Das ganze Obergeschoss war nur ein einziger Raum. Beide Längswände waren in regelmäßigen Abständen von großen Fenstern gesäumt, durch die das Mondlicht wie Speere hindurch stieß. Geborstene Glasscheiben hingen noch halb in ihren Einfassungen und von draußen konnte sie das Schlagen der Fensterläden im aufgefrischten Wind hören.
Shadya drehte sich um sich selbst, die Waffe im Anschlag. Alles ruhig und doch war ihre Atmung leicht beschleunigt. Am Ende der Lichtallee, die sich vor ihr ausbreitete, konnte sie eine verrostete Eisenleiter ausmachen, die aufs Dach führte. So gut es ihr möglich war, wich sie den hellen Flecken auf dem Boden aus und duckte sich in die Schatten. Schnell hatte sie die Leiter erreicht. Doch statt mit Hilfe der Sprossen nach oben zu klettern, sprang sie und legte ihre Hände auf den Rand der quadratischen Öffnung über ihr. Die Armmuskeln spannten sich und innerhalb von Sekunden hatte sich die schlanke NCPD-Beamtin nach oben gezogen, darauf achtend, dass der Lauf ihres Präzisionsgewehrs nicht den rand berührte. Ihre Gummisohlen hätten auf den Eisensprossen nur unnötig verräterische Geräusche verursacht.

ArthurDent2k
24-08-07, 12:51
(wird ja n richtiger Roman...prima :) )

Fabse
28-08-07, 10:32
Shadya hockte auf dem Dach, ein Knie auf den Boden gestützt, den Oberkörper nach vorn gelehnt. Bereit zum Angriff. Aber das Dach war leer, nur ein fest installiertes Fernglas am Rand des Flachdachs kündete davon, dass hier normalerweise jemand auf Posten sein müsste. Halb kriechend bewegte sie sich auf das Fernglas zu. Shadya ließ die Wasteland Eagel in das Hüftholster gleiten und zog das Okular des Fernglases, das an einem Schwenkarm angebracht war, zu sich herunter. Über einen kleinen Joystick gab sie dem Gerät den Befehl, die Dorfmitte zu fokussieren und auf 3fache Vergrößerung umzuschalten.
Dort stand der ramponierte Troop Carrier. Dicke Dampfschwaden zogen um das Fahrzeug, als ob das Metall extrem erhitzt wäre. In kleinem Abstand war ein kleines Feuer zu sehen, um dass sich fünf Menschen kauerten. Drei trugen schwarze Vollrüstungen. Mit ihren Helmen wirkten sie fast wie monströse Insekten. Der Eindruck wurde dadurch noch verstärkt, dass ihre Bewegungen seltsam ungelenk und abgehakt wirkten.
Servomotoren in den Anzügen. Nicht schlecht, so was wollte ich auch… Quietschen von Gummi auf Metall riss Shadya aus den Gedanken. Durch jahrelanges Training wusste ihr Instinkt, was zu tun war. Sie drehte sich auf den Rücken und zog in fließender Bewegung ihre Pistole. Unangenehm grub sich das Schulterstück des Gewehrs, das sie noch immer trug, in ihren Rücken. Der schwarz gepanzerten Gestalt, deren Kopf gerade aus der Dachluke ragte, blieben nur Bruchteile einer Sekunde Zeit, um die Situation zu erfassen.
Die Smartverbindung sprang an, gleichzeitig flammte auch der Laserpointer der Eagel auf. Das Fadenkreuz, dass auf ihre Iris projiziert wurde, lag genau zwischen den insektengleichen optischen Sensorplatten, der Laserpointer bestätigte diese Zielerfassung. Kurz nachdem, diese Informationen an Shadyas Gehirn gesendet worden waren, schickten die efferenten Nerven das Signal an die Muskeln ihres Zeigefingers sich zu krümmen. Der Schuss hallte wie ein Donnerschlag durch die Stille der Nacht. Der Kopf des Gepanzerten ruckte nach hinten, als die uranangereicherte, panzerbrechende Kugel in seinen Schädel einschlug. Die leblosen Finger konnten die Sprossen nicht mehr umklammern und mit, wie es Shadya vorkam, ohrenbetäubendem Lärm schlug er im Raum unter ihr auf.
Shadya hielt die Eagel noch immer in der Stellung, in die der Rückstoß der Waffe sie gedrückt hatte. Ihre Brust hob und senkte sich im schnellen Takt. Sie gönnte sich noch zwei Atemzüge, bevor sie aufsprang und über die Dachkante spähte. Ihr kleines Abenteuer war nicht unbemerkt geblieben. Sie sah gerade noch, wie der letzte in Vollrüstung vom Feuer weg, in ihre Richtung zustrebte. Zu spät zog sie den Kopf zurück, denn gerade in diesem Moment hob der Gepanzerte den Kopf und schien sie anzublicken. Seine linke Hand zuckte zum Audioempfänger seines Helms.
Funkspruch. Scheiße! So viel zu Überraschung. Shadya sprang auf und rannte auf die Dachluke zu. Hinter ihr schlugen die Kugeln einer Garbe aus einem Sturmgewehr in die Dachkante ein und sandten Betonsplitter hinter ihr her.
Die schwarz gekleidete Frau sprang durch die Dachluke und konnte gerade noch dem Leichnam ihres Opfers ausweichen. Mit Ekel nahm sie wahr, dass der Oberkörper des Toten durch ein Fenster von hellem Licht bestrahlt wurde. Eine schwarze Lache hatte sich um den Kopf gebildet und glitzerte friedlich im Mondschein.
Mit langen Schritten rannte Shadya die Treppe hinab, immer drei Stufen auf einmal nehmend. Sie hatte gerade das erste Stockwerk erreicht, als sie die schweren Schritte der Gardisten im Erdgeschoss hörte. Raus hier. Ich sitz’ sonst in der Falle! Ihr Blick viel auf ein noch verglastes Fenster. Sie rammte den Ellenbogen durch das durchscheinende Material, das in einer glitzernden Kaskade zu Boden fiel. Mit der linken Hand den Fensterrahmen umklammernd, schwang sie die Beine über den Sims und ließ sich fallen.
Sie federte den Sprung in den Beinen ab, die Waffe schussbereit vor sich gestreckt. Sie stand mitten auf der Hauptstraße, die durch die lose Ansammlung von Häusern führte. So schnell sie konnte, rannte sie zur anderen Straßenseite das Gewicht der Tangend Commando auf ihrem Rücken verfluchend und verschmolz dort mit der Dunkelheit eines Hauseingangs. Shadya hielt ihre Pistole auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses gerichtet.
Das läuft nicht gut, dachte sie zwischen zwei Atemzügen. Was machen die Gardisten hier? Seit wann gibt es in Crest Village einen Posten? Die Fragen drehten sich in Shadyas Gedanken um sich selbst. Sie konnte ihnen jetzt keine Aufmerksamkeit schenken. Auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes tauchten plötzlich die Lichtkegel von Lampen auf. Hektisch wurden sie herumgeschwenkt und verweilten nicht lange auf einem Fleck. Unter dem Helm kräuselten sich Shadyas Lippen zu einem Lächeln. Ihr wollt also wissen, wo ich bin? Okay, liebend gern. Sie wartete bis sich ihre Atmung beruhigt hatte und konzentrierte sich auf den Smartlink zu ihrer Wasteland Eagel. Auf diese Entfernung war das Programm weniger effektiv, so dass Shadya verstärkt manuell zielen musste. Ihr Atem entwich zischend zwischen ihren Zähnen, als sie zweimal kurz hintereinander den Abzug durchzog. Doch keiner der abgefeuerten Schüsse traf.
Die Lichtkegel auf dem Dach schwenkten in ihre Richtung. Die Lichtkreise krochen auf dem Boden so schnell auf sie zu, dass Shadya nicht mehr die Zeit hatte in dem Gebäude hinter ihr unterzutauchen. Für wenige Augenblicke wurde ihre Gestalt aus dem Dunklen gerissen. Adrenalin flutete durch Shadyas Adern. Geblendet vom Licht der Gardisten taumelte sie nach hinten. Dort wo sie eben noch gestanden hatte, hörte sie Beton aufspritzen, als die Kugeln einschlugen.
Shadyas Herz trommelte gegen ihren Brustkorb, die Atmung ging flach. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, bevor sie mit neuem Mut aus der Gefahrenzone sprintete, in den hinteren Teil des Gebäudes. Das Stampfen ihrer schritte hallte ihr in den Ohren, als sie ein anderes, merkwürdig vertrautes Geräusch hörte. Flumm. Sie wusste was es war, kannte es, aber konnte es nicht einordnen. Sie rannte noch immer durch die Dunkelheit, als ihr klar wurde, was sie gerade gehört hatte, gleichzeitig detonierte etwas mit unglaublicher Gewalt hinter ihr. Die Druckwelle fegte durch den Raum und hob sie von den Beinen. Wie eine Spielpuppe wurde Shadya gegen die nächste Wand geworfen.
Gekrümmt lag sie am Boden, ihre Ohren klingelten. Granaten. Die haben Granaten und ich nur diese Spielzeugpistole! Verzweiflung flutete Shadyas Verstand. Mühsam kämpfte sie sich auf die Beine. Ihre Knie waren zittrig und der ganze Körper schmerzte. Ruhig, Mädchen. Ruhig. Die kriegen dich nicht, du bist zu gut. Du musst nur ruhig bleiben. Langsam erlangte sie die Kontrolle zurück. Ein prüfender Blick auf die Wasteland Eagel in ihrer Hand zeigte Shadya, dass sie noch immer voll funktionstüchtig war. Vorsichtig ging sie den Raum zurück, durch den sie gesprintet war. Staub hing in der Luft, erhellt vom Mondlicht. Ein unregelmäßiges Loch in der Wand kündete von der Zerstörungskraft der Granaten.
Den Rücken an die Wand gepresst schob sich Shadya langsam auf die aufgebrochene Stelle in der Mauer zu. Sie wollte gerade den Kopf heben, um durch die Öffnung über ihr nach draußen zu spähen, als durch die Tür, wenige Meter von ihr entfernt, der helle Lichtstrahl einer Lampe fiel. Er Durchschnitt die Dunkelheit und suchte auf dem Boden nach den Überresten Shadyas, die er zwischen dem Geröll vermutete. Diesmal war Shadya vorbereitet. Ihre Sinne gehorchten ihr, sie war ruhig. Mit gestrecktem Arm hob die NCPD-Beamtin die Wasteland Eagel und legte die linke Hand ebenfalls an den Griff der Waffe. Die Mündung zielte auf die Schwärze oberhalb des schwenkenden Lichtkegels, der sich immer mehr Shadyas Füßen näherte. Leise konnte sie hören, was der Mann vor ihr zu den anderen funkte. Für einen Moment hielt sie inne.
>>Ich bin im Eingang, nichts zu sehen. Nur Geröll. Hab’ die Schlampe vielleicht doch…<< >>Schlampe?!<< Der Lichtkegel ruckte nach oben und zeigte scharf umrissen den Visierhelm und den Lauf der Tangend Commando VG7.6, der hinter ihren Schultern aufragte. Die Wasteland Eagel blieb von der Dunkelheit verborgen. Shadya hatte nicht laut gesprochen, aber ihre kalte Stimme hatte den Gardisten überrascht. Drei Schüsse halten durch die Nacht, das Mündungsfeuer erhellte die Szene stroboskopartig. Röchelnd sank der Mann im schwarzen Panzer zu Boden. Die Kugeln waren ihm in Oberkörper und Kehle eingeschlagen. Shadya schritt langsam auf ihn zu. Ihre Gestalt wurde durch die Lampe, die aus der Hand des Gardisten gefallen war, von unten erhellt. Das Röcheln wurde immer schwächer. Ein letztes Mal hob der Mann die Hand, um sie Shadya entgegen zu strecken, doch sie beantwortete diese Geste nicht. Dann verließ der Hauch des Lebens den Erschossenen.
Shadya hörte nun deutlich die Funksprüche seiner besorgten Mitstreiter.
>>Liam? Liam? Ist alles in Ordnung, hast du sie? Liam?<< Die NCPD-Beamtin konnte die Stimme einer Frau hören. Ohne die Regung eines Gesichtsmuskels zog sie dem Toten den Helm vom Kopf und sprach in das Bügelmikrophon im Inneren.
>>Liam ist nicht mehr. Ich will den Gefangenen haben, oder ich werde euch einen nach dem anderen töten.<<
Die Leitung war kurze Zeit still, dann antwortete eine Männerstimme. >>Netter Versuch, aber kriegen dich, Mädchen! Verlass dich drauf.<<
>>Euer Fehler.<< Shadya beendete das Gespräch durch eine Kugel, die sich in die empfindliche Elektronik im Inneren des Helms bohrte. Klappernd viel das Rüstungsteil aus Duranit zu Boden. Mit schnellen Schritten zog sich Shadya wieder in die Schatten zurück und brachte Distanz zwischen sich und die Leiche von Liam. Ich habe euch gewarnt. Ihr hättet euch nicht zwischen mich und mein Ziel stellen sollen. Das tut man nicht. Jetzt wird gejagt. Hätte man Shadyas Gesicht sehen können, so hätte sich dem Betrachter ein kaltes Lächeln gezeigt. Ein Lächeln, das die harten Augen nicht erreicht hatte.

Fabse
25-01-08, 10:49
(OOC: Crahn zum Gruße! Ich melde mich nach einem halben Jahr Pause (Ausland ist halt schon ein trifftiger Grund^^) zumindest im Forum wieder. Lang, lang ists her, dass ich Fistandantilus ein Messer in den Rücken gejagt und Ira auf den Weg zum Bronchialkarzinom geschickt habe.
Die Geschichte ist allerdings noch nicht vobei, es gibt da noch ein paar Ideen, die zu verwirklichen sind. Deswegen meine Frage (ich brauch halt ein bischen Motivation) : Wollt Ihr das Schicksal um Faustus Shadya und die anderen erfahren, oder ist euer Interesse an deren Schicksal genauso eingestaubt, wie mein NC-Account? Ich würde mich sehr über Antworten freuen. Ansonsten gte Jagd ;). Schließen möchte ich mit meinem Lieblingssatz aus Neocron:
"mom afk btw wbt ne.")

Drachenpaladin
25-01-08, 13:58
(jaaaaaaaaaaaaaa, gogogo, mach am besten sofort weiter! :) )

Fabse
28-01-08, 20:39
(OOC: genau was ich gebraucht hab, merci :), hoffentlich hälts an, viel spaß beim lesen)

Die Dunkelheit war inzwischen undurchdringlich geworden. Iras optische Sensoren zeigten ihr die Landschaft in den üblichen Grüntönen eines Nachtsichtgeräts. Es wird dringend Zeit, dass ich mir mal ’nen neuen Restlichtverstärker hole. Das Ding ist ja zum Kotzen, man kommt sich vor wie in ’nem schlechten Film. Ab und zu hatte die Twilight Guardian auf dem Weg nach Jericko Fortress einigen Tieren ausweichen müssen. Nicht dass sie eine Bedrohung für die Frau dargestellt hätten, sie hätten nur ihre ankunft herausgezögert und vermutlich in der Dunkelheit ihre Position verraten. Ira war außerdem auch nicht in der Stimmung für solche Spielchen. Ihr einziger Wunsch war, irgendwo einen ordentlichen Schluck von etwas zu besorgen, das andere Leute im Zweifelsfall als Reinigungsmittel verwendet hätten. Ihre Whiskeyflasche aus ihrem Privatvorrat hatte sie leider bei ihrem Sturz während des Überfalls eingebüßt. Wehmütig dachte Ira an den gebrochenen Hals der Flasche und wie die kostbare, bernsteinfarbene Flüssigkeit den Boden gedüngt hatte.
Stetig setzte sie einen Schritt vor den anderen, in Gedanken versunken, den kopf leicht gesenkt. Die Sensoren ihres Anzugs reagierten sofort, als das Frühwarnsystem der Außenmauern von Jericko Fortress auf sie ansprang. Erschrocken blieb Ira stehen und atmete erst einmal tief durch. Tatsächlich erhoben sich in gut zweihundert Metern Entfernung die rostigen Stahlmauern der Festung. In gut acht Metern höhe krönte elektrisch geladener Stacheldraht die Mauerkronen. Den einzigen Eingang bildete ein gemauerter Einlass, durch den höchstens drei Personen nebeneinander gepasst hätten. Über dem Eingang thronte das Emblem der City Admin und der Name des Clans, der für die Verwaltung eingeteilt war.
Beeindruckt pfiff Ira durch die Zähne. Sie hatte gewusst, das Jericko befestigt war, aber dass es so stark war, das überraschte selbst den hartgesottenen GenTank. Und da wär’ ich fast gegen gelaufen. Ira schüttelte leicht den Kopf. Mädchen, du wirst langsam alt. Sowas is’ früher nich’ passiert. Noch einmal ließ Ira den Blick über die Befestigung gleiten und konnte jetzt auch einige stationäre GatlinTürme am Eingang ausmachen. Die Citys wollen den Outpost wohl nicht mehr hergeben. Tja, ma sehn was die Konzerne dazusagen. Also wenn ich Tangend wäre, dann würd’ ich mir das nicht gefallen lassen. Vor sich hingrinsend suchte Ira mit den Sensoren nach dem ausgelagerten Gebäude des GenReplikators.
Dass die GenReplikatoren von Outposts außerhalb der eigentlichen Sicherheitszone des Stützpunkts lagen, war für viele Menschen unbegreiflich. Schließlich konnte jeder kommen und gehen ohne kontrolliert zu werden, genau, wie Ira es jetzt auch vorhatte. Und doch war der Grund logisch. Bis vor kurzer Zeit war es nicht möglich GenReplikatoren für Gruppen von bestimmten Leuten zu sperren. Entweder sie waren offen oder geschlossen. Folglich wäre ein Überfall auf einen Outpost von einem feindlichen Clan sehr einfach gewesen, wenn sich der GenReplikator im Inneren des Verteidigungsringes befunden hätte.
Endlich hatten Iras Sensoren den GenReplikator entdeckt. Er lag auf einer kleinen Erhebung nordwestlich von ihr, einige Meter von der hohen Mauer von Jericko Fortress entfernt. Mit langen Schritten verkürzte Ira die Distanz und stand nach wenigen Augenblicken vor dem großen Gerät.
Ira untersuchte das kleine Benutzterpaneel vor ihr bis sie gefunden hatte, was sie gesucht hatte. Sie öffnete die Verschlüsse der Armmanschette ihres Anzugs und führte ihre bloße Haut an eine silbrige Nadel, die auf einen Befehl hin aus ihrer Abdeckung hinausgefahren wurde. Ira spürte nur einen kleinen Stich, als die Nadel ihr eine Gewebeprobe entnahm und ihre DNA in den Speicher des GenReplikators aufnahm. Nachdem sie ihr Passwort eingegeben und 150 Credits an das angegebene Konto des Outpostverwalters überwiesen hatte, war sie am GenReplikator angemeldet. Zwar war es inzwischen gelungen das „Springen“ zu den Replikatoren in den Outposts nur autorisierten Personen zu erlauben, beziehungsweise es unautorisierten Personen zu verweigern, jedoch das „Wegspringen“ von einem beliebigen Gerät konnte nicht vermieden werden.
Ira stutzte für einen kleinen Moment. Das ich weg muss, is’ klar – aber wohin? Ich kann ja wohl schlecht in mein Appartment hüpfen und so tun als ob nix passiert wäre. Shadya zählt auf mich! Hm, ma schaun. Ira blätterte an dem kleinen Bildschirm durch die ihr zu Verfügung stehenden Outposts und öffentlichen GenReplikatoren. Name für Name ging sie die List durch und ordnete dabei alle Orte in ihren Gedanken geographisch zu - einigermaßen zumindest. Gleichzeitig schätzte sie ab, wo in etwa sich Shadya momentan aufhalten könnte. Es blieb nur ein GenReplikator zur Auswahl und Ira hoffte, dass sie dort Shadya treffen konnte.
>>Na dann,<< seufzte der große Tank, >>der Tag scheint noch nich’ vorbei zu sein. Auf zur nächsten Etappe.<<
Ira bestätigte ihre Eingabe und innerhalb weniger Augenblicke rematerialisierte sie in Crest Village.


Der Wind war aufgefrischt. Wie ein hungriger Jäger zog er um die Häuserecken und heulte das Lied des Hungers. Unheimlich stand das volle Madamal dazu am Himmel und spendete sein Licht, um die Grausamkeit der Nacht hervor zu heben. Manchmal wurde das Licht ein wenig gedämpft, wenn der Schleier einer Wolke vor der silbernen Scheibe entlang zog. Das Rauschen der Flügel von Fledermäusen und das zögerliche Zirpen einzelner Grillen gaben ihr Übriges zu der Szenerie hinzu.
Ihre schlanken Finger, eingehüllt in schwarzes Synth-Leder, tasteten über die marode Backsteinmauer und versuchten einen Griff zu finden, der genug Halt bot, dass sie sich ein weiteres Stück nach oben ziehen konnte. Die mattgraue Wasteland Eagel steckte im Hüftholster. Shadyas Hand fand den rauen Rand eines abgebröckelten Backsteins. Die Finger schlossen sich um den kleinen Vorsprung und indem sie die angewinkelten Beine durchdrückte, konnte sich die Frau nach oben ziehen. Das Gewicht der langläufigen Waffe, die in ihren Tragegurten hing, zog sie dabei nach unten, doch langes Training hatte die NCPD-Beamtin weit genug gestärkt, um dieses Problem kompensieren zu können.
Noch immer hing Shadya an der Hausfassade, die sie seit einigen Minuten versuchte nach oben zu klettern. Nach dem Tod des schwarzen Gardisten durch die Kugeln ihrer Waffe, hatte sie so schnell und leise wie möglich das Gebäude verlassen und sich tiefer in das Dorf zurückgezogen. Die Lichtkegel ihrer Verfolger hatte Shadya dabei aus den Augen verloren. Sie hoffte, dass ihr Rückzug ihr genug Zeit gegeben hatte, um jetzt mit schmerzenden Fingern in den groben Fugen zwischen den Backsteinen an einer Hauswand zu hängen.
Ein kurzer Blick nach oben, zeigte ihr, dass die Dachkante schon in Reichweite ihrer Arme lag, wenn sie sich nur stark genug mit den Beinen abdrücken konnte. Shadya atmete kurz tief durch und schüttelte, soweit das möglich war, ihre Arme und Beine aus. Leise schürfte ihr rechter Stiefel über die Mauer, als sie nach einem festen Vorsprung suchte. Der Fuß rutschte noch etwas orientierungslos hin und her bis ein herausragender Backstein ihr genug Halt bot.
Sie streckte die Arme soweit sie konnte und ging in die Knie. Ruckartig spannte Shadya ihre Beinmuskulatur an und katapultierte sich nach oben. Ihr Körper schnellte nach oben, doch kurz bevor sich ihr rechter Fuß von dem Vorsprung lösen sollte, rutschte er ab und nahm Shadya den Schwung. Einen kurzen Moment fühlte Shadya Panik in sich aufsteigen. Sie spürte, wie ihre rechte Seite abwärts strebte, die Linke jedoch das Gegensätzliche tat. Die Augenblicke dehnten sich zu Stunden, doch als die Schwerkraft endgültig begann an ihrem Körper zu ziehen, spürte sie unter ihrer linken Hand die Dachkante. Blitzartig schlossen sich ihre Finger um den Rand und gaben ihr Sicherheit. Schmerzen schossen durch Shadyas Arm, als ihr gesamtes Gewicht auf ihm lastete. Die leichte Pendelbewegung, in die sie durch das Abrutschen versetzt worden war, vereinfachte die Situation für sie nicht. Geistesgegenwärtig drehte sie ihren Oberkörper der Wand zu und streckte den rechten Arm aus. Mit schmerzenden Fingern ertastete sie den rauen Rand und legte ihre Hand darüber.
Erleichterung breitete sich in Shadyas Bewusstsein aus. Endlich konnte sie den angehaltenen Atem ausstoßen. Nach einer kurzen Erholungspause zog sie auf das Dach. Ein Lächeln spielte um ihren Mund, als sie breitbeinig auf dem Dach stand. Eine schwarze Gestalt auf schwarzem Hintergrund. In der Richtung, aus der sie gekommen war, konnte sie schwach die Lichtkegel der verbleibenden Gardisten sehen.
Anfänger. Die suchen mich immer noch da hinten. Ich hab ’ne nette kleine Überraschung für sie. Shadya ließ die Tangend Commando von ihrem Rücken gleiten. Das Gewicht der Waffe fühlte sich angenehm in ihren Händen an. Eine langläufige Waffe war eben etwas anderes, als diese Spielzeugpistolen.
Der Wind zerrte an ihrer Kleidung, als sie gelassen das Gewehr vorbereitete und sich auf ein Knie niederließ. Sie legte die Waffe an ihre Schulter und öffnete die Smartverbindung. Durch den automatischen Zoom konnte Shadya jetzt wieder deutlich einen Lichtkegel erkennen. Warum ist da nur einer? Wo zum Teufel hockt der zweite? Langsam schwenkte sie das Gewehr hin und her, konnte aber nichts erkennen. Na gut, dann bist eben du dran. Sowieso egal. Sie legte das Gewehr wieder an und zielte wie auch schon bei Liam auf die Finsternis oberhalb des Lichtes. Der Lichtkegel verharrte für einen Moment, dann bewegte er sich in die gleiche Richtung zurück, die er schon vorher beschienen hatte.
Shadya stutzte. Irgendwas stimmte da nicht. So blöd können doch nicht einmal die Grünsten sein! Der wartet, ja nur drauf, dass ich ihn im Visier hab. Sekunden verstrichen, in denen sie versuchte sich klar zu werden, was hier vorging. Ihr Instinkt riet ihr von hier zu verschwinden, sich in eine dunkle Ecke zurück zu ziehen und abzuwarten. Hier war etwas faul
Shadyas Unsicherheit wuchs. Wieder vollzog der Lichtkegel die gleiche Bewegung, als wolle er sie verhöhnen. Plötzlich knirschte Kies unten auf der Straße. Scharf zog Shadya die Luft ein. Ihr Puls beschleunigte sich. So wie sie am Rande des Daches hockte, war sie ein optimales Ziel. Langsam schlich sie sich einige Meter in die Dachmitte zurück und lauschte.
Nichts. Nur der Wind pfiff leise um die Häuserecken. Halt! Da war es wieder. Das leise Knirschen von Kies. Mist, sie sind hier. Irgendwie haben sie mich ausgetrickst. Das Geräusch veränderte sich. Aus dem Knirschen war das harte Geräusch von Stiefeln, die auf Beton trafen, geworden. Scheiße. Sie wissen, wo ich bin. Shadyas Kopf ruckte herum und suchte nach dem Zugang zum Dach aus dem Inneren des Hauses. Nur wenige Meter von ihr entfernt erhob sich ein kleiner Zugang mit Metalltür.
Leise richtete sich Shadya auf und bewegte sich auf die Tür zu. Schwach konnte sie das Geräusch von Schritten dahinter hören. Schritten, die schnell näher kamen. Fieberhaft überlegte sie, was ihr für Alternativen blieben. Eins war klar, sie musste hier weg. Für einen direkten Schlagabtausch, war sie zu unterbewaffnet und außerdem hing sie zu sehr an ihrer Gesundheit. Die Schritte näherten sich nun deutlich der Tür. Mit langen Schritten rannte sie zu ihrer Tangend Commando, die noch immer am Rand des Flachdachs lag. Während sie die Waffe aufhob, warf sie einen abschätzenden Blick über die Dachkante. Eine kleine Gasse trennte das Dach, auf dem sie Stand, von dem einstöckigen Gebäude auf der anderen Seite. Ihr Entschluss war gefasst. Sie warf einen mitleidigen Blick auf die Waffe in ihren Händen und ließ sie wieder zu Boden gleiten. Mit dem Gewehr auf dem Rücken würde sie sich vermutlich nur verletzen, als dass es ihr von wahrem Nutzen sein könnte. Wie unnötig, das Ding überhaupt mit zu schleppen. Dann mach’s ma gut.
Shadya schloss kurz die Augen, um sich zu konzentrieren. Am Rande ihres Bewusstseins hörte sie das rhythmische Stampfen der Schritte, die ihr Ziel fast erreicht hatten. Sie lehnte ihren Oberkörper nach vorne und begann zu laufen. Mit jedem Schritt, den sie tat, wurde sie ein wenig schneller. Kraftvoll nahm sie die Arme mit, um Schwung zu holen. Noch drei Schritte bis zur Dachkante. Sie hörte das Krachen, als die dünne Metalltür aufflog und gegen den Backstein dahinter prallte. Noch zwei Schritte. Aufgeregte Stimmen wurden in Shadyas Rücken laut. Sie ignorierte sie. Noch ein Schritt. Deutlich konnte Shadya sich vorstellen, wie beide Gardisten ihre Waffen in den Anschlag rissen. Dann erreichte ihr linker Fuß die Dachkante. Shadya riss die Arme nach vorne und stieß sich mit aller Kraft mit ihrem Bein ab. Plötzlich war die Nacht erfüllt von grünen Lichtblitzen und dem Bellen einer Feuerstoßautomatik. Die schwarze Gestalt Shadyas flog durch die Luft auf das gegenüberliegende Gebäude zu. Um sie herum konnte sie mit überraschender Klarheit die Fehlschüsse sehen, die sich in der Dunkelheit verloren, oder als funkensprühende Querschläger über Beton schrammten.
Die Kugel traf sie in der Schulter. Das Geschoss schlug durch Muskeln und Sehnen bis es so viel kinetische Energie eingebüßt hatte, dass es von Shadyas Schlüsselbein aufgehalten wurde. Eine Wolke aus feinen Bluttropfen wirbelte um sie. Ein heißer Schmerz schoss durch Shadyas Körper. Ihre Schulter schien in Flammen zu stehen. Wie Wellen brandete das Feuer durch ihren Körper, bis es über ihrem Kopf zusammenschlug und ihr für einen Moment die Sinne raubte.
Wäre sie nicht von einer Kugel getroffen worden, so hätte Shadya vielleicht den Aufprall auf dem Dach abfangen können, doch so schlug sie auf und rollte mehrfach um die eigene Achse, bis sie schließlich schwer atmend liegen blieb. Tränen raubten ihr die Sicht. Der Schmerz war unerträglich. Dunkles Blut sickerte aus ihrer Wunde und besudelte den Boden, auf dem sie zusammengekrümmt lag. So gut es ging presste Shadya ihre Hand auf die Wunde und versuchte die Blutung zu stillen.

Drachenpaladin
28-01-08, 22:17
(boah spannönd! super! *thumbs up*)

Fabse
13-02-08, 23:38
Die hohen Türme des Dome of York zogen an Darth McKain unerkannt vorbei. Er bemerkte nicht, wie der Regen schlammige Pfützen auf der Straße bildete, den Unrat zusammenschwemmte, sah nicht, wie andere Menschen ihrem Tagewerk nachging, handelten, tratschten oder schrien, fühlte nicht, wie der kalte Wind durch die Häuserschluchten pfiff und die Kälte in die Glieder der Passanten trieb. Für den Schwarzen Mönch endete die Welt am dunkeln Rand seiner Kapuze, die ihm tropfnass über das Haupt hing. Noch einmal stand er mit seinem Bruder Fistandantilus in den braunen Sandmassen und hörte ihn den Namen des Einen schreien, als er sich auf Galopticus stürzte. Noch einmal sah er, wie sie in die dunklen Tunnel hinab stiegen und um ihr Leben kämpften. Noch einmal hörte Darth McKain jedes Wort, dass Fistandantilus ihm als Letzte gesagt hatte. Fest presste er die Lider zusammen. Solche Gedanken schmerzten.
Ohne dass er es wollte trugen seine Schritte ihm zu Fistandantilus alten Apartment. Darth McKains Blick ruhte auf der verrosteten Eisentüre zum Fahrstuhl. Der Wind fuhr in seine Kapuze und biss scharf in seine Haut, wo die Tränen ihre salzige Spur hinterlassen hatten.
Jetzt ist keine Zeit zu trauern. Ich werde dein Andenken ehren, Bruder, das schwöre ich bei Crahn, aber zuerst, werde ich dich rächen! Der Eine möge mein Zeuge sein: Der dich tötete, wird durch meine Hand fallen!
Darth McKain straffte den Rücken und stand nun aufrecht im Regen, der um ihn nieder prasselte. Er schämte sich seiner Tränen nicht, doch war ihr Strom versiegt. Er hatte einen Eid geschworen, dessen Einhaltung für ihn eine heilige Pflicht darstellte.
Sein Blick wanderte den Häuserturm nach oben, bis er glaubt das Fenster zu Fistandantilus Apartment gefunden zu haben. Dort warteten weitere Erinnerungen, doch darum würde er sich später kümmern.

Unweit von Darth McKain, lief ein anderer Mann durch die Gassen des Domes. Die Power Armor war sorgfältig unter einer weiten schwarzen Robe verborgen. Seine Brust zierte ein goldenes Emblem, das ein verschnörkeltes Achteck in einem Kreis darstellte. Die Recht fuhr langsam über den Stoff, um ihn glatt zu streichen. Ich bin gespannt, wie Darth McKain reagiert, wenn er mich so sieht, Ich bin kurz davor, ihn überzeugt zu haben.
Unter der Kapuze lächelte Grayson still. Er glaubte nicht, dass er nach Fistandantilus Tod noch viele Schwierigkeiten mit seinem Bruder haben würde. Bedauerlich, wirklich. Fistandantilus war wirklich ein talentierter Psi-Mönch. Mit leicht verzogenem Mund rieb sich Grayson die Seite, wo ihn Fistandantilus Psi-Entladung getroffen und sein Fleisch bis auf die Knochen abgeschält hatte. Die künstliche Haut, welche sich über die Carbonfaserknochen spannte, juckte noch immer, aber Grayson beherrschte sich. Sein Stolz war zu groß, als dass er sich eine solche Lapalie ansehen ließe.
Wäre er nur nicht so störrisch gewesen. Crahn, du weißt ich wollte nur das Beste für die beiden, aber er ließ mir keine Wahl. Ihm durfte nicht das Heft in die Hand gegeben werden, dass er durch das Herz des Oktavariums stoßen konnte.
Mit energischen Schritten strebte er auf die Tür am Ende der Gasse zu, der Aufgang zum Wohnturm 17 C. Der Turm, in dem Darth McKain wohnte. Grayson öffnete die Tür und zog die Kapuze vom Kopf. Sein silbergraues Haar kam zum Vorschein und reflektierte leicht den Schein der Lichtrörhe über ihm. Der alte Mann wandte sich dem Terminal an der Wand zu und gab „Darth McKain“ ein, um zu dessen Wohnung zu gelangen. Er bestätigte die Eingabe und wartete auf das gewohnte Summen des Fahrstuhls, doch stattdessen stieg ihm nur der Geruch von verschmorten Gummi in die Nase. Angewidert verzog Grayson das Gesicht. Er wartete einige Sekunden, doch der Fahrstuhl regte sich nicht.Verwirrt wiederholte der Grauhaarige die Eingabe in das Terminal. Mit dem gleichen Ergebnis.
>>Das kann doch wohl nur ein Scherz sein!<<, unterdrückte Wut war im Klang von Graysons Stimme zu hören. >>Was soll das hier? Muss gerade jetzt dieser verdammte Drecksfahrstuhl ausfallen?<< Mit einem Aufschrei der Frustation trat er gegen das Terminal, welches unbeeindruckt auf die nächste Eingabe wartete. Grayson wandte sich ab und wollte aus der Tür treten und etwas finden, mit dem er die verlorene Zeit verbringen konnte. Doch statt einem freien Zugang vor sich zufinden, sah er eine schlanke Gestalt vor sich in der Türöffnung stehen. Der wohlgeformte weibliche Körper steckte in einem hautengen Synthetiklederanzug, der wenig der Phantasie des Betrachters überließ. Aus dem Kragen des Overalls wuchs ein eleganter Hals, auf dem ein feingliedriges, japanisches Gesicht thronte. Die mandelförmigen Augen waren ebenso hart und kalt, wie das Stilett, welches mit Riemen am Oberschenkel befestigt war.
>>Du bist nicht Darth McKain.<< Eine Stimme, als würde ein Vogel leise in einem Wäldchen vor sich hinsingen füllte die Leere zwischen den beiden Personen. Das Gesagte war nicht als Frage, viel mehr als simple Feststelllung der Situation zu verstehen.
Das schwarze Haar der Frau, war nass vom Regen, der draußen noch immer herrschte. Einzelne Wassertropfen lösten sich aus ihnen und fielen sanft auf den Overall, wo sie mit langsam ihren Weg zum Metallboden des Fahrstuhls antraten.
Graysons Mund war trocken. Wer war diese Frau? Es konnte sicherlich kein Zufall sein, dass es an diesem Ort zu einer Begegnung kam. So begehrenswert und schön die Japanerin vor ihm stand, eine solche Tödlichkeit strahlte sie aus, die wie kalter Nebel von ihr strömte. Wer war sie? Was wollte sie?
>>Was wollen Sie von ihm?<< Grayson versuchte nun da er überrumpelt wurde, wieder die Iniative zu ergreifen und die Situation für sich zu klären.
Ein kleines Lächeln huschte über die feinen Züge der jungen Frau vor ihm.
>>Eine Möbellieferung, nichts weiter. Wo ist er? Du scheinst ihn zu kennen.<< Grayson zog verwundert eine Augenbraue nach oben. Möbel? Wohl kaum. Das ganze schien interesant zu werdem.
>>Ja, ich kenne Darth McKain. Er ist einer meiner Brüder des Schwarzen Zirkels zu Ehren Crahns. Welchen Grund sollte ich haben, iHnen zu sagen, wo er zu finden ist?<<
>>Weil Menschen wie du oftmals am Leben hängen.<< Das Stilett war so schnell in die Hand der Japanerin geschnellt, dass Grayson die Bewegung nur undeutlich und verschwommen wahrgenommen hatte. Grayson verfluchte seine Blauäugikeit. Ohne seine Reflexbooster aktiviert zu haben, war er viel zu langsam, als dass er auf den Angriff der Frau reagaieren konnte. Bevor er auch nur seine eigene Waffe in der hand hatte, war die Japanerin auf ihn zugeschnellt. Eine halbe Drehung brachte ihren schlanken Körper hinter Grayson. Dieser spürte wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, als ihn ein harter Tritt in die Kniekehlen traf. Schmerzhaft schlug er auf das Metallgitter mit seinen Knien auf. Im Schmerz hob er den kopf und stöhnte leise auf. Diesen Moment nutzte die Japanerin hinter ihm, Grayson das Messer an die Kehle zu setzen. Der leichte Druck erinnerte Grayson wie dünn doch ein Lebensfaden war.
Die Frau hinter ihm beugte sich leicht nach vorn, so dass ihr Mund neben seinem Ohr war. Das Haar hing ihr ins Gesicht und verbarg jegliche Regung bis auf ihre Lippen, die emotionslos in Graysons Ohr flüsterten.
>>Wie steht es jetzt, du kleiner Flachwichser? Immernoch keine Antwort?<<
Wut kroch durch Graysons Adern, wie die Wirkung einer Droge, doch er kämpfte sie nieder. Impulsivität bedeutete den Tod.
>>Ich weiß nichts! Verdammt, lassen Sie mich los. Ich hab nichts mit Darth McKain u schaffen. Ich...<< Der Druck des Messers wurde leicht erhöht, sodass ein warmes Rinnsal Graysons Kehle hinabrann. Panik stieg ihm auf.
>>Ich merke sofort, wenn ein Arschloch wie du versucht mich zu belügen. Gib dir keine Mühe. Ich werde mit dir noch meinen Spaß haben.<<
Ein scharfer Schmerz ließ Grayson zusammenfahren. Von dem Stich an seinem Hals breitete sich wohlige Wärme aus, die seine glieder lähmten und ihn bewegungsunfähig machten. Seine Atmung ging schwer, sein Gleichgewichtssinn spielte ihm Streiche.Während die Japanerin den Mechanismus der Betäbungsnadel im Griff des Stiletts wieder arretierte, fiel Grayson zu Boden. Sein letzter Gedanke, bevor die Ohnmacht ihm umfing, galt einem Geruch, den seine Nase aufgefangen hatte. Der Geruch der Frau. Der Geruch eines Lotus.