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View Full Version : Leider noch kein Titel ...



Squish
25-05-05, 13:27
Hallo Ihr,

seit Ewigkeiten lausche ich den Geschichten, welche hier geschrieben stehen ... und in etwa genauso lange schreibe ich auch selbst Geschichten, doch nie hat es je eine in dieses Forum geschafft. Entweder wurden sie bisher gar nicht veröffentlicht, oder nur ein sehr kleiner Personenkreis hat sie bisher zu lesen bekommen, welche natürlich auch künftig in den Genuss einer Vorausgabe kommen wird ;)

Mein neuestes Werk soll nun aber doch einmal der gesamten Community zugute kommen, obgleich ich es noch lange nicht fertig gestellt habe. Mut zur Lücke heisst es immer so schön, ich hoffe ich kann mit meinen Texten ebenfalls für etwas Zerstreuung sorgen. Ich weis nicht wie gut meine Texte sind, ich schätze, ich werde es wohl bald zu hören bekommen :D

Ergänzend sei zu sagen, dass ich bisher noch keinen Titel für die Geschichte habe, in der Hinsicht bin ich etwas unkreativ ... aber vielleicht fällt Euch ja einer ein ;)

Viel Spaß nun mit den Texten :)

Squish
25-05-05, 13:28
Prolog

„Hören Sie, das geht jetzt aber ein bisschen zu weit, finden Sie nicht?“ sie hatte allen Mut aufgebracht, der ihr noch verblieben war. Ängstlich zusammengekauert saß sie in der einen Ecke ihres Apartments, während ihr Peiniger höhnisch grinsend über ihr stand. Er genoss es regelrecht, wie sie vor Angst zitterte. Er hatte hier das Sagen, und es gab nichts, was sie ihm entgegen setzen konnte. „Ich weis gar nicht was Du willst. Ich habe mehr als genug für Dich bezahlt, also stell Dich nicht so an“ kommentierte er leicht gereizt. Hatte er bisher noch gute Laune gehabt und seine kleinen Quälereien an der jungen Frau genossen, so wurde er nun langsam ungeduldig. Es sichtlich genießend zog er langsam einen Elektroschocker aus seiner Tasche hervor uns näherte sich langsam dem in der Ecke gekauerten Häufchen Elend und spielte schon auf dem Weg zu seinem Opfer mit dem Auslöser. Er grinste bei den knallenden Geräuschen des kleinen Apparates und dem Anblick der Frau, deren Augen nur noch Angst und Panik zeigten. Gerade als er das Gerät an ihrem Hals ansetzte, trat sie zu. Schnell stand sie auf und versuchte zur Tür zu rennen, doch ihr Peiniger hatte sich wieder aufgerappelt und packte sie an der Wade, was sie zu einem harten Fall auf den Boden brachte. „Was denkst Du Dir eigentlich wen Du hier vor Dir hast?“ sichtlich erzürnt darüber packte er sie am Hals und hob sie hoch. „Du machst was ich Dir sage, nicht einen Handschlag weniger, und schon gar nicht mehr, haben wir uns verstanden?“ Tränen flossen aus ihren Augen, die Wangen hinunter und tropften auf seinen Arm, mit dem er sie noch immer im Würgegriff hielt. „Hör auf zu heulen Du verdammte Schlampe!“ Außer sich vor Zorn drückte er immer fester zu, sodass außer Röcheln nichts mehr von ihr zu vernehmen war. Langsam schien die Lebenskraft aus ihr zu weichen, während er immer noch nicht von ihr abließ. „Ja, zapple nur, jetzt vergeht Dir wohl die Lust, was?“ Langsam wurden ihre Befreiungsversuche weniger, bis sie nur noch durch die Kraft des Peinigers auf dieser Höhe gehalten wurde.

Genau in diesem Moment sprang die Tür auf und ein Security vom Tsunami Syndikat stürmte das Apartment. Er sah gerade noch, wie der Kunde erst seinen Kopf herum drehte, dann das Mädchen fallen lies und mit der Hand nach seiner Waffe griff, während er herum wirbelte. „Was zum ...!“ Geistesgegenwärtig eröffnete der Security das Feuer und verteilte durch die Wucht dessen Überreste im gesamten Raum. Dann öffnete er sein Comm. „Security Tanaka hier. Wir brauchen einen Arzt und ein Reinigungs Team. – Einen verschwiegenen Arzt? Ich kenne da einen bei den Black Dragons...“

Squish
25-05-05, 13:28
Part I

-- Ein fast normaler Tag --

Es regnete. Nicht, dass dies ein besonderes Ereignis gewesen wäre, im Gegenteil. Genau genommen regnete es unglaublich oft. Wenn man aber bedachte, dass der Dome am Rande der großen Wüste im Norden lag, war das schon irgendwie etwas besonderes. Und während einige kleine Rinnsäle anfingen Pfützen zu bilden, flossen andere in die gerade noch halbwegs funktionierende Kanalisation, wo die säurehaltigen Substanzen des Regens zu neuem Nährboden für Mutationen wurden. Unzählige Launen der zerstörten Natur lebten bereits in den Abwasserkanälen. Die Aufbereitungsanlagen liefen längst über die maximale Belastung hinaus, zusätzlich durch die dort lebenden Mutationen negativ beeinflusst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch hier die Pumpen versagten, weil die Filter nicht mehr richtig arbeiteten. Aber wer kümmerte sich schon darum? Ab und zu gab es ein paar Runner, die für eine Hand voll Credits die endgültige Übervölkerung in der Kanalisation eindämmten. Aber um dort wieder für einen normalen Betrieb der Anlagen zu sorgen, dafür reichte es nicht. Im Grunde war dies nur der berühmte kleine Tropfen auf einen heißen Stein.

Dem Dome ging es nicht gut, eigentlich ging es ihm noch viel schlechter. Waren oberirdisch schon die Ergebnisse einer unglaublichen Zerstörungskraft zu erkennen, so sah es unter der Erde noch viel schlimmer aus. Das so oder so schon nicht mehr vorhandene Ökosystem würde hier in kürzester Zeit vollends kollabieren.

Doch wen kümmerte das schon? Die meisten, die etwas daran ändern könnten, verschwendeten ihre Ressourcen dafür, ihren Status quo zu erhalten oder weiter auszubauen. Der normale Runner dachte gerade mal bis zur nächsten Malzeit, die zu zahlende Miete oder bis zum nächsten Schuss irgendeiner illegalen Droge. Wenn nicht bald irgendwer einlenkte, würde Neocron City nicht einmal irgend etwas tun müssen, um dem Dome of York das Genick zu brechen. Es würde von ganz allein passieren, sie mussten einfach nur geduldig warten. Nicht einmal die Fallen Angels mit all ihrer Technik waren in der Lage, der Situation ohne weitere Hilfe Herr zu werden. Und anstelle dies endlich zu erkennen und die Ressourcen lieber in den ökologischen Wiederaufbau zu stecken, kämpfte man in den Wastelands noch immer verbittert jeden Tag um das selbe stück Fels.

Squish, der Dragon Doc, holte tief Luft – zumindest soweit es seine enge Power Armor zuließ. Dank eines nicht gerade geringen Aufwands mit einem medizinischen Eingriff, klopfte ein Filter Heart 2 in seiner Brust. Das kleine Filter-Implantat, welches eine verbesserte Version seines Vorgängers darstellte, konnte ihn zumindest bis zu einem gewissen Grad vor Vergiftungen und Verstrahlung schützen. Als Squish in den säurehaltigen Regen trat, zog er mehr instinktiv ein wenig den Kopf ein. „Scheiß Wetter!“ Und wieder einmal dankte er dem Arzt, welcher ihm dieses Wunder an Technologie ins Herz eingepflanzt hatte. Seine natürliche Lebenserwartung hatte sich damit erhöht. Die Ironie lag aber in der Tatsache, dass sein Leben schon gleich hinter der nächsten Ecke beendet sein konnte. Kein Implantat und keine Rüstung der Welt würden ihn vor einer ordentlichen Salve Plasma oder einen Hinterhalt durch einen Scharfschützen bewahren können. Eine vorsichtiger Blick auf die Straße – nichts. Kaum jemand war auf der Straße zu sehen, die meisten waren bei der Zerstörung des Dome umgekommen. Dafür waren die Überlebenden umso gefährlicher. Als Angehöriger der Black Dragon und ehemaliges Mitglied der Twilight Guardian war er sicherlich einen rauen Umgang gewohnt, aber auch das würde ihn nicht unsterblich machen. Zugegeben, die Gene Replikation war eine praktische Alternative zum endgültigen Tod, doch die schmerzliche Erfahrung, welche diesem Stück Wunder an Technik voraus ging, war mehr als nur unangenehm. Wie oft mochte er mittlerweile gestorben sein? Er hatte aufgehört es zu zählen.

Sein Weg führte ihn durch einen Irrgarten von Straßen, Gassen und Übergängen, welche erst die große Explosion entstanden waren, und deren Trümmer andere Bereiche unter sich begraben hatten. Manchmal waren die Übergänge nur durch ein paar Holzbretter geschaffen, welche über einen Abgrund gelegt wurden und provisorisch als Brücke dienten. Wenn man jedoch vorsichtig war, konnte nicht viel passieren. Es war Abend, und sein Hausbesuch bei einer Angehörigen der Familie der Tsunamis war beendet. Hausbesuche machte er nun wirklich selten, jedoch wollte die Familie ihr Mitglied nicht in den von den Black Dragon kontrollierten Distrikt schicken. Der letzte Kunde seiner Patientin hatte wohl eine merkwürdige Art von Freude daran gehabt, jemandem weh zu tun. Sie hatte Glück gehabt, dass ein Türsteher etwas mitbekommen hatte und sich vergewissern wollte, dass alles in Ordnung war. Seine Intuitivität hatte ihn nicht getäuscht, wahrscheinlich verdankte das junge Ding seinem gerade noch rechtzeitigem Eingreifen ihr Leben. Es würde wohl eine Weile dauern, bis dieses Apartment wieder benutzbar war und die überall verstreuten Überreste des Peinigers entfernt waren. Die extreme Hitze des aus nächster Nähe abgefeuerten Flammenwerfers hatte den Tyrannen regelrecht explodieren lassen. Squish hatte die Umgebung zu ignorieren versucht, der Anblick konnte einem wirklich anders werden lassen. So galt in erster Linie seine Aufmerksamkeit seiner um ihr Leben kämpfenden Patientin. Eine nicht gerade kleine Summe hatte der Arzt für seine Dienste erhalten, jedoch mit der Auflage, Stillschweigen über das Geschehene zu wahren. Schulterzuckend hatte er akzeptiert. Als wenn irgendjemand an dem Tod eines durchgeknallten Perversen interessiert gewesen wäre.

In seiner Praxis angekommen, schickte er seine junge Angestellte nach Hause. Es war Zeit für die letzten Abrechnungen über sein Terminal, eine letzte Kontrolle der am Tag gelaufenen Aktienkurse sowie ein Abruf der eingegangenen Mails. Seine Assistentin verabschiedete sich und verließ die Praxis. Als er sicher war alleine zu sein, betätigte er einen Schalter unter seinem Schreibtisch. Durch den soeben geöffneten Zugang verschaffte er sich Zutritt zum Hinterzimmer. Die Wachposten erkannten ihn, grüßten ihn und nahmen wieder ihre Positionen am Ende des Ganges ein. Am großen Tisch aktivierte Squish ein Terminal, welches vom eigentlichen Netzwerk getrennt war. Dank einiger guter Beziehungen zu den Computerfreaks hatte ihm einer von ihnen eine gesicherte Leitung eingerichtet, welche nicht mehr zurückverfolgt werden konnte.

Der hier angelegte Mail-Account war ein anderer als der in seinem Büro. War es ihm offiziell egal wer dieser Perverse gewesen war, so war sein persönliches Interesse an solchen kranken Typen umso größer. Da so ziemlich jeder Bürger dieser Welt über ein Backup in der Gene-Replikation verfügte, so würde auch dieses kranke Schwein in Kürze wieder unter den Lebenden wandeln. Um dafür zu sorgen, dass er so schnell nicht mehr seinem Hobby nachging, hatte der Doc unbemerkt eine kleine Probe von den am Boden verteilten Überresten genommen. Ein guter Biologe würde wohl herausfinden können, um wessen DNA es sich hierbei handelte. Die übrigen Informationen anschließend wären ein Kinderspiel, es gab kaum etwas an Informationen, welche die Hacker nicht binnen kürzester Zeit auftreiben konnten. Und so endete ein fast normaler Tag im Dome of York.

Squish
25-05-05, 13:29
Part II

-- Die Suche --

Vor Erleichterung seufzend ließ sich Squish in seinen Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen. Wieder war ein Kampf um einen Ouptost vorüber gewesen, und die Verwundeten hatten medizinische Versorgung benötigt. Ob Knochenfraktionen oder beschädigte Hirn-Implantate, mittlerweile gehörten solche Eingriffe schon zu seiner Routine. Vielmehr machte er sich um die Sinnhaftigkeit der dauernden Kämpfe Gedanken. Solange es die Gene-Replikatoren gab, würde niemand ernsthaft darüber nachdenken, ob er starb oder nicht. Der Mensch war mehr als eine wiederverwertbare Ressource geworden. Praktisch war er bis auf den temporären Tod unsterblich – bis ihn letztendlich die Natur einholte und bewies, das nichts von ewiger Dauer sein kann. Wozu also zögern?

Nachdem die Praxis wieder gereinigt und der Behandlungsraum desinfiziert war, begab sich der Arzt wieder in seine hinteren Räume. Die Hoffnung auf eine eMail wurde aber erneut getrübt. Einige Tage war es mittlerweile her, dass er den genetischen Code des getöteten Perversen an seinen Kontaktmann bei den Hackern weitergegeben hatte. Und noch immer wartete er auf einen Namen, der zu dieser DNS-Kette gehörte. Dass es sich hierbei nicht nur um einen normalsterblichen Bürger zu handeln schien bewies bereits die Tatsache, dass er noch keinen Namen geschweige denn weiterreichende Details hatte. Dieser Jemand hatte sich Mühe gegeben, der Öffentlichkeit so fern wie möglich zu bleiben. Somit kamen nur noch Politiker oder hohe Angestellte eines Konzerns in Frage. Immerhin schon ein detail, wenn auch nicht gerade das hilfreichste. Eher bekam man den Stammbaum irgend eines Mutanten zu erfahren als Informationen aus einem der oberen Zehntausend. Wenn er wirklich mehr erfahren wollte, so würde er dies wohl auf die alt hergebrachte Weise tun müssen – selbst aktiv werden. Eigentlich hatte er dies immer vermeiden wollen, nur in Anbetracht der Tatsache, dass ihm diese Art von Vorfällen in letzter Zeit eindeutig zu häufig passierten, würde er dieses Mal das Risiko wohl eingehen. Was die Loge davon halten würde – wenn er ehrlich war, interessierte es ihn nicht wirklich.

Sektor 07, Tsunami Distrikt. War der Distrikt der Black Dragons bekannt für seine Drogen und Immobiliengeschäfte, so fand man hier alles an Freuden, was man für Credits kaufen konnte. Alle paar Meter eines der Mädchen, die für das entsprechende Kleingeld ein wenig Abwechslung in das triste Leben bringen konnten. Genauso wie dieses junge Mädchen welches vor ein paar Tagen seine Patientin war, nur weil einige krank genug waren, über das eigentliche Ziel hinaus zu schießen.

Hier Informationen zu finden die auch noch brauchbar waren, war schon eine große Herausforderung. Hier brauchte man mehr Glück als Credits, denn wenn es um die Verschwiegenheit ging, konnte kein Credit der Welt irgendjemandem auch nur die kleinste Information entlocken. Vielleicht hatte er Glück und er würde seine Patientin in einem der Etablissements wiederfinden. Wahrscheinlicher war aber wohl die Tatsache, dass er hier niemanden finden würde der sie kannte, geschweige denn wo man sie finden konnte. Außerdem hatte sie eher ausgesehen, als würde sie nur in exklusiven privaten Apartments anzutreffen sein. Ja, die Suche würde sich als eine große Herausforderung erweisen, dessen war er sich sicher.

Das Tsunami Hauptquartier war seine erste Anlaufstelle. Dass er dort keine Informationen bekommen würde war ihm klar, aber zumindest wurde er dort gesehen. Er ließ sich ein Preachers auf Eis kommen und setzte sich einigermaßen zentral an einem Tisch. Von hier hatte er eine gute Übersicht und konnte beinahe den ganzen Bereich überblicken – genauso, wie auch der gesamte Bereich ihn. Aber genau dieses hatte er ja gewollt.

Es dauerte nicht lange, bis sich einer der Securities ihm näherte und ihn leise aber bestimmt von der Seite Ansprach. „Sie wissen, dass Sie sich nicht unbedingt hier aufhalten sollten?“ Die Antwort des Doc war eher gelassen. „Keine Sorge. Ich gönne mir nur einen Drink und suche ein wenig Zerstreuung, den mir die reichlichen Blickfänge auch genügend bieten.“ Irgend etwas murmelte der Security noch, jedoch verstand Squish es nicht mehr. Es ging einfach in der Musik unter. Sich nicht weiter darum kümmernd nahm er einen Schluck von seinem Preachers und schenkte seine Aufmerksamkeit der ihm am nächsten stehenden Tänzerin.

Es war spät, reichlich spät, als der Dragon Doc die Lokalität wieder verlies. Für diesen Tag hatte er genug Credits gelassen. Nicht dass er nicht genug hatte, jedoch wollte er noch weitere Investitionen in seine Praxis stecken – und auch in die Räumlichkeiten hinter den Kulissen. Sollte jemand auf der Suche nach ihm gewesen sein, so dürfte er ihn wohl gefunden haben mit der Gewissheit, dass er Interesse hatte. Nun musste der Doc einfach nur noch warten. Früher oder später würde sich jemand bei ihm melden. Entweder direkt, oder zumindest anonym per Nachricht. Aber es würde sich jemand melden.

Squish
25-05-05, 13:30
Part III

-- Tech Haven --

Der Morgen war alles, nur nicht angenehm. Noch halb benommen vom Vortag stolperte Squish fast durch das große Loch im Boden seines Schlafzimmers, und wäre unsanft in seinem sich eine Etage tiefer befindenden Wohnzimmer gelandet. Er hasste den Dome. Natürlich war ihm klar dass sie letztendlich selbst Schuld an der Zerstörung des Domes waren, zumindest die eigentlichen Bewohner des Domes sowie die Twilight Guardian. Die Black Dragon, Tsunamis und Fallen Angels waren erst nach der Explosion in den Dome gefolgt. Sicherlich nicht aus reiner Selbstlosigkeit, aber sie hatten ihre alte Heimat verlassen. Nun saßen sie da. Hatte Squish im Canyon noch eine trockene Unterkunft und im Pepper Park wenigstens noch etwas, was wie eine sanierungsbedürftige Bruchbude aussah, so wohnte er nun in einer Ruine. Nüchtern betrachtet hatte sich sein Wohnstil immer weiter verschlechtert. Und genauso wie immer fragte er sich immer wieder, warum er Neocron City eigentlich verlassen hatte. Er hätte einen Job bei der City Administration haben können wie seine Eltern vor ihm, und er hätte eine saubere und einwandfreie Wohnung gehabt. Er hätte einfach nur auf ein klein wenig Freiheit verzichten und bei politischen Diskussionen sein Maul halten müssen. Aber nein, das hatte er nun von seinen Ideologischen Werten. Nun hatte er das Vergnügen, gleich nach dem Aufstehen erst einmal darauf zu achten, sich nicht das Genick zu brechen. Scheiß Stadt – sofern man sie noch als solche bezeichnen konnte.

Auch dieser Tag schien nicht viel erfreuliches zu bedeuten. Aufgrund einiger Anfragen hatte sich der Doc heute für einen Außendienst in TechHaven entschieden. Runner aller Fraktionen waren hier vertreten, und solange das Geld stimmte, bot er auch politischen Gegnern seine Dienste an.

Der Sektor in TechHaven war brechend voll. Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen das Trader Meeting durchgeführt wurde. Händler aller Fraktionen boten ihre Waren und Dienste an. So auch Squish, der jedoch erst einmal durch die reihen lief, um sich einen Überblick zu verschaffen. Hin und wieder tauchten einige Leute auf, die ein Implantat in ihrer Hand hielten. Meist noch junge Runner. Für die einfachsten Implantate nahm Squish schon kein Geld mehr. Er gewann so die Sympathie der Runner und investierte somit in die Zukunft. Ab und zu sah man die Managerin Laureen Manur zwischen den einzelnen Ständen hin und her rennen um zu sehen, ob sich nicht jemand illegaler Weise einen Stand gesichert hatte, ohne seine Gebühren entrichtet zu haben.

Stunden vergingen, Credits waren eingenommen, ausgegeben oder bei StockX umgesetzt. Einige Implantate wurden gekauft – man wusste ja nie, wann man mal wieder ein neues brauchte. Im Grunde war der Doc schon auf seinem Weg nach Hause, als ihn ein Vermummter Runner kurz fest hielt und ihm einen Datacube zusteckte. Der Runner sah nicht so aus als würde er noch etwas dazu sagen wollen. Er wandte sich um und verschwand in der Menge. Squish würde wohl bis zu hause warten müssen, bis er den Inhalt zu lesen bekam. Also ging er zum nächstgelegenen Gene Replikator, aktivierte die Konsole und bekam noch mit, wie er sich auflöste. Stille.

Als Squish das erste Mal wieder etwas mitbekam, befand er sich in seinem Apartment. Wie viel Zeit seitdem vergangen war? Angeblich sollte der Transfer mit dem Gene Replikator innerhalb weniger Sekunden geschehen, jedoch hatte dies wohl noch keiner so genau nachgemessen. Erst einmal musste er sich setzen, das Brummen in seinem Schädel war schlimmer als der nach einer durchzechten Nacht. Langsam beruhigte sich das Brummen und der Kreisel in seinem Kopf ließ allmählich nach. Als es ihm besser ging, setzte er sich an sein Terminal und lud die Informationen des Datacubes über eine Schnittstelle:

„Ich weis wer Sie sind und ich weis wonach Sie suchen. Wenn Sie noch immer interessiert sind, dann gehen Sie morgen ins Cafe Iz. Dort sollen derzeit Proben für eine Theatervorstellung laufen.“ Kaum hatte der Doc die Nachricht bestätigt, löschte sich der Datacube von selbst. Und irgendwie hatte der Arzt auch nichts anderes erwartet. Vielleicht hätte er sich die Mühe machen sollen um herauszubekommen, von wem diese Nachricht angefertigt wurde, aber letztendlich würde die Auswertung wohl länger dauern als am nächsten Abend am Treffpunkt zu erscheinen. Aber er behielt sich diese Option im Hinterkopf, man konnte ja nie wissen. Zu viel mehr kam er auch nicht. Ein Notfall erreichte ihn – diesmal in der Juggernaut Facility.

Eine Fabrik, unterirdisch angelegt, um die größten Kampfkolosse aus den Zeiten der Ceres-Kriege herzustellen: Riesige Warbots, Prototypen der Juggernaut-Serie. Nur die Kampferprobten sollte man hier antreffen, beizeiten traf man hier allerdings auch einige Abenteuerlustige, die sich auf diese Weise einen Namen zu machen versuchten. Dass dies für die meisten dieser Sorte nicht sonderlich gesund war, darüber brauchte man nicht lange zu diskutieren. Dennoch war es für Squish eine gewisse Überraschung gewesen, wen er dort vorfand.

Obwohl der verletzte eine Kutte trug, konnte Squish sofort erkennen wer dort lag – Keyser. Vor Schmerzen krümmend lag er auf dem Boden. Eigentlich war er hier, um mit seinen mentalen Kräften andere vor Schaden zu bewahren. Doch er musste sich wohl zu lange auf seine Arbeit konzentriert haben, dass sich ihm einer der Warbots genährt hatte. Das Ergebnis war ein gebrochenes Bein, zumindest war es das, was der Arzt im ersten Moment erkennen konnte. Da es nötig sein würde, für die Behandlung die Robe, welche Keyser trug, zu entfernen, fing Squish vorsichtig damit an die Kapuze zurück zu ziehen, während er ruhig jeden einzelnen Handgriff vorher erklärte. Theoretisch war es bei Keyser nicht notwendig, da ihm dieser vertraute, aber der Arzt hatte sich dieses Prozedere angewöhnt und behielt es auch bei seinen Freunden bei.

Als er seinen Clankameraden von der Kapuze befreit hatte, konnte er das ganze Ausmaß der Zerstörungskraft eines Warbots feststellen. Unter normalen Bedingungen wäre der PSI-Mönch in der Lage gewesen sich selbst zu heilen, der Anblick der sich ihm dort bot, erklärte die Situation aber mehr als deutlich, warum er dazu nicht mehr in der Lage gewesen war. Der Warbot musste ihn gepackt und durch den Raum geschleudert haben. Jedenfalls wiesen etliche Stellen am Kopf Prellungen und Quetschungen auf. Die Implantate schienen zwar leicht beschädigt, jedoch würden sie wohl noch arbeiten, währen sie noch an der Stelle wo sie einst fixiert wurden. Die dadurch hervorgerufenen Schmerzen wollte Squish sich nicht einmal vorstellen, es musste höllisch weh tun.

Der Doc griff nach einer Packung Desinfektionsgel und versorgte die Wunden am Kopf so gut es an einem Ort wie diesem möglich war. Damit Keyser nicht anfing sich zu kratzen bat Squish einen der Anwesenden, die Hände des Mönchs festzuhalten. Vorsichtig reinigte er die Implantate und versuchte sie erneut am Kopf zu fixieren. Während die Naniten im Desinfektionsgel begannen die Haut zu regenerieren, nahmen die Implantate nach und nach ihre Arbeit wieder auf. Und da sich der Kreislauf von Keyser zu stabilisieren schien, konnte sich Squish um den Beinbruch kümmern. Alles reine Routine.

Betti
25-05-05, 15:25
Wiso nur wurde uns das so lang vorenthalten? o_O
Einfach Spitze, kann ich da nur sagen :)

/me will mehr davon ;)

Silent Assasin
25-05-05, 15:58
Geht doch ;)
Saubere "Arbeit" und was besonders gut gelungen ist, den täglichen "Alltag" im Spiel, so wie er eben ist, nicht so wie er sein "sollte", in der Geschichte umzusetzen :)
Vielleicht aber einen tick "zu" alltäglich, aber das wird noch, hoffe ich einfach mal
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Cyberstorm
25-05-05, 16:06
Sehr Edel... nur der titel passt nicht zur Story ;)
Aber richtig geil

Betti
25-05-05, 16:08
*mopst Silent erstmal seinen pöhsen Korrekturstift*

Silent du alter Meckerfritze, mußt du immer gleich alles zerpflücken :rolleyes: :p
Ich finds überhauptnich zu alltäglich, ist gut genauso wies ist ;)

Ach was red ich überhaupt, ignorier ihn einfach Squish :D

Silent Assasin
25-05-05, 16:58
*snüff* bin ich nur wirklich zum pösen nie zufriedenen Miesmacher degradiert ? :(
angenommen ich hätte mich nicht geäussert und alles wäre "schön" geredet worden, wäre Squish dann mit sich zufrieden ? Im ersten Moment sicher, aber wenn das so weiter ginge ? Ich denke mal wir wissen alle hier das wir nicht perfekt sind, oder ? Wahrscheinlich werden wir es auch nie sein können, schon alleine weil die Geschmäcker verschieden sind. Da ist so ein bisschen konstruktive Kritik doch schöner als pure "find ich genial" und "find ich scheisse geh CS zoggen Kid", oder etwa nicht ? ;)

Und es ist ja nicht so dass ich mich hinstelle und sage "böh alles scheisse", und erst recht nicht kann man mir vorwerfen "machs doch besser" schliesslich habe ich zu Kritik aufgefordert, und es ist bis heute kaum was angekommen :p

Squish
25-05-05, 20:51
Hi Ihr, erstmal danke für das Feedback, Part IV ist auch bereits in der mache ... geht halt eben immer nur so schnell vorwärts wie ich auch Zeit habe, und der gewisse "kleine Personenkreis" ... dem muss ich leider die Exclusivrechte einräumen :p :D

Dass es noch recht "trocken" am Anfang ist, ist mir klar... aber ich kann keine vernünftige Geschichte schreiben, ohne vorher ein wenig von der Umgebung zu schildern oder den Leser an das "Leben" im Dome heran zu führen (ich hatte bewusst versucht darauf zu achten, dass diese Geshcichte auch jene wenigstens ansatzweise nachvollziehen können, die nicht mit Neocron vertraut sind).

Es wird actionreicher, versprochen :) Nur erst einmal musste ich die Geschichte anfangen lassen ;)

Betti
25-05-05, 21:59
*Silent tröstend den Kopf tätschelt* war doch nicht so gemeint *kriegtn schlechtes Gewissen* wollt dich doch nurn bisl aufziehen. Sicher sollst du dich äussern, weißt doch das ich deine Kritiken mag *hält Silent n Endschuldigungslolli hin* wieder liep?

Squish
22-08-05, 12:01
Was lange wart, wird endlich gut ... bin bereits am nächsten Part scvhreiben, doch hier nun vorerst der ...

Part IV

-- Cafe Iz --

Nachdem Keyser transportfähig war, hatten ihn die Anwesenden in die Praxis des Arztes geschafft. Dort hatte der Arzt die Möglichkeit, einen letzten Check durchzuführen um ihm vollständige Genesung zu bescheinigen. Doch während er auf dem Terminal des Diagnosebettes herum tippte, grübelte er über die kommenden Stunden. Natürlich war er interessiert an Informationen, aber warum sollte er die Person an einem Ort wie diesem treffen? Bisher hatte jeder versucht unerkannt zu bleiben, sowohl derjenige den er suchte, als auch die Quelle, welche ihm eventuell ein paar brauchbare Informationen liefern konnte. Wieso dann auf einmal dann ein so öffentlicher Ort, an dem auch noch kaum Personen anwesend sein würden, sodass man dort erst recht auffiel? „Doc?“ Und wieso auch ausgerechnet inmitten des Tsunami Distriktes? „DOC!“ Der Patient blickte den Arzt ungeduldig an. Dass dieser nicht mehr ganz bei seiner Arbeit zu sein schien war mehr als offensichtlich, da das Term bereits einige Zeit die Ergebnisse der Diagnose mit einem Piepen bestätigte. „Was? ... Ach ja, okay. Alles in Ordnung mit Dir, Keyser. Pack Deinen Kram zusammen und pass das nächste Mal besser auf.“ Mit einem beruhigenden Lächeln schaute er auf seinen mit dem Kopf schüttelnden Freund. „Solange Dir so was nicht während einer OP passiert ist ja alles in Ordnung“ bewertete der Psi Mönch die Situation. „Irgendwann stirbt Dir deswegen noch einer unterm Messer weg.“ Squish musste lachen. „Keine Sorge, bei einer OP ist man automatisch hoch konzentriert, aber wenn man hier vor einem Term steht und auf ein Ergebnis wartet, kann man sich schon mal in seinen Gedanken verlieren.“ Der Psi-Mönch packte seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zum Ausgang. „Bis dann“ verabschiedete der Doc seinen Patienten, und beendete das Terminal, um sich wieder voll und ganz seinen Gedanken hinzugeben. Doch diese Praxis war für ihn im Moment nicht das richtige. Er wollte sich völlig ungestört seinen Gedanken hingeben. Und das ging am besten draußen.

Langsam wurde es Abend, und die Sonne verwandelte den Himmel über der Wüste in ein atemberaubendes Rot. Man konnte regelrecht zusehen, wie sich der Rot-Ton langsam über den Horizont schob und die Wolken mit einem leichten Pink der untergehenden Sonne hinterher eilten. Ein Lauer Wind wirbelte wie zufällig einige Sandkörner der Düne auf, auf welcher Squish stand, um sie nach einigen Metern wieder fallen zu lassen. Es würden noch viele Sandkörner diesen Weg gehen müssen, um nach Monaten und einer schier unzähligen Menge an schwebenden Sandkörnern eine Bewegung der Düne festzustellen. Der Arzt atmete tief ein. Die erfrischende Kühle, die mit dem Abend aufkam, tat ihm mehr als gut. Mittlerweile hatte er wieder einen klaren Gedanken gefasst und fühlte sich auf das kommende Treffen vorbereitet. Ohne sich noch einmal umzublicken wandte er seinen Blick von der endlos scheinenden Wüste und betrat den Dome of York.

Kaum hatten sich die großen Tore hinter ihm mit einem lauten Ächzen geschlossen, war es vorbei mit der frischen Luft und einem Anblick, der einem das Elend im Dome vergessen ließ. Noch immer schienen irgendwo unter den Trümmern verwesende Leichen zu liegen, welche ihren stechenden Geruch der im Dome fast stehenden Luft ein beißendes Aroma verliehen. Es wurde Zeit, die Luftfilter seiner Power Armor einzuschalten. Gegen den Geruch konnte er nichts machen, aber wenigstens gegen die krankheitserregenden Partikel, welche noch immer in der Ruinenstadt herumschwirrten. Sein nächstes Ziel war also das Cafe Iz, seit einiger Zeit ein Treffpunkt, wenn man einfach mal in einer gemütlichen Atmosphäre ein wenig plaudern wollte. Ein weiterer Anziehungspunkt war auch die Eröffnung eines Theaters ein Stockwerk darüber, jedoch hatte der Arzt bisher noch von keiner Vorstellung gehört. Dennoch, dies sollte der Ort sein, an welchem er seinen Informanten treffen sollte.

Es war ruhig um diese Zeit, als er den Tsunami Distrikt betrat. Das tagsüber herrschende Treiben war von den Straßen verschwunden, dafür herrschte umso mehr Stimmung in den Bars und Etablissements des Bezirks. Zu fürchten hatte der Doc in dieser Ecke des Domes nichts, die Wachen des Tsunami Syndikats achteten peinlichst darauf potentielle Störenfriede sehr unauffällig zu beseitigen, und so kam es hier nur selten zu größeren Unruhen.

Im Theater war es ruhig. Auf der Bühne nur ein paar Schauspieler, welche wohl für ein Stück einer uralten Tradition übten. Irgend etwas, wobei sie sich schließlich mit den Katana gegenseitig angriffen. Da es sich nur um Schauspiel handelte, übten sie immer und immer wieder die Schritte und Stöße mit dem Schwert um sicher zu gehen, dass sie sich nicht wirklich verletzten. Viel bekam der Doc davon nicht mit, vielmehr war er immer noch damit beschäftigt, warum um alles in der Welt die Informationen mitten in der Höhle des Löwen ausgetauscht werden sollte. Hier mussten sie zwangsläufig beobachtet werden, und eigentlich versuchte doch jeder genau dieses zu vermeiden.

Dann waren seine Gedanken von einem Moment auf den anderen verschwunden. Zurückzuführen war dies auf die zwei Katana, welche mit einem leisen Zischen nun links und rechts neben seinem Kopf in der Vertäfelung steckten. Etwas aus der Fassung gebracht starrte er nach unten, wo nun die Schauspieler ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkten. „Wir haben Ihnen doch gesagt, es geht Sie nichts an. Das ist eine Sache der Tsunamis, das geht Sie nichts an. Sehen Sie dies als letzte Warnung an.“ Anschließend verschwanden sie hinter der Bühne, und Squish blieb noch einen Moment sitzen, ehe er dann das Theater verließ. Sauer über sich selbst lief er auf dem kürzesten Weg nach Hause. Verdammt, er war unvorsichtig geworden – das eben hätte genauso gut sein Ende sein können. Aber er versuchte wenigstens den Nutzen daraus zu ziehen, dass nun jeder wusste, dass er noch immer an der Sache dran war. Er war gewarnt, und würde nun umso vorsichtiger vorgehen müssen.

Als er den vierten Distrikt durchlief, blieb er an einer Abzweigung stehen. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er wirklich direkt nach hause gehen wollte, oder vielleicht das Electric Vibes, ein gerade erst neu eröffneter Techno-Schuppen, aufsuchen sollte. Die ozonhaltige Luft dort, hervorgerufen durch die Statischen Entladungen an der Decke des Clubs welche als Special Effects gedacht waren, brachte ihn bei einem eiskalten Preacher’s langsam wieder zur Entspannung. Anders herum war er sich im Moment nicht sicher, ob ihm das reichen würde. Und tatsächlich bog er nicht nach links zum Lift in Richtung Vibes ab, sondern nach rechts in Richtung Distrikt der Bruderschaft Crahn. Was er nun brauchte war eine innere Ruhe, welche er möglicherweise in der Kathedrale finden konnte. Die Chöre dort hatten eine sehr beruhigende Wirkung auf ihn, ja fast schon einschläfernd. Aber so bekam er wenigstens seinen Kopf frei – und genau das war es, was er brauchte.

Die Kathedrale war wie immer recht leer, nur wenige Anwesende saßen in einer der Reihen, während einige Anhänger Crahns in den hinteren Bereichen ihren Tätigkeiten nachgingen. Die Luft war erfüllt von schweren aromatisierten Dämpfen von verbranntem Weihrauch, und abgesehen von einigen Feuern links und rechts entlang des Kirchenschiffes beleuchteten nur wenige Kerzenleuchter den großen Raum. Nur wenig Licht drang von außen durch das reparaturbedürftige Dach, und so sorgte der Staub für ein Lichtspiel in den wenigen einfallenden Lichtstrahlen. Das mühsam kunstgefertigte Mosaik über dem Altar welches das Zeichen Crahns beinhaltete, leuchtete in einem farbenfrohen Bild. Der Doc konnte den ganzen Tag auf dieses Mosaik schauen, so faszinierend waren die Farben darin. Nur selten hatte man die Gelegenheit, noch solch viele kräftigen Farben in der Natur zu sehen, da eben jene kaum noch vorhanden war. Und so schien dieses Mosaik ein letztes Überbleibsel an eine Zeit zu sein, eine Erinnerung, wie es einmal gewesen sein musste. Leise seufzend setzte sich Squish bei dem Anblick auf eine Bank in eine der hintersten Reihen. Kaum war er hier, waren seine Gedanken tatsächlich woanders. Und jetzt, wo er sich dem bewusst wurde, wanderten seine Gedanken erneut zu dem Vorfall im Cafe Iz. Und plötzlich war es da, ein Geistesblitz, ein Gedanke. Er hatte einen Schatten gesehen, nur für den Bruchteil einer Sekunde, den er nicht wirklich wahrgenommen hatte. Es war noch jemand anderes im Theater gewesen.

kratoc
22-08-05, 15:07
kratzt dreck vom boden und sieht schatten ...

doc ... finger weg von den drogen ;)


aber ansonsten gut geschrieben ^^

Squish
11-10-05, 10:00
Mal nen kleinerer Zwischenpart ... ;)

Part V

-- Der stumme Begleiter --

Schon Stunden verbrachte der Dragon Doc schweigend in der Kathedrale, doch die dunkle Gestalt wartete geduldig. Ewig konnte sich der Black Dragon hier nicht aufhalten, er hatte schließlich auch seine Geschäfte um die er sich kümmern musste. Von der Position, an welcher sich die dunkle Gestalt aufhielt, war ein höher gelegener Flur den nur sehr wenige bisher betreten hatten. Von hier oben hatte sie eine gute Übersicht über das gesamte Kirchenschiff und auch über ihr Ziel – jener Private Eye, der sich Squish nannte. Er schien zu spüren dass er beobachtet wurde, denn ab und zu sah er sich um. Doch die dunkle Gestalt war gut genug geschult um sich rechtzeitig ein wenig in Deckung zu begeben um nicht entdeckt zu werden.

Knapp zwei Stunden hielt sich der Drache in der Kathedrale auf, eine Zeit, die für seinen Beobachter wie eine Ewigkeit vorkamen. Dennoch hatte er geduldig gewartet, die Zeit genutzt um neue Kräfte zu sammeln. Niemand hatte den Besucher in der Zeit angesprochen oder sich in seine Nähe begeben. Man konnte also daraus schließen, dass er tatsächlich nur dort war um zu ... beten? Nein, diese Theorie war dann wohl doch etwas zu absurd – ein betender Black Dragon? Nein, das war eindeutig zu verrückt.

Länger darüber nachdenken konnte die geheimnisvolle Gestalt trotzdem nicht, denn Squish war bereits dabei, die Kathedrale zu verlassen. Sich vorsichtig umsehen ob sie nicht gesehen wurde, nahm sie wieder die Verfolgung auf. Vorsichtig, in einem angemessenen Abstand. Immer darauf bedacht, von niemandem gesehen zu werden – und schon gar nicht von ihm. Würde man diese Gestalt nun sehen können, so würde man ein gewisses Glühen in ihren Augen erkennen können. Ja, diese Jagd machte Spaß, ein gewisser Nervenkitzel war dabei. Es war bereits Abend und die Dämmerung lies die Schatten innerhalb des Dome immer größer werden. Auch wenn man kaum von frischem Wind reden konnte, zumindest sorgte eine gewisse Briese für eine gefühlte angenehmere Temperatur. Dem stummen Begleiter war dies egal, sein Anzug schützte ihn perfekt vor den äußeren Einflüssen. Und die größer werdenden Schatten würden ihn bei seiner Arbeit nur unterstützen. Immer mit einem gewissen Sicherheitsabstand folgte er dem Private Eye, darauf bedacht, nicht erwischt zu werden.

Als die unbekannte Gestallt jedoch um die nächste Ecke bog, blieb sie abrupt stehen und machte einen Schritt zurück. Ein paar Anhänger der Crahn Sekte kamen ihr entgegen, was sie zum Ausweichen zwang. Noch aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass Squish etwas auf einem Gerät an seinem Handgelenk tippte, bevor er seinerseits einige Seitenstraßen weiter abbog. Damit war er aus dem Blickfeld seines zweiten Schattens. Eine ungünstige Situation, nun bedeutete es, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Sie verharrte an einer Position, bis die Jünger der Sekte endlich vorbei waren. An liebsten hätte sie die Kuttenträger vergrault, jedoch blieb ihr nichts anderes übrig – ausharren und warten. Sekunden verstrichen, kostbare Sekunden, welche die Arbeit der letzten Stunden zunichte machen konnten. Leisen Schrittes bewegte sich die dunkle Gestalt an dem Haufen angeheiterter PSI-Mönche vorbei und setzte zu einem Sprint an, um die verlorenen Sekunden wieder einzuholen. Doch als sie die Seitenstraße erreichte in die der Dragon Doc eingebogen war, war die Gasse leer. Genau genommen schien es sich um eine Sackgasse zu handeln, denn abgesehen von einem Rolltor zu einer verrümpelten Garage dahinter war hier nichts. Man konnte der Gestalt die aufkommende Angespanntheit ansehen, als sie sich verärgert umdrehte und in den Lauf einer Pain Easer schaute. Ein in einer komplett schwarzen Rüstung gekleideter Private Eye hielt diese Waffe feuerbereit im Anschlag. „Keine Dummheiten, meine kleinen uranhaltigen Freunde sind schneller als Du.“

Squish
11-10-05, 14:01
-- Ein verlässlicher Freund --

„Was der wohl wieder hat...“ Mit diesen Worten war der Private Eye aufgestanden und hatte seine Pain Easer noch einmal durchgeladen, bevor er sie schulterte. Seine Rüstung brauchte er nicht mehr anlegen, seit er selbst zum Teil des Krieges geworden war, hatte er sie nicht mehr abgelegt. Schnellen Schrittes hatte er sich zum Lift begeben und sein Appartment verlassen. Vielleicht hatte sein Kamerad nur mal wieder zu schlecht geschlafen und hatte Gespenster gesehen, aber er würde der Bitte folgen. Sein Ziel war der Crahn Distrikt, unweit vom eigenen Territorium entfernt. Den Weg hatte er schnell zurück gelegt und prüfte noch einmal die Koordinaten auf seiner Anzeige, die Squish ihm übermittelt hatte. Ja, hier musste es sein. Er sah eine Seitengasse, in der Squish nun an der Wand stand und ihm ein Zeichen gab. Kurz darauf hatte der Dragon Doc sein Stealth Tool aktiviert und nutzte das künstliche Tarnfeld um aus der Sackgasse zu verschwinden – gerade noch rechtzeitig, bevor drei Mönche, welche sich gerade in der nähe befanden, außer Sichtweite waren. Irgendwer oder was war hinter ihm her, da war sich Squish sicher, vielleicht aber auch nur Einbildung. Dafür hatte er Kratoc kontaktiert.

Das Zeitfenster war klein, aber gerade noch groß genug um noch rechtzeitig aus der Gasse zu verschwinden, bevor das schwache Tarnfeld zusammenbrach. Es war nicht für den professionellen Einsatz gedacht und hielt nur wenige Sekunden an. Sekunden, welche nun dieses notwendige Manöver möglich gemacht hatten. Schnellen Schrittes war Squish in seine Praxis geeilt und bereitete den Hinterraum vor – so wie er Kratoc kannte, würden sie bald einen Gast haben.

Währenddessen wartete Kratoc hinter einer Säule. Ob sein Kamerad nur unter Verfolgungswahn litt oder ob ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte, würde sich in wenigen Augenblicken zeigen. Noch im Blickwinkel beobachtete er, wie die drei leicht schwankenden Mönche um die nächste Ecke wankten und somit die komplette Straße freigaben. Nichts. „Mal wieder typisch“ schoss ihm gerade durch den Kopf, als er wirklich einen schnellen Schatten sah, der sich anscheinend jener Gasse näherte, in der sein Kamerad noch wenige Sekunden zuvor ausgeharrt hatte. Aus dieser Sackgasse gab es kein Entkommen, das wusste der Veteran genau. Schnellen Schrittes hatte er sich der Gasse genähert. Er musste schnell sein, schneller als jene Person, welche sich nun in der Gasse befand und ziemlich bald ihren Fehler erkennen würde. Mitten im Laufen hatte er hinter sich gegriffen und die „hot loaded“ Pain Easer abschussbereit aus seinem Rückenholster gezogen. Er stoppte in seiner Bewegung und sah tatsächlich eine Gestalt, recht zierlich, und in einer komplett schwarzen Rüstung gekleidet. Völlig unbeeindruckt davon hob er sein Gewehr und hielt das Ende des Laufes in den Nacken der Gestalt vor ihm.

Langsam drehte sich die Gestalt um, ohne jede Regung. Abwartend, was nun kommen würde. Vorsichtig machte Kratoc zwei Schritte seitlich zurück und deutete mit einem Kopfnicken an, wo es lang gehen sollte. „Ein Fehler und es wird Dein letzter sein“ warnte er, danach wurde der Weg schweigend zurück gelegt, lediglich unterbrochen durch ein „links rum“, „rechts rum“ oder „da lang“. Unterwegs kam ihm der Gedanke, dass es ein Fehler sein könnte die Person vor sich ausgerechnet in den Konferenzraum der Loge zu bringen, jedoch hatte er gerade keine Möglichkeit, Squish seine Bedenken zu äußern. Die kleinste Unaufmerksamkeit könnte den Verlust der gefangenen Person bedeuten. Ein Fehler, den er weder riskieren noch verantworten wollte. Und sein Kamerad würde schon seine Gründe haben, warum er ihn dort sprechen wollte.

Sie erreichten den Black Dragon Distrikt ohne irgendwelche Zwischenfälle. Die Person verhielt sich auffällig ruhig, für den Veteran viel zu ruhig. Jeder andere hätte sich vielleicht umgesehen oder auf eine Gelegenheit gehofft zu flüchten, diese Gestalt jedoch war von eiskalter Gelassenheit. Er hoffte, sein Freund würde wissen was er tat, sich die Person ins Haus zu holen, welche ihn verfolgte. Eine Kombination im Lift eingegeben, und die Tür öffnete sich auf der Etage in der sich die Praxis befand. Als sich die Türen öffneten wusste Kratoc jedoch, dass Squish Sicherheitsmaßnehmen getroffen hatte – unmittelbar vor der Tür stand ein Tank in voller Ausrüstung und stand Schussbereit da. „Einen Schritt vor und die Tür schließen!“ befahl dieser nur, worauf beide Personen dem Befehl wortlos folge leisteten. Als die Lifttür sich wieder schloss, schien sie von irgendwo elektronisch verriegelt zu werden. Kratoc sicherte seine Waffe und schob sie wieder ins Rückenholster. „Die Hände seitlich ausstrecken“ befahl der Tank in Rüstung, was die schwarze Gestalt auch ohne zögern tat. Kratoc brauchte nicht erst gebeten werden, er begann die Gestalt vor sich abzutasten und nach Waffen zu durchsuchen. „Keine erkennbaren Waffen“ kommentierte Kratoc mit fast tonloser Stimme. Der Tank nickte knapp, soweit es sein Helm zuließ und Kratoc verstand. Er ging hinter den Tank und öffnete die Tür in die eigentliche Praxis. „Zum Büro“ war die Anweisung des Tanks, und Kratoc wusste, dass sein Kamerad seine Entscheidung überdacht hatte.

Im Büro-Bereich, hinter der Sprechstundenhilfe die nur völlig überrascht schaute, befanden sich zwei Büro-Tische. Auf beiden Tischen glimmte eine Lampe. Bei dem einen Tisch konnte man jedoch deutlich sehen dass dort keiner saß, der andere Tisch war ins absolute Dunkel getaucht. Davon ausgehend dass Squish dort sitzen musste, konnte man auch vermuten dass er seine ebenfalls schwarze Rüstung angezogen hatte – man konnte ihn in der Dunkelheit nicht sehen. „Gab es Probleme?“ fragte der Arzt nur, worauf sein Freund nur den Kopf schüttelte. Leicht lehnte sich Squish in seiner Rüstung vor, sodass man schemenhaft die Silhouette der Rüstung in der Dunkelheit erkennen konnte. Sein Blick, wenn man die Haltung der Rüstung deuten konnte, richtete sich gegen die anwesende fremde Gestalt. „Es ist gut einen Freund zu haben, auf den man sich verlassen kann.“

Alex Smith
11-10-05, 14:10
Nice Doc, seeeeehr nice
Ich krieg wieder mehr Konkurrenz *sich wild tippernd über die Tastatur hermacht*

Ne, mal im ernst, so macht das schreiben glatt viel mehr Spaß, wenn andere Leute sowas auch machen und man weiß: Hey, du schreibst vielleicht nicht, aber ein anderer wirds tun, also bist du nicht in Zugzwang

Squish
11-10-05, 14:35
Nice dass ich wenigstens noch Feedback bekomme Alex, nach Part 4 hat ja nur noch Kratoc geantwortet, ich wollts schon gar nicht mehr online stellen ;)

Na dann tipper ich gleich mal an Part 7 ... und Dir auch noch frohes Schaffen :cool:

Finde Deine Geschichten übrigens auch klasse :)

Alex Smith
11-10-05, 14:43
dann feedbacke wenigstens auch Doc, sonst gibts nichts mehr *g*
Ein Schreiber schreibt nur, wenn man seiner Eitelkeit schmeichelt!

Squish
17-10-05, 15:38
-- Das Verhör --

Völlig regungslos stand die schwarze Gestalt vor dem Schreibtisch von Squish, in einem gewissen Abstand dahinter Kratoc. Der Tank, welcher auf den Namen Rambo hörte, sorgte dafür dass der Eingang für den Moment frei blieb – man wollte ungestört sein. Squish hatte sich wieder komplett in den Schatten zurück gelegt und musterte einfach die Gestalt vor seinem Schreibtisch. Die Minuten mochten wie Stunden wirken die sie so verbrachten, dennoch ließ er sich Zeit. Vielleicht würde diese Stille sein Gegenüber unruhig werden lassen, doch es geschah rein gar nichts. Wie einer Statue gleich stand die Gestalt dort, keinerlei Regung ging von ihr aus. Innerlich musste Squish bei dem Gedanken leicht schmunzeln. Irgendwie kam ihm die Idee, dass die Gestalt vor ihm vielleicht das gleiche mit ihm vor hatte. Eine interessante Idee, es würde auf eine Kraftprobe hinaus laufen, wer zuerst die Nerven verlor. Aber er schätzte, dass er wohl weitaus weniger Zeit erübrigen konnte als sein Gegenüber. Termine warteten, die sich nicht ewig aufschieben lassen würden.

„Sie sind also hinter mir her, nun, hier bin ich“ begann Squish dann irgendwann gelassen die Konversation, immer noch in seinen Stuhl im Schatten zurückgelehnt. Die Gestalt jedoch zeigte keinerlei Regung. Innerlich spielte der Arzt schon mit dem Gedanken, ob die verhüllte Person da vor ihm mittlerweile im Stehen eingeschlafen wäre, als sie plötzlich elegant nach hinten austrat und Kratoc an der Stelle traf wo es wirklich weh tat. Nur Sekundenbruchteile später setzte sie zum Sprung an, landete auf dem Tisch und fuhr eine Klinge aus, die irgendwie in ihren Ärmeln versteckt gewesen sein musste. Die Spitze dieser Klinge landete genau zwischen Halsansatz und Schlüsselbein, und berührte nur mit leichtem Druck die haut. Kratoc, schnell von der Überraschung erholt und dankbar dafür eine Rüstung zu tragen, hatte blitzschnell die Pain Easer gezogen und hielt ihr mit einem knurrenden „ganz schlechte Idee“ den Lauf an den Kopf. „Wenn er abdrückt habe ich immer noch genug Kraft, diese Klinge entsprechend einzusetzen“ warnte eine leise weibliche Stimme ihn. Sie schien genauso ruhig und gelassen wie die ganze Zeit schon, nicht eine Spur von Anstrengung. Diese Aktion schien sie so gut wie überhaupt nicht belastet zu haben. Dem Doc blieb also gar nichts anderes übrig, als die Hand zu heben und Kratoc zu bedeuten, sich wieder ein Stück zurück zu ziehen. Dass er dieses nur sehr widerwillig tat, war an dem Knurren mehr als deutlich zu erkennen. „Wenn ich Dich hätte töten wollen, wärst Du längst nicht mehr am Leben“ erklärte die geschmeidige Stimme und fuhr mit der zweiten Hand über seinen Helm auf Höhe der Wange. Leicht drehte sie dann ihren Kopf zur Seite. „Der da und die wandelnde Rüstung ohne Grips da draußen sollen hier verschwinden“ verlangte die geschmeidige Stimme mit einem fordernden Unterton. Ob sie es sehen konnte wusste er nicht, jedoch schüttelte der Doc leicht den Kopf. „So einfach wird es nicht sein die beiden davon zu überzeugen die Praxis zu verlassen, immerhin sind diese beiden unter anderem zu meiner Sicherheit hier.“ Noch immer drückte die metallene Spitze der Klinge an seinem Halsansatz. Die Gestalt vor ihm, welche nun zumindest anhand der Stimme als weiblich eingestuft werden konnte, schien Squish direkt in die Augen zu schauen, als könnte sie durch sein dunkles Visier hindurchsehen. „Ich werde für Deine Sicherheit sorgen, solange ich hier bin wird Dir nichts passieren“ sie drehte ihren Kopf wieder etwas seitlich in Kratocs Richtung. „Wenn es mein Wunsch gewesen wäre Dich zu töten, hätten die beiden eh schon versagt.“ Und damit schien sie recht zu haben. Kratoc schien seinen Kameraden eindringlich durch sein Visier anzusehen, und Squish wusste das, ohne den direkten Blickkontakt zu haben. Dass es dem Veteran nicht gefiel den Doc mit dieser Gestalt alleine zu lassen war nur zu verständlich, dennoch nickte Squish zustimmend, was für Kratoc bedeutete, sich zurück zu ziehen. Und sein Freund brauchte gar nichts sagen, Squish wusste auch so dass Kratoc mehr als nur dagegen war. Dennoch leistete er der Anweisung folge und gab Rambo ein Zeichen, ihm aus der Praxis zu folgen. Der Tank schaute recht sparsam, klappte sein Visier wieder runter und folgte dem Veteran nach draußen.

Sekunden vergingen. Die Türen hatten sich längst wieder geschlossen und noch immer verharrte die Gestalt in ihrer Position. Dann endlich erhob sie sich geschmeidig und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, die Klinge wieder im Arm verschwindend. „Und nun frag – Du hast doch Fragen? Sonst hättest Du mich kaum her bringen lassen“ forderte sie ihn mit einer seidig zarten Stimme auf. „Und wenn Sie keine Fragen hätten, dann hätten Sie sich nicht so ohne weiteres hier her bringen lassen, oder?“ entgegnete er mit ungewöhnlich ruhiger Stimme. Irgend etwas faszinierte ihn an ihr, sie war kalt und berechnend, und im nächsten Moment verspielt wie ein Kind. Sie saß beinahe schon belustigt da, ihn musternd und seine Reaktion abschätzend. Er musste durchaus vorsichtig sein, denn wenn dieses kindhafte nicht gespielt war, konnte eine Verärgerung durchaus gefährlich enden. Langsam zog er ein Datacube aus der Schublade und legte ihn auf den Tisch. „Kennen Sie diesen Datacube?“ Die Frau in der Rüstung regte sich nicht einen Millimeter, schenkte dem Stück Elektronik keinerlei Beachtung. „Wenn es der ist von dem ich glaube dass er es ist, dann sollte ich ihn kennen – ich habe ihn verfasst“ antwortete sie wieder mit einer liebreizenden Stimme, die unter anderen Umständen einen Stein zum schmelzen hätte bringen können. Wieder beugte sich Squish ein stück nach vorn, sodass das schwache Licht der Schreibtischlampe zumindest die Silhouette seiner Rüstung zum Vorschein brachte. „Und, kennen Sie ihn?“ „Nein“ war ihre knappe aber für ihn alles sagende Antwort. Enttäuscht lehnte er sich wieder zurück, und seine Enttäuschung war auch in seiner Stimme zu hören. „Warum dann das alles? Ich habe keine Zeit für solche Spielchen, dafür ist mir die Sache zu ernst.“ Sie verschränkte die Arme, die Stimme wurde etwas kühler, aber dennoch verlor sie nicht an ihrem Zauber. „Wer sagt dass es mir nicht ernst ist?“ Ja, diese Frau hatte etwas sehr faszinierendes an sich, dennoch begann dem Doc das Gespräch langsam zu langweilen. „Ich glaube kaum das wir das gleiche meinen. Sie sollten nun besser gehen, ich habe noch einige Termine.“ Kaum hatte er dies ausgesprochen, sprang sie auf, landete geschmeidig auf den Tisch um kam mit ihren Kopf ganz dicht an den seinen. Er hätte ihren Atem spüren können, wären nicht beide in Rüstung gehüllt, fast schon berührten sich die Helme. „Ab heute hast Du einen zweiten Schatten“ hauchte sie ihm entgegen, danach verschwand sie mit so unglaublicher Geschwindigkeit, dass er es erst richtig registrierte, als sie schon aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Als er an seiner Sprechstundenhilfe vorbei rannte, schaute sie ihn nur verwundert an. „Wo ist sie?“ fragte er sie leicht sauer, doch sie sah ihn nur noch erstaunter an. „Wo ist wer?“ „Na die Frau, mit der ich eben noch ...“ er winkte ab und rannte zur Tür, und fuhr mit dem Lift nach unten. Als sich die Türen öffneten, befanden sich davor ein Private Eye und ein Tank, welche ihn nur überrascht ansahen. Von der Frau in der schwarzen Rüstung keine Spur.

Squish
03-11-05, 17:54
-- Erfolglose Suche --

„Lasst mich raten – hier ist niemand vorbei gekommen, oder?“ Enttäuscht von sich selbst sah er die beiden leicht genervt an. Als beide verneinten, seufzte er nur kurz. „Ab nach oben, ich glaube wir haben da was zu besprechen.“ Den kurzen Moment im Lift verbrachten sie schweigend, ebenso den Weg durch die Praxis in den Hinterraum. Nachdem der Raum von innen versiegelt worden war, setzten sich die drei an den Tisch in der Mitte des Raumes. „Wer war das nun?“ fragte Rambo, doch Squish konnte nur den Kopf schütteln. „Keine Ahnung, nicht die geringste.“ „Ich werde mal das Videomaterial auswerten“ schlug Kratoc vor und tippte sich dabei an seinem Helm. Seit einer Ewigkeit machte er nahezu rund um die Uhr audiovisuelle Aufzeichnungen von seiner Umgebung. Wenn sich der Doc recht daran erinnerte, dann war das Equipment ein Überbleibsel aus ihrer Zeit als Scouts bei den Twilight Guardian. „Halt die Augen offen“ verabschiedete der Doc seinen Kameraden, welcher sich wohl an die Auswertung der Aufnahmen machen würde. Kratoc hatte sich bereits erhoben, als er Squish noch einmal musterte. „Du bist unvorsichtig geworden“ bemerkte er nur knapp, worauf der Doc nur seufzend nickte. „Ich melde mich, wenn ich fertig bin.“ Mit diesen Worten verließ der Veteran den Raum.

Wortlos sah Squish den Tank an, der bisher nur geschwiegen hatte. „Soll ich weiter den Sektor überwachen?“ fragte er schließlich. „Wäre gut Rambo“ entgegnete der Doc, „aber nur bewachen, solange keine unmittelbare Gefahr besteht. Ich will wissen wer sie ist.“ Der Tank nickte nur knapp. Was den Tank an der Situation störte, war die Ungewissheit der Situation. Ein offener Kampf auf dem Feld war ihm lieber als dieses Versteckspielen. Dennoch würde Squish nicht von seinem Kurs abweichen, so viel war klar. Er würde sich damit abfinden müssen, aber innerlich hoffte er, der Feind würde ihm einen Grund geben das elendige Versteckspiel zu beenden.

„Darf man eintreten?“ kam eine Stimme aus dem Nichts. Der Doc schmunzelte. „Du bist doch längst da.“ Mit einem bläulichen Schimmern enttarnte sich ein Spion, dessen Grinsen kein Ende nehmen wollte. „Solche Versteckspiele sind im Moment nicht gerade amüsant.“ Mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck ließ sich der Doc wieder in seinen Stuhl fallen. Langsam verschwand das Grinsen im Gesichtsausdruck des Spions. „Ich habe sie eine Weile verfolgen können“ berichtete er schließlich. Das ließ den Doc aufhorchen. „Und weiter?“ Der Spion ließ sich Zeit und machte es sich auf einem der Stühle bequem. „Verdammt Metu nun red’ endlich!“ Metugis zuckte mit den Schultern. „Ich konnte sie bis zum Tsunami Distrikt verfolgen, dann wurde es zu heiß, tut mir leid. Aber irgendwo dort muss sie eine Unterkunft haben, ich habe mich auf dem Rückweg ein wenig umgehört. Keiner kannte ihren Namen, aber sie wurde dort wohl schon öfters gesehen.“ Der Doc seufzte. „Scheint so, als müsste ich ein paar Freunde ein wenig nerven.“ Er stand kurz auf, ging rüber zu einem Schrank, brachte Rambo ein Bier, Metugis und sich selbst ein Preachers auf Eis. „Was für ein Tag“ murmelte er, als er kurz die Bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas beobachtete, bevor er einen kräftigen Schluck davon nahm.

Langsam brach der Abend hinein, ohne dass Squish nur etwas mehr in Erfahrung bringen konnte. Die Auswertung von Kratocs Aufzeichnungen hatten nichts ergeben bis auf die Tatsache, dass die Frau recht viel Kraft und Geschicklichkeit für ihre zierliche Figur besaß. Dass sie so schnell und geschickt war, schien daher kein Wunder mehr zu sein, eher eine Frage des konsequenten Trainings. Auch Rambo hatte nichts ungewöhnliches mehr im Sektor festgestellt, und Metugis kehrte ebenso demotiviert von seiner Tour aus dem Hacknet zurück. Die Freunde und Kontakte, welche der Doc kannte, wussten entweder ebenfalls nichts von dieser Frau oder sie hüllten sich durch irgend etwas eingeschüchtert in Schweigen. „Ich glaube, wir sollten für heute Feierabend machen“ entschied Squish. „Wir sind alle müde und mir kommt es so vor, als würden wir einen Geist jagen.“ Die Anwesenden nickten und machten sich einer nach dem anderen auf den Weg. Als letzter ging Kratoc, welcher kurz inne hielt. „Das gilt genauso auch für Dich, Squish.“ „Ja ja, keine Sorge, ich werde heute nicht mehr alt.“ Als Kratoc gegangen war, deaktivierte Squish die Systeme und schloss hinter sich ab. Ruhe kehrte in die Praxis und in den Raum dahinter ein. Und im obersten Stockwerk verließ eine sehr zufriedene Gestalt wortlos die Praxis durch das Dach.

„Trautes Heim, Schock muss sein.“ Gefrustet stieg Squish die Stufen zum zweiten Stockwerk seiner Wohnung hoch. Dass die zusammen geflickte Leiter überhaupt noch hielt war mehr ein Wunder denn das Ergebnis eines kompetenten Zimmerers. Gute Leute für so etwas im Dome zu bekommen war unmöglich, selbst für ihn – es gab in dieser Stadt, oder was davon noch übrig war, einfach keine Bau-Ingenieure mehr. Kopfschüttelnd betrachtete er das Loch in der Wand, dort wo das Gemäuer bei der Explosion nachgegeben hatte. „Und wenn ich selbst das Maurerhandwerk erlernen muss, bis zum Monatsende ist das Loch weg“ grummelte er vor sich hin. Kopfschüttelnd ging er ins Schlafzimmer und starrte zu der Stelle, die ihm als Meditationsplatz diente. „Vielleicht keine so schlechte Idee.“ Die nächsten zwei Stunden würde er in sich gekehrt vor einem Räuchergefäß verbringen.

Erschrocken griff er nach seinem Messer, welches sich nicht mehr an seiner Stelle befand, er hatte es schon vor der Meditation abgelegt. Dennoch brauchte er einen Moment, um sich wieder konzentrieren zu können. Seine Anspannung löste sich langsam wieder, als er die leichten massierenden Bewegungen an seinem Hals fühlte. „War der Tag so anstrengend?“ hauchte ihm eine seidenzarte Stimme in sein Ohr. „Du wirst mich nicht finden, aber ich finde Dich“ hauchte sie erneut. Der Doc entspannte sich unter der wohltuenden Massage ein wenig, als sie genauso abrupt endete wie sie begonnen hatte. Mit schnellem Blick sah er sich um, lediglich um festzustellen, dass er allein war. Kein Anzeichen dafür, dass jemand außer ihm in diesem Raum gewesen wäre.

Der Beat hämmerte aus den Boxen des Electric Vibes Club, ein Ort, den Squish seit seiner Eröffnung zu seinem Stammclub erkoren hatte. Die Musik war gut, die Elektroden verteilten ordentlich Ozon während sie Funken mit lautem Knallen quer über die Decke zogen. Von einem beruhigten Bereich aus dem oberen Stockwerk blickte er auf die Tanzfläche und beobachtete schweigend einfach die tanzende Menge. Vielleicht würde ihn das ein wenig ablenken, ein wenig zur Besinnung kommen lassen. In den letzten Stunden war ihm diese fremde nicht mehr aus dem Kopf gegangen und hatte ihn von seiner eigentlichen Motivation verdrängt. Innerlich schüttelte er den Kopf als er einen Schluck von seinem Preachers on the Rocks nahm. Anstelle sich auf seine eigentliche sich selbst gestellte Aufgabe zu konzentrieren hatte er begonnen, einer Frau nachzujagen. Vielleicht würde es ihm bei seiner Suche helfen wenn er sie endlich gefunden hatte, aber beinahe hatten sich seine Intentionen der Suche sie betreffend geändert. Er musste sich zusammen reißen und wieder einen klaren Verstand bekommen, den er mit der Zeit verlorne hatte. Kratoc hatte recht, er war unvorsichtig geworden. Es hätte weitaus mehr passieren können, und wie die unbekannte gut argumentiert hatte, wäre sie in böser Absicht gekommen, wäre er sicher nicht mehr am Leben. Er hatte Glück gehabt, reichlich Glück. Es war Zeit sich wieder ein wenig zusammen zu reißen, man sollte sein Glück nicht überstrapazieren. Sich an diesem Entschluss festhaltend leerte er sein Preachers und machte sich wieder auf den Weg nach Hause. So langsam sollte er wirklich ein paar Stunden schlafen.

Alex Smith
25-11-05, 00:12
Lecker Doc.
und wie jedes gute, deftige Gericht, verlangt es nach MEEEEEEHR!

Ich muss zugeben, du schaffst es wirklich gut, die "bekannten" Chars in deine Story zu implementieren, etwas wovor ich immer noch stark zurückschrecke

Lt. Drunken
25-11-05, 13:26
wahhhhnsinn

hab die letzten 3 storys nicht gelesen und hatte nun die zeit mir das mal alles in ruhe rein zu ziehn
alles am stück zu lesen ist um einiges besser als immer nur einen einzelnen teil

in meinem kopf schwirren gedanken über einige filme zu nc
leider hab ich nie wirklich zeit bzw bin ich zu faul mir die nötige zeit zu nehmen
falls ich mich doch mal dazu zwingen kann mir die zeit zu nehmen wäre diese story mit deiner erlaubnis die erste

hm .. kritisieren kann man bei dir ja leider schon ne ganze weile nichts mehr
ein zwei rechtschreibfehler kann man verzeihn und sollten bei einer so guten story eh überlesen werden
(dabei macht kritisieren immer so viel spaß)